Beiträge von Matthias

    Diskussionsthema zum Artikel: Wie geil ist diese Mannschaft


    Wie geil ist diese Mannschaft

    Die Ergebnisse der Konkurrenz scheinen dem FCK herzlichst egal zu sein. Nach dem Derbysieg gegen Saarbrücken findet selbst der größte Skeptiker (k)ein einziges Haar in der Suppe.


    Sich vor seine Mannschaft zu stellen, wenn es schlecht läuft, ist für viele Trainer und Spieler zur Gewohnheit geworden. Klar, man ist ein Team und will das nach außen hin demonstrieren. Sich jedoch hinter seine Mannschaft zu stellen, wenn es gut läuft, ist eine Tugend, die zunehmend in Vergessenheit gerät. Doch zwischen Selbstdarstellern, Einzelspieler-Preisträgern und Davie Selkes tummeln sich im deutschen Fußball immer wieder Spieler, die nach 5,5 erzielten Toren in drei Spielen auf die Aussage „Sie als Man of the Match…“ mit einem energischen „ne, ne, ne, ne“ reagieren. Terrence Boyd ist einer dieser Spieler. Einer, der sich hinter die Mannschaft stellt - einer, der bescheiden bleibt, obwohl es durchaus erlaubt wäre, zumindest etwas abzuheben. Und der Neuzugang aus Halle ist auch einer, der den Fans ständig das Gefühl gibt, Teil von dem zu sein, was da auf dem Platz passiert. Im Interview nach dem großartigen Derbysieg gegen den FC Saarbrücken galten all seine Worte den anderen: Den Mitspielern, dem Trainerteam, dem 12. Mann und der ganzen Westkurve. Stunden später twitterte er: „Mir fällt übrigens immer noch kein passendes Adjektiv ein, wie es sich anfühlt, vor 'ner vollen West zu treffen.“ Saarländer würden ja „schweinegeil“ sagen.


    Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Saarbrücken (3:1)

    "Dann gewinnen wir eben zu zehnt"


    Für den zweckpessimistischen FCK-Fan standen die Vorzeichen vor der Partie gegen den FCS wie immer möglichst schlecht. Braunschweig eiert sich von Sieg zu Sieg, während die mit sechs Punkten Abzug bestraften Saarbrücker den Mund nicht hätten weiter aufreißen können. Man würde doch nicht die restlichen Spiele allesamt gewinnen? So viel Glück könnte und so viel Qualität würde der in der Bundesliga längst vermisste Traditionsclub doch nicht haben, dachten sich viele der Lautrer Anhänger:innen. Doch die Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen samt des Königstranfers Terrence Boyd bewies allen, die je Kritik übten, dass sich diese Mannschaft von nichts mehr in der Welt aufhalten lässt. Nicht von roten Karten und schon gar nicht von Gegentoren. Und wenn es dann doch geschieht, dass die Roten Teufel aufgrund zahlenmäßiger Unterlegenheit in den eigenen 16er gedrückt werden, wird eben Matheo Raab zum Vorlagengeber mit einem Abschlag, den seit dem WM-Achtelfinale 2010 niemand mehr gesehen hat. Dazu ein Phillip Hercher in gewohnter Topform und ein Kenny Prince Redondo, der nach langer Zeit das Tor trifft.

    Terrence Boyd: Die amerikanische Sturmbestie


    Wer oder was soll diese Mannschaft eigentlich noch aufhalten, wenn sie sich so anstellt? Mit Blick auf das große Buch der Fußball-Floskeln kann die Antwort darauf nur lauten: "Lediglich sie selbst." Wobei selbst dafür die Vorstellungskraft nicht ausreicht. Sämtliche Zweifel, die nach schwachen Spielen - beispielsweise gegen 1860 München - aufkamen, wurden durch den Zyklopen im Sturm, der amerikanischen Sturmbestie, erfolgreich weggeweht. Der Befürchtung, dass die Systemumstellung von Daniel Hanslik auf Boyd die nötige Aggressivität und vor allem Spritzigkeit im Pressing nehmen könnte, steht heute ein fulminanter Knipser namens Terrence Boyd gegenüber. Diese Lobrede ist noch nicht vorbei. Denn, so lange wie dieser Verein schon keinen mehr hatte, muss der Begriff „Knipser" erläutert werden. Wikipedia sagt dazu: „Umgangssprachlicher Begriff, der einen besonders treffsicheren Stürmer bezeichnet."


    Timmy Thiele hat hin und wieder das Tor getroffen, und auch Marvin Pourié tut das für Würzburg immer noch. Doch seit Mohamadou Idrissou hatte der 1. FC Kaiserslautern keinen Stürmer mehr in seinen Reihen, der genetzt hat, wenn es wirklich wichtig war, wenn es unwichtig war und wenn es so schien, als könnten andere Spieler aus einer bestimmten Position niemals ein Tor erzielen. Vor Terrence Boyd war der FCK in der Lage aus jedem Spiel ein Unentschieden herauszuholen. Mit Terrence Boyd können Spiele zu zehnt gewonnen werden. Was dem besten Wintertransfer der Vereinsgeschichte übrigens die Krone aufsetzt, ist die Tatsache, dass Elias Huth, der auf dem Betze stets sympathisch aber immer glücklos wirkte, ein Team gefunden hat, in das er nicht nur reinpasst, sondern in dem er eine wichtige Rolle spielen kann. Halle und der FCK sorgten in der Vergangenheit regelmäßig für hitzige Duelle in Liga 3 und dem DFB-Pokal. Doch mit diesem wechselseitigen Transfer wurde einfach allen geholfen. Im Übrigen war es das mit den Duellen in Liga 3 für's erste.

    Der FCK steigt auf


    Am kommenden Wochenende darf sich Lauterns ärgster Konkurrent, die Eintracht aus Braunschweig, auf ein spielfreies Wochenende freuen - oder je nach Perspektive über ein spielfreies Wochenende ärgern. In Wiesbaden können die Roten Teufel ihren Vorsprung auf fünf psychologisch extrem wichtige Punkte ausbauen. Und wenn der Tabellenführer aus Magdeburg, in dessen Rückspiegel der FCK zumindest zu sehen ist, gegen Braunschweig abliefert, sind die Lautrer nicht nur so gut wie aufgestiegen. Am vorletzten Spieltag könnten sich die Pfälzer sogar eine peinliche Niederlage gegen Köln erlauben. Das Horror-Szenario eines letzten Spieltages, an dem man als FCK-Fan nur zusehen kann, wie eine Magentasport-Konferenz über die Zukunft des Vereins entscheidet, würde ausfallen. Und die Pfalz könnte sich auf eine Woche voller Feierlichkeiten und einen Sommer voller Vorfreude freuen.

    Wo bleibt das Haar in der Suppe?


    Die Leser:innen dieser Kommentare sind es durchaus gewohnt, dass an dieser Stelle auch Negativpunkte herausgearbeitet werden. Doch in der aktuellen Lage scheint sich kein einziger solcher Punkt finden zu lassen. Wäre da nicht die Anhängerschaft des 1. FC Saabrücken, die ihre Leuchtfackeln teilweise bis zur Mittellinie warf und damit sowohl die eigenen Spieler als auch das Schiedsrichter-Gespann und die Spieler des 1. FC Kaiserslautern in Gefahr brachten. Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, an dem das Spiel aus Saarbrücker Sicht noch völlig offen war. Eine solche Zurschaustellung 'gefährlicher Dummheit' muss von DFB dringend bestraft werden. Und damit sollten genug Haare in der von Maggi geschwängerten Lyoner-Suppe sein.

    Mehr Lobhudelei, mehr Taktik


    Um jedoch mit einer positiven Note zu enden, muss hier nochmals auf die taktische Aufstellung beziehungsweise das System eingegangen werden. Denn Marco Antwerpen gab dieser Mannschaft in seiner jetzt über einjährigen Amtszeit ein taktisches Rüstzeug mit auf den Platz, welches sie von anderen Trainern nicht bekam. Natürlich war es Glück im Unglück, dass Antwerpen nach dem Platzverweis von Kevin Kraus 15 Minuten Zeit hatte, seiner Mannschaft zu erklären, wie es weitergehen müsse. Doch allein die Tatsache, dass der roten Karte keine Auswechslung in der Halbzeitpause folgen musste, spricht für das System Antwerpens. Aus der Fünferkette, respektive Dreier-Innenverteidigung kann schnell und ohne Hinzutun von Spielern eine Viererkette gebildet werden. Die Offensivkräfte wiederum können die linke und die rechte Seite sowie die Sturmspitze praktisch besetzen, wie sie wollen. Dazu hat der FCK mit Hikmet Ciftci und Marlon Ritter zwei Box-to-Box-Spieler, die man einsetzen kann, wo man möchte. Variabilität kennt mit dieser Mannschaft keine Grenzen. Und die immer wieder vorkommenden Vorstöße von Boris Tomiak auf der rechten Flanke sind zu einem Spielzug geworden, mit dem bislang kein Drittligateam umgehen konnte und auf den in der Regel immer eine Torchance folgt.


    Zum Abschluss noch ein Aufstellungs-Funfact der Extraklasse. René Klingenburg hat es in dieser Saison in allen Mannschaftsteilen stehend in die Kicker-Elf des Tages geschafft. Abwehr, Mittelfeld, Sturm. Und jetzt genug Bauchgepinsel. Genießt das Osterfest. Es wird das letzte als Drittligist sein.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Der Anfang vom Ende?


    Der Anfang vom Ende?

    Der FCK fährt die erste Niederlage seit Oktober ein und bestätigt die zuletzt schwachen Leistungen. Wieso starke Sechziger aber doch gut für den Betze sein können. Ein Kommentar.


    Am 25. Mai 1983 schoss Felix Magath im Europapokal der Landesmeister gegen Juventus Turin in der neunten Spielminute das 1:0. Das frühe Tor sollte das einzige an diesem Abend bleiben. Jahre später sagte Magath, dass ihm während seines Torjubels allerdings nur ein einziger Satz durch den Kopf ging: „Oh nein, das war zu früh.“ Frühe Tore sind Fluch und Segen zugleich. Sie leiten regelmäßig hohe Siege ein, wiegen einen in falscher Sicherheit oder kommen im Falle der Guardiola-Bayern einem Todesurteil gleich. Denn wer es in den Jahren 2013 bis 2016 wagte, gegen die Münchner ein frühes Tor zu erzielen, konnte sich schon mal auf ein lässiges 1:6 einstellen.

    Kampf nicht angenommen

    Am gestrigen Abend erzielte auch der 1. FC Kaiserslautern im Flutlichtduell gegen die Münchner Löwen ein frühes Tor. Nach einem Fehler von Stephan Salger (immerhin 132 Einsätze in Liga 2 und sogar fünf in der Bundesliga) netzte Mike Wunderlich nach nur 90 Sekunden zur überraschenden 1:0 Führung ein. Technisch keineswegs unanspruchsvoll. Mit weiteren Lorbeeren durfte sich der offensive Mittelfeldspieler und Routinier allerdings nicht schmücken. Einzig und allein eine Schwalbe, die ihm eine gelbe Karte einbrachte, stand am Ende neben dem Tor auf der Habenseite. Es war wohlgemerkt seine fünfte gelbe Karte, was die Schwalbe noch etwas bitterer erscheinen lässt als ohnehin schon. Dem frühen Gegentor folgten auf Seiten der Lautrer einige wilde Angriffe, aber - wie so oft in den vergangenen Wochen – nichts wirklich Zwingendes. Nach und nach kamen die Münchner so besser ins Spiel und schossen folgerichtig das 1:1 - wenn auch etwas glücklich, da der Schuss von Merveille Biankadi von seinem Mitspieler Marcel Bär unhaltbar abgefälscht wird. Unglücklich für Lautern, aber absehbar.


    In Halbzeit zwei wirkten die Münchner dann wie ausgewechselt. Und der Druck auf den FCK wuchs so weit, dass die Roten Teufel bis auf Befreiungsschläge und lange Pässe auf Muhammed Kiprit keine anderen Mittel mehr fanden, sich aus der eigenen Hälfte zu befreien. Zu Kiprits Verteidigung: Er ist kein Konterstürmer und wird wahrscheinlich auch keiner mehr werden, weswegen die meisten Angriffe der Lautrer an seiner fehlenden Schnelligkeit scheiterten. Und auf einen goldenen Moment von Marlon Ritter konnte der FCK auch nicht setzen. Zwar versuchte der 27-jährige es hin und wieder, doch in der 63. Minute wurde er nach immerhin starker Laufleistung ausgewechselt. Damit verließ die Lunge des FCK den Platz und die Pfälzer ließen sich infolgedessen noch weiter an den eigenen Sechzehner nageln. Das 2:1-Siegtor der Münchner ließ dann jedoch länger auf sich warten, als die Zuschauer im Grünwalder Stadion hätte annehmen können. Denn wenn der FCK in dieser Saison eine Sache besser kann als alle anderen, dann ist es das Verteidigen. In der 85. Minute dann der Moment des eingewechselten Kevin Goden - ironischerweise nach einem Freistoß und nicht aus dem Spiel heraus. Phillip Hercher, nach der Pause für Dominik Schad eingewechselt, war sich unsicher, ob er den Mann oder den Pfosten decken soll. Und drin war das Ding. Selbst in der dritten Liga hat man keine Zeit zum Zögern.

    Die erste Niederlage seit Oktober

    Ist die Niederlage nur ein kleiner Einbruch oder aber der Anfang vom Ende? Der 1. FC Kaiserslautern tut sich seit exakt vier Spielen etwas schwer und hat vor allem Probleme gegen Gegner, die in der Lage sind, den Druck auf das Lautrer Tor phasenweise zu erhöhen und den FCK damit zum Kontern verdammen. Gegen Verl ging dieses Szenario Dank eines grandiosen Sololaufs von Marlon Ritter noch gut, doch gegen 1860 München fehlte ein solcher Moment. Was dem FCK auch fehlt sind Spieler und eine generelle Konstanz. Schuld daran sind die vielen vor allem kleinen Ausfälle. Seien es Gelbsperren, plötzlich auftretende Krankheiten oder Corona. Die immer noch beste Abwehr der Liga spielt selten in der gleichen Besetzung, was ihre Leistung nur noch größer macht. Doch selbst diese Abwehr kann eben nicht jedes Spiel zu Null spielen und so reicht es mit einer solchen Leistung nicht zwangsläufig für ein Unentschieden - wie beispielsweise in den Spielen gegen Magdeburg und Mannheim.


    Den 1860ern wiederum kann man zu ihrer Leistung nur gratulieren. Nicht nur, dass sie den Zweitplatzierten der dritten Liga in die Schranken gewiesen haben, sie klopfen nach unerwarteten Niederlagen gegen Halle und Türkgücü München doch nochmal oben an. Für den FCK dürfte das allerdings nicht das Schlechteste sein - schließlich müssen die wieder besser spielenden Münchner noch gegen Mannheim und Saarbrücken ran.

    Ein Blick in die nähere Zukunft

    Als nächstes treffen die Roten Teufel auf den VfL Osnabrück. Und der Verein von der Bremer Brücke hat gegenwärtig genauso viel Lust auf ein spätes Aufstiegsrennen wie 1860 und Wiesbaden. Zudem sind die Niedersachsen seit acht Spielen ungeschlagen und nur drei Punkte hinter Platz zwei. Dieser wird – nachdem sich die Magdeburger schon früh uneinholbar abgesetzt haben – Stand jetzt von sieben Mannschaften ins Visier genommen, die sich zwar untereinander die Punkte nehmen, aber auch mehr Druck auf den FCK ausüben werden. Mehr, als die Pfälzer möglicherweise vertragen. Doch wenn der FCK in dieser Saison – zumindest seit dem 0:1 gegen Magdeburg – eines bewiesen hat - dann, dass er nach Niederlagen immer wieder Höchstform erreichen kann. So war es gegen besagte Magdeburger, gegen den TuS Mechtersheim und Würzburg. Und vielleicht auch jetzt nach der Niederlage gegen München, an deren Ende die frühe Führung nicht gereicht hat. In der Saison läuft es dagegen umgekehrt. Einem schlechten Start folgte eine unvergleichliche Aufholjagd. Und wer weiß. Die von Felix Magath trainierten Wolfburger waren in der Saison 08/09 bis zum 27. Spieltag kein einziges Mal auf Rang 1. Und wir alle wissen, wie das endete.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: 11 Verteidiger müsst ihr sein


    11 Verteidiger müsst ihr sein

    Der FCK gewinnt, gewinnt und gewinnt. Doch dass Kaiserslautern im neuen Jahr noch immer ohne Gegentor ist, überrascht sogar die größten Experten. Ein Kommentar.


    In der Winterpause schrieb ich die „sechs steilen Thesen zum Rückrundenbeginn". Diese Thesen schreibe ich seit rund zwei Jahren in regelmäßigen Abständen. Für gemeinhin haben sie weder einen literarischen noch einen journalistischen Wert. Manch einer tut sie als reinen Spaß und 11FREUNDE-ischen Klamauk ab. Doch nach nun drei Spielen im neuen Kalenderjahr 2022 hat der 1. FC Kaiserslautern weder ein Gegentor kassiert noch Punkte liegen lassen. Genau wie ich es voraus gesagt habe. Zu Buche stehen ein 4:0 gegen den direkten Konkurrenten Meppen, ein 2:0 gegen Viktoria Berlin und zuletzt der 1:0 Heimsieg gegen den Halleschen FC. Der Traum vom Aufstieg rückt näher, wenn auch noch nicht in greifbare Nähe. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Roten Teufel immer noch von zahlreichen Mitkonkurrenten gejagt werden. Und dank den davoneilenden Magdeburgern wird letzten Endes nur ein sicherer Aufstiegsplatz übrig bleiben. Ob den FCK gegen Ende der schlechte Saisonstart nochmal einholt, hängt also von den nächsten Wochen und den Ergebnissen gegen Zwickau, Magdeburg und Mannheim ab, die durch ihr Unentschieden in Meppen zur Freude aller pfälzischen Fußballfans auf Rang sechs abgerutscht sind.


    Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - Hallescher FC (1:0)

    Gegentore? Fehlanzeige!

    Aber erst einmal genug der Zukunft. Werfen wir einen Blick auf den inzwischen achten Heimsieg dieser Saison. An dieser Stelle ließe sich die Geschichte vom "dreckigen Sieg" erzählen - man könnte auch das Pferd beschwören, welches immer nur so hoch springt, wie es letztendlich muss. Es wäre jedoch auch möglich, die Abwehrreihe der Pfälzer zu loben, die trotz neuer Ausfälle (Niehues, Redondo, Ritter) und trotz einer weiteren Woche voller Spieler-Rochaden mal wieder zu null gespielt hat. Und das obwohl Lauterns erster Verteidiger und Debutant Terrence Boyd die erste Halbzeit lang wie Falschgeld auf dem Platz herumgelaufen ist, wie er im Anschluss an die Partie gegen den Halleschen FC zugab.


    Nach einigen - auch verbal deutlich zu hörenden - Korrekturen durch FCK-Cheftrainer Marco Antwerpen und einem in der Halbzeitpause neu gestalteten Plan, gelang es dem Deutsch-Amerikaner dann die Rolle des sogenannten ersten Verteidigers besser umzusetzen. Zwar konnte sich Boyd nicht mit einem Tor belohnen, aber viele Tore zu erzielen ist in dieser Mannschaft ohnehin nicht das Maß aller Dinge. In dieser Mannschaft zählt es vielmehr draufzugehen, wo andere die Meter nicht mehr gehen wollen und zu pressen, wo immer es möglich ist. Das Mittelfeld der Hallenser musste sich so einige Male gleich gegen fünf anlaufende Lautrer gleichzeitig durchsetzen. Und das bis weit in Hälfte zwei.

    Die erzwungene Führung

    Wie schon beim 1:0 Führungstreffer im Heimspiel gegen Viktoria Berlin, bei dem es Marlon Ritter war, der sich mutig ins Gegenpressing warf und dessen Balleroberung letztlich zu einem Tor führte, war es gegen den HFC seine Vertreter Hikmet Ciftci, der mit einer beherzten Grätsche einen eigentlich schon verlorenen Ball zurückeroberte und diesen über Umwege zu Top-Scorer Phillip Hercher buxierte. Herchers Rückpass an die 16er-Kante und Wunderlichs Schuss, der den Ball um alle Verteidiger herum in die linke Torwartecke verfrachtet - das ist dann nur noch reine Erfahrung. Halle hatte zum Ende der Partie noch eine gute Einschussmöglichkeit, doch wäre Shcherbakovskis Ball nicht gegen die Latte geprallt, wäre Matheo Raab höchst wahrscheinlich zur Stelle gewesen. "Wenn du so verteidigst, gewinnst du auch so dreckige Spiele", sagte Torschütze Wunderlich. Am Ende konnte der FCK das 1:0 über die Zeit bringen und die exakt 1.000 Fans zufrieden stellen. "Solche Siege stärken unsere Mentalität", gab Daniel Hanslik zu Protokoll.

    Mannheim hat Schnatterer, Magdeburg hat Atik. Und der FCK?

    Besonders bemerkenswert an dieser Mannschaft ist die Tatsache, dass sie ohne einen einziges Star, ohne einen am Fließband treffenden Stürmer und ohne einen einzigen Spieler, der alle anderen überragt, auskommt. Für sich genommen hat der FCK einen grandiosen Torhüter, einen Innenverteidiger, den vor der Saison niemand auf der Rechnung hatte und einen Mittelfeldspieler, der alle Kritiker zum schweigen brachte. Zoomed man jedoch etwas weiter raus, lassen sich drei Mannschaftsteile erkennen, die in sich perfekt zusammenarbeiten und eine Einheit bilden, wie man sie seit den Tagen des Marco Kurz nicht mehr auf dem Betzenberg gesehen hat.


    Waldhof Mannheim hat Marc Schnatterer, der 1. FC Magdeburg hat Baris Atik. Und der 1. FC Kaiserslautern verfügt über eine Mannschaft, die in sämtlichen Besetzungen Woche für Woche abliefert. Und das in einer Liga, die körperlich hart, voller englischer Wochen und unberechenbaren Gegnern ist.


    Am Ende lässt sich der Heimsieg gegen Halle am besten mit den Worten von Neuzugang Terrence Boyd beschreiben. "Drei Punkte. Geil".


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Betze reloaded: Sechs steile Thesen zum Jahresauftakt


    Betze reloaded: Sechs steile Thesen zum Jahresauftakt

    Nicht schon wieder der FC Barcelona! Flo Dick feiert sein Comeback und Willi Orban ist auch noch da. Unsere sechs steilen Thesen nehmen der Rückrunde jede Span­nung. Also fast.


    Was erwartet uns eigentlich im neuen Jahr 2022? Bevor die Roten Teufel am Samstag das Neujahres-Springen der dritten Liga im Topspiel gegen den SV Meppen mit dem schönsten Telemark ausspielen, blicken wir für euch schon mal in die Glaskugel. So viel sei gesagt: 2021 war schon ganz düster, aber 2022 wird alles noch viel schlimmer. Hier kommen unsere sechs steilen Thesen als Rückrunden-Prognose zum Jahresauftakt.

    These 1: Der 1. FC Kaiserslautern kassiert in der Rückrunde nur vier Gegentore

    Was für eine Abwehrleistung. Nach 38 Spieltagen steht nicht nur der Aufstieg in die 2. Bundesliga fest - sondern auch, dass der Gegentor-Rekord der 3. Liga gebrochen wurde. 18 Gegentore in 38 Spielen. Das dürfte ein Rekord für die Ewigkeit sein. Hauptverantwortlich für diese Glanzleistung sind vor allem Matheo Raab und Abwehrchef Boris Tomiak, die sogar Lucas Rösers Viererpack gegen Türgücü München am letzten Spieltag in den Schatten stellen.


    These 2: Boris Tomiak wechselt im Sommer zum FC Barcelona

    Die guten Abwehrleistungen des 1. FC Kaiserslautern bleiben auch im Ausland nicht unbemerkt. Schon im März, nachdem der Betze etliche Defensivrekorde gebrochen hatte, überschlugen sich die Angebote. Alles begann mit einer "Eine Million Euro Offerte" von Fortuna Düsseldorf, die ihren verlorenen Sohn gerne so schnell wie möglich zurückholen wollte. Doch Thomas Hengen, selbst bei den Rekord-Ablösen des FCK ganz weit oben in der Liste, wollte mehr. Und er bekam mehr. Im Mai - nach über 15 Spielen ohne Gegentor - klopften die ersten Bundesliga-Vereine an. Allen voran die neureichen Augsburger. Stefan Reuter hierzu: „Wir haben für Pepi schlappe 17.5 Mille hingeblättert, dann ist Tomiak mindestens 20 wert“. Einen Tag später wurde Reuter für unzurechnungsfähig erklärt und Tomiak wechselte für sieben Millionen Euro zum FC Barcelona.


    These 3: Florian Dick wird Spieler des Monats

    Nach dem berauschenden 11:0 gegen Magdeburg am 12. Februar übernahm der FCK erstmals die Tabellenführung, musste dennoch die Verletzungen von Domi Schad, Jean Zimmer und Phillip Hercher verkraften. Die drei Außenbahnspieler fielen beim Feiern nach dem Spiel über Baris Atik und mussten mit dem Betze-Bus vom Mittelkreis abgeholt werden. Danach musste auf der rechten Seite eine Legende des deutschen Fußballs reaktiviert werden. Florian „Magic“ Dick. Ein Glück, dass der Abwehrspieler ohnehin nur aus Muskeln und Temperament besteht. Dick bekommt insgesamt zehn Einsätze und ein Abschiedsspiel gegen Türgücü München - und im Mai wird er sogar Spieler des Monats, knapp vorm Viererpack-Schützen Lucas Röser.


    These 4: Willi Orban beschert dem FCK einen Geldregen

    Im Pokal rausgeflogen, die Europa-League verpasst. Drei Trainer verschlissen. Die Saison 2021/22 lief nicht gut für RB Leipzig. Ein paar der Spieler - allen voran Willi Orban, wollten aber gerne in der Champions League spielen. Oder zumindest richtig viel Geld kassieren, weswegen der ungarische Abwehrhühne zum neureichen Club Newcastle United wechselte und dem FCK eine gehörige Summe einspielte. Denn bei einer Ablöse von 66 Millionen Pfund fließt einiges an Ausbildungsentschädigung in die Pfalz. Auch wenn es nicht ganz für den Rückkauf des Stadions reicht.


    These 5: Kein einziger Spieler des FCK schießt mehr als zehn Tore

    Daniel Hanslik kommt auf neun. Kenny Prince Redondo auf sieben. Mehr Tore sollte beim FCK in dieser Saison auch niemand schießen. Die Treffer in der Rückrunde verteilen sich auf viele Rücken. So trifft Marlon Ritter am Ende der Spielzeit sechs Mal das Tor. Felix Götze drei Mal. Jean Zimmer kommt auf vier Buden und René Klingenburg auf sechs. Selbst beim 11:0 gegen Magdeburg konnte sich kein einziger Schütze mehr als einmal auf dem Scorerboard verewigen. Der einzige Hattrick dieser Saison gelingt Lucas Röser, der beim 4:4 gegen Türkgücü München vier Mal für die Münchner trifft. Welches Trikot er an diesem Spieltag trug und ob er im Winter – wie 2021 – an die Münchner verliehen wurde, ist bis heute nicht geklärt.


    These 6: Felix Götze bleibt beim FCK

    Na was ist da denn los? Im Mai legt der FC Augsburg Felix Götze nahe, sich doch nach einem anderen Verein umzusehen. Nach den Verpflichtungen von N'Golo Kanté und Joshua Kimmich sei kein Bedarf für einen weiteren Mittelfeldspieler im breit mit Stars gespickten Kader der Augsburger für die Saison 22/23. Trotz der Möglichkeit mit dem HSV ein weiteres Jahr nicht in die Bundesliga aufzusteigen oder mit Hannover 96 den Neuanfang in Liga 3 zu starten, zieht es Götze erneut in seine neue Wahlheimat uff de Betzenberg. „Hannover, Hamburg? Alles nördlich von Frankfurt ist für mich Dänemark“, sagt der Mittelfeldspieler der Niedersächsischen Allgemeinen. Auch zu seinem Bruder nach Eindhoven zog es ihn nicht, denn wie jeder FCK-Fan weiß, raacht en echte Pälzer keen Hasch.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Ein Taktik-Zeugnis für die Winterpause


    Ein Taktik-Zeugnis für die Winterpause

    Ein Sieg in Braunschweig wäre der krönende Abschluss einer starken Hinrunde gewesen. Unzufrieden muss der FCK dennoch nicht sein. Der Hunger auf mehr ist sichtlich erkennbar.


    In einem hart geführten und taktisch trotzdem sehr ansehnlichen Spiel trennen sich die Eintracht aus Braunschweig und der 1. FC Kaiserslautern beim Jahresabschluss 1:1 Unentschieden. Ein Spiel, das eigentlich torlos hätte ausgehen müssen. Der Blick auf die taktischen Anweisungen lohnt sich hierbei ganz besonders.

    Hoch spielen, flach gewinnen


    Die taktische Ausrichtung der Mannschaft von FCK-Cheftrainer Marco Antwerpen war von Beginn an klar zu erkennen. Frühes Anlaufen, gepaart mit schnellen Vorstößen nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte. Dazu schnelle Konter nach Standard-Situationen der Braunschweiger und jede Menge Gegenpressing nach missglückten, aber durchaus einkalkulierten weiten Pässen. Soweit so offensiv. In der Defensive traten die Roten Teufel mit der gewohnten Dreier- bzw. Fünferkette an, die sich jedoch in diesem Spiel - ob geplant oder nicht - ein paar Mal selbst überraschte. So kippte Felix Götze regelmäßig ab, wodurch sich im Aufbauspiel eine Viererkette mit vier Innenverteidigern ergab. Jogis 2014er Weltmeister lassen grüßen. Zu Ende der ersten Halbzeit nahm in dieser Viererkette sogar Jean Zimmer die Rolle eines Rechtsverteidigers ein, was überraschenderweise dazu führte, dass sich Boris Tomiak plötzlich auf dem rechten Flügel wiederfand. Ein Tor entstand aus dieser Situation zwar nicht, verwirrte die Braunschweiger aber allemal.


    Beide Tore entstanden nach Fehlentscheidungen des Unparteiischen, der besonders in der ersten Hälfte der ersten Halbzeit eine sehr strenge Linie fuhr und den ein oder anderen Zweikampf vielleicht zu unrecht abpiff. So kam es zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Jomaine Consbruch nach Abseitsposition von Pena Zauner zur Führung der Hausherren traf. Und nur sechs Minuten später nahm Kenny Prince Redondo einen Kontakt von Braunschweigs Phillip Strompf allzu dankend an. Ein Elfmeter aus der Kategorie: Kann man pfeifen, sollte man aber nicht. Verwandelt wurde dieser durch das neue Herzstück der Pfälzer Mannschaft. Marlon Ritter trat an und verwandelte seinen zweiten Elfmeter in dieser Saison per neumodischem „Hüpf-Anlauf“. Neumodisch ist dabei übrigens nicht im mindesten despektierlich gemeint. Der „eingebaute“ Hüpfer gibt dem Schützen die nötigen Millisekunden, um den Torhüter zu verladen. Es sieht meist nur eben etwas unbeholfen aus.


    Drei Innenverteidiger für ein Halleluja


    Ansonsten war der durch Marco Antwerpen zum "Motor der Roten Teufel" - beziehungsweise der taktischen Offensiv-Ausrichtung - auserkorene Ritter auch in diesem Spiel mal wieder einer der besten gewesen. Er war stets vom eigenen Sechzehnmeterraum bis zu dem des Gegners zu finden. Er hat Bälle selbst erobert und Konter sowohl eingeleitet als auch vollendet.


    Einzig die Defensivarbeit der Lautrer lässt sich in der Nachbetrachtung des Spiels kritisieren, schließlich hatten die Braunschweiger in der Mitte des Platzes oft sehr viel Raum zum Agieren. Und den bespielten sie auch immer dann, sobald sie das Pressing von Redondo und Hanslik überspielen konnten. Mit viel Tempo am Ball folgte daraufhin ein schneller Pass in die freie Mitte und ein Steilpass für Lion Lauberbach. Der hatte aufgrund seiner Schnelligkeit im Laufduell mit Kevin Kraus und Maximilian Hippe dann oft leichtes Spiel, konnte sich aus Sicht des FCK glücklicherweise aber nicht entscheidend durchsetzen. Ein Dank gilt an dieser Stelle wieder einmal Matheo Raab.


    In der zweiten Halbzeit wurde diese Lücke im Mittelfeld dann sichtlich besser geschlossen. Dies führte dazu, dass sich Braunschweigs Lauberbach teilweise sehr tief fallen lassen musste und so besonders Hippe etwas mehr Zeit zum durchatmen gab. Der Neuzugang aus Dortmund, der zuletzt Alex Winkler aus der Startelf verdrängte, dürfte sich besonders in den ersten 35 Minuten sehr beliebt gefühlt haben, als die Braunschweiger Offensivkräfte nur gegen den 23-jährigen pressten, während Kraus und Tomiak weitestgehend ohne Gegenwehr agieren konnten. Die Kräfteverhältnisse der Dreierkette waren für die Braunschweiger also klar. Profit schlagen konnte der BTSV daraus allerdings nicht, denn die Lautrer - beziehungsweise Hippe selbst - konnten damit relativ gut umgehen. Um sich zu befreien, schlugen die Pfälzer Gäste weite Bälle in die Spitze und setzten zum Gegenpressing mit vier Mann an. Je nachdem, ob der Ball auf die rechte oder linke Seite des Platzes kam, schalteten sich Hendrick Zuck und Jean Zimmer zusätzlich mit ein. Es mag nach einem verhältnismäßig einfachen und für die dritte Liga gängigen Schachzug klingen, erfordert jedoch körperliche Fitness und die Bereitschaft, zusätzliche Meter zu gehen.


    Gelungener Turnover


    Jean Zimmer, der in der bisherigen Hinrunde zwar über die richtige Einstellung und Körpersprache verfügt, spielerisch aber häufig die falschen Entscheidungen trifft, leistete sich besonders im Spielaufbau über die rechte Seite mehrere Ballverluste, die vermeidbar gewesen wären. Und dabei geht es nicht um simple Fehlpässe wie der von Mike Wunderlich, der letztendlich zum 1:0 für Braunschweig führte. Es geht vielmehr um Kabinettstückchen, unnötige Dribblings und schlechtes Zweikampfverhalten. Drei Dinge, die man entweder schlicht nicht tun sollte oder durch einen Pass in die eigene Abwehr umgehen kann. Es bleibt zu hoffen, dass der Kapitän der Roten Teufel die Winterpause nutzen kann, um sein Leistungsniveau anzugleichen. In der gegenwärtigen Verfassung muss er sich jedoch hinter Philipp Hercher anstellen.


    Generell darf der FCK in seiner aktuellen Form auf eine sehr zufriedenstellende Hinrunde blicken. Nach einem desolaten Saisonbeginn brauchen sich die Roten Teufel gegenwärtig vor keiner anderen Mannschaft zu verstecken - selbst ein Rückstand gegen den Tabellenzweiten wirft die Lautrer nicht aus dem Rennen. Die Mannschaft ist in der Lage Ausfälle dank des breiten und insgesamt gut funtionierenden Kaders hervorragend zu ersetzen. Sie punktet in Spielen, in denen sie sich in der vergangenen Saison gegen Ende eines Spiels häufig um ihren Ertrag brachte. Der 1. FC Kaiserslautern wird, sofern er sich über die Winterpause nicht verschlechtert, definitiv eine Rolle im Aufstiegsrennen spielen können. Und sollte es am Ende doch nicht für den Aufstieg reichen, so bleibt zumindest zu hoffen, dass sich der FCK über die Ligaplatzierung für den DFB-Pokal qualifiziert.


    Braunschweigs Trainer Michael Schiele sagte nach dem Spiel übrigens, er wäre "zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft und es wäre fantastisch", nach der Hälfte der Saison unter den besten Sechs zu stehen. Und zu denen gehört im Übrigen auch der FCK mit einem sehr guten Torverhältnis und sichtbarem Hunger auf mehr. Zudem kann es in den entscheidenden Situationen sogar von Vorteil sein, als Verfolger zu agieren.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Eine Hommage: "Dem Fritz sein Wetter"


    Eine Hommage: "Dem Fritz sein Wetter"

    Obwohl die meisten ihn nie haben spielen sehen, feiern sie den "Mythos Fritz Walter" wie kaum etwas anderes. Eine Hommage an den Helden und sein legendäres Wetter.


    Er war der erste Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft und der verlängerte Arm von Sepp Herberger. Er war Vorbild für eine ganze Generation und ist es für eine Region im Südwesten Deutschlands noch immer. Wir feiern heute: Fritz Walter.


    Ein spätherbstliches Jugend-Amateurspiel in Rheinland-Pfalz der späten 90er Jahre: Die Luft ist nass, der Wind kalt und es nieselt. Ungefähr ein dutzend Zehnjährige binden sich ihre Fußballschuhe in einer viel zu kleinen, viel zu heruntergekommenen Kabine. Ein Dorfverein aus dem Pfälzerwald gegen einen anderen Dorfverein aus dem Pfälzerwald. Die Jungen freuen sich auf das Spiel, reiben sich die Oberschenkel ein letztes Mal bevor sie zum Warmlaufen auf den Platz gehen. Und als sie unter dem Vordach des Sportheims hervortreten, sagt der Trainer: "Mir kenne jo nur gwinne, is jo Fritz-Walter-Wedder". Dass der Trainer der gegnerischen Mannschaft höchstwahrscheinlich genau den selben Satz gesagt hat, war mir damals nicht klar. Weil, das war ja „unser“ Wetter. Das war ja "unser Fritz Walter".

    Jeder Opa kannte Fritz Walter


    Seit frühester Kindheit war mir klar, dass regnerisches Wetter "Fritz-Walter-Wetter" war. Die Temperatur spielte dabei keine Rolle. Auch nicht, ob das Wasser gerade von oben, schräg von oben oder stürmisch von der Seite kam. Später lernte ich, dass das Stadion auf dem Betzenberg auch nach diesem Fritz Walter benannt sei. Und als ich mich als kleiner Junge zum ersten Mal für die Gespräche Erwachsener interessierte, fiel der Name im kleinen beschaulichen Vereinsheim doch ziemlich oft. Er war kein Spieler des FCK. Denn den Kader kannte ich auswendig, samt Nummern und Positionen aller Spieler. Er war wohl jemand aus dem Trainerstab. Ich wusste nur, dass er extrem wichtig ist beziehungsweise war, mal eine Wäscherei oder so etwas in Kaiserlautern betrieb und das mein Opa ihn persönlich kannte. Wie sich später herausstellen sollte, kannte jeder Opa Fritz Walter. Persönlich. Irgendwann habe ich mich dann doch gefragt, wer denn der Mann sei, wegen dem ich regnerisches Wetter bis heute mit „Gewinnen“ und einem wohligen Gefühl auf dem Fußballplatz verbinde.

    Der Mann hinter dem Mythos


    Fritz Walter führte den 1. FC Kaiserslautern als Spieler zu zwei Deutschen Meisterschaften (1951 und 1953) und die deutsche Nationalmannschaft zu einem Weltmeistertitel (1954). Er galt als der verlängerte Arm von Sepp Herberger und als einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler seiner Zeit. Wobei über seinen Status als Mittelfeldspieler heftige Debatten geführt werden könnten. 1959 beendete er seine Karriere. Einer Einladung Herbergers zur Weltmeisterschaft in Chile 1962 folgte der damals 42-Jährige nicht. Auch aus Herbergers Plan Walter als seinen Nachfolger zu installieren wurde nichts. Nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Fußball fern, jedenfalls sofern es ihm möglich war. Im Fernsehen war er hin und wieder zu sehen, um Anekdoten zum Besten zu geben. Er schrieb Bücher und war immer wieder als Fan auf dem Betzenberg, um "seinen FCK" anzufeuern.


    Walter eröffnete einen Waschsalon und ein Kino und arbeitete in letzterem sogar selbst. Er riss einem die Karte ab und war nie verlegen, die ein oder andere Geschichte zu erzählen. Dafür wurde er bekannt. Jeden zu kennen und jedem späteren Opa in der Pfalz mal eben diese oder eben jene Geschichte erzählt zu haben. Er wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 2002 im beschaulichen Enkenbach-Alsenborn. Er wechselte weder Verein, noch Haus oder Ehefrau. Über die Jahrzehnte wurde er zum festen Inventar der Stadt. Zwar bekleidete er nie ein Amt beim 1. FC Kaiserslautern, doch war er stets präsent. Zeitweise besuchte er die Spieler vor oder nach wichtigen Partien in der Kabine. Ansonsten tingelte er über die Sportplätze der Pfalz, schüttelte Hände und erzählte seine Geschichten. Allein sein Beinahe-Wechsel zu Atletico Madrid lässt sich in über fünf verschiedenen Videos auf Youtube finden. Von ihm erzählt mit den selben Sätzen, der selben Tonlage und einem Hauch Pfälzisch in Hochdeutsch.

    Ein Sinnbild der Bodenständigkeit


    Er wurde schon zu seiner aktiven Zeit, aber auch in den Jahrzehnten danach zum Sinnbild der Bodenständigkeit. Und so wurde langsam aber sicher aus dem Menschen Fritz Walter der "Mythos Fritz Walter". Den Kindern in der Pfalz erzählte man nicht etwa, wie viele Tore er geschossen oder wie er im WM-Halbfinale '54 die gesamte Abwehr von Österreich auseinandergenommen hatte. Man redete stattdessen von einem Hackentor gegen den SC Wismut Karl-Marx-Stadt, erzielt in einem Freundschaftsspiel vor 120.000 Zuschauern in Leipzig, welches vom damaligen DDR-Sportreporter Wolfgang Hempel als "Tor des Jahrhunderts" betitelt wurde. Von diesem Spiel existiert weder Foto- noch Videomaterial. Und dieses Tor steht für all das, was Fritz Walter für meine Generation ist: Ein großer Spieler, den wir nie haben spielen sehen. Ein Vorbild, über das wir nur Geschichten kennen. Der metaphorische Anführer des 1. FC Kaiserslautern.

    Auch Helden haben Schwächen


    Doch der zum Held stilisierte Walter hatte auch Schwächen. Zwar war er Kopf einer jeden Mannschaft in der er spielte, der buchstäbliche Denker und Lenker im Mittelfeld. Er war aber trotzdem kein Anführertyp. Er war niemand, der eine Mannschaft, wenn es schlecht lief, besser machte. Er erbrach sich vor fast jedem Spiel und nach bitteren Niederlagen drohte er wiederholt damit, seine Karriere zu beenden. Und wenn es gegen den FC Saarbrücken ging, setzte Walter alles daran, nicht gegen den überragenden Abwehrspieler Waldemar Philippi antreten zu müssen - inklusive dem Vortäuschen von Verletzungen. Auf Anweisung verschiedenster Trainer Walters musste dessen Frau Italia regelmäßig die Zeitungen aus dem Haushalt verschwinden lassen, da er nicht gut auf Kritik der Medien zu sprechen war.


    Aber dieser Absatz soll es auch schon gewesen sein. Ich möchte nicht an einem Thron sägen, an dem ich mich meine gesamte Jugend hochgezogen habe. An dem wir uns alle hochgezogen haben. Der Betzenberg thront über Kaiserslautern und über dem Betzenberg nur noch Fritz Walter. Übermenschlich groß, so dass jedes Kind sein Wetter kennt, noch bevor es überhaupt weiß, wer die WM '54 gewonnen hat oder dass es den SC Wismut Karl-Marx-Stadt überhaupt gab. Fritz Walter ist der Mann, der sich völlig unfreiwillig in das kollektive Gedächtnis einer Stadt gebrannt hat - und das wie wir jetzt merken, über Generationen hinaus.


    Letzte Woche wäre unser Fritz ein hundert und ein Jahr alt geworden. Das Symbol wegen dem sich jeder Pfälzer Junge auf Regen vor dem Spiel freut. Das Leitbild eines jeden E-Jugend-Spielers, der sich einredet, nie den Verein zu wechseln, sollte er mal Profi werden. Und der Mann, der den wahrscheinlich langweiligsten aber auch zutreffendsten Satz im Fußball überhaupt gesagt hat: „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den andern zu geben".


    Quelle: Treffpunkt Betze


    Anm. d. R.: Dieser Text entstand ursprünglich für die 11FREUNDE-Reihe „Die besten 10er aller Zeiten“.

    Diskussionsthema zum Artikel: Jede Serie hat ein Ende


    Jede Serie hat ein Ende

    Die Torlos- und Siegesserie sind gerissen. Doch kein Grund zur Panik. Unser Autor Matthias ist nach sechs Spielen ohne Niederlage dennoch erfrischend optimistisch.


    Wenn eine Siegesserie durch ein Unentschieden endet, dann lässt sich immer noch auf die Ungeschlagen-Serie verweisen. Und diese ist für FCK-Verhältnisse vor dem Hintergrund, dass sie in den vergangenen Spielzeiten selten über ein Spiel hinaus gegangen ist, einfach unglaublich gut.


    Ich habe zu Beginn dieser Saison gesagt, dass die Roten Teufel nach 34 Spieltagen besser dastehen werden als im Jahr davor. Ich sagte mir auch, dass der Aufstieg kein Muss sein darf. Schadensbegrenzung wäre alles was zählt. Und dann nach fünf Spielen ohne Niederlage, nach über 600 Minuten ohne Gegentor sehe ich wie der 1. FC Kaiserslautern in der Live-Tabelle vom dritten auf den siebten Platz rutscht. Und da war sie wieder: Die Champions-League-Mentalität. Dieser Schwung von „wir steigen wirklich auf“ zu „steigt doch bitte ab, erlöst mich doch endlich“ in nur vier Sekunden. Und während ich diesen Kommentar schreibe kommt langsam die Ernüchterung. Was diese Mannschaft in den letzten Wochen leistet ist großartig - und jeder eingefleischte Betze-Viel-Gucker wusste spätestens nach der gelb-roten Karte für Daniel Hanslik: Eigentlich fällt jetzt noch das 2:1 für Duisburg. Aber bei dieser Mannschaft ist das anders.

    Alles auf Anfang

    Lautern gegen Duisburg klingt wie so viele Begegnungen nach Bundesliga. Auf dem Platz war das Spiel hingegen von extrem vielen Fehlpässen geprägt. Die findet man in der Bundesliga heutzutage nur noch selten. Besonders in der zweiten Hälfte gingen die Befreiungsschläge der Duisburger öfter ins Aus als in den eigenen Sturm. Ihre stärkste Phase hatten die Zebras zwischen der 50. und 65. Minute. Da kam der MSV öfter zwischen Innenverteidigung und defensives Mittelfeld und war für Mattheo Raab eine „relativ“ große Bedrohung. Umso tragischer, dass seine Serie ohne Gegentor durch ein Eigentor von Wunderlich dahinschied. Wobei hier die Frage erlaubt sein muss, ob Eigentore und Gegentore überhaupt dasselbe sind. Mike Wunderlich bekommt für diese unglückliche Stolperaktion ja auch keinen Scorerpunkt. Dieser sagte nach dem Spiel übrigens, er sei weder ein „Wunderheiler“ noch ein „Zauberer“. Verständlich, wenn man seine Scorerpunkte bei Viktoria Köln mit denen bei Lautern vergleicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Er ist ja noch jung.

    Ohne Häme ins nächste Spiel

    Doch wer wäre ich, wenn ich nicht für mindestens jede negative Spielsituation eine positive finden würde. Das Tomiak-Tor war Sinnbild des Aufschwungs des FCK. Aus wenig das maximale rausgeholt. Und den Ball im Sechzehner mit so wenig Platz zu behaupten, muss man auch erst mal schaffen. René Klingenburg beweist Spiel für Spiel wie wichtig er für die Offensive dieser Mannschaft ist. Und seine frühe Auswechslung unterstrich nur den Eindruck, dass er sich für den FCK sprichwörtlich die Seele aus dem Leib rennt. Der Abschluss von Boris Tomiak in feinster Thomas-Müller-Manier. Nicht elegant, aber effektiv. Solche Zuversicht bei Standard-Situationen hatte ich zuletzt, als Lakic, Rodnei und Amedick den Strafraum des Gegners unsicher machten und ein gewisser Christian Tiffert die Ecken schlug. Und das ist ziemlich genau ein Jahrzehnt her. Heute treten die Roten Teufel mit Mike Wunderlich und René Klingenburg an - und verfügen mit Boris Tomiak über eine neue Torgefahr in der Innenverteidung. Wenn man in den letzten Jahren von Innenverteidigern mit Torpotential gesprochen hat, ging es in der Regel um Eigentore.

    Eine Vorausschau ohne Ironie

    Der 1. FC Kaiserslautern mischt in dieser Saison kräftig mit, daran ändern auch das Unentschieden und das Ende der Siegesserie nichts. Sollte die Mannschaft das bevorstehende Heimspiel gegen Würzburg erfolgreich bestreiten, dann bin ich davon überzeugt, dass der FCK bis zum Winter in Reichweite der Aufstiegsplätze bleiben kann. In der Winterpause werden die Karten neu gemischt, ein Trainingslager bestritten und möglicherweise auch Verstärkungen verpflichtet oder der Kader durch Abgänge entschlackt. So oder so, diese Mannschaft bereitet vielen Lautrer Anhängern wieder große Freude.


    Neben dem Ergebnis und der obligatorisch völlig unnötigen roten Karte betrübt mich natürlich vor allem die Kopfverletzung von Felix Götze. Einem Spieler, der mehr leidet als kaum ein anderer und jedes Mal noch stärker zurückkommt. Ich wünsche ihm das Beste und eine schnelle Genesung. Der FCK kann sich glücklich schätzen, einen solchen Spieler für eine weitere Saison verpflichtet zu haben. Mir kam in meinen über 20 Jahren des aktiven Fußballschauens selten ein Spieler unter die Augen, der trotz so weniger Profispiele so viel Erfahrung und Ruhe auf dem Platz ausstrahlt. Es wäre schön ihn noch in diesem Jahr wieder auf dem Platz zu sehen. Get well Felix!


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Mühsam ernährt sich der Libero


    Kommentar: Mühsam ernährt sich der Libero

    Wieder eine Zitterpartei, doch diesmal mit glücklichem Ausgang. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt wächst. Großen Anteil trägt daran Lauterns neuer Libero. Ein Kommentar.


    Nicolas dribbelt. Felix regelt. Und Marvin trifft (nicht). Der FCK hat uns wieder einmal Licht und Schatten binnen 90 Minuten präsentiert. Powerplay, Tempo und Schnelligkeit, hochkarätige Torchancen. Führung, Ausgleich, Führung - und das alles innerhalb weniger Minuten. Was folgte war das große und altbekannte Zittern in Halbzeit zwei. Diesmal mit einem guten Ergebnis.

    Exponentielles Emotionswachstum

    Vorab: Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Nur der Weg dahin war schwieriger als er hätte sein müssen. Und meine Stimmung während der gestrigen Partie gegen das Tabellenschlusslicht aus Unterhaching schwankte permanent zwischen „steigt doch einfach bitte ab“ zu „alles klar, in drei Saisons doch Champions League“. Jedenfalls habe ich mir während des Spiels einige Fragen gestellt. Allen voran: Wann war eigentlich der letzte ungefährdete Sieg des 1. FC Kaiserslautern? Wann haben wir das letzte mal einer Mannschaft unmissverständlich klargemacht, dass wir einfach das bessere Team sind? Mein Zyniker-Gehirn musste direkt an das 5:0 gegen Schalke aus dem Jahr 2011 in der Bundesliga denken, aber vielleicht war das auch nur Häme.


    Der letzte Sieg, bei dem der FCK fünf Tore erzielte, war am 22. August 2020. Den lasse ich aber keineswegs als unmissverständliche Glanzleistung gelten, denn der Gegner schoss bei diesem Sieg selbst drei Tore, und zwar im Elfmeterschießen. Ganz fern ab davon, dass der Gegner Alemannia Waldalgesheim hieß. Wenn man von diesem „brachialen“ Sieg noch zwei Monate zurück rechnet, kommt man zu besagten Glanzleistungen. Die letzten guten Spiele unter Boris Schommers: Ein stabiles 3:0 gegen Viktoria Köln und ein 4:0 Sieg gegen FCK-Lieblingsgegner Uerdingen.

    Wie einst Miro Kadlec

    Aber nun zum Spiel gegen Haching. Der FCK startete stark, wenn auch mit einigen Unsinnspässen im Spielaufbau. Die waren allerdings auch das einzige, was die furchtbar aufspielenden Hachinger in der ersten Halbzeit an der Partie teilnehmen ließ. Denn deren Taktik war nach alter Michael-Frontzeck-Manier gestrickt. Erst mal nichts tun und auf die Fehler des Gegners warten. Beeindruckt hat mich in der ersten Halbzeit besonders die Abgeklärtheit eines Felix Götze. Er wirkt wie ein Ruhepol, ist aber gleichzeitig überall auf dem Platz zu finden. Er klärt Bälle hinten raus und leitet Sekunden später Angriffe kurz vorm Sechzehnmeterraum des Gegners ein. Felix der Libero eben. Weiterhin muss ich mit Blick auf die erste Halbzeit besonders die rechte Seite um Jean Zimmer und Phillip Hercher erwähnen. Hercher ist unter Marco Antwerpen ohnehin zu einem der Leistungsträger avanciert - zuletzt sogar zum Torjäger. Und ich bin mir nicht mal sicher, wer wen eigentlich besser macht. Hercher Zimmer oder Zimmer Hercher. Aber inzwischen sollte man, beziehungsweise ich, den FCK besser kennen. Auf jeden gute Halbzeit folgt eine schlechte. Und auch wenn man das vorzeitig blöd verschuldete Gegentor nur eine Minute später wieder negierte, müssen sich für die zweite Halbzeit einige Spieler rechtfertigen.


    (Kleiner Hinweis am Rande: Auf meinem Notiz-Zettel zum Spiel ist nach dem 1:0 vermerkt: „Hercher bockstark. Lautern jetzt 15. Ich freue mich schon auf das 1:1“. Danke FCK. Mal sehen, ob ich diesen Zynismus irgendwann wieder loswerde.)

    Flanken und Standards: Ein grausames Kapitel

    Zurück zum Spiel: In der zweiten Halbzeit wurden die Hachinger zunehmend dominanter. Götze ging die Puste aus und Sessa dribbelte zwar nach wie vor mit jedem Ballkontakt zwei Gegner aus, wurde jedoch meistens einfach mit einem Foul gestoppt. Und die Hachinger wissen: So schwach ist bei Standards kein anderes Team der dritten Liga. Generell sind Flanken von oder gegen die Roten Teufel das effektivste Mittel sie zu schlagen. Wer sich wie ich wöchentlich den Rasenfunk-Podcast von Max-Jacob Ost anhört, in dem jede Woche über die Ineffektivität von Flanken in der Bundesliga diskutiert wird, wundert sich bei jedem Spiel des FCK. Denn von dieser angeblichen Ineffektivität ist nichts zu spüren - bei jeder Flanke, die in den Strafraum segelt, wird mir Angst und Bange. Und das ist durchaus begründet, denn auch der gestrige 2:2 Ausgleich fiel nach eine Flanke. Und das obwohl die Hachinger in der Mitte zugestellt waren und zwei Spieler den flankenden Mashigo bedrängten. Es geht einfach ... zu einfach.


    Am Ende war es dann eine selbstverschuldete Aktion der Hachinger, die dem FCK letztlich einen dramatischen, aber auch verdienten Heimsieg einbrachte. Ein herausgeholter Elfmeter von Elias Huth, der im Spiel zuvor noch den Ausgleich in letzter Sekunde verschuldete. Alles vergeben und vergessen, Elias. Wobei der Elfer nicht sonderlich gut geschossen war. Den Torhüter „ausgeguckt“ nennt man so etwas dann immer. Und es hätte zum Tag von Marvin Pourié gepasst, wenn er diesen Ball verschossen hätte.

    Einfach mal 4:0 gewinnen

    Alles in allem also kein gutes Spiel. Alles in allem aber wieder ein spannendes Spiel, in einer Zeit, in der ich mich wie nie zuvor nach unspannenden Spielen sehne. Ich wünsche mir mal wieder eine Glanzleistung. Mal wieder einen unumstrittenen Sieg. Ob das gegen 1860 München gelingt? Ich glaube es nicht, da die Sechziger derzeit in Topform sind. Aber wenn Wunder geschehen, dann doch beim 1. FC Kaiserslautern, oder?


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Die taktischen Kniffe des Marco Antwerpen


    Kommentar: Die taktischen Kniffe des Marco Antwerpen

    Marco Antwerpen hat seine Mannschaft binnen weniger Tage komplett umgekrempelt: Personell und taktisch. Der Derbysieg kann dabei nur ein erster Schritt gewesen sein. Ein Kommentar.


    Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt zum ersten Mal im Jahr 2021 ein Spiel und unser Skeptik-Redakteur und Taktikfuchs Mitti sieht ein goldenes Zeitalter auf die Roten Teufel zukommen. Vielleicht übertreibt er aber auch ...

    Reicht der Glaube an die eigenen Stärken?

    Im Vorfeld des Südwestderbys gegen Waldhof Mannheim habe ich mich gefragt, was ich eigentlich von einem neuen Trainer, der erst so spät in der Saison zu dieser verunsicherten und instabilen Mannschaft dazu stieß, erwarte. Ja, der Nicht-Abstieg soll es sein, das dürfte klar sein. Aber vor allem wünsche ich mir konstante Leistungen. Denn in den bisherigen Saisonspielen schaffte es der FCK, Spiele - in denen er gute Leistungen zeigte - zu verlieren und die meisten Spiele, selbst wenn diese dominiert wurden, mit einem Unentschieden zu beenden. Beide Ziele (Nichtabstieg und Konstanz) sind nicht mit einem einzigen Spiel zu erreichen, weswegen ich mich innerlich schon auf eine Niederlage gegen die starken Mannheimer eingestellt hatte. Nun denn.


    Wer war diese Mannschaft gewesen, die da am Samstag im Carl-Benz-Stadion auftrat? Und vor allem, was hat Marco Antwerpen aus seiner taktischen Trickkiste hervor gekramt, wenn er es binnen drei Trainingseinheiten geschafft hat, einer völlig desolat zusammengestellten Mannschaft ein taktisches Konzept einzutrichtern, wie ich es seit den Aufstiegsambitionen zwischen 2012 und 2015 nicht mehr gesehen habe. Marius Kleinsorge äußerte nach dem Spiel, der Trainer hätte im Grunde nichts weiter getan, als ihnen den Glauben an sich selbst zurück zu geben. Die Mannschaft muss also einfach nur an sich glauben? Sascha Hildmann, Boris Schommers und Jeff Saibene schlagen sich an die Köpfe. Wieso haben sie nicht daran gedacht. Man muss nur glauben. Aber genug der Häme: Marius Kleinsorge hat das beste Spiel seiner noch jungen und ereignislosen Zeit beim 1. FC Kaiserslautern gemacht. Der Glaube an die eigenen Stärken hat da sicherlich eine Rolle gespielt, aber schauen wir uns doch mal die Taktik hinter diesem Sieg an.

    Was bisher geschah ...

    Bislang spielte der FCK in dieser Saison auf Konter und lief ab der Mittellinie zum Pressing an. Das - so mein Urteil - wirkte allerdings in den allerwenigsten Situationen einstudiert. Eine weitere taktische Komponente im Spiel von Saibene war der lange Ball nach vorne, gefolgt von Gegenpressing bei Ballverlust und einer Ablage ins offensive Mittelfeld von Pourie bei Ballgewinn. Unter Antwerpen ist nun alles anders. Zum Pressing angelaufen wird nun nach Spielkontext. Mal an der Mittellinie mit Ouahim und Pourie gleichzeitig, mal am gegnerischen Sechzehner mit der gesamten offensiven Viererkette, bestehend aus Ouahim, Pourié, Redondo und Kleinsorge. Aber damit ist bei Antwerpens Pressing noch nicht Schluss. In bestimmten Situationen kippt Carlo Sickinger nach hinten ab und bildet mit Rieder und Winkler eine Dreierkette, die es Zuck - der völlig überraschend als Außenverteidiger eingesetzt wurde und Zimmer erlauben, die Passwege des Gegners zuzustellen. Durch dieses Pressing blieb den Mannheimern oft nichts anderes übrig, als den langen Ball nach vorne zu schlagen.


    Die erste Halbzeit wurde Mannheim förmlich an die Wand gespielt. Ob sie dabei nur einen schlechten Tag hatten, völlig überrascht wurden oder wegen des neuen Trainers auf der gegnerischen Bank auch einfach unzureichend eingestellt waren, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass selbst in starken Mannheimer Phasen die Lautrer-Verteidiger - die bisher der Schwachpunkt dieses Team waren - vor Sicherheit nur so strotzten. Gewonnene Bälle wurden klug herausgespielt und nicht blind nach vorne geschossen. An einigen Stellen ließ die Lautrer Abwehr das Mannheimer Pressing so dilettantisch aussehen - man hätte meinen können, sie würden die Kurpfälzer Stürmer bewusst müde spielen wollen.

    Nächster Halt: Champions League?

    Wenn die Mannschaft jede Woche solche Leistungen abrufen sollte, hält uns nichts darin auf, schon nächstes Jahr Champions League zu spielen. Aber meine Freude über diesen Sieg und die sieben Riesling-Schorlen lassen langsam nach, von daher versuche ich diesen Sieg inzwischen in einen realistischen Kontext einzuordnen. Der FCK ist immer noch punktgleich mit zwei weiteren Vereinen (Bayern München II, Viktoria Köln) im Tabellenkeller und liegt zwar drei Punkte vor den Abstiegsplätzen, muss jedoch immer wieder daran erinnert werden, dass allein drei Mannschaften (Unterhaching, Duisburg, Lübeck) auf den Abstiegsplätzen liegend ein Spiel weniger auf dem Konto haben. Diese erste gute Leistung unter Marco Antwerpen ist schön und gut, bringt den Roten Teufeln jedoch weder den Nicht-Abstieg (und die direkt darauffolgende Champions League) noch die nötige Konstanz. Im kommenden Heimspiel trifft der FCK auf die zweite Mannschaft des FC Bayern München - und erst wenn auch dieses Spiel gewonnen wird, bin ich mir sicher, dass uns der Abstieg in dieser Saison noch nicht ereilen wird.

    Und sonst noch?

    Die neue linke Außenbahn, die von Marius Kleinsorge und Hendrick Zuck beackert wurde, hat mich zutiefst beeindruckt. Kleinsorge spielte wie der offensivste Außenverteidiger, den ich je gesehen habe. Auch Zuck gefiel durch schnelle Tempoläufe und kluges Umschaltspiel. Als Außenverteidiger hat man die Aufgabe, gegnerische Flanken und Angriffe zu verhindern. Und wenn Marco Antwerpen diese Art der Verteidigung bereits an der Mittellinie fordert, dann gefällt mir das bislang sehr gut. Wie dieses aggressive Pressing gegen Mannschaften mit besonders begabten oder besonders schnellen Außenstürmern gelingen wird, wird sich zeigen. Die Hoffnung liegt darin, dass es Antwerpen gelingt, dieser Mannschaft mehr als nur eine einzige taktische Ausrichtung und mehr als nur eine funktionierende Aufstellung näherzubringen. Und mir wird schon ganz heiß, wenn ich nur daran denke. Der FCK ist wieder da. Hoffentlich. Und um abschließend nochmal an den Glauben zu den eigenen Stärken zurückzukehren: Taktik gewinnt keine Spiele.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Deadline-Day: Tranfergenerator, made by "Resterampe"


    Deadline-Day: Tranfergenerator, made by "Resterampe"

    Heute ist Deadline-Day, um 18 Uhr schließt das Transferfenster. Für den Fall, dass der FCK keinen weiteren Neuzugang bekannt gibt, könnt ihr mit diesem Transfergenerator einfach selbst aktiv werden.


    Der 1. FC Kaiserslautern ist neben der Suche nach einem Trainer auch auf der Suche nach weiteren Neuzugängen. Ob dies noch bis zum Abschluss des Transferfensters gelingt, ist offen. Für den Fall, dass es nicht klappt, und damit niemand leer ausgeht, gibt es hier die Möglichkeit, selbst auf der Resterampe aktiv zu werden. Dem Transfergenerator sei Dank. Dazu fügt man lediglich seine Initialien mit seinem Geburtsmonat zusammen, fertig ist der Einheitsbrei.


    Anfangsbuchstabe Vorname = Spieler / Spielertyp


    A: Christian Tiffert

    B: Einen Japaner aus der zweiten koranischen Liga

    C: Ein ukrainisches Jahrhunderttalent

    D: Einen Handballer fürs Tor

    E: Der Dritte Donnaruma

    F: Der Sohn eines 98er Meisters

    G: der talentierte Bruder von C

    H: der untalentierte Zwillingsbruder von C

    I: Einer wie Zimmer, nur für Links

    J: Der Geist von Fritz Walter

    K: Miro Kloses Söhne

    L: Kevin Trapp

    M: Der Zehner der brasilianischen U20

    N: Der Torschützenkönig der Kreisklasse Pirmasens

    O: Daniel Halfar

    P: Thomas Broich

    Q: Ein 39 Jahre alter Vorstopper mit Hüftschaden

    R: Srjdan Lakic

    S: Patrick Ziegler

    T: Bruno Labbadia als Trainer

    U: Kevin Großkreutz

    V: Tobias Escher als Taktikexperte

    W: Ein Verteidiger, der noch neun Spiele gesperrt ist

    X: Tobi Sippel als Torwarttrainer

    Y: Stipe Vucur

    Z: Michael Frontzeck als Trainer


    Anfangsbuchstabe Nachname = kommt von


    A: Real Madrid

    B: Der U17 Mannschaft von Straßbourg

    C: FK Pirmasens Alte Herren

    D: FC 08 Homburg

    E: aus dem Knast

    F: Skywalker Ranch

    G: Wormatia Worms B-Jugend

    H: FC Barcelona

    I: Dnepr Dnepropetrowsk

    J: Dem nächsten Club von Flavio Becca

    K: aus seiner Stammkneipe

    L: Rosenborg Trondheim

    M: Bayern München

    N: von der Straße

    O: FC Santos

    P: Spielverlagerung.de

    Q: TuS 06 Heltersberg

    R: der Reha

    S / T: Ajax Amsterdam II

    U / V: von Dazn, wo er zuletzt Experte war

    W / X: aus dem Saarland


    Monat in dem du Geburtstag hast = Ablöse


    Januar: eine Kiste Riesling

    Februar: 100.000 Euro

    März: im Tausch gegen den Greenkeeper

    April: die Betze-Anleihe

    Mai: einen Apfel und ein Ei

    Juni: ein Charity-Spiel, das dann immer wieder verschoben wird

    Juli: Ein freundliches Ajooo

    August: umsonst

    September: drei Gamestop-Aktien

    Oktober: 25 Millionen Rubel

    November: 5 Millionen Euro, die Hälfte geht aber an eine Agentur in Lichtenstein

    Dezember: 100 Millionen Euro, die bis 2079 in Monatsraten abgestottert werden


    Quelle: Treffpunkt Betze