Diskussionsthema zum Artikel: Der ganz normale Betze-Wahnsinn
Der ganz normale Betze-Wahnsinn
Glanz in Hälfte eins, Zittern in Hälfte zwei: Der FCK feiert einen verdienten, aber auch glücklichen 3:1-Sieg gegen Düsseldorf. Doch eine Schwäche hält sich hartnäckig.
Der 1. FC Kaiserslautern beweist endlich, dass er auch gegen die direkte Konkurrenz bestehen kann. Der Sieg gegen Fortuna Düsseldorf war der erste gegen eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte seit dem Derby gegen den KSC Anfang Dezember - seitdem gab es für die Pfälzer zwei Unentschieden und drei Niederlagen gegen die Spitzenteams. Dabei waren die Lautrer bis auf das chancenlose Spiel gegen den HSV in jedem Spiel mindestens ebenbürtig.
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Auch gegen Düsseldorf zeigten die Roten Teufel über weite Strecken, warum sie zu Recht oben in der Tabelle stehen. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte der FCK wohl eine seiner besten Saisonleistungen, auch wenn er es wieder einmal unnötig spannend machte und altbekannte Probleme offenbarte.
Pressing aus der Hölle
Die Hausherren starteten verhalten in die Partie und überließen den Gästen in der Anfangsphase den Ball, ohne dabei in Gefahr zu geraten. Schnell wurde deutlich, dass Markus Anfang auf Umschaltfußball im eigenen Stadion setzte. Düsseldorf versuchte früh zu stören, doch der FCK konnte sich immer wieder befreien und kombinierte sich zum Teil sehenswert nach vorne. Alle Augen waren dabei auf Krahl-Vertreter Simon Simoni gerichtet, der sich trotz des vollen Fritz-Walter-Stadions keine Nervosität anmerken ließ und zeigen konnte, dass er gerade mit dem Ball einiges auf dem Kasten hat und seine Pässe punktgenau zum Mann kamen. Im Tor ist der FCK bestens aufgestellt, Sorgen muss man sich vermutlich auf anderen Positionen machen.
Der Lautrer Matchplan: Mit schnellen Bällen in die Spitze das gegnerische Mittelfeld überbrücken. Ragnar Ache schirmte die Bälle immer wieder ab oder leitete sie direkt weiter, die Düsseldorfer Abwehr bekam den Stürmer nur schwer in den Griff. Besonders auffällig: Die Roten Teufel eroberten fast jeden zweiten Ball, vor allem die beiden Laufwunder Daniel Hanslik und Kenny Redondo attackierten die Fortuna im situativen Pressing und zwangen sie so zu Fehlern. Die Folge: 1:0-Führung nach einer Balleroberung im vorderen Drittel. Anfangs Idee ging voll auf. Hinten ließen die Pfälzer keine Gefahr aufkommen und vorne zahlte sich der etwas überraschende Startelfeinsatz von Kenny Redondo früh aus. Einziger Kritikpunkt in der ersten Halbzeit war, dass es nur mit einem 1:0 in die Pause ging.
Liga der Standardsituationen
So stark und dominant die Hausherren in der ersten Halbzeit auftraten, so zurückhaltend begannen sie den zweiten Durchgang - und das fast schon mit Ansage. Wie auf Knopfdruck änderte sich die komplette Statik des Spiels. Harte und intensive Zweikämpfe brachten auf beiden Seiten eine Intensität und Emotionalität ins Spiel, die bis dahin nur auf Seiten der Lautrer zu spüren war. Die Fortuna erhöhte den Druck und gewann immer mehr 50:50-Situationen. Zudem erstickten die Gäste jegliche Entlastungsangriffe der Pfälzer im Keim - und auch im Spiel gegen den Ball wurde der FCK immer passiver. Vor dem Tor konnte zwar noch alles verteidigt werden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fallen würde.
Und eine besondere Schwäche bekommen die Lautrer derzeit kaum in den Griff: Gegentore nach Standards. Auch das 1:1 fiel nach dem gleichen Muster: Kopfballverlängerung, die FCK-Spieler verlieren ihren Gegenspieler aus den Augen und dieser kann ohne Gegenwehr einnetzen. Doch wie schon beim Führungstreffer zahlte sich das intensive Pressing der Roten Teufel aus. Und glücklicherweise wird es nicht nur in der Defensive bei Standards gefährlich. Einfach wunderbar, wie sich Ragnar Ache hochschraubte und über alle gegnerischen Verteidiger hinweg zur erneuten Führung einköpfte.
Ein Mann für alle Fälle
Ein Kritikpunkt, den sich Markus Anfang in den letzten Wochen immer wieder gefallen lassen musste, waren die teilweise viel zu späten Auswechslungen. Auch gegen Düsseldorf erfolgte der erste Wechsel relativ spät, doch statt der sichtlich erschöpften Ragnar Ache und Marlon Ritter kamen mit Jannis Heuer und Filip Kaloc deutlich defensivere Varianten ins Spiel. Am Ende war es diese Stabilität, die das Spiel noch einmal kippen ließ. Vor allem einer tat sich in der Schlussviertelstunde hervor: Luca Sirch. Der variabel einsetzbare Defensivmann rückte auf die Doppelsechs und übernahm sofort die Spielkontrolle. Mit seinen markanten Läufen durchs Mittelfeld kurbelte er die Offensive an. Derzeit ist Sirchs taktisches Vorrücken die erste offensive Option, die Markus Anfang in einem Spiel zieht - auch wenn auf der Bank durchaus offensive Optionen sitzen. Mit der Umstellung von Sirch ins Mittelfeld, der neben seiner überragenden Defensivleistung und Spielmacherfunktion auch noch zum Torschützen avancierte, bewies Markus Anfang einmal mehr das richtige Händchen.
Alltbekanntes beim FCK
Auch wenn der 1. FC Kaiserslautern zwischenzeitlich deutlich ins Wanken geriet, war der Sieg am Ende hochverdient. Ein Wermutstropfen bleibt: Wie schon in der gesamten Saison fehlt dem FCK die nötige Konstanz, um ein Spiel länger als nur 45 Minuten lang zu kontrollieren. Vor allem in der zweiten Halbzeit erlaubten sich die Lautrer zu viele passive Phasen, die gerade in dieser engen Liga teuer bestraft werden können - und auch schon mehrfach bestraft wurden. So bleiben Spiele mit Pfälzer Beteiligung oftmals eine Wundertüte, die jederzeit in eine positive oder negative Richtung kippen kann. Zudem bleibt die Erkenntnis, dass die Roten Teufel bei eigenen Standards zwar sehr torgefährlich sind, die eigene Anfälligkeit bei gegnerischen Eckbällen und Freistößen aber noch deutlich verbesserungswürdig ist.
Nichtsdestotrotz haben die Lautrer mit dem Sieg gegen Düsseldorf Big Points gesammelt und setzen sich weiter an der Tabellenspitze fest, da sie trotz spielerischer Schwankungen konstant punkten. Mit dem 1. FC Magdeburg wartet nun ein Gegner, der den Betzebuben vor allem auswärts überhaupt nicht liegt und dort in der Regel immer schlecht aussieht. Aber was ist bei den Roten Teufeln schon normal in dieser Saison?