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Kommentar: Großer Kampf, keine Punkte
Die Roten Teufel versäumen es wieder einmal, sich für ihre kämpferische Leistung zu belohnen. Dem FCK fehlt die Effizienz vor dem Tor. Es dürfte der Hauptgrund für den Abstiegskampf sein. Ein Kommentar.
FCK-Cheftrainer Marco Antwerpen ahnte schon am Donnerstag, "welches Brett" die Roten Teufel gegen den FC Ingolstadt erwarten werden. Er verwies in der Spieltagspressekonferenz auf die Heimstärke der Schanzer und sah einen Gegner mit breiter Brust und viel Selbstvertrauen auf den FCK zukommen. Und dennoch wurde schnell klar, dass der Matchplan des Coaches am heutigen Samstag darauf ausgelegt war, als erste Gastmannschaft seit dem 03. Oktober 2020 drei Punkte aus dem Audi-Sportpark zu entführen. Am Ende kam alles anders. Die Ingolstädter traten ganz im Stile einer Spitzenmannschaft auf. Effektivität pur. Ganz anders als der FCK vor dem gegnerischen Tor.
Auf Augenhöhe
Die in mintgrün spielenden Roten Teufel traten mit Marlon Ritter statt Marius Kleinsorge in der ansonsten unveränderten Startelf in Ingolstadt an. Bereits in der Frühphase der Partie wurde offensichtlich, dass die Lautrer bemüht waren, dem Gegner durch eine hohe Laufbereitschaft und körperliche Präsenz das Leben schwer zu machen. Schon nach drei Minuten, als Marvin Pourié in den Versuch eines Befreiungsschlags von Buntic flog und den Ball auf - gerade in der ersten Hälfte sehr agilen - Ouahim querlegen konnte, dürfte auch dem letzten Beobachter deutlich geworden sein, dass hier nicht das klassische Duell eines Aufstiegsaspiranten gegen einen Abstiegskandidaten stattfindet, sondern ein Spiel auf Augenhöhe folgen sollte.
Die erste große Chance des Spiels hatten dann aber doch die Schanzer. Nach einem Eckball verlor Winkler Caiuby aus den Augen. Glück die Pfälzer, denn Caiuby setzte den Ball aus sieben Metern denkbar knapp neben das Tor. In der Folge übernahm dann das Team von Marco Antwerpen mehr und mehr das Spielgeschehen und kam folgerichtig zu einer Großchance. Ritter, durch ein feines Zuspiel von Redondo in Szene gesetzt, tauchte in der 14. Minute allein vor Buntic auf, schaffte es aber nicht den Führungstreffer für den FCK zu erzielen. Die Ingolstädter zogen ihre Lehren aus dem Auftritt der Lautrer, gaben ihr anfangs hohes Pressing auf und zogen sich immer tiefer in die eigene Hälfte zurück. Die weiteren und wenigen Angriffsbemühungen des FCI konnte der FCK im Kollektiv bis zum Halbzeitpfiff im Keim ersticken. Aber auch die Offensivaktionen der Roten Teufel verpufften weitestgehend und ohne nennenswerten Erfolg.
Sichtbare Defizite: Körperliche Robustheit & Chancenverwertung
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit waren die Intensität in den Zweikämpfen und die Laufbereitschaft unvermindert hoch. Eckert Ayensa versuchte es in der 49. Minute mit einem Fernschuss, der jedoch von Spahic in seiner gewohnt souveränen und unspektakulären Manier entschärft werden konnte. Nur wenige Augenblicke später dann die zweite hochkrarätige Chance für den FCK: Der flinke Ouahim setzt zum Sprint an, lässt mehrere Ingolstädter stehen, bremst ab, schaut und spielt einen diagonalen Zuckerpass in den Lauf von Marlon Ritter. "Da nehme ich den Ball schlecht mit, und dann wird es einfach für den Gegenspieler", wird Ritter nach dem Spiel sagen, der in dieser Szene seine sonst sichere und technische Versiertheit vermissen lässt.
Es war Tomas Oral, der an diesem Tag das richtige Händchen beweisen und das Matchglück einwechseln sollte. Nach dieser Druckphase der Pfälzer sorgte er mit seiner Einwechslung von Elva für einen Bruch im FCK-Spiel. Mit fortlaufender Spielzeit machte sich der Kräfteverzehr bemerkbar. Der quirlige Elva wusste das zu nutzen und sorgte immer wieder für Unruhe. Binnen weniger Minuten vergab Elva zwei gute Einschussmöglichkeiten. Zwar stand die Lautrer Defensive noch, zeigte jedoch erste Unachtsamkeiten. Es entwickelte sich ein hin und her, der FCK befreite sich wieder vom Druck des FCI und versuchte selbst, das Heft in die Hand zu nehmen. Nach Eckbällen haderte der FCK mit Schiedsrichter Stegemann, weil dieser keinen Handelfmeter pfiff, womit er aber in beiden Fällen zum Leidwesen aller Roten Teufel richtig lag.
Allmählich setzte das Bewusstsein über das inzwischen 14. Remis dieser Saison ein. Gegen den Tabellenzweiten durchaus ein Punktgewinn. Doch wie so oft in dieser Saison sollte sich das Blatt nochmal wenden. Mit dem eingewechselten Butler sorgte Oral dann endgültig für den Heimsieg. "Wir haben im Vorfeld schon gesagt, dass wir nicht in diese Kopfballduelle reingehen, sondern uns absetzen wollen. Und so schlucken wir das 1:0", lautete Antwerpens Analyse nach dem Spiel. Es war bereits die zweite Prophezeiung des neuen Cheftrainers, mit der er an diesem Tag richtig liegen sollte. Zunächst entschied Butler ein Kopfballduell gegen Winkler für sich, spielte so den Ball zu Elva, der mit hoher Geschwindigkeit in den Strafraum eindrang und im richtigen Moment auf den mitgelaufenen Butler querlegte. Der Rest war Nebensache. Zwar versuchte der FCK in den verbliebenen Minuten nochmal alles reinzuwerfen, scheiterte aber bereits im Ansatz und konnte dem Ingolstädter Sieg so nichts mehr entgegensetzen.
Lautstark meldet es sich: Das Abstiegsgespenst
Was bleibt also nach einem Spiel gegen den Tabellenzweiten, in dem der FCK nicht nur Augenhöhe spielte, sondern auch teilweise die bessere Mannschaft war, sich am Ende aber trotzdem wieder einmal geschlagen geben musste? Unter Marco Antwerpen zeigen sich die Roten Teufel in allen Mannschaftsteilen verbessert. Die Mannschaft tritt mutig, selbstbewusst und spielbestimmend auf, sie löst brenzlige Situationen in der eigenen Hälfte mit spielerischen und kreativen Lösungen, sie beweist Zweikampfhärte, hat Zug zum Tor. Marco Antwerpen hat ohne Frage Potenziale entdeckt, die seine Vorgänger kaum zu entdecken vermochten. Es macht über weite Teile des Spiels einfach wieder Spaß, diesem FCK zuzuschauen. Mit jungen und dynamischen Spielern wie Ciftci, Bakhat, Ritter und Ouahim beweisen die Pfälzer unglaublich viel Spielfreude.
Doch jetzt kommt das "aber". Diese Mannschaft vermag es nicht, effizient zu sein. Sie macht aus ihren Großchancen zu wenig, die Chancenverwertung bleibt das große Manko im Abstiegskampf. Das erste Spiel unter Antwerpen wirkte wie ein Befreiungsschlag - nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die daheim sitzenden FCK-Fans. Nach drei Spielen lässt sich festhalten: Vier Punkte aus drei Spielen. Das ist zu wenig. Das wird auch Marco Antwerpen wissen. Fraglich bleibt dennoch, ob es ihm gelingt, seiner Mannschaft auch im vorderen Drittel den Glauben an die eigenen Stärken einzuimpfen. Zeit bleibt keine mehr. Der FCK hat jetzt 13 Finalspiele vor der Brust, in denen er mindestens 20 Punkte holen muss.
Trotz der schmerzlichen Niederlage in Ingolstadt, die Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt. Marco Antwerpen scheint in dieser Situation genau der richtige Trainer zu sein. Die grundsätzlichen Voraussetzungen und Tugenden sind vorhanden: Leidenschaft, Kampfbereitschaft und Siegeswille. Jetzt müssen die Roten Teufel eigentlich nur noch gewinnen.
Quelle: Treffpunkt Betze