ZitatAlles anzeigenNeuteufel im Interview: Ilian Micanski
40 Tore in 58 Spielen für den polnischen Klub Lubin – eine Quote, die für sich spricht. Ilian Micanski ist kein Mann für große Worte. Er lässt lieber Taten sprechen. Genauso tritt er auch im Training und den bisherigen Partien im Trikot der Roten Teufel an. Im Interview erzählt er vom Fußball in seiner Heimat und seinen Ambitionen beim FCK.
Hallo, Ilian. Über den Fußball in Bulgarien ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Wie ist es um Deine Heimat bestellt?
Ich könnte wohl mehr über den polnischen Fußball sagen, denn da habe ich in den letzten fünf Jahren gespielt. Aber ich habe natürlich den Fußball in meiner Heimat verfolgt und auch die Bundesliga schaue ich eigentlich jedes Wochenende. In Bulgarien gibt es keinen wirklich funktionierenden Wettbewerb, weil es zu wenig professionell geführte Vereine gibt und die Nachwuchsarbeit völlig vernachlässigt wird. Das ist sehr schade, denn es gibt genügend Talente, die es verdient hätten, gefördert zu werden. Aber die Vereine sind zu schwach und der Verband wird noch umstrukturiert. Es müssen Jugendinternate und Kooperationen mit Schulen aufgebaut werden. Ob es aber in den nächsten Jahren besser wird – ich weiß es wirklich nicht.
Du sprichst den Verband an. Wann spielt Ilian Micanski in der Nationalmannschaft?
Ich war schon mal kurz davor und hatte engen Kontakt zum Trainerteam. In den letzten sieben Monaten haben alle Zeitungen in Bulgarien geschrieben, ich sollte für die Nationalelf spielen, aber es ist dann noch nichts geworden. Jetzt durch den Wechsel in die Bundesliga ist die Aufmerksamkeit viel größer und letzte Woche habe ich mit dem Co-Trainer gesprochen und sie werden mich beobachten. Also vielleicht geht es schneller, als man denkt, wenn ich mich durchsetzen kann und Tore für die Roten Teufel schieße.
Aber Du hast schon einige Tore in Polen geschossen…
Ja, das ist richtig. In den letzten beiden Spielzeiten für Lubin habe ich in 58 Spielen insgesamt 40 Tore gemacht. Auch die letzte Saison in der Ekstraklasa lief auch sehr gut für den Club und mich, mit 14 Toren in 27 Spielen. Ich hoffe, dass ich dort anknüpfen kann. Dann ist es gut für Kaiserslautern und auch für mich.
Du hast gesagt, dass Du die Bundesliga verfolgt hast. Wo liegt der Unterschied zwischen Fußball in Polen und Deutschland?
Die Qualität auf allen Ebenen ist höher. Die Spieler haben mehr technische, läuferische und taktische Qualität als in Polen, wo fast alles über den Kampf geht. Auch die Stadien und die ganze Struktur in Polen ist noch nicht soweit. Die Trainingsplätze und die Organisation sind anders. Aber auch wegen der Europameisterschaft ist in Polen einiges in Bewegung gekommen und ich glaube, dass der polnische Fußball auf einem ganz guten Weg ist.
In den polnischen Zeitungen heißt es, dass Ilian Micanski einen ausgeprägten Torriecher hat. Ist das Deine Stärke?
Ja, ich denke, dass es zu meinen Stärken gehört, im Strafraum immer dort zu sein, wo der Ball hinkommt und immer den Weg zum Tor zu suchen. Ich bin nicht besonders schnell, aber auch nicht langsam. Habe eine normale Technik und ein normales Kopfballspiel. Aber mein Torinstinkt ist sehr ausgeprägt und ich habe ein gutes Verständnis für meine Mitspieler. In Polen hieß es immer, dass Micanski immer schon da ist, wo der Ball hinfällt und die Tore macht. Der Ball ist zu mir gekommen. Auf diese Stärke bin ich wirklich stolz. Aber das galt immer nur für die Spiele, im Training habe ich damals viel zu wenig getroffen… Das muss sich ändern. (lacht)
Ist Deine Familie mit nach Kaiserslautern gekommen?
Ja, meine Freundin kommt mit nach Kaiserslautern. Sie ist Polin und wir sind jetzt seit sechs Monaten zusammen. Eine schöne Wohnung haben wir auch schon – Dragan Paljic hat uns seine Wohnung vermittelt.
Und Deine Eltern und Geschwister?
Mein Bruder studiert in Köln und wird sicher jedes Wochenende kommen und bei den Heimspielen und Auswärtsspielen zuschauen. Er kennt jetzt schon mehr über die Geschichte des FCK als ich. Meine Eltern sind nicht so oft nach Polen gekommen, aber sie haben schon gesagt, dass sie ganz schnell hierhin kommen wollen, um uns zu besuchen und das tolle Stadion zu sehen.
Wann bist Du Profi geworden?
Schon mit 16 Jahren. Ich habe in der 2. Liga in Bulgarien angefangen und bin dann zwischen der ersten und zweiten Liga hin und her gewechselt. Bis ich nach Polen gekommen bin und mich dort durchgesetzt habe. Das will ich jetzt auch in Deutschland mit dem FCK schaffen.
Dein Vater war auch Profi, oder?
Ja, er hat in Bulgarien, Griechenland und der Schweiz gespielt. Von ihm habe ich viel gelernt und mit ihm spreche ich auch viel über mein Spiel. Er wird nach meinem ersten Spiel für Kaiserslautern sicher sofort mit mir darüber sprechen. Egal ob er es im Fernsehen sieht oder im Stadion ist. In der Bundesliga zu spielen ist ein Traum und ich werde alles tun, um erfolgreich zu sein.
Vielen Dank und auch Dir alles Gute!
Quelle : fck.de