ZitatAlles anzeigenFCK heute unter großem Druck - Tamás Hajnal wieder im VfB-Kader - Labbadia lobt Ulreich
Auf dem „Betze” soll's heute wieder klappen: Drei von erst fünf Saisontoren hat Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern beim jüngsten Heimsieg gegen Mainz erzielt. Heute (20.30 Uhr) wollen die Roten Teufel - wieder unter Flutlicht - gegen den VfB Stuttgart ihr mageres Chancen- und Torkonto aufpolieren.
Sieben Treffer gelangen dem FCK in der vergangenen Spielzeit allein in den beiden Partien gegen die Schwaben - bei fünf Gegentoren. 4:2 siegten die Lauterer in der Rückrunde beim VfB. Und das 3:3 in der Hinrunde bezeichnen viele FCK-Fans als das typische „Betze”-Spiel schlechthin in der jüngeren Vergangenheit, schließlich machten die Lauterer mit Hilfe ihrer Anhänger einen 0:3-Rückstand noch wett. „Das war von den Emotionen natürlich ein Wahnsinn”, sagt FCK-Trainer Marco Kurz beim Blick zurück, „so viele Gegentore müssen es jetzt aber nicht sein ...”
Mit der Defensivarbeit seiner Mannschaft kann Kurz zufrieden sein; in den sieben Spielen dieser Saison gab es zehn Gegentreffer, allein drei davon gegen den heuer übermächtigen FC Bayern. Aber nach vorne fehlt es, besonders nach dem plötzlichen Abgang Ivo Ilicevics Ende August, an Kreativität, an Mut und deshalb an Durchschlagskraft. Was dieses größte FCK-Problem angeht, nimmt Kurz alle mit ins Boot. „Es liegt weder allein an den Stürmern, noch allein am Mittelfeld”, betont der FCK-Trainer, „wir müssen die gesamten Abläufe verbessern, uns mit unserer neu formierten Offensive die Basis, die wir letztes Jahr hatten, wieder erarbeiten. Es soll sich, außer vielleicht Torwart Kevin Trapp, jeder am Toreschießen beteiligen.” Zuletzt beim bitteren 0:1 in Überzahl in Wolfsburg deutete 1,88-Meter-Mann Dorge Kouemaha vor allem in Halbzeit eins an, dass er mit seiner Größe und seiner Wucht eine gute Ergänzung zum zweiten Angreifer Itay Shechter sein kann, der acht Zentimeter kleiner und wendig ist. Aber: Geeignete Anspiele der beiden aus dem Mittelfeld waren Mangelware.
Das soll nun gegen den erstarkten VfB besser werden, geloben die Roten Teufel, die ihr Spiel in Ermangelung von flinken und trickreichen Außenbahnspielern umstellen müssen. Heute könnte auf dem rechten Flügel Richard Sukuta-Pasu auflaufen. Der 21-Jährige legte beim 3:1-Sieg gegen Mainz 05 vor knapp zwei Wochen wie seine Kollegen jenen großen Kampfgeist an den Tag, wie ihn Kurz auch heute wieder sehen will, um Torchancen wenigstens zu erzwingen, wenn es mit dem Erspielen noch nicht so klappt. „Von der Leidenschaft her müssen wir an die Leistung vom Mainz-Spiel anknüpfen”, fordert der FCK-Trainer.
Kurz (42) hat als Profi für den VfB gegen den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga debütiert und ist in Stuttgart geboren, auch wenn er sagt: „Das liegt schon ziemlich lange zurück.” Und VfB-Coach Bruno Labbadia (45) kennt und liebt die Flutlichtspiele auf dem „Betze” aus seiner Zeit als FCK-Stürmer. Nach auskurierter Oberschenkelzerrung kehrt Tamás Hajnal, der 2006/2007 beim FCK Regie führte, in den VfB-Kader zurück. Bemerkenswert ist die Leistungsentwicklung von Torhüter Sven Ulreich (23). „Sven ist durch ein Stahlbad gegangen. Er hat sich gesteigert, ist noch souveräner geworden”, lobt Labbadia. Der an Bayer Leverkusen ausgeliehene Bernd Leno (19) komme im Dezember zurück: „Er schafft eine Konkurrenzsituation. Die braucht man in der Bundesliga.”
SO SPIELEN SIE
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Amedick, Rodnei, Jessen - Sukuta-Pasu (Walch), Petsos, Kirch, Tiffert - Kouemaha, Shechter - Ersatz: Sippel, Abel, Bugera, De Wit, Fortounis, Vermouth - Es fehlen: Derstroff (Spunggelenkoperation), Nemec, Zellner (Trainingsrückstand), Orban (Meniskusoperation), Simunek (Reha)
VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Maza, Molinaro - Kvist, Kuzmanovic - Harnik, Gentner, Okazaki - Cacau - Es fehlen: Niedermeier (Haarriss), Delpierre (Muskelriss), Bicakcic (Innenbandriss), Audel, Schieber (beide Trainingsrückstand)
Schiedsrichter: Perl (München).
Porträt: Tiffert - Seele und Kapitän
Er ist der Kapitän des 1. FC Kaiserslautern. Und er ist es gerne. Der FCK ist für ihn mehr als nur ein Arbeitgeber. Hier lebte ein fast schon vergessener Profi auf, geriet zu einer der Lichtgestalten der letzten Saison: Christian Tiffert, die Seele des Spiels, beseelt seine Mannschaft.
Der 29-Jährige geht voran - auf dem Rasen, beim Training, aber auch wenn Fans, Sponsoren oder Medien rufen. Ein kluger Kopf. Er spricht mit Bedacht - mit Herz und Verstand.
Mit Feuer ist er am Ball, mit Herzblut spielt er sein Spiel, voll Leidenschaft riss Tiffert die Elf nach dem 0:1 gegen Mainz mit, führte sie zum 3:1-Sieg. Er bereitete das zweite Tor vor, köpfte das dritte. Tiffert, der Allesmacher, mal beflügelnd, mal Abfangjäger, fast immer auch Antreiber. Ein Flankengeber, ein Mann für die Standards, die wieder eine Waffe werden sollen. Der Impulsgeber aber ist kein Torjäger. „Die Rolle ist mir relativ egal. Es ist nicht wichtig, was ich möchte, sondern wo ich der Mannschaft helfen kann”, sagt der Mann, der beim FCK die Nummer 8 trägt. Seine beste Rolle - die des kreativen Verbindungsmannes.
„Druck ist schon da. Aber ich denke, dass ich damit umgehen kann”, sagt der Mittelfeldspieler vor dem Spiel heute (20.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart mit Blick auf die Tabelle: „Wichtig ist, dass wir auch am Ende noch über dem Strich stehen.”
Dass er sechs Jahre beim VfB unter Vertrag stand, spielt für Tiffert keine Rolle mehr: „Man verbindet so etwas ja immer mit Personen. Von damals ist ja fast niemand mehr da.”
Gegenwärtig aber sind die Probleme der neuformieren FCK-Elf. „Es ist ein Lernprozess”, mutmaßt der Routinier. Dass in Überzahl in Wolfsburg verloren wurde, nennt er einen „frustrierenden Moment”: „Da hat man gesehen, was zehnmal so viele Bundesligaspiele ausmachen ...”
„Das ist eine sehr gute Mannschaft”, betont der FCK-Kapitän seine Wertschätzung für den VfB. „Aber es ist Bundesliga, da kann jeder jeden schlagen - abgesehen von den Bayern, die eine phänomenale Saison spielen”, sagt er. Der Stil, in dem der FCK das Derby gegen Mainz gewann, müsse gepflegt werden. „Das ist für uns die Basis”, sagt Tiffert, der sich mit seiner Frau und den beiden Kindern in der Pfalz sehr wohl fühlt. Vor allem wenn gewonnen wird.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau