ZitatAlles anzeigenFCK-Trainer stimmt sein Team auf den Abstiegskampf ein - Nicolai Jörgensen links oder im Sturm eine Alternative
Tore schießen, Tore schießen, Tore schießen. Der wichtigste gute Vorsatz für 2012 stellt sich für den abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern von selbst. Gestern hat für den FCK die Rückrunden-Vorbereitung begonnen. Mit dabei: die Neuzugänge Jakub Swierczok (19) und Nicolai Jörgensen (20).
Die beiden Offensivspieler sollen dazu beitragen, dass der FCK, der nach der Hinrunde als Tabellen-16. den Relegationsplatz belegt, seine chronische Torflaute so bald wie möglich besiegt. Die Lauterer haben mit 13 die wenigsten Treffer aller 18 Teams erzielt. FCK-Trainer Marco Kurz warnt jedoch davor, sofort zu viel von den beiden jungen Neuzugängen zu verlangen. „Auch Nicolai Jörgensen wird uns alleine nicht zum Klassenerhalt schießen”, betonte Kurz, „wir sind als Kollektiv gefordert, mehr Tore zu erzielen.”
Jakub Swierczok, der gestern Vormittag mit seinen neongelben Fußballschuhen Farbe in den grauen Regentag brachte und im ersten Übungsspiel des neuen Jahres als Mittelstürmer ran durfte, hat seinen Spitznamen schon weg: „Kuba” als Kurzform für Jakub - wie Jakub Blaszczykowski vom deutschen Meister Borussia Dortmund.
Swierczok, der beim FCK einen bis 30. Juni 2015 gültigen Vertrag unterschrieben hat und dessen Ablöse sich im unteren sechsstelligen Bereich bewegen soll, hat in den 17 Hinrundenspielen für den polnischen Zweitligisten Polonia Bytom zwölf Tore erzielt, wie er gestern sagte, nachdem bisher immer von zehn Treffern die Rede war.
Eine solch plötzliche Tor-Vermehrung täte auch dem Trefferkonto der Roten Teufel zwar sehr, sehr gut. Aber besonders bei Swierczok mahnte Kurz zur Geduld. „Er ist ein guter Junge, den wir erst an die Liga gewöhnen müssen. Deshalb dürfen wir ihm nicht gleich einen schweren Rucksack aufsetzen”, betonte der Fußball-Lehrer.
Neustart in Kaiserslautern - Der dänische Offensivspieler Nicolai Jörgensen. FOTO: KUNZ-HARTMANN
Den Dänen Jörgensen sieht Kurz deutlich weiter. Der 20-Jährige, für eineinhalb Jahre auf Leihbasis von Bayer Leverkusen in die Pfalz gewechselt, will sich beim FCK für den EM-Kader von Trainer Morten Olsen empfehlen. „Ich hatte im Herbst ein Gespräch mit dem Nationaltrainer, und er sagte mir, dass ich in meinem Verein spielen muss, wenn ich mit zur Europameisterschaft will”, erzählte Jörgensen, der perfekt Deutsch versteht und es in der Kabine auch spricht, seine ersten Interviews in Kaiserslautern aber sicherheitshalber noch auf Englisch geben wollte. Da die Konkurrenz in Leverkusen zu groß für den Jung-Nationalspieler war, entschied er sich für einen Wechsel. „Der FCK ist ein Traditionsverein, und ich habe viele Spiele von ihnen in der Hinrunde gesehen. Sie spielen guten Fußball, hier kann sich ein junger Spieler weiterentwickeln”, meinte Jörgensen, der seinen neuen Kollegen bei ihrem großen Problem helfen will: Tore schießen. Seine Stärken sieht Jörgensen in seiner Schnelligkeit und „in einem guten Blick für das Spiel”. Am liebsten spielt er auf der linken offensiven Außenbahn. Im ersten Trainingsspiel des neuen Jahres bildete er mit Leon Jessen eine dänische linke Seite. Aber auch im Sturmzentrum ist Jörgensen eine Option. Vertragsabschlüsse mit weiteren Zugängen stünden nicht bevor, seien aber auch nicht auszuschließen, sagte Kurz.
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Rosa Schirme und weißer Lack
Es schüttet wie aus Kübeln. Das neue Jahr ist schon 33 Stunden alt, doch für manche beginnt es erst jetzt: Gestern war Trainingsauftakt auf dem Betzenberg.
Der Himmel ist grau, der Regen peitscht. Zwei Mädels halten eisern ihre Schirme fest und kämpfen sich den Berg hoch. Sie wissen, wo sie hinwollen. Zielgerichtet steuern sie Platz vier an, stellen mit einem geschulten Blick fest, dass er leer ist, und stapfen weiter durch den Regen zu Trainingsplatz zwei. Der Parkplatz davor füllt sich langsam. Kameramänner schultern ihre Ausrüstung, spannen Schirme auf. Opas zeigen ihren Enkeln, wo gleich was passieren wird. Teenager tuscheln unter rosa Schirmen und schielen zum Tor am Stadion, in der Hoffnung, dass sich da bald was tut. Ein Fan fährt mit einem Auto vor, das einmal weiß war. Jetzt ist es mit FCK-Emblemen und unzähligen Unterschriften verziert, die Vordersitze sind mit Trikots überzogen, der Fan ist stilecht gekleidet - mit FCK-Anorak und Fußballschuhen.
Es ist kurz vor 10. Der Platzwart fährt mit einem Wägelchen mit Werkzeug und Grünabfall vor, macht sich mit einem Besen auf zum Tor, rüttelt kurz daran und zückt schließlich einen Schlüssel. Er steuert auf eine große Pfütze zu, in der wohl mal das Tor stand, kehrt das Wasser über den Rasen, lädt den Besen wieder auf und ist verschwunden. Minuten später ist die Pfütze wieder gefüllt. Der Regen peitscht über den Parkplatz. Die Kameraleute haben sich im Auto in Sicherheit gebracht. Das Mädchen mit dem rosa Schirm rümpft die Nase, blickt zu ihrer Freundin. Doch beide sind sich einig: Sie bleiben.
Der Wind pfeift über den Hügel. Und plötzlich klappert es. Tock, tock, tock, tock. Fast im Gleichschritt traben die Spieler Richtung Platz. Die Teenager strahlen. Das Gitter schließt sich. Dann beginnt das Schauspiel. Aufwärmen, laufen, passen. Ab und zu tönt ein Pfiff über den Platz, und alles lauscht den Anweisungen von Trainer Marco Kurz. Plötzlich macht sich der Pulk auf zum Tor, läuft an den Fans vorbei und pilgert weiter zu Platz vier. Um die 70 Fans folgen der Prozession, nehmen auf der Tribüne Platz, lehnen sich an die Bande und verfolgen das Geschehen. Gesprochen wird nicht viel. Die meisten wollen einfach nur zusehen. Wie ihre Spieler trainieren, in Form sind, Tore schießen. Der Ball flutscht über den nassen Rasen, wird gestoppt, weitergetreten.
Fast zwei Stunden dauert es, bis das letzte Kommando vom Trainer kommt, sich der Spielerpulk in Bewegung setzt Richtung Stadion und Dusche. Vor dem Tor von Platz vier warten kichernde Mädchen, halten Torwarttrainer Gerry Ehrmann ein Plakat hin zum Unterschreiben, lassen sich mit Spielern fotografieren und strahlen. Opa und Enkel machen sich glücklich auf den Weg nach Hause. Der Fan mit dem Auto poliert ein paar Stellen auf dem Lack, die noch weiß sind, und hält den Stift bereit. Es regnet, doch das merkt schon lange keiner mehr. Das Fußballjahr 2012 hat begonnen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau