ZitatAlles anzeigenFCK heute gegen 1899 Hoffenheim - Sukuta-Pasu für Wagner - Dick mit Entschlossenheit
Ein Hoffnungsfünkchen glimmt noch, die Abers jedoch überwiegen klar: Fußball-Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern will sich die Möglichkeit, vielleicht doch noch erstklassig zu bleiben, so lange wie möglich offen halten. Heute (15.30 Uhr) gastiert die TSG 1899 Hoffenheim vor rund 40.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion.
„Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängenlassen.” Dieser - auf die Lage der Lauterer bestens anwendbare, fast schon philosophische Satz - hat Florian Dick, dem Rechtsverteidiger des FCK, so gut gefallen, dass er ihn für sich „adoptiert” hat.
Obwohl Dick sehr genau weiß, dass die Chancen der Roten Teufel, als einsames Schlusslicht das Ruder doch noch herumzureißen, gegen null tendieren, möchten er und seine Kollegen heute vor allem eines: „Es geht der Mannschaft und mir darum, den Leuten und uns selbst zu beweisen, dass wir doch noch Spiele gewinnen können. Ich will einfach dieses verdammte Spiel gewinnen. Mir geht es jetzt nur um diesen Samstag. Alles andere kommt später.”
18 Partien ohne Sieg, noch immer nur lächerliche 17 Tore auf dem Konto - mit dieser Schreckensbilanz seines Teams wird auch Dick zurzeit bei fast jeder Begegnung mit Bekannten oder Fremden konfrontiert. „Jeder spricht dich darauf an nach dem Motto: Sag' mal, wollt ihr denn nie mehr ein Spiel gewinnen? Da ist es normal, dass man mit den Leuten über die Situation redet. Mich kotzt unsere Lage ja auch an!”
Für die Lauterer geht es in den verbleibenden sechs Spielen zumindest einmal darum, sich anständig aus dem Oberhaus zu verabschieden. Vergleiche mit Tasmania Berlin, der schlechtesten Mannschaft, die je in der Bundesliga spielte, sind bitter.
Krassimir Balakov - seit zwei Wochen FCK-Trainer - will alles dafür tun, dass die theoretische Chance auf den Nicht-Abstieg so lange wie möglich erhalten bleibt. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Marco Kurz verfolge Balakov „eine ein bisschen andere Philosophie, es sind zwei grundverschiedene Typen”, sagt Dick. „Ein Trainer hat zwar gewisse Stellschrauben, an denen er drehen kann”, betont der 27-Jährige, „aber letztendlich müssen wir als Mannschaft das am Samstag auf dem Platz in die Tat umsetzen. Ob in der Defensive oder in der Offensive - da ist immer die komplette Mannschaft gefragt.”
„Endlich Tore schießen”, fordert Krassimir Balakov von seiner Mannschaft, die er mutig nach vorne spielen sehen möchte. Fehlen wird der verletzte Sandro Wagner, den Richard Sukuta-Pasu als zentrale Spitze ersetzen soll.
Wagner hat einen Schlag aufs Sprunggelenk bekommen und muss zumindest für heute die Segel streichen. So setzt Balakov auf Sukuta-Pasu, der sich in seiner Lieblingsrolle im Sturmzentrum beweisen darf. Mit Jakub Swierczok (19) und Andrew Wooten (22) lauern zwei weitere junge Angreifer auf ihre Bewährungschance.
Im Trainerstab Balakovs sollen Oliver Schäfer als Fitnesscoach und Gerry Ehrmann als Torwarttrainer bleiben. Ihre Verträge und der Kontrakt von Teammanager Roger Lutz sollen verlängert werden, sagte Vereinschef Stefan Kuntz.
„Eine Mannschaft, die nicht einfach zu spielen ist, weil sie erfahrene und sehr gute junge Spieler hat”, sagt Balakov mit Blick auf 1899 Hoffenheim. Der wiedergenesene ehemalige FCK-Torjäger Srdjan Lakic steht im Kader der TSG und wird möglicherweise auch vom Anpfiff weg zum Einsatz kommen, sagte Trainer Markus Babbel.
SO SPIELEN SIE
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Yahia, Rodnei, Bugera - Borysiuk - Fortounis, Tiffert, De Wit, Derstroff - Sukuta-Pasu - Ersatz: Trapp, Jessen, Abel, Petsos, Kirch, Swierczok, Wooten - Es fehlen: Jörgensen (Schambeinentzündung), Kouemaha (Achillessehnenriss), Sahan (Gelb-Sperre), Shechter (muskuläre Probleme), Simunek (Achillessehnenreizung), Wagner (Sprunggelenk lädiert)
TSG 1899 Hoffenheim: Starke - Beck, Vorsah, Compper, Johnson - Weis, Williams - Vukcevic, Salihovic, Firmino - Schipplock (Lakic) - Es fehlen: Jaissle (Aufbautraining), Rudy (Gelb-Sperre)
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden).
Hinrunde: 1:1.
-------
Ich bin der Meinung, ...
... dass FCK-Boss Kuntz aus Fehlern
Lehren ziehen wird.
Der Abstieg des 1. FC Kaiserslautern ist nur noch theoretisch vermeidbar. Nach einer unfassbaren Misserfolgsserie von 18 Spielen ohne Sieg aber ist die Mannschaft, der eine bundesligawürdige Offensive fehlt, ohne Selbstvertrauen unterwegs. Der Glaube an ein Fußballwunder ist Wunschdenken. Für den Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz, der morgen vier Jahre im Amt ist, wird's ein trauriges Dienstjubiläum. Nach drei sehr erfolgreichen Jahren muss Kuntz die Verantwortung für einen bitteren Rückschlag übernehmen. Seinen Fünfjahresplan mit dem Bundesligaaufstieg als Kernpunkt sah er nach zwei Jahren schon erfüllt. Drei Jahre in Folge erstklassig bleiben lautete sein Minimalziel, um die Sanierung des Vereins zu vollziehen, den andere im Größenwahn, in blindem Aktionismus oder auch in fataler Kopflosigkeit an die Wand gerammt hatten.
Der Abstieg ist kein Betriebsunfall, sondern einer verfehlten Personalpolitik geschuldet, er ist keine Katastrophe, aber ein schwerwiegender Tiefschlag. Die Verantwortung für das sportliche Desaster tragen Stefan Kuntz und Marco Kurz. Der als Schnäppchenjäger gefeierte Klubchef griff im letzten Sommer mehrfach ins falsche Einkaufsregal. Der Kritik stellt sich Kuntz, der Kritik muss sich Kuntz stellen. Aber vor Selbstzerfleischung, wie sie traurige Tradition beim FCK hat, sollten sich die, denen der Verein wirklich am Herzen liegt, hüten. Kuntz' Kunststück, die Rettung vor dem Absturz 2008, seine auch wirtschaftlich gute Arbeit in den Folgejahren, darf in den Tagen der sportlichen Krise nicht vergessen werden. Sein Vertrag läuft bis 31. Dezember 2015 - in dieser Zeit sind, inklusive Wiederaufstieg, große Aufgaben zu bewältigen. Vor allem auch bei der zeitgemäßen Ausgestaltung des Nachwuchsleistungszentrums auf dem Fröhnerhof.
... dass die FCK-Elf heute Charakter
zeigen muss.
38.500 Karten für das Heimspiel heute gegen 1899 Hoffenheim hat der FCK verkauft. Die Zuschauer, die Fans, haben verdient, dass sie eine FCK-Elf sehen, die kämpft, die rennt, die nicht nur mit Lippenbekenntnissen unterwegs ist. Die letzten sechs Spiele sind auch Qualifikationsspiele für den FCK-Kader der Zukunft. Der neue Trainer Krassimir Balakov muss sich ein Bild machen, auf wen er beim Neuaufbau wirklich vertrauen kann. Balakov will heute auf Sukuta-Pasu als Wagner-Ersatz im Sturm setzen, Andrew Wooten, dem Torjäger der zweiten Mannschaft, im Verlauf der Partie eine Chance geben. Aber warum probiert's der neue Coach nicht mal mit einer Doppelspitze? Wooten ist bestimmt kein Wunderheiler, aber 20 Tore in der Regionalliga wollen auch geschossen sein! Schon Marco Kurz ließ Wooten zu lange links liegen und sich in der Regionalliga für andere Zweitligisten empfehlen.
Die Kaderplanung bedarf großer Sorgfalt, wenn der FCK wieder kommen möchte. Gut möglich, dass drei Torhüter geholt werden müssen. Kevin Trapp, der das Angebot zur Vertragsverlängerung ablehnte, in Bremen im Gespräch ist, wird seine Ausstiegsklausel nutzen. Es wäre einträglicher gewesen, ihn im letzten Sommer zu verkaufen. Auch Tobias Sippel kann nun eine Ausstiegsklausel geltend machen, Marco Knaller ist schwer verletzt.
Beim FCK muss wieder besser gesichtet werden! Borussia Dortmund hat letzten Sommer mit Chris Löwe einen Linksverteidiger von Regionalligameister Chemnitz geholt. Das zeigt Klopps Mut und Weitsicht. Hannover 96 hat in Norwegen Klassestürmer gefunden (Ya Konan, Abdellaoue), im Winter für 1,8 Millionen Euro Mame Diouf von der Ersatzbank von Manchester United ausgelöst. Das sind Torjäger!
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau