ZitatAlles anzeigenAbsteiger FCK begrüßt den Meister - Balakov setzt auf die Fans
49.780 Zuschauer und sommerliche Temperaturen sind der ideale Rahmen für ein Fußballfest im Fritz-Walter-Stadion. Der seit einer Woche auch theoretisch feststehende Bundesliga-Abstieg des 1. FC Kaiserslautern indes ist der große Schatten, der über der Partie heute (15.30 Uhr) gegen den alten und neuen Meister Borussia Dortmund liegt.
„Ich hoffe, dass uns unsere Fans nicht so extrem dafür bestrafen, dass wir abgestiegen sind”, sagt FCK-Trainer Krassimir Balakov, der mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz die Planungen für das Ziel Wiederaufstieg Stück für Stück vorantreibt. Balakov: „Wir brauchen bei aller verständlicher Enttäuschung für nächste Saison eine positive Stimmung.”
Der 46-Jährige wünscht sich, dass Mannschaft, Verein und Fans „wieder so eine starke Einheit bilden wie früher in Kaiserslautern”.
Er hofft schon heute auf positive Signale - vom Rasen Richtung Tribüne und umgekehrt. Stürmer Sandro Wagner und Torwart Kevin Trapp, für den Marius Müller (18 ) auf der Bank sitzt, fehlen grippekrank.
Mit „sehr viel Wehmut” sieht FCK-Chef Kuntz dem letzten Bundesliga-Heimspiel entgegen. „Der deutsche Meister kommt - ich habe die Erwartung, dass wir uns anständig präsentieren”, sagt Kuntz.
Mit Blick auf das Projekt Wiederaufstieg glaubt er - nach „guten Gesprächen” - in Kürze die Vertragsverlängerungen mit Torwarttrainer Gerry Ehrmann, Torhüter Tobias Sippel und Linksverteidiger Alexander Bugera verkünden zu können.
Andrew Wooten, der - wenn sein leichter grippaler Infekt rechtzeitig abklingt - heute erstmals in einem Heimspiel in der Bundesliga-Startelf stehen könnte, liegt ein unterschriftsreifer Profivertrag vor. Er soll auch in der Zweiten Liga für den FCK Tore schießen. Mittelfeld-Rackerer Pierre De Wit indes hat sich Bedenkzeit bis Mitte Mai erbeten. Ob Oliver Kirch, dessen Vertrag bis 2013 gültig ist, beim FCK eine Zukunft hat, ist ungewiss. „Ich bin gespannt, was passiert”, sagt der 29-Jährige mit Hinweis auf die Ankündigung der Verantwortlichen, es sei offen, ob es nach dem Abstieg ein großer oder ein sehr großer Schnitt werde.
Auf das Spiel und die Atmosphäre heute gegen den Meister freut sich Kirch, der den Abstieg als Folge einer fatalen Abschlussschwäche sieht. „Auch ich hatte Chancen”, sagt der laufstarke Mittelfeldmann, dem beim 2:1-Sieg in Berlin sein erstes Saisontor gelungen ist. „Ich hätte gerne früher getroffen, ich hatte ja auch große Chancen - wie in Schalke”, erinnert sich Kirch selbstkritisch. In Borussia Dortmund sieht er den verdienten Meister. „Die vergebenen Chancen ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Saison. Wenn wir im Abschluss konsequenter gewesen wären, hätte es anders ausgesehen”, weiß Kirch. Zu spät ...
Der Meister muss auf Marcel Schmelzer, Sven Bender und Jakub Blaszczykowski verzichten. Da trifft's sich gut, dass Jürgen Klopp Mario Götze wieder los lassen kann. Für den an der Wade lädierten Marcel Schmelzer verteidigt Chris Löwe.
So spielen sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Abel, Rodnei, Bugera - Borysiuk - Fortounis, Kirch, De Wit, Sahan - Wooten (Sukuta-Pasu) - Ersatz: Müller, Yahia, Heintz, Jessen, Tiffert, Shechter, Derstroff - Es fehlen: Jörgensen (Trainingsrückstand), Kouemaha (Achillessehnenriss), Simunek (Aufbautraining), Trapp, Wagner (grippaler Infekt)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Löwe - Gündogan, Kehl - Götze , Kagawa, Großkreutz - Lewandowski - Es fehlen: Sven Bender (Rippenprellung), Blaszczykowski (Infekt), Koch (Trainingsrückstand), Schmelzer (Wadenprobleme)
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Hinrunde: 1:1.
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Betze-Geflüster
Mit Musik in die Zweite Liga
Es ist der 18. März, der 26. Spieltag. Der FCK ist mit 20 Punkten Tabellenletzter hinter Hertha (23). Noch ist alles offen. Hoffenheim hat gerade mal zehn Punkte mehr und steht auf Platz zwölf. Und was machen die Roten Teufel? Sie bringen eine CD heraus, taufen sie „Betze-Hits 2012” und singen den Fans darauf Fansongs und Lieder aus der Westkurve vor.
Und jetzt? Haben wir den 28. April, den 34. Spieltag, der FCK ist Tabellenletzter hinter Hertha und abgestiegen. Was bringt uns jetzt diese CD? Kann die ein geschundener Anhänger der Roten Teufel überhaupt ertragen? Und was nützt sie in der Zweiten Liga?
Wollen wir das Ganze mal testen. Die 16 Lieder, die in der Westkurve aufgenommen sind, lassen wir mal außen vor. Die sind immer schön anzuhören. Wären da noch 16 Stücke über Liebe, Herzschmerz und den Fußballberg.
„Olé olé, olé olá, der FCK ist wieder da.” Wieder in der Zweiten Liga? Das will jetzt keiner hören. „Wenn am Wochenend' die Massen in die Fußballstadien zieh'n”, stimmt leider in Liga Zwei auch nicht mehr. „Jeder Club ist uns willkommen, jede Mannschaft gern geseh'n - außer Bayern.” Bis Bayern München wieder zu den Teufeln kommt, wird noch viel Wasser die Isar hinunterfließen. Switchen wir mal weiter. Zum Lied der Waltermannschaft, schwelgen in Fußballerinnerungen und hören Fansongs. „Der Schiri pfeift schon, das Spiel beginnt, und keiner zweifelt, wer es gewinnt!” Klingt schon besser. „Wir stehen am Samstag im Stadion, und rufen laut: Hinein.” Passt noch. „Der Betzenberg ist eine Feste, die erobert hier der Gegner nie.” Passt hoffentlich bald wieder. „Dann kommt die Flut, Dein Boot droht zu versinken. Schrei Deine Gefühle raus, sonst wirst Du ertrinken.” Wollen wir hoffen, dass es nicht so weit kommt. Und falls doch, gibt es Trostlieder: „Das ist für Euch - für die, die immer mit uns kämpfen, die durch die Hölle geh'n.” Oder „Mir treiwen unser Buwe blooß noch vor. Dann dauert's nimmie lang, schunn schießen se ä Door.” Und Kampfgeschrei: „Auf dem Betze hau'n wir jeden Gegner weg, fressen Gras und wenn es sein muss Dreck.”
15:1 endet der Test auf Zweitligatauglichkeit, zugunsten der CD. Sie kann erinnern, trösten und kämpfen helfen. Vielleicht heute gegen Dortmund. „Schönen Gruß und auf Wiederseh'n.”
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Leserbriefe
„Schlechter als vor vier Jahren”
Zur Situation beim 1. FC Kaiserslautern, der seit dem vergangenen Spieltag als Absteiger aus der Fußball-Bundesliga feststeht:
Wer im Umfeld des FCK von einem schnellen Wiederaufstieg in die 1. Liga spricht, verkennt komplett die tatsächliche aktuelle Lage. Meiner Meinung nach steht der FCK jetzt wesentlich schlechter da als vor vier Jahren, als der Abstieg in die 3. Liga gerade so verhindert wurde und neue Aufbruchsstimmung herrschte. Er hat zudem eine Mannschaft, die seit der Winterpause kein Zweitliga- Niveau mehr besitzt, nachdem auch noch ein Führungsspieler wie Amedick, wie vorher schon Bilek und auch Nemec, ohne erklärbare Gründe gehen musste, dafür aber bundesligauntaugliche Spieler geholt wurden. Die Mannschaft, die anscheinend nicht nur sprachlich keine gemeinsame Sprache spricht, will kein Fan mehr sehen, geschweige denn, eine Dauerkarte kaufen. Viele Spieler sind für die Fans überhaupt nicht mehr tolerierbar. Ausgenommen davon ist nur Florian Dick, der über die gesamte Saison als einziger Herzblut zeigte. Den sollte der Verein, neben zwei, drei anderen Spielern auch, halten.
Der neue Trainer hat durch seine ungeschickten Einwechslungen mit wenig Mut zu Nachwuchsspielern bereits weniger Zuspruch als Marco Kurz, der an der jetzigen Misere mit Sicherheit nicht ganz schuldlos ist.
Für die Vereinsführung, die unter anderem durch ihre nicht nachvollziehbare Transferpolitik das erlangte Vertrauen der letzten Jahre fast komplett verspielt hat, kann man aus Interesse zum FCK nur hoffen, dass sie sich bei der nächsten Generalversammlung allen kritischen Fragen stellt und eine ehrliche Aufarbeitung und eine bessere Weichenstellung für die nächste Saison gelingt. Sonst droht nächstes Jahr der Abstieg in die 3. Liga.
Kurt Gillmann, Kaiserslautern
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„Messi auf den Betze holen”
Nun ist es also endgültig, dass unser FCK abgestiegen ist. Wie zahlreiche Leser und auch Ihre Redaktion festgestellt haben, ist der Vereinsvorstand Stefan Kuntz daran schuld. Von seinem Verdienst als langjähriger Spieler hätte er doch problemlos aus seiner Portokasse vor der Saison im Dreierpaket die Spieler Messi, Xavi und Iniesta auf den Betze holen können. Mit gutem Willen hätte er auch die Strafen des DFB für die Verfehlungen der besten Fans der Liga in und außerhalb des Stadions zahlen können und dazu noch den besten Psychologen engagieren können, der den Spielern Sukuta-Pasu, Shechter, Jessen, Kirch, Tiffert und Wagner das Selbstvertrauen zurückgibt, das sie durch die beflügelnden Pfiffe und Schmähungen der Fans über Monate hinweg total verloren haben. Was letzte Saison im Falle Srdjan Lakic nicht geklappt hat, gelang jetzt. (...)
E. Scheuermann, Röders.-Gronau
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung