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Nach dem 4:1-Sieg über Erzgebirge Aue rückt der 1. FC Kaiserslautern auf den zweiten Tabellenplatz vor
Er kommt aus der Ersten Liga, er will in die Erste Liga, und er spielte auch erstklassig: Alexander Baumjohann führte den 1. FC Kaiserslautern gestern Abend zum 4:1 (2:1)-Sieg gegen Erzgebirge Aue. Der FCK ist nun Tabellenzweiter in der Zweiten Fußball-Bundesliga.
Der FCK begann trotz aller Ausfälle mit viel Feuer. Es sah nach Einbahnstraße in Richtung des Auer Tores aus, das der gute Martin Männel hütete. Der erste Kopfball Mo Idrissous verfehlte Sekunden nach dem Anpfiff das Ziel. Eine Direktabnahme des spielfreudigen Alexander Baumjohann zischte knapp am Tor der Sachsen vorbei (5. Minute). Glück indes für die Lauterer, dass Schiedsrichter Robert Hartmann zwei Minuten später nach Dominique Heintz’ Griff an Trikot und Oberschenkel Jakub Sylvestrs nicht auf Elfmeter entschied. Aues Trainer Karsten Baumann haderte später: „Es war mehr drin, wenn man uns gelassen hätte.“ Im Gegenzug fiel das 1:0: Nach einem Pass von Kostas Fortounis lieferte Florian Dick die perfekte Eingabe, die Hendrick Zuck verwertete.
Es war der schon dritte Saisontreffer des schnellen Zuck, der links gestartet war, dann aber flugs die Seiten mit Fortounis tauschte. Klasse der Konter drei Minuten später: Zuck war der Initiator, für das mustergültige Umschalten sorgte Baumjohann, aber Idrissou vergab. Dann entschärfte Männel einen Zuck-Hammer (12.).War es ein Durchatmen? War es mal wieder mangelhafte Konzentration? Nach 23 Minuten jedenfalls jubelte der Gast. Ausgangspunkt des Ausgleichstreffers war einmal mehr Leon Jessen, der so gut in die Partie gekommen war. Er ließ den Ex-Lauterer Fabian Müller flanken, die Innenverteidiger ließen passieren, das Löschkommando in Gestalt von Dick kam zu spät - Jan Hochscheidt traf per Kopf. Es war sein viertes Saisontor.
Der Gegentreffer brachte die junge Mannschaft der Lauterer zunächst aus dem Takt. Erst in der 34. Minute ging es wieder vielversprechend nach vorne. Idrissou passte, Fortounis flankte, Zuck aber kam einen Tick zu spät. Aber dann: Der umtriebige Zuck spielt Baumjohann frei, der nimmt zweimal Maß, die Bälle werden abgewehrt, abgeblockt. Dann dreht sich der Meister des gepflegten Fußballs und trifft mit einem wunderschönen Fallrückzieher: 2:1 (36.). Alexander Baumjohanns Treffer - reif für ein Tor des Monats.
Der FCK musste auch gestern die Ausfälle wertvoller Stützen verkraften. Die junge Garde, die nun ran darf, tut das mit viel Herz. Zuck war ja auch schon erste Wahl, als alle gesund waren. Heintz ist längst erste Wahl. Nun haben Denis Linsmayer und Steven Zellner, der nach toller Vorarbeit von Zuck und Dick nur das Außennetz traf (53.), die Chance sich zu zeigen. Zellner tut das mit großer Präsenz, Linsmayer mit hoher taktischer Disziplin.
Klasse besitzt der auch erst 20 Jahre alte Fortounis. In der 60. Minute startete er einen feinen Alleingang, scheiterte an Männel. Dass beim FCK Asse fehlten, war trotz der fußballerischen Klasse von Baumjohann, Fortounis und Idrissou phasenweise nicht zu übersehen. Aber Wille kann Berge versetzen. Dafür steht ein Florian Dick, der auch gestern in kritischen Situationen vorausging.
Lange sah es nach einem mühsamen Arbeitssieg aus, am Ende war es ein 4:1. Alexander Baumjohann krönte seine Gala mit dem Konter zum 3:1 (79.). Die Reklamationen der Auer hatten Folgen: Sylvestr sah Rot, Trainer Karsten Baumann wurde auf die Tribüne verbannt und erlebte von dort den achten Saisontreffer von Idrissou (81.). Vorher unglücklich im Abschluss, vollstreckte er gekonnt. Der achte Saisontreffer des Stürmers. „Wichtig war vor allem“, meinte Baumjohann später, „dass wir den Fans endlich mal wieder vier Tore geboten haben.“ Entsprechend heftig fiel die Jubelfeier aus.
Notenspiegel
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Jessen - Zellner, Linsmayer - Zuck (74. Hajri), Baumjohann (90. Nsor), Fortounis (82. Riedel) - Idrissou
Erzgebirge Aue: Männel - Schröder, Klingbeil, Nickenig, Schlitte - Höfler (69. Savran) - Fabian Müller, Hochscheidt (73. Munteanu), Hensel - Sylvestr, König
Tore: 1:0 Zuck (7.), 1:1 Hochscheidt (23.) , 2:1 Baumjohann (36.), 3:1 Baumjohann (79.), 4:1 Idrissou (81.) - Gelbe Karten: Idrissou (3), Zellner (3) - Hochscheidt (2), König, Hensel (3) - Rote Karte: Sylvestr (79.) - Beste Spieler: Baumjohann, Fortounis, Zuck, Dick - Männel, Hochscheidt - Zuschauer: 23.372 - Schiedsrichter: Hartmann (Wangen).
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Kommentar
Auf gutem Weg zum großen Ziel
VON HORST KONZOK
Der FCK ist auf dem Weg zurück. Auch, weil die Talente vom Fröhnerhof sich bewähren und der Verein gut eingekauft hat.
Klasse! Der 1. FC Kaiserslautern schob sich gestern Abend durch einen 4:1-Erfolg gegen Erzgebirge Aue auf Platz zwei der Fußball-Bundesliga. Das ist ein Aufstiegsplatz. Aber: Der Weg zurück ins Oberhaus ist lang und steinig. Das nächste Etappenziel heißt Paderborn. Die Besatzung der Westkurve besang schon gestern nach dem Abend der wunderschönen Tore den Wunsch für Samstag: „Auswärtssieg!“
Der 1. FC Kaiserslautern lebt derzeit mit dem Handicap, gesetzte Größen wie Enis Alushi, Albert Bunjaku, Ariel Borysiuk, Pierre De Wit und routinierte Kräfte wie Mimoun Azaouagh und Ilian Micanski ersetzen zu müssen. Er tut es gut - der Talentschmiede Fröhnerhof sei Dank. Frank Lelle, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, der langjährige U23-Coach Alois Schwartz, Gunther Metz, Helmut Zahn und all die treuen Seelen dort stehen trotz ihrer stark limitierten Möglichkeiten für die gute Ausbildung. Dominique Heintz, Denis Linsmayer, Hendrick Zuck und Steven Zellner zeigten auch gestern Abend, dass sie viel gelernt haben. Und was können!
Den FCK-Verantwortlichen, die letztes Jahr auf dem Transfermarkt in alle möglichen und unmöglichen Regale griffen und fast immer daneben langten, haben dieses Mal vieles richtig gut gemacht. Ein Glücksgriff ist Alexander Baumjohann. Er spielt wunderbar Fußball, er schießt Tore, er besitzt Erstligaformat. Mit Mo Idrissou kam ein Torjäger dazu, dessen derzeit verletztes Pendant Albert Bunjaku ja auch absolute Klasse verkörpert.
Franco Foda, der neue Trainer, passt zu diesem Team, zu diesem Verein. Er ist gewohnt, mit jungen Leuten zu arbeiten. Er bekennt sich zum eingeschlagenen Weg. Seine Jungs wissen zu begeistern. Und einige Asse kehren früher oder später zurück. Das macht Hoffnung. Hoffnung, dass die Mission Wiederaufstieg gelingt. Ein langer Weg, ein steiniger Weg. Aber es kann gelingen, wenn alle so beherzt weiter arbeiten und Vernunft walten lassen. Die Mannschaft hat Klasse, die Mannschaft besitzt Perspektive.
Schön, dass ein Tobias Sippel die Kurve wieder bekommen hat. Der Torwart ist ein Rückhalt, ein Sympathieträger. Einer, der sich wunderbar identifiziert.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau