ZitatAlles anzeigenDurch das 4:2 gegen SV Sandhausen gewinnt der Karlsruher SC den Harder13-Cup – Wooten zum besten Spieler gewählt
Jung, hungrig – und auf die Minute topfit: Drittligist Karlsruher SC verteidigte am Samstagabend seinen Titel beim Harder13-Cup – durch einen 4:2-Sieg gegen den Zweitligisten SV Sandhausen.
„Für unsere Vorbereitung hat das keine Bedeutung, dem einen oder anderen Spieler hilft der Erfolg aber sicherlich in seiner Entwicklung“, resümierte KSC-Trainer Markus Kauczinski. Der Coach zur Aussage, immer wenn der KSC in Mannheim gewonnen habe, habe er danach die Liga gewechselt: „Diesmal in Ordnung, tiefer geht es ja für uns nicht mehr.“ Simon Brandstetter erklärte den Finalsieg so: „Am Ende haben wir wirklich clever gespielt und waren eiskalt.“ Hakan Calhanoglu (4) wurde als bester Torschütze geehrt. Bitter: Sebastian Schiek verletzte sich ohne Gegnerkontakt schwer: Die Kniescheibe sprang heraus – drei Monate Pause.Dem SV Sandhausen ging ausgerechnet im Finale die Luft aus. Trösten kann sich der abstiegsgefährdete Zweitligist mit zwei Auszeichnungen:
Zum besten Spieler wurde Andrew Wooten gewählt, zum besten Torhüter Michael Langer. „Die Wahl macht mich stolz, ich hätte die Auszeichnung aber gerne gegen den Turniersieg eingetauscht“, sagte Wooten. Nach Ansicht der RHEINPFALZ nicht bewährt hat sich der neue Modus „Jeder gegen jeden“. Hoffenheim etwa schlich durch das Turnier. Richtig spannend wurde es selten. „Wir werden das Turnier nächstes Jahr wieder veranstalten. Solange wir solche Zuschauerzahlen haben, gibt es keinen Grund, etwas zu ändern“, unterstrich Arena-Sprecher Matthias Fries angesichts von 11.420 Besuchern.
Beim 1. FC Kaiserslautern, der Platz vier unter den fünf Teilnehmerteams belegte, entschädigte der 2:1-Sieg im letzten Vorrundenspiel ausgerechnet gegen den SV Waldhof für die zuvor schwachen Leistungen auf dem kleinen Kunstrasenfeld. Nur beim alles andere als unterhaltsamen 0:0 gegen Hoffenheim hatte der FCK zuvor gepunktet. „Das haben mir schon vorher alle gesagt, dass das Derby gegen Mannheim für unsere Fans das wichtigste Spiel des Abends ist“, erzählte Florian Riedel, der seit August beim FCK spielt.
Wie Geburtstagskind Julian Derstroff, der am Samstag 21 Jahre alt wurde, traf Riedel zweimal – einmal beim 2:1 gegen Waldhof und einmal beim 2:3 gegen den KSC; das waren alle vier Turniertore der Lauterer. Richtig unzufrieden war FCK-Trainer Franco Foda nur mit der 0:4-Schlappe gegen den SV Sandhausen. „Andererseits muss man auch sehen“, meinte der Coach, „dass vor allem Hoffenheim und wir vormittags noch hart im Freien trainiert haben, da ist die kurzfristige Umstellung auf die Halle nicht so einfach. Zumal wir – im Gegensatz zu anderen Teilnehmern – vorher überhaupt nicht in der Halle trainiert haben. Aber es steht ja der Spaß im Vordergrund.“
Den Spaß der Roten Teufel trübte die schwere Knieverletzung von Mittelfeldspieler Steven Zellner, der sich in der ersten Partie des Turniers gegen Hoffenheim unglücklich das Bein verdrehte. Der erste Verdacht lautet: schwere Innenbandzerrung; heute wird der 21-Jährige noch einmal genauer untersucht. „Das ist sehr bitter“, sagte Trainer Foda, „Steven ist im vergangenen halben Jahr gut in Schwung gekommen, hat viele Spiele für uns gemacht und hat uns sehr geholfen.“ Unabhängig von Zellners Verletzung hofft Foda noch auf den einen oder anderen Wintertransfer. Gehandelt wird weiterhin Offensivspieler Christopher Drazan (22), der derzeit noch ein halbes Jahr bei Rapid Wien unter Vertrag steht.
Waldhof vom FCK gestoppt und am Ende Dritter – Mannheims Trainer Reiner Hollich fand es schade und sagte: „Wir haben einmal zu viel brasilianisch gespielt, von den Chancen her war mehr drin.“ Der Regionalligist geht nach einer ausgezeichneten Hinserie zuversichtlich in die Rückrunde. Hollich: „Wir haben was vor.“
Zur Sache: Tobias Sippel und sein bester Freund
Es war eine der Szenen des Turniers: Nach dem 2:1-Sieg gegen den SV Waldhof Mannheim sprintet der in dem Derby überragende Torhüter Tobias Sippel in die andere Spielhälfte – und umarmt den Waldhöfer Ajdin Zeric heiß und innig. Spricht mit ihm.Ein Lauterer und Waldhöfer Spieler Arm in Arm, das ist ein Bild, das man so lange nicht gesehen hat.
Tobias Sippel erklärte die Szene. „Ajdin ist mein bester Freund, wir kennen uns, seit wir vier Jahre alt sind. Seine Eltern haben damals bei uns in der Bäckerei gearbeitet. Als sie zurück nach Bosnien sind, hat er zeitweise sogar bei uns gewohnt“, erläuterte der Torhüter des Fußball-Zweitligisten. Ihm hatte es seine Mannschaft zu verdanken, dass das Spiel gegen Waldhof gewonnen wurde. Ihm war die große Motivation deutlich anzusehen.
Die Woche über haben sie sich ausgetauscht, als klar war, dass Zeric im Waldhof-Kader steht, gab es regen, sehr regen SMS-Verkehr. „Unsere Eltern haben das Spiel verfolgt. Wir sind damals zusammen als E-Jugendliche zum FCK gegangen, später war er in Elversberg und Idar-Oberstein. Er könnte noch ein, zwei Klassen höher spielen“, meinte Sippel, für den das Aufeinandertreffen mit seinem besten Freund sogar einer der Höhepunkte in seiner bisherigen Laufbahn war. Und er musste Ajdin Zeric auch ein wenig trösten, denn der Waldhof-Spieler war entscheidend am Gegentor zum 0:1 beteiligt ...
Als das alles passierte, waren die Spieler der TSG 1899 Hoffenheim schon geduscht. Der Favorit hinterließ einen ganz schwachen Eindruck, kam in der Halle überhaupt nicht zurecht. Gestern ist das Team nach Portugal ins Trainingslager geflogen. „Wir müssen einige Schippen drauflegen“, unterstrich der neue TSG-Trainer Marco Kurz. Mit dabei war der peruanische Nationalspieler Luis Advincula. Der 22-Jährige, zuletzt bei Sporting Cristal Lima aktiv, unterschrieb einen bis 2016 gültigen Vertrag. Advincula kann auf der rechten Seite sowohl defensiv als auch offensiv eingesetzt werden. Andere Namen wie Felipe Santana (Borussia Dortmund) und Slobodan Rajkovic (Hamburger SV) mochte Kurz am Samstag nicht kommentieren.
Erst direkt vor dem ersten Rückrundenspiel gegen Borussia Mönchengladbach will Kurz entscheiden, wer Kapitän wird – und wer im Tor steht. „Ich erwarte von den Spielern, dass sie mit Leistung auf dem Platz vorne weg marschieren und das nicht mit Worten tun. Das ist die Mentalität, von er ich spreche“, sagte Kurz. „Wir haben viel aufzuarbeiten, wir müssen mal wieder ein paar Punkte einfahren. Das war keine gute Hinrunde“, meinte Torhüter Tim Wiese. „Es läuft alles über die Mannschaft“, sagte der Brasilianer Chris, der von Markus Babbel geholt wurde, bei ihm jedoch keine Chance hatte. Auch er setzt auf den Trainerwechsel.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau