ZitatAlles anzeigenFCK-Torwart Tobias Sippel seit drei Spielen unbezwungen – Heute Spitzenduell bei Hertha BSC – Vor Ronny und Co. gewarnt
Von Oliver Sperk
Ein echter Härtetest für die Roten Teufel: Der 1. FC Kaiserslautern will heute (20.15 Uhr) im Topspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga beim Tabellenzweiten Hertha BSC vor allem eines – seinen dritten Platz festigen. FCK-Torwart Tobias Sippel würde zudem gerne auch im vierten Spiel in Folge ohne Gegentreffer bleiben.
Bisher ist die Weste des 24 Jahre alten Schlussmanns im Jahr 2013 weiß geblieben. „Drei Spiele, kein Gegentor, zwei Siege, ein Unentschieden – damit sind wir sehr gut aus den Startlöchern gekommen“, meint FCK-Trainer Franco Foda, der heute Abend im Berliner Olympiastadion ein besonders aggressives, mutiges und konzentriertes Auftreten seines Teams fordert. Das machte der 46-Jährige seiner Mannschaft in den vergangenen Trainingstagen mit vielen dezidierten taktischen Anweisungen teils lautstark deutlich.
Nachdem Mitabsteiger 1. FC Köln den Lauterern vor dem heutigen Spiel bis auf drei Punkte auf die Pelle gerückt ist, geht es für die Lauterer darum, das Polster auf Rang vier wieder dicker werden zu lassen.
„Fakt ist, dass wir aus eigener Kraft zwar nicht mehr Erster oder Zweiter werden können“, sagt Torwart Sippel, „aber wir können immer noch aus eigener Kraft aufsteigen – indem wir den dritten Platz sichern und dann in den beiden Relegationsspielen bestehen.“
Seine Überzeugung zieht Sippel aus der Qualität des Teams und des „zwölften Manns“. „Ich glaube nicht“, sagt der 24-Jährige, „dass eine der Mannschaften, die in der Bundesliga unten steht, uns gerne als Relegationsgegner hätte. Das sind Abendspiele, der Betze wird ausverkauft sein, unsere Fans werden für Stimmung sorgen, da tritt hier kein Gegner gerne an.“ Noch ist das Zukunftsmusik – das Szenario indes ist nicht unrealistisch.
Zwölf Spiele hat der FCK noch bis zum Abschluss der Punktrunde vor sich; ebenso wie die Hertha, die nach der 1:2-Niederlage von Spitzenreiter Braunschweig gestern gegen 1860 München heute mit einem Sieg den ersten Platz erobern kann.
Die Lauterer aber wollen die Räume so eng machen, dass Hertha keine Kreativität entfalten kann – und sich gegen die gefährliche Offensive um Ronny, der beim 1:1 in der Hinrunde mit einem satten Linksschuss ausglich, und Adrian Ramos wappnen. „Sie haben die Qualität, ein Spiel allein zu entscheiden“, weiß Foda.
„Dass Ronny sehr gut schießen kann, ist bekannt; wir werden versuchen, ihn so unter Druck zu setzen, dass er möglichst nicht zum Abschluss kommt“, betont Sippel. Der Rest ist sein Job, der auch bei Ronny Freistößen knifflig sein wird. Auch darauf hat Foda sein Team vorbereitet und diese Standardsituationen im Training simuliert.
Der von einem grippalen Infekt genesene Sippel weiß, was auf ihn zukommt. Und er weiß, dass er sich auf das Innenverteidiger-Duo Marc Torrejón/Dominique Heintz verlassen kann. „Marc ist der ruhende Pol unserer Mannschaft“, sagt Sippel, „und Dominique ist im Aufbauspiel und im Zweikampf super.“
Die drei Spiele ohne Gegentor haben Sippel nach der Kritik von FCK-Chef Stefan Kuntz in der Winterpause gut getan. „Ich habe am eigenen Leib gespürt, dass ein bisschen Druck gekommen ist“, sagt Sippel, „aber ich glaube, ich habe dem Verein und den Kritikern gezeigt, dass ich das bringen will und bringen kann, was sie von mir verlangen.“ Genau das will er heute in Berlin wieder zeigen.
SO SPIELEN SIE
Hertha BSC: Kraft - Pekarik, Lustenberger, Brooks, Holland - Niemeyer, Kluge - Ndjeng, Ronny, Knoll - Ramos
Es fehlt: Ben-Hatira (Bronchitis)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Karl - Fortounis (Borysiuk), Köhler, Baumjohann - Bunjaku, Hoffer – Ersatz: Hohs, Orban, Bugera, Riedel, Weiser, Azaouagh, Drazan, Derstroff
Es fehlen: Abel (Vertragsgespräche in Asien), Idrissou (Gelb-Rot-Sperre), Simunek (Wadenprobleme), De Wit (Trainingsrückstand), Hajri (Bauchmuskelzerrung), Alushi, Amri, Zellner (Reha)
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)
Hinrunde: 1:1.
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Betze-Geflüster
Das olympische Ringen
Olympische Spiele im Olympiastadion. Teams aus zwei Bundesländern treten gegeneinander an, zum Zielschießen, Hochspringen, Ringen um Chancen, sich Durchboxen, Einlochen, nach vorn Rudern. Blau gegen Rot, Zweiter gegen Dritten, es gibt an diesem Montag im Fußball nichts Interessanteres. Und trotzdem ist das Interesse zumindest der Berliner eher mau. Nicht mal ein Viertel der Plätze im Olympiastadion sind bis jetzt verkauft. 74.244 gehen rein. 1200 bringt alleine schon der 1. FC Kaiserslautern mit.
Damit auch die Blauen besser unterstützt werden und sich das Stadion beim Spitzenspiel füllt, hat der Verein zu einem Trick gegriffen: Er verkauft Tickets für elf Euro und damit mehr als halb so billig wie sonst üblich. Ob’s was nützt, wird sich zeigen. Fakt ist, dass die Roten schon jetzt mehr Tickets für die Spiele gegen Bochum und Ingolstadt verkauft haben als die Blauen für heute Abend.
FCK-Trainer Franco Foda ist trotzdem überzeugt, dass die Begegnung in der Hauptstadt olympiareif und sehenswert sein wird. Er erwartet ein „tolles Publikum, ein tolles Stadion und zwei Mannschaften, die über viel Qualität verfügen und die im vergangenen Jahr noch in der Bundesliga gespielt haben“. Er spricht vom „vierten Endspiel“ und warnt davor, dass die Zweite Liga gefährlich ist: „Die Mannschaften, die hinten dran sind, werden bis zum letzten Spieltag versuchen, uns zu überholen.“
Dass die Luft oben dünn ist und ein Sieg wichtig, ist auch auf dem Trainingsplatz zu sehen und zu hören. Schneeflocken tanzen über den Rasen. Die Luft ist rau, der Wind kalt und die Töne, die über den Platz schallen, sind lauter. Wer den Ball nicht rechtzeitig abspielt, dem Gegner zu viel Raum lässt, bekommt die Rüge sofort, gratis, vom Trainer.
Er will, dass seine Jungs olympiareif nach Berlin fliegen, dass sie um jeden Punkt kämpfen und auch ohne Mo Idrissou Tore schießen. Medaillen werden erst später vergeben. Berlin wird mindestens auf dem Silberrang bleiben, könnte sogar Braunschweig Gold abluchsen. Kaiserslautern kriegt nicht mehr als Bronze. Aber eins ist klar, dabeisein ist nicht alles.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung