ZitatAlles anzeigenInterview: FCK-Vize Fritz Grünewalt über Restverbindlichkeiten, die Betze-Anleihe und die Aufstiegschancen
Fritz Grünewalt, der stellvertretende Vorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, sieht seinen Verein – unabhängig vom Aufstieg – wirtschaftlich gut aufgestellt.
Herr Grünewalt, die FCK-Fananleihe, zweckgebunden zum Ausbau des Jugendleistungszentrums auf dem Fröhnerhof, wurde ein Hit. Ihre Bilanz?
Für mich ist die große Unterstützung, die wir in der Breite erfahren haben, der Erfolg. Sechs Millionen Euro Zeichnungsvolumen in elf Tagen ausverkauft zu haben, das ist wirklich eine Erfolgsstory, die uns auch nicht jeder zugetraut hat. Das Geld ist zweckgebunden für eine Investition, mit der eine wichtige Weiche für die Zukunft des FCK gestellt wird. Wir wollen in die Zukunft investieren, auch um die Identifikation mit dem Verein weiter zu stärken.
Wie und wann geht es jetzt konkret weiter mit dem Nachwuchsleistungszentrum, dem Sportpark Rote Teufel? Wie ist der Planungsstand?
Ganz aktuell haben wir einen Lenkungsausschuss gegründet, der das Projekt koordiniert. Je nach Planungsstand können wir den Ausschuss mit entsprechenden Experten ergänzen. Der nächste wichtige Schritt wird sein, mit der Stadt die Gespräche fortzuführen, um zu klären, wie wir die Grundstücke zurückerwerben können. Wir sind offen. Wenn es eine nachhaltige Lösung gibt, beispielsweise ein Erbbaurecht auf 99 Jahre, dann hat das für mich auch einen gewissen Charme.
Wie sieht Ihr Zeitplan aus?
Wirklich seriös einen Zeitplan erstellen kann man erst dann, wenn die Grundstücksfragen geklärt sind. Die Gespräche mit der Stadt waren bisher ja sehr fruchtbar. Wir müssen in diesem Jahr eine Entscheidung herbeiführen, wie wir die Grundstücksfrage lösen und dann im nächsten Jahr in die Detailplanung gehen.
Sie sagten bei der letzten Jahreshauptversammlung, der FCK sei schuldenfrei. Ihre Kritiker behaupten, der FCK habe noch Verbindlichkeiten. Was stimmt?
Grundsätzlich muss man sagen: Unser Weg des Umbruchs und der wirtschaftlichen Sanierung wurde sehr genau beäugt. Das ist auch o.k. und gut, wenn man einen neuen Vorstand hat. Durch die Maßnahmen, die Stefan Kuntz und ich getroffen haben, sind alle Verbindlichkeiten gegenüber dem Finanzamt erfüllt worden. Wir haben rund acht Millionen Euro gestemmt. Wir haben eine sehr konsequente Risikovorsorge getroffen. Aus den Besserungsscheinen bestehen heute noch 1,5 Millionen Euro sogenannte Eventual-Verbindlichkeiten.
Sie werden fällig, wenn der FCK aufsteigt und drei Jahre hintereinander in der Ersten Bundesliga spielt. Wenn wir das schaffen, bezahle ich diese Summe gerne. Das Letzte, was offen ist, sind zwölf Monatsraten à 100.000 Euro aus Pachtstundungen, die bei einem Aufstieg in die Erste Liga fällig werden. Die Restverbindlichkeiten sind also überschaubar.
Der FCK kalkuliert in der Zweiten Liga mit 35.000 Zuschauern, da hinken Sie hinterher. Wie groß wird die Finanzlücke sein?
Wir haben im März 2012 im Zuge der Lizenzierung die Planung mit der optimistischen Annahme, wie im letzten Zweitligajahr kalkulieren zu können, vorgelegt. Zu diesem Zeitpunkt kennt man die Ligazusammenstellung aber auch noch nicht. Beispielsweise ist durch den Abstieg des KSC ein Derby, das ein ziemlich volles Haus gesichert hätte, weggefallen.
Insgesamt ist durch die Einnahmen im DFB-Pokal, mit denen wir nicht kalkuliert haben, die Lücke, die entstehen kann, gedeckt. Wir haben jetzt gegen Köln ein ausverkauftes Stadion, auch das letzte Spiel gegen St. Pauli wird wohl ausverkauft sein, dann versuchen wir in den Heimspielen gegen Paderborn und den FSV Frankfurt durch Aktionen die volle Kraft des Mythos Betzenberg für uns zu nutzen.
Wie sehen Sie die Chance, als Dritter in die Relegation zu kommen und aufzusteigen? Wie wichtig sind die Relegationsspiele für den Etat?
In dieser Saison haben wir einiges erreicht, was sich vorzeigen lässt: Da ist zum Beispiel die Betze-Anleihe, die Lizenz wurde ohne Auflagen erteilt. Dann der große Umbruch im Sommer, wir waren 16 Spiele ungeschlagen. Es wird zu viel negativ gesehen. Für mich zählen die Fakten:
Wir können immer noch aus eigener Kraft den dritten Platz schaffen und werden auch bis zur letzten Minute alles in die Waagschale werfen. Wenn wir in die Relegation kommen, dann sehe ich weniger die Einnahmen, dann möchten wir aufsteigen. Aber unabhängig davon haben wir eine seriöse Planung, ein solides Fundament und sind für die Zukunft gerüstet. (Foto: Kunz) Interview: Horst Konzok
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau