ZitatAlles anzeigen
Srdjan Lakic kommt als „freier Mann“ – Wolfsburg findet den Stürmer ab – FCK zahlt keine Ablöse
KAISERSLAUTERN (osp). Srdjan Lakic hat viel gelacht und gelächelt gestern. Der Stürmer ist zurück beim 1. FC Kaiserslautern (wir informierten vorab). Der Coup dabei: Der 30-Jährige kam ablösefrei – und nicht auf Leihbasis. Seine Verträge bei Eintracht Frankfurt und beim VfL Wolfsburg sind aufgelöst. Beim FCK besitzt er nun einen Kontrakt bis Saisonende mit Option auf Verlängerung bis 30. Juni 2015.
Die für den Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vergleichsweise günstige Lösung kam durch „geschickte Verhandlungen und glückliche Fügungen“ zustande, wie es FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz gestern bei der Vorstellung Lakics im Medienzentrum des Fritz-Walter-Stadions formulierte. Die glückliche Fügung, von der Lautern und Lakic gleichzeitig profitieren: Der VfL Wolfsburg, bei dem der 1,86 Meter große Angreifer noch einen millionenschweren, bis 30. Juni 2015 gültigen Vertrag besaß, zeigte sich nach RHEINPFALZ-Informationen überaus großzügig. Die „Wölfe“, bei denen der sensible Kroate nie glücklich wurde, boten Lakic quasi über Nacht die sofortige Vertragsauflösung und gleichzeitig eine ganz dicke Abfindung an.
Damit war nicht unbedingt zu rechnen: In den Jahren zuvor wurde Lakic von Wolfsburg immer verliehen, 2012 an die TSG 1899 Hoffenheim und 2013 an Eintracht Frankfurt. Der noch bis 30. Juni 2014 laufende Leihvertrag mit den Hessen ist nun ebenfalls aufgelöst. Kuntz betonte: „Laki und unser erster Winter-Neuzugang Chinedu Ede kosten uns zusammen weniger Gehalt, als uns Ariel Borysiuk, Andrew Wooten und Christopher Drazan gekostet haben, die wir nun ausgeliehen haben.“
Lakic war die Freude über die gelösten vertraglichen Fesseln und die Rückkehr zu dem Klub, bei dem er von 2008 bis 2011 die bisher besten Jahre seiner Karriere hatte, deutlich anzumerken. Das Äußere – ein Heavy-Metal-Edelhemd mit düsteren Werwolf-Aufdrucken – ließ im Stadion der Roten Teufel auf die kämpferische Einstellung Lakics schließen, es Wolfsburg, Frankfurt und Hoffenheim noch einmal richtig zeigen zu wollen. Auf dem Platz. In der Ersten Liga. Dorthin wollen Lautern und Lakic im Mai gemeinsam aufsteigen. So wie 2010, als der Angreifer für den FCK ganz wichtige Tore im Aufstiegskampf erzielte.
„Ich fühle mich so stark und so gut wie lange nicht“, sagte Lakic, „und ich füge mich in das Team ein, natürlich. Ich musste schon immer um meinen Platz in der Mannschaft kämpfen.“ Er weiß, dass die Konkurrenz bei den Roten Teufeln groß ist, Mo Idrissou ist im Sturm der Platzhirsch. Einen Neuanfang nach finanziell lukrativen, sportlich aber kargen Jahren in der Fremde wollte sich der Kroate nur in Kaiserslautern vorstellen: „Ich fühle schon lange, dass der FCK mein Verein ist. Kaiserslautern ist meine deutsche Heimat. Ich fühle, dass es das Richtige ist.“
Lakic bekommt die Nummer 18 und wird neuer Kollege unter anderem von Simon Zoller (22). Der Stürmer bleibt zumindest bis Sommer beim FCK, der das 2,75-Millionen-Euro-Angebot des FC Fulham für Zoller ausgeschlagen hat. „Uns ist das Ablehnen dieses Angebots nicht schwergefallen“, sagte Kuntz, „wer will, kann daraus Rückschlüsse ziehen, dass es uns finanziell nicht so schlecht geht, wie manche meinen.“
Bei den Fans stößt die Rückkehr Lakics, dem einige den Wechsel nach Wolfsburg 2011 sehr übelnahmen, auf geteiltes, aber stets emotionales Echo. FCK-Trainer Kosta Runjaic, von 2004 bis 2006 Assistenzcoach bei der zweiten Mannschaft der Lauterer, merkte dazu trocken und schmunzelnd an: „Ich bin auch ein Rückkehrer. Und ich hatte gar keine Fans.“
-------
KOMMENTAR
Viel Arbeit und noch mehr Fragezeichen
Von Oliver Sperk
Srdjan Lakic will einen Neuanfang beim FCK. Seine spezielle Beziehung zu diesem Klub kann ihn beflügeln – oder ihn verkrampfen lassen.
Srdjan Lakic ist Profi durch und durch. Er hat viel erlebt. Vor allem seit Januar 2011. Damals publizierte der VfL Wolfsburg entgegen aller Absprachen vorschnell ein Foto Lakics im „Wölfe“-Dress. Die Fans des 1. FC Kaiserslautern gingen ob der enttäuschten Liebe zu Lakic auf die Barrikaden. „Laki“ erlebte erst riesige Zuneigung der Anhänger und nach dem feststehenden Wechsel vom FCK zum neureichen Volkswagen-Klub erschreckend heftige Wut und völlig indiskutablen Hass.
Wer von uns würde nicht wechseln, wenn er für den gleichen Job das Vierfache bekäme und für immer ausgesorgt hätte? Finanziell sensationell, sportlich und psychisch katastrophal – so erlebte Lakic die vergangenen knapp drei Jahre in Wolfsburg, Hoffenheim und Frankfurt.
Der Kontakt zum FCK riss nie ab, enge Freundschaften waren entstanden. So wollte Multimillionär Lakic jetzt nur noch eins – zurück zum „Betze“. Man merkte ihm die Erleichterung, dass es geklappt hat, gestern an. Die Freude war nicht gespielt. Lakic ist kein Mime.
Das alles kann den Stürmer beflügeln – oder überehrgeizig verkrampfen lassen. Er kommt in ein gutes Team mit einem Alphamann im Angriff: Idrissou. Lakic und Idrissou, zwei ähnliche Stürmertypen, wie geht das? Dazu Toptalent Zoller, Ex-Kapitän Bunjaku und Kämpfer Occéan. Ein kniffliges Puzzle für Trainer Runjaic, der noch eine reife Spielerpersönlichkeit wollte. Die hat er bekommen. Jetzt zählen nur noch harte Arbeit, Tore, Siege – und der Aufstieg.
-------
Zur Sache: Drei Sterne für das FCK-Nachwuchsleistungszentrum
Von null auf drei Sterne. FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz sitzt mit stolzgeschwellter Brust im Medienzentrum des Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadions, verkündet das Ergebnis der Zertifizierung und klopft Konrad Fünfstück, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), auf die Schulter. „Konni gehört mit zu den besten Neuverpflichtungen, die wir beim FCK getätigt haben“, sagt er. Und gibt zu, dass Fünfstück bei seinem Start vor einem Jahr neben der U23 die Zertifizierung als Haupt- und Hausaufgabe hatte.Bei der letzten Beurteilung durch DFL und DFB hatte der FCK keinen der begehrten Sterne bekommen, die Fördermittel mit sich bringen.
100.000 Euro flossen bisher pro Jahr in die Kasse, 411.000 wären es mit drei Sternen gewesen. Kuntz ist froh, dass der Plan, das NLZ als weiteres Standbein aufzubauen, aufzugehen scheint, dass der FCK zu den Großen der Bundesliga wie Bayern oder Dortmund, aber auch Mainz aufschließt, die höchste Bewertung erhält.
Für sechs der acht Dimensionen, in denen bewertet wurde, bekamen die Roten Teufel die Note „exzellent“, sprich: Über 90 Prozent der Vorgaben wurden erfüllt. Fünfstück: „Insbesondere bei der fußballerischen Ausbildung haben wir hervorragende Noten bekommen.“ Ein Jahr lang wurde im NLZ darauf hingearbeitet. Die Fußballausbildung wurde verändert, ein FCK-Ausbildungslehrplan erstellt, Übungen wurden auf Video aufgenommen, mit Cheftrainer Kosta Runjaic abgestimmt. Neue Stellen wurden geschaffen, Teilbereiche für die 80 Mitarbeiter, die meisten sind stundenweise beschäftigt, umstrukturiert, Jobbeschreibungen erstellt. Die Ausbildung der 164 Talente auch außerhalb des Platzes wurde verbessert.
Die beiden Bereiche, die nicht optimal abschnitten, sind das Personal, wo die bewertende Firma Fupa die Doppelfunktionen von Konrad Fünfstück als Leiter und Trainer und Stefan Kuntz als Sportlicher Leiter und Vorstandsvorsitzender bemängelte, und das Thema Durchlässigkeit bei den Jugendmannschaften, für die der FCK nicht die volle Punktzahl bekam. Fünfstück ist trotzdem glücklich, gab das Lob an sein Team und die Mitarbeiter weiter, die sehr viel für die Zertifizierung gearbeitet hätten.
Und dachte schon wieder an seine U23, für die er zwei Neuzugänge vermeldet, Christopher Karcun, 21, vom SV Seligenporten (Regionalliga Bayern) und Thorsten Reiß, 29, Spielführer beim jetzigen Drittligisten SV Elversberg.
Einer wird auch öfter auf dem Fröhnerhof sein: Marco Haber. Der Teammanager ist jetzt Koordinator für den Übergangsbereich, zuständig für die U17, U19 und U23, für Scouting und Betreuung von Trainern und Spielern. Kuntz hofft auf den nächsten Schritt auf dem Fröhnerhof, auf die „sehr guten Gespräche mit der Stadt über den Grundstücksverkauf“ und darauf, dass dann mit dem Umbau begonnen werden kann. Und Fünfstück ist bester Laune: „Im Dschungelcamp gibt’s zehn Sterne. Bei uns gibt’s drei.“
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau