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Mutiger FCK-Mittelfeldspieler erzielt sehenswertes Siegtor gegen Union – Höheren Erfolg verpasst
VON OLIVER SPERK & HORST KONZOK
Der 1. FC Kaiserslautern ist wieder Dritter der Zweiten Fußball-Bundesliga: Den hochverdienten 1:0 (1:0)-Sieg gegen Union Berlin besiegelte Alexander Ring mit einem Klassetor aus 16 Metern.
Bisher traf er nur auf fremdem Rasen: Sein drittes Saisontor aber feierte Ring gestern Abend auf dem Betzenberg. Den Pass lieferte Markus Karl, Karim Matmour leitete weiter, Ring nahm den Ball sehr elegant an und setzte einen wunderbaren Drehschuss aus 16 Metern ab: 1:0 – der gute Daniel Haas im Tor der Eisernen war machtlos (42.).
„Ich wurde ja nicht als Torjäger gekauft. Ich bin defensiver Mittelfeldspieler“, hatte der 23-Jährige nach seinem Premierentor in Sandhausen noch schmunzelnd erklärt. Nach einer Odyssee durchs Mittelfeld – Zehner, Achter, Siebener, Stammkraft, Ersatzmann, Tribünengast – hat sich der finnische Nationalspieler mit Beharrlichkeit zurück in die Mannschaft gearbeitet. Zu Schnelligkeit und Zweikampfstärke kamen später immer mehr Konstanz, Konsequenz und Effizienz. Des Trainers Geduld mit dem frechen Finnen trägt Zinsen.
Großartig, wie Ring in der 76. Minute im Freibeuter-Stil Roberto Puncec den Ball wegnahm, Philipp Hofmann anspielte, der wenige Zentimeter vor der Torlinie stand, den Ball aber nicht über die Linie zu schieben verstand, sich selbst anschoss, so dass der Ball hoch übers Tor flog.
„Ich werde ihn das nächste Mal wieder anspielen, und dann wird er ihn reinmachen“, sagte der überragende Ring, und die Fans im Westen trösteten Hofmann auf ihre Art mit Sprechchören. In der Nachspielzeit versäumte Ruben Jenssen bei einem grandiosen Konter, den Ball ins leere Tor zu schießen. Oder die mitgestarteten Jean Zimmer oder Hofmann anzuspielen. „Das hat er verbockt. Wir werden es uns noch einmal auf Video ansehen und es analysieren, dann auch darüber lachen, auch wenn es ein ernstes Thema ist“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic.
Das Auslassen der Chancen, derzeit das einzige wirkliche Manko der Lauterer, hätte sich rächen können. Aber Torwart Tobias Sippel, gestern lange arbeitslos, parierte bei Schüssen von Björn Joppek und Baris Özbek (84., 86.) großartig.
Union hatte davor, abgesehen von zwei gefährlichen Hebern von Sören Brandy (8.) und Benjamin Köhler nach Karls Ballverlust (23.), offensiv nichts zu bestellen. Die Lauterer Defensive arbeitete gut.
Aber Srdjan Lakic, der eine Risswunde am Schienbein erlitt, viel versuchte, aber ohne die letzte Präzision spielte, und seine Kollegen taten sich bei aller Überlegenheit zunächst schwer, klare Chancen zu kreieren. Die erste hatte Kerem Demirbay, der mit Licht, aber auch mit Schatten unterwegs war, mit einem Kopfball nach einer von Matmour verlängerten Flanke Chris Löwes (21). Dann scheiterte der wieder groß aufspielende Kevin Stöger, dessen Drehschuss Haas toll parierte (29.). Knapp das Ziel verfehlte Matmours Kopfballaufsetzer nach einer Flanke des erneut stark spielenden und arbeitenden Jean Zimmer (32.).
Am Ende standen die Punkte 12, 13 und 14. Auch wenn einige Treffer mehr möglich waren, reichte das 1:0. „Russisches Roulette ist der richtige Begriff für das, was wir momentan machen“, meinte Markus Karl, „es ist ein bisschen schade, wenn du wieder so ein gutes Spiel ablieferst, aber trotzdem zittern musst, weil du die Chancen nicht reinmachst.
“ Vorwürfe etwa an Unglücksrabe Hofmann aber gab es mitnichten. „Ganz klar Platzfehler“, sagte Karl schmunzelnd, „aber wir haben den Rasen nach dem Spiel wieder glattgemacht.“ Trainer Runjaic meinte: „Wenn der Knoten platzt, wird Philipp hier noch viele Tore erzielen.“
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Zimmer, Orban, Heintz, Löwe - Karl, Ring - Matmour (80. Gaus), Demirbay, Stöger (86. Jenssen) - Lakic (60. Hofmann)
Union Berlin: Haas - Trimmel, Puncec, Leistner, Schönheim - Özbek, Kreilach - Zejnullahu (64. Nemec), Köhler (76. Joppek) - Brandy (58. Dausch), Polter
Tor: 1:0 Ring (42.) - Gelbe Karten: Karl (3), Zimmer (3), Gaus (2) - Özbek (4), Leistner (3), Trimmel (3), Schönheim (2), Polter -
Beste Spieler: Ring, Stöger, Sippel, Zimmer - Haas - Zuschauer: 31.384 - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau
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Die Geschichte des FCK in 45 Filmminuten
In einem Fernsehfilm des SWR werden die großen Triumphe und schmerzvollen Niederlagen der Roten Teufel wieder lebendig
Einen Filmabend der starken Emotionen und Informationen haben am Dienstag an die 300 Zuschauer im Lauterer Studio des Südwestrundfunks (SWR) erlebt. Vorgeführt wurde ihnen der 45-minütige Film „Der 1. FC Kaiserslautern und seine Geschichte“, der am 5. Oktober, um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird.
Mit hochemotionalen Bildern von unvergesslichen Triumphen, aber auch vom ersten Abstieg des 1. FC Kaiserslautern aus der Bundesliga stimmt der Fernsehfilm die Zuschauer auf die aufwühlende Geschichte der Roten Teufel ein. Man sieht Andreas Brehme, wie er stolz die Meisterschale in die Luft reckt, sieht die Massen, die beim legendären Spiel der Lauterer in Köln den Platz stürmen, um den dritten Titelgewinn rauschhaft zu feiern. Und natürlich fehlt auch der traumhafte 7:4-Sieg der Roten Teufel über Bayern München nicht, der, auch wenn er schon über 40 Jahre zurückliegt, immer noch jedes FCK-Herz höherschlagen lässt. Dazu ist die elegische Filmmusik des Ennio Morricone aus Sergio Leones Kinoklassiker „Es war einmal in Amerika“ zu hören.
Keine schlechte Musikwahl, wenn man bedenkt, wie märchenhaft die Geschichte des FCK erscheint, an dessen Gründungsmythos Fritz Walter steht. Das Lauterer Fußballidol, das die deutsche Nationalmannschaft 1954 als Kapitän zum Gewinn der Weltmeisterschaft führte, ist einer der Hauptdarsteller des Films. Die gefühligen und leidenschaftlichen Filmsequenzen werden durch informative Interviews unterbrochen.
Einer der Befragten ist zum Beispiel Marcel Reif. Der Lauterer, der einst als Jugendspieler beim FCK am Ball war und dann in die Champions League der Sportreporter aufgestiegen ist. Dabei scheint es, dass der sonst so eloquente Reif Tränen in den Augen hat, als er von seinen FCK-Jahren erzählt.
Auch zwei „FCK-Historiker“ kommen ausführlich zu Wort und ordnen das Fußballgeschehen auf dem Betzenberg zeitgeschichtlich ein. Diesen Männer der Wissenschaft steht Norbert Thines gegenüber, der von seinem Herzensklub und den schweren Jahren nach dem Krieg spricht. Im Film ist Thines auch als junger Mann zu sehen, wie er mit anderen FCK-Fans im Stadion Renovierungsarbeiten ausführt.
Der ehemalige FCK-Präsident gehörte dann auch nach der Filmvorführung zusammen mit dem Regisseur Stefan Keber, FCK-Teammanager Roger Lutz und Astrid Wegener vom FCK-Museum zu der Talkrunde, die vom bekannten SWR-Moderator und bekennenden FCK-Fan Patrik Sommer geleitet wurde. In der lockeren Gesprächsrunde erfuhr man zum Beispiel, dass Roger Lutz in seiner Fußballjugend Fan des 1. FC Köln war und nur nach Kaiserslautern ins Stadion kam, um die Spiele seines Idols Wolfgang Overath zu sehen.
Nach dieser „Jugendsünde“ trug er dann aber viele Jahre das Trikot des 1. FCK vom Betzenberg. Welche Bedeutung die Roten Teufel für viele ihrer Fans haben, brachte Thines mit folgender Feststellung auf den Punkt: „Der FCK ist Religion.“
Aber auch wenn man in ihm keinen Religionsersatz sieht und sich mehr für die Geschichte des 1. FCK interessiert, sollte man sich den SWR-Film auf keinen Fall entgehen lassen.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung