ZitatAlles anzeigenDer in allen Belangen überlegene 1. FC Kaiserslautern schafft gegen Fortuna Düsseldorf erst in der Nachspielzeit den Ausgleich zum 1:1.
Bitter sind die möglicherweise folgenschweren Verletzungen von Kerem Demirbay und Alexander Ring.
Einen Schuss brachte Fortuna Düsseldorf in 94 Minuten aufs Tor – und der Ball war drin. Joel Pohjanpalo, die finnische Leihgabe von Bayer Leverkusen, war einen Tick schneller als der vorher und nachher überzeugende Willi Orban vom 1. FC Kaiserslautern und traf ins linke untere Toreck (77.).
Die Gäste aus Düsseldorf hatten den Spielverlauf nach einem von Michael Liendl per Kopf verlängerten Abschlag Lars Unnerstalls auf den Kopf gestellt, ehe Marcel Gaus nach einem Pass Chris Löwes in der Nachspielzeit den hochverdienten Ausgleichstreffer erzielte (90.+2).
So fand der Tag doch noch ein Happy End für den in Düsseldorf geborenen Außenbahnsprinter, der nach 32 Sekunden versäumte, die Weichen auf Sieg zu stellen: Gaus tauchte nach Traumpass Ruben Jenssens mutterseelenallein vor Fortuna-Schlussmann Unnerstall auf; der Versuch, den Ball über den Zwei-Meter-Schrank zu lupfen, scheiterte. Das nagte an Gaus, der lange neben dem Spiel herlief, viel probierte, aber auch viele Fehler fabrizierte.
„Wenn ich in der ersten Minute eine Chance vergebe, kann ich in der letzten ja auch eine nutzen. Aber ernsthaft: Es war eine 50:50-Entscheidung. Ich versuche, den Ball zu lupfen, das war gegen einen gefühlten Drei-Meter-Mann die falsche Lösung“, sagte Gaus zu seiner Riesenmöglichkeit in der ersten Minute.
Bitter für die Roten Teufel, dass Kerem Demirbay und Alexander Ring verletzt vom Platz mussten. Im Zweikampf wurde Demirbay kurz vor der Pause von Christopher Avevor böse am Fuß erwischt – der Lauterer schrie auf und wurde mit einer Sprunggelenkverletzung in die Klinik gebracht. Mit einer Knieverletzung ohne Fremdverschulden schied Ring nach 70 Minuten aus und verließ auf Krücken die Arena. „Der Ausfall der beiden wiegt schwer mit Blick auf die kommenden Aufgaben, aber auch das werden wir als Team lösen“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic.
Karim Matmour, für Demirbay gekommen, fügte sich nahtlos ein; aber nach einer klasse Flanke des starken Rechtsverteidigers Michael Schulze hätte er einfach treffen müssen (89.). Gut im Spiel war der junge Sebastian Jacob, der für Ring kam und in der Nachspielzeit mit einem Fallrückzieher fast noch das Siegtor erzielt hätte. „Das wäre überragend gewesen, wenn dieser Ball noch reingegangen wäre“, sagte Jacob leicht enttäuscht.
Marcel Gaus versucht, den Ball über Torwart Lars Unnerstall zu lupfen – und hat Pech. In der Nachspielzeit gelingt Gaus das 1:1.(foto: kunz)
Für den verletzten Srdjan Lakic, der am Dienstag (20.30 Uhr) auf dem „Betze“ im Pokal gegen Greuther Fürth wieder spielen will, stürmte Philipp Hofmann. Er mühte sich, aber es gelang nicht viel. Nach 25 Minuten scheiterte er nach Doppelpass von Kevin Stöger und Löwe, der den Ball wunderbar mit der Hacke weitergeleitet hatte. Pech: Schiedsrichter Stark verweigerte dem FCK nach einem Rempler Bruno Soares’ gegen Hofmann einen Elfmeter (37.).
15:3 Torschüsse, 11:1 Chancen, 59 Prozent Ballbesitz – der FCK war dominant, beherrschte Spiel und Gegner, aber im Abschluss fehlte einmal mehr die nötige Konsequenz. „Es wäre Wahnsinn gewesen, bei so einem Spiel keinen Punkt zu holen. Düsseldorf hat ja nur einmal aufs Tor geschossen. Wir waren in allen Bereichen besser“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic, „was gefehlt hat, war unsere 1:0-Führung. Düsseldorf hat mit viel Klasse und Routine verteidigt.“ Stöger, herausragend am Ball, stirbt zu oft in Schönheit. Er muss, wie Jenssen, Gaus und Matmour, konsequenter im Abschluss werden. Die Doppelpässe, samt Einsatz der Hacke, die Stöger zelebriert – wunderschön anzuschauen, aber meist brotlose Kunst.
Wichtig für die Moral von ihm und seinen Kollegen, dass das 1:1 noch fiel. „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man bis in die Nachspielzeit führt und dann nur 1:1 spielt“, sagte Fortuna-Trainer Oliver Reck, „aber Kaiserslautern war über 90 Minuten die bessere Mannschaft.“
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Schulze, Orban, Heintz, Löwe - Ring (70. Jacob), Jenssen - Gaus, Demirbay (45.+1 Matmour), Stöger - Hofmann (80. Younes)
Fortuna Düsseldorf: Unnerstall - Schauerte, Bruno Soares, Bodzek, Schmitz - Avevor, da Silva Pinto (58. Gartner) - Erat, Liendl, Bellinghausen (90. Lambertz) - Hoffer (69. Pohjanpalo)
Tore: 0:1 Pohjanpalo (77.), 1:1 Gaus (90.+2) - Gelbe Karten: Stöger (3), Matmour - Bodzek (4), Hoffer, Schmitz - Beste Spieler: Schulze, Demirbay, Heintz, Löwe - Unnerstall, Avevor - Zuschauer: 36.282 - Schiedsrichter: Stark (Ergolding).
Rheinpfalz am Sonntag