ZitatAlles anzeigenFCK diskutiert bei Jahreshauptversammlung Ausgliederung der Profis
Der 1. FC Kaiserslautern, der wieder schwarze Zahlen schreibt, ist nach einem Fingerzeig der Finanzbehörden gezwungen, sich mit dem drohenden Verlust der Gemeinnützigkeit und mit der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft zu befassen. Das erklärte der FCK-Vorstand gestern bei der über siebenstündigen Jahreshauptversammlung.
Um eine mögliche künftige Ausgliederung der Profifußball-Abteilung gab es gestern Diskussionen, das Thema spaltet die Mitgliederschaft. Der Vorstand prüft die Umwandlung der Lizenzabteilung in eine Kapitalgesellschaft, etwa in eine AG. Diese werde dann eine hundertprozentige Tochter des Vereins sein. „Es geht nicht darum, dass wir Anteile am Verein verkaufen wollen oder dass ein Investor vor der Tür steht“, sagte FCK-Finanzvorstand Fritz Grünewalt, „es geht darum, sich künftig steuerlich vernünftig aufzustellen.
“Die Finanzverwaltung habe bei der letzten Prüfung mitgeteilt, angesichts des erreichten Umfangs der wirtschaftlichen Tätigkeit sei die Gemeinnützigkeit des Vereins in Gefahr und damit die Rechtssicherheit für künftige Großprojekte wie den geplanten zehn Millionen Euro schweren Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums. Grünewalt betonte: „Wir wollen von Anfang an Sicherheit haben, wenn wir investieren.“ Die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft biete dafür eine Option. Die gelte es in den kommenden Monaten sorgfältig zu prüfen. Ohne die Mitglieder geht aber nichts. FCK-Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Rombach teilte mit: „Für die Ausgliederung müssen nach unserer Satzung zwei Drittel der Mitglieder stimmen. Aber der neue Aufsichtsrat wird sich mit der Frage Ausgliederung oder nicht beschäftigen müssen.“
Im fünfköpfigen Aufsichtsrat bestätigt wurden gestern Abend der bisherige Vorsitzende Dieter Rombach (571 Stimmen), Gerhard Theis (506) und Ottmar Frenger (490). Neu ins Gremium gewählt wurden Nikolai Riesenkampff (734 Stimmen) und Mathias Abel (633). Nicht mehr angetreten ist Gerhard Steinebach. Der bisherige Aufsichtsrat Jürgen Kind (397 Stimmen) ist erster Nachrücker.
Vorstandschef Stefan Kuntz appellierte an die Mitglieder, auch bei kontroverser Diskussion stets das Miteinander zu pflegen: „Beim FCK darf es kein Gegeneinander geben.“ Als Kritiker der Klubführung äußerte sich Dieter Buchholz, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender, gestern skeptisch in Bezug auf die wirtschaftliche Lage des FCK: „Nach meiner Meinung steht der Verein kurz vor der Insolvenz.“ Er verlangte vom Vorstand Auskunft zur Verfügbarkeit der sechs Millionen Euro aus der im Frühjahr 2013 ausgegebenen Fananleihe. FCK-Finanzvorstand Fritz Grünewalt führte aus, die Mittel seien auch im Sinne einer stets betriebenen Risikovorsorge gesichert und verfügbar:
Aktuell stünden 4,027 Millionen Euro auf einem Konto der Deutschen Bank zur Verfügung und 5,879 Millionen Euro an gesicherten Forderungen an DFB und DFL, die der FCK in den nächsten Monaten an Fernsehgeldern und Prämien bekomme. Kuntz unterstrich das Ziel, mit dem Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) dem Verein ein Standbein für eine gute Zukunft zu geben. Er würdigte das Wirken von Konrad Fünfstück als Sportlichem Leiter des NLZ. Sein Vertrag wurde bis 2017 verlängert. Die geänderte Spielphilosophie, hin zum Jugendstil, sieht Kuntz als Ergebnis der Analyse mit dem Cheftrainer: „Das, was den FCK ausmacht, haben wir nicht oft genug auf die Straße gebracht.“
Für diesen Weg stehe Trainer Kosta Runjaic, dessen Arbeit Kuntz lobte. Sein Vertrag wurde bis 30. Juni 2016 verlängert. Großen Beifall erntete die von Kuntz verkündete vorzeitige Vertragsverlängerung von Verteidiger Jean Zimmer bis 2018. „Das ist mein Verein, das ist ein geiles Team“, schwärmte der 20-Jährige.
Beifall erntete Kuntz für die Information, dass der FCK am Samstag, 24. Januar, um 15.30 Uhr auf dem „Betze“ gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach ein Testspiel bestreitet.
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Grünewalt: Rote Teufel sind gesund
HINTERGRUND: FCK-Finanzvorstand legt stabiles Zahlenwerk vor – Pokalerfolg hilft
„Zum ersten Mal ist der FCK ligaunabhängig wirtschaftlich völlig gesund“, sagte Fritz Grünewalt, Finanzvorstand des 1. FC Kaiserslautern, „und das bei Zahlung der höheren alten Stadionpacht von 3,2 Millionen Euro in der abgelaufenen Saison 2013/2014.“
„Wir haben jetzt ein gutes wirtschaftliches Fundament. Jetzt müssen wir uns der Zukunft stellen“, sagte Grüne- walt gestern bei der Jahreshauptversammlung des FCK mit Blick auf die Diskussion um eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft.
Der größte sportliche Erfolg der vergangenen Saison hat auch zum dicksten finanziellen Zubrot des am 30. Juni 2014 abgelaufenen Geschäftsjahres 2013/2014 geführt: Dank der Halbfinal-Teilnahme im DFB-Pokal haben sich in der vergangenen Saison die Umsätze aus der Fernseh- und Hörfunkvermarktung um 4,127 Millionen Euro erhöht. So hat der FCK statt des kalkulierten Jahresverlustes von 1,8 Millionen Euro für 2013/2014 den kleinen Gewinn von 165.000 Euro ausweisen können.
Aufgrund der Mehreinnahmen aus dem Pokal hätte der Gewinn höher sein können, aber die FCK-Führung entschied sich dafür, die Investitionen in ein neues TV-Studio im Stadion und in Energiesparmaßnahmen für die Arena vorzuziehen. Gewinnmindernd haben sich auch die hohen Abschreibungen auf das Anlagevermögen ausgewirkt. Ausschlaggebend dafür war vor allem die um 2,981 Millionen Euro niedrigere Bewertung des verjüngten Spielerkaders.
Der größte bilanzielle Pferdefuß ist das negative Eigenkapital. Immerhin hat der FCK den nicht durch Vereinsvermögen gedeckten Fehlbetrag mit dem minimalen Plus per 30. Juni 2014 auf 1,676 Millionen Euro vermindern können (2013: 1,841 Millionen Euro). „Entscheidend bei negativem Eigenkapital ist die positive Fortführungsprognose, die uns die Wirtschaftsprüfer bestätigt haben“, sagte Grünewalt auf RHEINPFALZ-Anfrage. Die Zahlungsfähigkeit, die Liquidität (flüssige Mittel), sei im vergangenen Geschäftsjahr wie auch im laufenden stets gewährleistet gewesen, betonte Grünewalt. Der Verein verzeichnete 2013/2014 einen Mittelzufluss (Cashflow) von 0,75 Millionen Euro. Zum 30. Juni 2014 wies der FCK liquide Mittel von 6,749 Millionen Euro aus (2013: 6,54 Millionen Euro). „Wir waren jederzeit in der Lage, unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen“, betonte Grünewalt.
Nach dem Ja der EU-Kommission vor drei Wochen zu den neuen Verträgen mit der städtischen Stadiongesellschaft kann der FCK das Grundstück seines Nachwuchsleistungszentrums auf dem Fröhnerhof für die vereinbarten 2,6 Millionen Euro zurückkaufen. Der Umsatz hat sich auch dank der Pokalerfolge auf 38,81 Millionen Euro erhöht (2012/2013: 32,627 Millionen Euro). 2014/2015 erwartet der FCK 410.000 Euro Gewinn.
In der laufenden Zweitliga-Saison greift erstmals die von der EU-Kommission schriftlich bestätigte neue erfolgsabhängige Vereinbarung mit der städtischen Stadiongesellschaft. Als Zweitligist zahlt der FCK für die WM-Arena nun eine Jahrespacht von 2,4 Millionen Euro plus Zusatzprämien für sportliche Leistungen wie aktuell 100.000 Euro für das erreichte DFB-Pokal-Achtelfinale. Als Bundesligist müsste der FCK nach dem neuen Modell 3,6 Millionen Euro plus Prämien zahlen. Was der Traditionsverein sehr gerne bald wieder tun würde.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung