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Herbstmeister FC Ingolstadt bezwingt den 45 Minuten bärenstarken FCK 2:0 – Ampelkarte für Amin Younes Knackpunkt
Der FC Ingolstadt steuert auf die Bundesliga zu: Der Herbstmeister gewann das Zweitliga-Spitzenspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern 2:0 (0:0). Knackpunkt der Partie war die Gelb-Rote Karte, die sich der bis dahin stark aufspielende Amin Younes in der 60. Minute nach einem Foul an Benjamin Hübner einhandelte. In der ersten Halbzeit hatte der FCK brilliert, aber nicht getroffen!
„Wenn du in Unterzahl zurückliegst, wird es schwer. Wir werden aber wieder aufstehen“, sagte FCK-Kapitän Srdjan Lakic. „Es war klar, dass es eng wird. Wenn Lautern in Führung geht… Der Platzverweis war der Knackpunkt“, sagte FCI-Co-Trainer Michael Henke.
Der Herbstmeister hatte Glück, dass er zur Halbzeit nicht klar zurücklag. 5:1 Chancen, 5:2 Ecken – der FCK, spielerisch stark, energisch im Zweikampf, mutig, fast nur im Vorwärtsgang, bestimmte im Audi-Sportpark das Geschehen. Klasse die Flugparade Özcans, als Lakic nach präziser Flanke Michael Schulzes einen Kopfball abgesetzt hatte (10.). In der 26. Minute aber zögerte Lakic nach einem von Kerem Demirbay kurz ausgeführten Eckball und Amin Younes’ atemberaubendem Solo zu lange – das musste das Lauterer Führungstor sein! „Man versucht, das instinktiv zu lösen, dass der Gegner den Ball nicht blocken kann, es hat nicht geklappt“, haderte Lakic, der läuferisch und kämpferisch absolut vorbildlich agierte.
Dribbelkönig Younes war sehr schnell auf Betriebstemperatur und brach immer wieder über links in den Strafraum ein. Allerdings scheiterte er in der 35. Minute, eine Minute später bediente er nach Solo des ausgezeichneten Demirbay Lakic, dessen Schuss erneut abgeblockt wurde.
Der Spitzenreiter kam mit dem Forechecking der Lauterer vor der Pause nicht klar. Da waren die Lauterer auch defensiv sehr gut organisiert. Die einzige Chance der „Schanzer“ vor der Pause arbeitete Mathew Leckie heraus, aber der aufmerksame Chris Löwe klärte vor Kapitän Marvin Matip (15.). „Wir waren eine Spur weit beeindruckt“, gestand FCI-Coach Ralf Hasenhüttl.
Schwerwiegend für Lautern: Markus Karl, der wirkungsvolle Abfangjäger und Antreiber, hatte nach Foul an Benjamin Hübner Gelb quittiert und wandelte schnell am Rande von Gelb-Rot. FCK-Trainer Kosta Runjaic nahm den großen Kämpfer gezwungenermaßen in Schutzhaft, brachte Sebastian Jacob. Vor allem in einer entscheidenden Szene sieben Minuten später fehlte Karl als umsichtiger Abräumer: Younes hatte Leckie gefoult, Pascal Groß servierte den Freistoß, Lukas Hinterseer war frei und traf per Kopf (52.). „Das Standardtor hat den Spielverlauf auf den Kopf gestellt“, konstatierte FCK-Innenverteidiger Willi Orban. Kurz darauf flog Younes vom Platz (60.). Danach kippte die Partie. „Ingolstadt ist eine Spitzenmannschaft, das haben sie noch einmal bewiesen“, sagte FCK-Trainer Runjaic, „sie haben das in Überzahl clever ausgespielt. Sie stehen zu Recht ganz oben.“
Das 2:0 durch Stefan Lex (84.) leitete ein böser Patzer von FCK-Innenverteidiger Dominique Heintz nach einem weiten Abschlag von FCI-Torwart Ramazan Özcan ein. „Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen“, gestand Heintz, „ich wollte den Ball zurückköpfen, habe ihn aber nicht richtig getroffen, ein tödlicher Fehler.“ Kollege Orban betonte: „Ingolstadt hat gezeigt, was derzeit den Unterschied macht: Sie sind abgebrüht und nutzen ihre Chancen, sie spielen sehr effizient.“ Am Ende hätte es für die Lauterer dann aber noch ganz bitter werden können, Alfredo Morales scheiterte jedoch an Pfosten und Latte (86., 87.).
So spielten sie
FC Ingolstadt: Özcan - Levels, Matip, Hübner, Danilo - Groß (89. Wannenwetsch), Roger, Morales - Hinterseer (71. Bauer), Hartmann (76. Lex), Leckie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Schulze, Orban, Heintz, Löwe - Karl (46. Jacob), Demirbay - Zimmer (57. Hofmann), Younes, Jenssen - Lakic (82. Stöger)
Tore: 1:0 Hinterseer (52.), 2:0 Lex (84.) - Gelbe Karten: Danilo (2) - Karl (5/3), Löwe (3) - Gelb-Rote Karte: Younes (60.) - Beste Spieler: Matip, Groß, Morales - Orban, Demirbay - Zuschauer: 13.359 - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
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KOMMENTAR
Blauäugige Rote Teufel
Die Werksklubs nehmen zu im Fußball-Oberhaus: Der FC Ingolstadt dürfte Bayer 04 und VW-Klub Wolfsburg 2015 nachfolgen.
Der Audi-Klub aus Ingolstadt ist auf bestem Weg Richtung Fußball-Bundesliga. Sechs Punkte Vorsprung vor dem überzeugend punktenden Kollektiv des Karlsruher SC, sieben vor dem Überraschungsdritten Darmstadt 98, acht vor Fortuna Düsseldorf und den oft zu blauäugigen Himmelsstürmern vom 1. FC Kaiserslautern sind eine Ansage. Der FC Ingolstadt lebt von Homogenität, er lebt von Cleverness, der in Pascal Groß personifizierten Standardstärke, und er beeindruckt durch Effektivität.
Der 1. FC Kaiserslautern gehört mit seiner jungen, spielstarken Mannschaft zum erlesenen Verfolgerkreis. Aber auch gestern machten die Roten Teufel aus ihrer Klasse und Überlegenheit keine Tore. In der teilweise brillant geführten ersten Halbzeit versäumten es Lakic und Kollegen, die Weichen auf Sieg zu stellen.
„Es ist sehr bitter, hier zu verlieren, weil wir gerade in der ersten Halbzeit so überlegen waren. Nur das Tor hat uns wieder gefehlt“, klagte Kerem Demirbay. Er führte Regie, er war sehr präsent im Zweikampf, ein guter Pass- und Ideengeber. Amin Younes, der erst groß aufspielte, war am Ende entscheidend für die Niederlage: Den Freistoß, der zum 0:1 führte, verursachte er mit seinem Foul an Leckie, acht Minuten später handelte er sich durch rüdes Einsteigen gegen Hübner Gelb-Rot ein. Die Entscheidung von Knut Kircher war korrekt. Der Unparteiische hatte aber keinen guten Tag, verwarnte Markus Karl früh, beließ es jedoch auch nach Leckies drittem Foul bei einem milden Lächeln. Die Niederlage aber haben sich die Lauterer selbst eingebrockt. Am Mittwoch bei 1860 München starten sie in die Rückrunde. Nichts ist unmöglich.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung