ZitatAlles anzeigenDer Zweitligist wird den im Sommer auslaufenden Vertrag mit dem Torwart nicht verlängern
Von Oliver Sperk
BELEK. Es ist ein großer Einschnitt im Leben des Tobias Sippel, aber auch für den 1. FC Kaiserslautern ist es eine besondere Personalie: Die Wege des Torwarts und der Roten Teufel trennen sich im Sommer. Der FCK hat Sippel (26) gestern im Trainingslager in der Türkei mitgeteilt, dass sein im Juni auslaufender Vertrag wohl nicht verlängert wird. Der gebürtige Bad Dürkheimer ist seit 1998 im Klub, kam als Zehnjähriger.
„Wenn wir nicht in die Bundesliga aufsteigen, werden wir den Vertrag zu 99 Prozent nicht verlängern, um mit jüngeren Leuten zu planen. Das habe ich Tobias Sippel am Nachmittag gesagt“, betonte FCK-Sportdirektor Markus Schupp im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die Lauterer sind nach 19 von 34 Spieltagen Tabellenfünfter der Zweiten Fußball-Bundesliga mit einem Punkt Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. „Bei einem Aufstieg hätten wir eine neue Situation. Ich habe Tobi gesagt, dass wir je nach sportlicher Lage und Entwicklung im Februar, März noch mal sprechen“, sagte Schupp.
Doch für den gestern Abend beim Spaziergang vom Trainingsplatz zum Mannschaftshotel in Belek noch sehr traurig, gedrückt und getroffen wirkenden sensiblen Torwart, derzeit noch die Nummer eins der Lauterer, ist die Sache bereits klar. „Fakt ist die Aussage, im Falle des Nicht-Aufstiegs gibt es keine Vertragsverlängerung. Ich denke, dass die Wege sich auf jeden Fall trennen werden“, meinte Sippel im RHEINPFALZ-Gespräch, „da wird es auch im März, April keine neue Situation geben.“
Die Erfahrungen im Profifußball zeigen in der Tat: Je länger Vertragsverhandlungen in der Schwebe sind, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kontrakt tatsächlich auch noch erneuert wird. Ein Beispiel aus der jüngeren FCK-Vergangenheit liefert der Fall von Sippels langjährigem Golf-Spezi Florian Dick, der nun für Drittliga-Spitzenreiter Arminia Bielefeld am Ball ist. Sippel, der bisher 158 Zweitliga- und 36 Bundesligapartien für den FCK absolviert hat, jedenfalls geht seit gestern fest von einem Vereinswechsel im Sommer aus. „Das ist sehr schade. Es war eine super Zeit in Lautern, ich bin ja jetzt fast 17 Jahre in diesem Verein und habe mit dem FCK viel erlebt“, sagte Sippel, der am 19. Oktober 2007 als 19-Jähriger sein Zweitligadebüt feierte, Nicht-Abstiegsheld 2008 war, 2010 mit den Lauterern in die Bundesliga auf- und 2012 wieder aus ihr abstieg.
„Aber vielleicht ist das jetzt auch die Chance für einen Neuanfang. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Das alles will er jetzt mit seiner Frau Sandra und seiner Familie besprechen. „Ich habe ja am 23. Dezember in Bad Dürkheim im Rathaus geheiratet. Meine Frau wird im Sommer mit der Uni fertig. Mein Vertrag läuft aus. Vielleicht ist jetzt Zeit für etwas Neues.“ Mögliche Anfragen anderer Klubs waren für ihn bisher kein Thema. „Wenn wir aus dem Trainingslager zurück sind, setze ich mich mit meinem Berater Michael Becker zusammen.“
Mit Blick auf die restlichen 15 Saisonspiele und das Rennen zwischen Sippel und Marius Müller (21) um den Startplatz im Tor sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic gestern Abend: „Stand heute ist Tobi die Nummer eins.“ Bei den Fans der Lauterer wird Sippels nicht ganz freiwilliger Abschied heftige Reaktionen hervorrufen – obwohl sportlich bei einigen nicht unumstritten, ist das FCK-Eigengewächs doch eine der ganz großen Identifikationsfiguren im Kader.
Hinter Müller (Vertrag bis 2017) haben die Lauterer einige weitere talentierte Torhüter. So hat Julian Pollersbeck (20) kürzlich einen Profivertrag bis 2017 erhalten. Auch Raphael Sallinger (19) und Jan-Ole Sievers (19) sind begabt.
Über die Zukunft von Flügelspieler Karim Matmour (29) und von Stürmer Srdjan Lakic (31), deren Verträge ebenfalls auslaufen, ist indes noch nicht entschieden. An Lakic soll Erstligist SC Paderborn interessiert sein.
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„13 Uhr an Samstagen ist einfach kein Fußball-Termin“
Brigitte Edwards aus Ludwigshafen-Oggersheim ist als Fan mit dem FCK in Belek – Auch sie träumt vom Bundesliga-Aufstieg
Belek.In unserer Reihe „Sport-Plauderei“ stellen wir Menschen vor, die sich hinter den Kulissen des Sports engagieren oder sich für ihn begeistern. Heute: Brigitte Edwards (53) aus Ludwigshafen-Oggersheim. Sie ist wie etwa 70 weitere Fans mit ins Trainingslager des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern nach Belek/Türkei gereist.
Frau Edwards, Ihr Nachname hört sich nicht sehr pfälzisch an …
Nein, es ist der Nachname meines Ex-Manns, ein amerikanischer Name.
Die übliche Frage, die sich die FCK-Fans hier in Belek immer wieder mal untereinander stellen: Das wievielte Trainingslager ist das für Sie?
Das vierte. Ich bin immer mit meinem Lebensgefährten und meiner Schwester unterwegs.Was macht den Reiz aus?Beim ersten Trainingslager, das war noch in Spanien, haben wir total liebe Leute kennengelernt. Und mit diesen etwa 25 Leuten waren wir danach jeden Winter wieder mit dabei. Wir haben auch das Jahr über Kontakt und verabreden uns immer wieder fürs Trainingslager.
Aber warum Urlaub im FCK-Trainingslager?
Wir wollen nah bei der Mannschaft sein. Wir lassen die Spieler aber völlig in Ruhe. Man grüßt sich, spricht kurz mal, und es gibt ja immer auch organisierte Treffen der Fans mit der Mannschaft.
Und, wie sind sie so zu den Fans, die FCK-Leute?
Total nett. Auch der Chef, Stefan Kuntz, setzt sich abends einfach mal zu uns. Neulich haben wir ihn zur möglichen Ausgliederung des Lizenzspielerbereichs befragt, weil wir davor ein bisschen Angst haben.
Angst?
Ja, ich bin FCK-Mitglied, und wir wollen einmal im Jahr zur Hauptversammlung gehen und mitreden.
Was hat Stefan Kuntz gesagt?
Er hat uns das alles erklärt und gesagt, dass wir das sowieso auch weiterhin tun können. Und dass ohne die Zustimmung der Mitglieder nichts geht.
Sie gehören zu den knapp 30 Leuten, die mit im noblen Mannschaftshotel sind. Was zahlen Sie? Ist das okay?
Ja. Wir zahlen für die Reise eine Woche 880 Euro pro Person all inclusive. Das Hotel ist toll, die Leute sind so lieb. Da ist eine türkische Kellnerin, die mag ich so gern, das ist eine richtige Knutschnudel. Ich muss gestehen, wir waren kaum außerhalb des Hotelgeländes – es wird hier so viel geboten. Die Fußballplätze sind direkt dabei. Dann haben wir uns mal Liegen am Hotelstrand genommen und die Sonne genossen, als sie mal da war.
Hört sich gut an. Da kommt bei den Daheimgebliebenen Neid auf.
Ja, aber wir denken an sie. Meine Mutter ist im Pflegeheim. Wir schicken ihr immer Fotos, wenn wir sie mal nicht täglich besuchen können.
Und, klappt’s mit dem Aufstieg? Was meinen die Fans?Unserer jungen Mannschaft wären wir auch nicht böse, wenn es nicht klappt. Aber es wäre das Größte. Samstag, 13 Uhr, ist einfach keine Fußball-Zeit. Interview: Oliver Sperk
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung