Habe hier einen lesnswerten Beitrag zu Korkut auf Transfermarkt gefunden:
"Ich möchte noch mal etwas anmerken zu Kohlmeyers in dessen Blog geäußerter Meinung, dass ein Trainerwechsel mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts bringe, weil individuelle Fehler und Konzentrationsschwächen in der Abwehr nichts seine, dass ein anderer Trainer einfach mal so weg zaubern könnte.Ich möchte da an drei Stellen widersprechen. Zum einen stellt sich mir die Frage, ob wir hier ausschließlich über individuelle Fehler sprechen oder auch über eine völlig unzureichende Tiefenstaffelung. Exemplarisch dafür dürfen die Gegentore 1 und 3 gegen Heidenheim her halten. Kohlmeyer postuliert hier korrekterweise, dass in beiden Fällen ein energischeres Rausrücken der Innenverteidiger auf die ballführenden Angreifer Abhilfe geschaffen hätte. Das ist natürlich korrekt. Darüber hinaus muss man sich aber auch die Frage stellen, warum bei Aufrücken der Außenverteidiger, das heutuztage kein Fehlverhalten sondern absoluter Usus ist, speziell, wenn man mit Raute spielt, nicht durch einen abkippenden Mittelfeldspieler und eine breitere Staffelung in der letzten Linie sowie die Positionierung von Spielern in den Halbräumen, um zweite Bälle erobern zu können, abgesichert wurde. Wie der Graetscher richtig anmerkte, waren z.B. beim 1:0 zum Zeitpunkt des Ballverlustes sieben Spieler hinter dem Ball. Trotzdem konnte Finne ungehindert bis zur Strafraumgrenze durchlaufen, und hätte dies auch gekonnt, wenn Vucur früher raus gerückt wäre. Eine Staffelung mit drei breit positionierten Spielern in der letzten Linie und zwei Spielern davor auf den Halbpositionen hätte es den Heidenheimern ungleich schwerer gemacht, nach dem Ballgewinn bis an den Strafraum zu gelangen.Hier haben wir es also mitnichten nur mit individuellen Schwächen der Innenverteidiger bzw. des 6ers zu tun, sondern mit richtig schlechtem mannschaftstaktischem Defensivverhalten, das den Gegner zum Konter über den Flügel geradezu einlädt. Dieses Defizit zu beheben, ist natürlich und ausschließlich Sache des Trainers, der das Problem entweder nicht wahrnimmt, niedrig priorisiert, oder nicht mit den geeigneten Mitteln zu beheben versucht. Dabei ist es für die aktive Spielweise, die Korkut propagiert, essenziell, in der Lage zu sein, Konter konsequent zu unterbinden oder frühzeitig zu entschärfen, und das noch bevor die Mannschaft in die Lage versetzt wird, ein tolles Angriffspressing zu spielen oder eine stehende Abwehr mit Kurzpassstafetten auszuhebeln.Zum anderen war nicht nur gegen Heidenheim, sondern auch in diversen vorangegangenen Spielen zu erkennen, dass die Mannschaft im Zweikampfverhalten insgesamt starke Defizite aufweist. Nun haben wir genügend Spieler auf dem Platz, die entweder vorrangig das Zweikampfspiel zu ihren Stärken zählen, den Ruf haben, neben fußballerischen auch kämpferische Qualitäten in die Waagschale werden zu können, oder aber fußballerisch so stark sind, sich durch ihre technischen und spielerischen Qualitäten so wie ihr Stellungsspiel ausreichende Vorteile im Zweikampf verschaffen zu können.Woran die ausgeprägten Defizite im Zweikampf her rühren, ist von außen natürlich schwer zu beurteilen. Dass die Mannschaft bis dato lediglich phasenweise den Eindruck machte, Spiele unbedingt gewinnen zu wollen, ist meines Erachtens aber auch dem Trainer anzukreiden.Der dritte Punkt ist die offensichtliche Schwäche bei Standardsituationen. Ich halte, wie ich bereits mehrfach dargelegt habe, den Ansatz Eckbälle im Raum zu verteidigen, wenn man lediglich drei brauchbare Kopfballspieler auf dem Platz hat, für eine Schnapsidee. Der Gegner sucht sich so einfach den am schwächsten verteidigten Raum aus und läuft den mit den besten Kopfballspielern an. Plötzlich steht dann Aliji gegen zwei 1,90-Hünen. Dass das auf Dauer nicht gut geht, liegt auf der Hand.In Summe komme ich nicht umhin, den Trainer massiv in Frage zu stellen. Es ist ja nicht so, dass wir aus immer anderen Spielsituationen heraus Gegentore kassieren. Die Truppe macht im Wesentlichen immer wieder die gleichen Fehler, und diese sind nicht ausschließlich individueller, sondern in hohem Maße systemischer Natur oder zumindest vom System begünstigt. Ich bin selbst ein Verfechter eines aktiven, auf hohes verteidigen, Angriffspressing und schnelles Spiel in die Spitze ausgerichteten Fußballs. Allerdings würde ich davon absehen, diesen Fußball einer völlig neu zusammen gestellten Truppe von Tag 1 an überstülpen zu wollen, sondern zu Beginn den Fokus darauf legen, die defensiven Abläufe einzutrainieren. Bei mir entsteht dagegen der Eindruck, dass ein extremer Fokus auf den wesentlich komplexeren Teil, das Offensivspiel, gelegt wird, ohne dabei der Notwendigkeit defensiver Absicherungen Genüge zu tun. Leider fehlt mir bis heute ein Zeichen der Verantwortlichen dahingehend, dass die mannschafttaktischen Defizite in der Defensive identifiziert und behoben werden. Mit einer Umstellung von 4-2-3-1 auf eine Raute ist es da nämlich nicht getan.Beste GrüßeLullaby "