Diskussionsthema zum Artikel: Zu harmlos für den Befreiungsschlag
Zu harmlos für den Befreiungsschlag
Leistungsgerecht 0:0 endet das Südwest-Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC. Vor der Pause hat der KSC ein Chancenplus,nach dem Seitenwechsel vergibt der abschlussschwache FCK gute Möglichkeiten. Jan-Ole Sievers im Lauterer Tor und sein Gegenüber Benjamin Uphoff halten stark.
Eine Chance in den ersten 45 Minuten, die Lukas Spalvis nach Zuarbeit des wenig effektiven Temperamentsbolzen Christoph Hemlein übers Tor löffelte – das war arg dürftig vom 1. FC Kaiserslautern im Südwest-Derby der Dritten Liga im Fritz-Walter-Stadion.
Besser, gefährlicher vor der Pause war der Karlsruher SC. Einer Führung stand ein gebürtiger Karlsruher im Weg: Jan-Ole Sievers hielt das FCK-Tor sauber, parierte durch mutiges Heraussprinten bis zur 16-Meter-Kante gegen Marvin Pourié (10.), drehte einen scharfen Distanzschuss Martin Rösers zur Ecke (32.) und entschärfte einen satten Pisot-Schuss kurz vor dem Pausenpfiff. Zwei große Möglichkeiten durch Florent Muslija (75.) und Justin Möbius (90. +2) vereitelte Sievers im zweiten Spielabschnitt. „Ole hat großartig gehalten“, lobte Kevin Kraus, der in der Innenverteidigung neben André Hainault für sauberes Handwerk stand.
Nach gefälligem Start waren die Lauterer vom Kurs abgekommen. Jan Löhmannsröben sorgte für eine gewisse Stabilität, das Aufbauspiel aber war zu fehlerhaft und bescherte dem Gast die Chance zum Kontern. Die Versuche, den schnellen Timmy Thiele in die Gasse zu schicken, scheiterten an eigenen Unzulänglichkeiten im Passspiel oder im Offensivzweikampf und am aufmerksamen KSC-Schlussmann Benjamin Uphoff. Der 25-Jährige klärte einige Male im Stile eines Liberos. Völlig neben den Schuhen: Hendrick Zuck am linken Lauterer Flügel. Er wurde, von einem guten Zuspiel auf Mads Albaek abgesehen, zur Kombinationsbremse.
Richtung Westen entwickelte der FCK nach der Pause Zug zum Tor. Zwischen der 49. und 54. Minute trommelte Florian Dick sechs Ecken vor den Karlsruher Kasten, aber der nun sehr präsente Albaek scheiterte am guten Uphoff (52., 56.). Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Lukas Spalvis – FCK-Trainer Michael Frontzeck hofft, dass es keine schlimme Knieverletzung des leidgeprüften Stürmers ist – stockte der Angriffsschwung wieder. Erst in der letzten Minute der Nachspielzeit donnerte Florian Pick einen satten Hammer Richtung KSC-Tor, Uphoff parierte. Drei, vier ähnliche Möglichkeiten hatte Pick zuvor ballverliebt verschenkt. „Schießen ist nicht verboten“, rügte Kapitän Dick und sagte ehrlich: „0:0 ist zu wenig!“ Gewarnt durch den Schock der Last-Minute-Schlappe gegen Münster habe die Mannschaft in der Schlussphase das letzte Risiko gescheut, meinte Kevin Kraus: „Man muss dann auch mal mit einem 0:0 zufrieden sein.“
Die Lauterer Anhänger indes waren es nicht. „Dass die Fans unzufrieden sind, ist völlig nachvollziehbar nach den Spielen in Halle und gegen Hoffenheim“, räumte FCK-Sportvorstand Martin Bader ein. „Wir wissen alle, dass es ein besonderer Verein ist. Nach Siegen wie zum Auftakt gegen 1860 sind die Ausschläge ins Positive extremer. Wenn es nicht so läuft, gibt es extreme Ausschläge ins Negative.“
Dass der FCK als Traditionsverein und Zweitliga-Absteiger für viele automatisch zu den Favoriten in der Dritten Liga gehört, macht den Aufbau einer Mannschaft mit 15 externen Neuzugängen nicht einfacher. „Jeder erwartet, dass der FCK aufsteigt. Aber es ist kein normaler Umbruch, sondern ein Radikalumbruch“, sagte FCK-Trainer Frontzeck.
„Es war nicht der erhoffte Befreiungsschlag“, meinte Kaiserslauterns Angreifer Thiele, ebenso glücklos wie seine Kollegen, „aber für uns war wichtig, dass wir ein anderes Gesicht zeigen nach den Niederlagen in Halle und gegen Hoffenheim.“
„Das Spiel nach vorne muss besser werden, wir haben zu wenige Tore geschossen und dadurch zu viele Punkte liegengelassen“, meinte der starke KSC-Schlussmann Uphoff mit Blick auf die ersten fünf Spieltage der langen Drittliga-Saison. Ein Satz, der ebenso für den FCK gilt.
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1. FC Kaiserslautern: Sievers - Dick, Kraus, Hainault, Sternberg - Hemlein, Löhmannsröben, Albaek, Zuck (64. Biada) - Spalvis (62. Pick), Thiele (81. Huth)
Karlsruher SC: Uphoff - Thiede, Gordon, Pisot, Roßbach - Röser (85. Möbius), Stiefler, Wanitzek (90. +2 Groiß), Muslija - Fink, Pourié (70. Batmaz)
Gelbe Karten: Sternberg (3), Biada (2) - Wanitzek (2), Muslija
Beste Spieler: Sievers, Kraus, Albaek - Wanitzek, Pisot, Uphoff
Zuschauer: 27.343
Schiedsrichter: Winkmann (Kerken).
Quelle: Rheinpfalz am Sonntag