Diskussionsthema zum Artikel: Und ewig locken Geld und Macht
Und ewig locken Geld und Macht
Fragen & Antworten: FCK vor heiklen Wochen – Zerwürfnis im Aufsichtsrat – Es geht um die Lizenz
In einer Woche beginnt für den Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern mit dem Heimspiel gegen Großaspach die Runde wieder. Die Fans bewegt zunächst, was zuvor passiert – in Sachen Aufsichtsrat und Finanzen.
Warum ist schon der Montag wichtig, nicht erst das Spiel am Samstag (14 Uhr) gegen Großaspach?
Für Montag ist eine Sitzung des fünfköpfigen Aufsichtsrates angesetzt. Das Gremium ist zerstritten. Es geht vor allem um die Frage, ob der FCK sich einem möglichen Millioneninvestor wie beispielsweise dem Russen Michail Ponomarew hingeben sollte. Der Preis ist, dass ein solcher Geldgeber oft eine weitreichende Mitbestimmung fordert. Über die Ponomarew als Präsident und Investor beim KFC Uerdingen verfügt. Je schlechter es einem Klub geht, desto besser funktioniert Geld als Druckmittel. Siehe Hasan Ismaik bei 1860.
Was könnte passieren?
Nach RHEINPFALZ- und SWR-Informationen erwägen die Aufsichtsräte Michael Littig (Kontaktmann zu Ponomarew), Paul Wüst und Jürgen Kind, dem Gremiumsvorsitzenden Patrick Banf das Vertrauen zu entziehen. Tritt Banf dann zurück? Er hat mit den damaligen FCK-Vorständen und jetzigen Geschäftsführern Michael Klatt und Martin Bader die Ausgliederung nach dem Vier-Säulen-„Zusammen“-Modell den Mitgliedern federführend verkauft und sie mit 92,13-Prozent-Mehrheit durchgebracht. Abgewählt werden kann Banf nur von der Hauptversammlung. Er steht weiter ausdrücklich für die den Mitgliedern versprochene „Macht“-Verteilung auf die Schultern vieler Investoren: Fans, regionale Firmen, stille Teilhaber, Großinvestoren. Banf will „alle Diskussionen gerne führen, wenn die Lizenz gesichert ist, aber zumindest bis dahin brauchen wir Ruhe und Einheit“.
Was spricht dafür, einem Großinvestor wie Ponomarew Extra-Zugeständnisse zu machen?
Neben den Eitelkeiten einzelner Aufsichtsräte, die Zusammenhalt und Teamgeist eben gerade nicht vorleben, die Angst davor, dass der FCK die Zwölf-Millionen-Euro-Lücke nicht bis 1. März (Einreichung Lizenzunterlagen für die Dritte Liga) oder bis spätestens Ende Mai (Nachlizenzierung) schließen kann. Gibt es keine Drittliga-Lizenz, würde das einen Neuaufbau noch weiter unten erfordern.
Was spricht gegen solche weitreichenden Zugeständnisse?
Zuerst die vor allem von Banf, Klatt und Bader vor der Ausgliederungsabstimmung kommunizierte Absicht, einen Fall wie den des bei 1860 München vieles bestimmenden Geldgebers Ismaik nicht zuzulassen. Nach dem von den Mitgliedern beschlossenen Vier-Säulen-Modell gibt es für einen Investor, der mindestens 20 Prozent der FCK-Aktien besitzt (entspricht zurzeit 24 Millionen Euro; der FCK wird auf 120 Millionen Euro taxiert), einen Sitz im mächtigen Beirat der FCK-Kapitalgesellschaft (KGaA). Die Beirats-Mehrheit bleibt stets beim von den Mitgliedern gewählten Vereins-Aufsichtsrat. Ein Sitz, nicht mehr, nicht weniger. Aber klar: Geld als Druckmittel kann de facto Macht mit sich bringen. Es geht auch darum, wie sehr man auf die Geschäftsführung Klatt/Bader und ihre Lösungen vertraut. Schließlich obliegt es zuvorderst den Geschäftsführern, für die Finanzierung zu sorgen, Investoren zu gewinnen. Der Aufsichtsrat, derzeit mit dem Beirat der KGaA identisch, ist eher zum Kontrollieren da als zum Verhandeln mit Geldgebern.
Was nun?
Der FCK braucht dringend Geld, steht unter Druck. Da ist es ein Mittel zum Zweck, sich zu Zugeständnissen an sportaffine, aber machtbewusste Investoren wie Ponomarew durchzuringen. So sieht es ein Teil der Fans. Der andere Teil ist skeptisch und würde eher noch einen Zwangsabstieg in Kauf nehmen, als einem einzigen Investor zu viel Macht einzuräumen. Das Problem: Die meisten Großinvestoren wollen bestimmen, was mit ihrem Geld passiert. Auch das ist normal und menschlich. Viele befürchten, dass, wenn Ponomarew kommt, die Jugendarbeit leidet. Für die steht „sein“ gleich sehr erfolgreiches Uerdingen weniger als für ältere, teure Spieler, die fix aufsteigen sollen.
Welche anderen Pläne gibt es?
Unter der Federführung von Geschäftsführer Klatt arbeitet der FCK schon länger an Finanzierungs-Alternativen, um sich eben nicht für einzelne Kapitalgeber durch die Macht ihres Geldes erpressbar zu machen: a) Eigenkapital-Finanzierung durch den Versuch, Aktienpakete von mindestens 100.000 Euro an regionale Firmen zu verkaufen; b) Zwischen-Finanzierung durch weitere Kredite bei Banken, um Zeit zu gewinnen – wenn die Lizenz erst mal gesichert ist, will die FCK-Führung aus einer besseren Position heraus mit weiteren Investoren verhandeln; c) Überlegungen, eine neue Fan-Anleihe aufzulegen.
Wie wichtig ist der neue Ausrüstervertrag mit Nike?
Der gestern verkündete, ab der Saison 2019/20 gültige Fünfjahresvertrag mit Nike und Vertriebspartner „11Teamsports“ ist ein Mosaikstein auf dem Weg zur Lizenz. Das Nike-Engagement wird auf gut 500.000 Euro pro Jahr in der Dritten Liga geschätzt, in der Zweiten Liga würde deutlich mehr Geld in die FCK-Kassen fließen. Der Vertrag mit Uhlsport läuft aus. Nicht nur die Profis spielen ab Sommer in Nike, sondern auch alle Jugendmannschaften des FCK.
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Quelle: Die Rheinpfalz