Last-Minute-Sieg: Marlon Ritter erlöst den FCK

  • Ich denke, was wichtig ist, dass Saibene von der Bank Spieler einwechseln kann, die eventuell etwas reißen. Nach wie vor fehlt aber die unbedingte Geilheit ein Spiel für sich zu entscheiden. Gestern hatten wir einfach Glück. Vielleicht hilft der Erfolg bei den kommenden Aufgaben. Immerhin ist man seit fünf Spielen ungeschlagen. Das ist die Sicht des halb vollen Glases. Spielerisch ist es fast leer.


    PS: wenn man die Kommentare zu Zuck Revue passieren lässt, ist es schon erstaunlich, dass er von der Bank aus einer der wenigen Lichtblick im aktuellen Kader ist.

  • interessante Spielanalyse von Transfermarkt-User guggemool

    Rieder könnte als RV durchaus funktionieren. Allerdings fehlt dir dann im DM jemand mit sehr hohem Einsatzradius. Sickinger wäre eine gute Ergänzung zu ihm, kein Substitut. Das ist auch der Grund, weswegen ich zu einer 3er- bzw. 5er-Kette tendiere. Sickinger kann im Aufbauspiel ins Mittelfeld vorrücken und Ciftci wäre als 8er recht frei in seinen Aktionen, was Ritter auch erlaubt situativ auf die Flügel auszuweichen.

    Aber nun zum Spiel gestern:

    Die defensive Grundordnung stand wie in den letzten beiden spielen auch. In einem 4-2-4 haben wir den Gegner meist kurz vor der Mittellinie erwartet. Redondo hatte in den ersten 20 Minuten häufiger versucht, den gegnerischen 6er zuzustellen, wobei sich dann auf der Aussenbahn Lücken ergaben. Nach rund 30 Minuten wurde das daher verworfen und er orientierte sich wieder an "seinem" nominellen Gegenspieler. Wenn wir etwas höher ins Pressing gegangen sind, konnten die Lübecker unsere erste Linie auf Grund der nummerischen Überlegenheit in ihrer Abwehrreihe meist recht simpel überspielen und die Bälle gelangen dann direkt vor unseren 6er-Raum. Cicfti sollte dann herausrücken, agierte zwar bemüht, aber häufig unglücklich im Abfangen der Bälle. Oft waren es Zentimeter, die er zu spät kam, aber das sah dennoch nicht Stabil aus.

    Generell war das Spiel ein Beleg dafür, wie verdammt schwer ein (Angriffs-)Pressing gegen eine 5er-Kette zu spielen ist. Wenn wir uns vor die Mittellinie zurückfallen ließen und der Gegner Optionen finden musste, unsere Reihen zu durchbrechen, kam da nicht viel. Das sieht für den Zuschauer dann zwar sehr statisch und vielleicht sogar ängstlich aus, aber ist taktisch ein probates Mittel. Das Spielgeschehen stützt Saibenes Herengehensweise. Defensivtaktisch spielt es im übrigen keine Rolle, ob wir mit zwei Stürmern oder einem Spielen.

    Offensiv hingegen setzten wir auf einen zweiten Stürmer, um Pourié nicht alleine gegen drei IV spielen lassen zu müssen. Der Plan sollte wohl sein, die Überzahl auf der Aussenbahn zu nutzen, dort durchzubrechen und dann Flanken in den Strafraum zu schlagen. Diese Durchbrüche gelangen das ein ums andere Mal sogar wie geplant. Allerdings verpufften die Hereingaben (mit einer Ausnahme) allesamt wirkungslos. Ich schrieb es in der Halbzeit bereits: Gegen diese Abwehr sind hohe Flanken kein Mittel. Wenn wir hingegen flach durch die Abwehr spielten, wurde es prompt gefährlich. Hierzu gleich mehr.

    Ciftci und Rieder sollten im Wechsel nach vorne stoßen, wurden jedoch durch geschicktes Zustellen der Lübecker von ihren Passoptionen auf die Aussenstürmer abgeschnitten. Häufig blieb dann der relativ unkontrollierte hohe (Chip-)Ball auf die beiden Stürmer, die jedoch nie gefährlich wurden.

    Ich sage es ganz offen: Der Lübecker Defensivplan ging auf, offensiv war das Credo wahrscheinlich auf einen Glückstreffer wie Magdeburg zu hoffen. Erst als wir gegen Ende Räume angeboten haben, entwickelte unser Gegner so etwas wie Offensivdrang.

    Zurück zu unserer Offensive. Um die Lücken im OM zu besetzen und sich der direkten Deckung der gegnerischen IV zu entziehen, ließen sich unsere beiden Stürmer im Wechsel fallen. Ich mag nicht direkt in die Einzelkritik gehen, aber es war schon auffällig, wie unsauber Huth in seiner Ballan- und -Mitnahme ist. Ehe er die Kugel unter Kontrolle hatte, wurde er direkt von 1-2 Gegnern angegangen. Mangels Passoptionen war der Ball dann meist verloren. Ja, Huth war bemüht und hatte ein hohes Laufpensum. Aber mit ihm kannst du einfach nicht "spielen". Pourié bietet hier eigentlich mehr an, hatte gestern allerdings auch einen gebrauchten Tag und wirkte nach 60 Minuten ziemlich platt.
    Aber, was mir direkt nach seiner Auswechslung aufgefallen ist, waren die unkoordinierten Pressingversuche des FCK. Ritter, Huth und Zuck standen da nebeneinander herum und keiner wusste, wann und wie man herausrücken soll. Pourié scheint der entscheidende Spieler für unser Anlaufen zu sein, der die Pressingsignale an die Mannschaft gibt. In der ersten Hälfte kann ich mich zudem an eine Szene erinnern, in welcher er Redondo und Kleinsorge mit Armbewegungen dazu aufgefordert hatte, den Gegner anzulaufen. Das fehlte nach seinem Ausscheiden komplett. Das ein oder andere Mal konnte man über die Aussenmikrofone "(D)rauf!" hören, aber ich konnte nicht zuordnen, ob diese Rufe vom Feld oder von Ausserhalb kamen.
    Was zudem auffällt, er läuft viel klüger an (gut, mit seinen 29 Jahren sollte er die Erfahrung dazu haben). Die anderen drei in der ersten Linie achten oft nicht auf ihren Deckungsschatten und gerade Redondo merkt fast nie, wenn der Passempfänger sich in seinem Rücken wegbewegt und somit wieder anspielbar ist.

    Wenn wir situativ in ein Angriffspressing gehen, müssen solche Basics funktionieren, sonst laufen wir schnell Gefahr, riesige Räume anzubieten. Genau das ist gestern ja auch das ein oder andere Mal passiert. Im STT wurden oft die "großen Lücken" angesprochen. Die ergaben sich immer genau dann, wenn wir etwas offensiver gepresst haben. Zum Glück war das selten der Fall, auch wenn uns das dann als Angsthasenfussball ausgelegt wird. Das Trainerteam hat seine Aufgabe also voll und ganz erfüllt, wenn es darum geht, die Stärken des Gegners zu neutralisieren.

    Kleinsorge sehe ich nicht ganz so kritisch wie die meisten hier. Er wirkte für mich weder unmotiviert noch lauffaul. Er war schlicht oft orientierungslos. Er irrlichterte über den Platz und wusste nicht, ob er Spieler X besser anlaufen soll oder Spieler Y. Ihm fehlte fast jegliche Bindung. Diese Unsicherheit übertrug sich somit auch auf Hercher, der hier m.E. gefordert gewesen wäre, ihm Orientierung zu bieten. Allerdings ist er bekanntlich kein "Lautsprecher". Dass Kleinsorges defensives Zweikampfverhalten stark ausbaufähig ist: geschenkt. Das ist es bei Redondo auch, der performt allerdings offensiv.
    Was mir jedoch Hoffnung macht: Bei Redondo sah das in den ersten Spielen ähnlich aus und heute ist er absoluter Leistungsträger. Und auch Kleinsorge deutete 3x an, wie wichtig er für uns werden kann. Nämlich dann, wenn man ihn mit Tempo flach hinter die Kette schickt. Nur hatten wir gestern in den ersten 60 Minuten niemand auf dem Rasen, der das erfolgsstabil leisten kann. Pourié traue ich das generell zu, es ist ihm ja auch einmal gelungen, jedoch fehlt er dann meist in erster Reihe.
    Meine Forderung ist daher, den 10er-Raum mit einem Spieler zu besetzen. Tut mir Leid für Huth, aber er hat (noch) keinen Platz in dieser Mannschaft. Zuck oder Ritter müssten hier aufgestellt werden.

    Redondo selbst harmoniert immer besser mit Hlousek und beweist Übersicht und Finesse (achtet bei dem Tor mal nur auf ihn, von der Szene vor dem Ballgewinn bis zum finalen Rückgabe auf Ritter). Die positive Überraschung der Saison bislang.

    Rücken wir bei der individuellen Betrachtung noch in die letzte Reihe: Unsere Innenverteidigung. Ich bin ehrlich, Bachmann hat mich sehr überrascht. Er wirkte unglaublich cool und abgebrüht. Als gelernter DM ist er es gewohnt, wenig Raum und Zeit zur Entscheidungsfindung zu haben, das hat man gestern bemerkt. Im Gegensatz zu Kraus hat er fast immer eine spielerische Lösung gesucht. Das kann dann zwar auch mal nach hinten losgehen, das ist es gestern zum Glück aber nicht. Und dann sieht die Leistung eben unglaublich souverän aus. Kraus spielt das resoluter, aber es ist, wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, unglaublich schwer an ihm vorbeizukommen. Zudem hat er die ganze Defensive organisiert. Was Pourié für unsere Offensive ist, das ist Kraus für die Defensive. Insbesondere in der zweiten Hälfte ist mir aufgefallen, wie er Kommandos gibt und unseren Spielern die Gegenspieler "zuweist". Ist mir in den vorherigen Partien so extrem noch nicht aufgefallen. Ob das an der Binde liegt? Spekulation...

    Fazit:

    1.) Das Spiel war von den Defensivkonzepten geprägt, welche die gegnerischen Offensivbemühungen im Keim erstickten. Beide Teams fanden kaum Mittel dagegen, sodass viele Fehlpässe erzwungen wurden oder Bälle lang gespielt werden mussten, was das Spiel äußerst unansehnlich machte.

    2.) Im klassichen 4-4-2 sind unsere Stürmer isoliert (was man bereits in den ersten beiden Spielen unter Saibene sehen konnte). Wir benötigen einen Spieler im OM, der Bälle verteilen kann. Huth kann das nicht und Pourié fehlt dann in der Spitze.

    3.) Kleinsorge benötigt flache Bälle, mit denen er hinter die Abwehr kommen kann (siehe Punkt 2). Zudem fehlt es an Abstimmung mit Hercher. Wenn er die bekommt, wird es gefährlich für den Gegner (gestern sogar mit einer 66%igen Quote)

    4.) Wenn man weiterhin mit 4er-Kette spielt, so bleibt nur eine Rückkehr zum 4-2-3-1 bzw. 4-1-4-1 (mit denen wir unsere besten Spiele abgeliefert hatten).

    5.) Bachmanns herausragende Leistung als IV schafft uns zusätzliche taktische Optionen. Eventuell sollte man eine 3er- oder 5er-Kette als Option in Erwägung ziehen um die 11 besten Spielern auf den für sie besten Positionen aufbieten zu können.

    6.) Saibenes Wechsel sitzen zu 90%. Ich kritisiere ihn ja immer mal gerne für die ein oder andere taktische Entscheidung, aber ich habe es selten erlebt, dass fast jeder Einwechselspieler auf der ihm zugedachten Position eine Verbesserung bewirkt. Als Spötter könnte ich natürlich die Frage stellen, weswegen das Team nicht bereits von Beginn an in dieser Konstellation aufläuft.

  • Mir ist es egal wie die Mannschaft gestern gespielt hat. Das Ergebnis drei Punkte im Abstiegskampf ist maßgebend.

    Ja, dass musste man gestern in der Tat sein.


    Dennoch wird man auf Dauer mit so einer Leistung nicht weiter kommen.

  • Ich drücke es so brutal aus, wie es auch ist.


    Dem finanziellen Tod auf Raten ist der FCK dank Corona vordergründig erst einmal von der Schippe gesprungen. Schaun mer mal!


    Jetzt ist der sportliche Tod auf Raten an der Reihe. Miese Spielanlage, jetzt einmal ein wohl mehr als glücklicher Sieg. Was soll den FCK jetzt retten? Ist der FCK noch zu retten?

  • Nur noch vom edlen Ritter auf dem weißen Pferd. ( ich meine aber nicht unseren Spieler ).

    Und der edle Ritter muss eine große Schatztruhe mitbringen.

    Ich dachte bei der "Rettung" jetzt vordergründig an das Sportliche. Da hilft auch kein weißer Ritter.


    Und was den "edlen Retter" angeht - durch die 33% der Investoren (kurz "die Regionalen") ist es noch schwieriger geworden diesen ins (sinkende) Boot zu holen.

    Da braucht es jetzt kein weiteres Zerwürfnis des AR. Ohne Zustimmung der Regionalen geht da gar nichts mehr!

  • Und was den "edlen Retter" angeht - durch die 33% der Investoren (kurz "die Regionalen") ist es noch schwieriger geworden diesen ins (sinkende) Boot zu holen.

    Das ist genau die Situation, die schon bei den Diskussionen um den Luxemburger abzusehen war. Es wurde von der Mehrheit die regionale Lösung befürwortet und zum Teil vehement gefordert. Nun müssen die Regionalen das auch stemmen. Sind sie dazu nicht in der Lage, hätten sie wohl besser Platz für eine externe Lösung gemacht /gelassen. Wer auf dicke Hose macht, sollte auch liefern können.

    Das mit dem sinkenden Boot warten wir besser erst mal noch ab. Ob das tatsächlich auf Grund geht, ist noch nicht in Stein gemeisselt.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • Ich drücke es so brutal aus, wie es auch ist.


    Dem finanziellen Tod auf Raten ist der FCK dank Corona vordergründig erst einmal von der Schippe gesprungen. Schaun mer mal!


    Jetzt ist der sportliche Tod auf Raten an der Reihe. Miese Spielanlage, jetzt einmal ein wohl mehr als glücklicher Sieg. Was soll den FCK jetzt retten? Ist der FCK noch zu retten?

    Sportlich läuft es auch schon seit Jahren beschissen. Siege wurden nie oder kaum eindeutig eingefahren.


    Wenn sportlich nichts geht, wars das. So einfach ist die Geschichte. Deswegen sollte man bis zur WP einen neuen SD installieren.

  • ...


    Wenn sportlich nichts geht, wars das. So einfach ist die Geschichte. Deswegen sollte man bis zur WP einen neuen SD installieren.

    Und was sollte ein neuer SD bewirken? Was für ein SD würde das sein, der zum FCK kommt? Einer, der wirklich erfolgreich sein könnte? Der kommt zum FCK? Mit welchem Geld sollte der bezahlt werden, bzw. sollte die Abfindung für Notzon bezahlt werden?


    Der neue SD sollte dann neue Spieler holen? Mit welchem Geld? Auf welche Höhe würden die Gehaltskosten ansteigen? Würde der FCK einen der derzeitigen Spieler abgeben können? Würden die neuen Spieler einschlagen? Welche Spieler würden kommen wollen?


    Ich weiß, das sind viele Fragen - eine Antwort habe ich nicht! Trotzdem sind die Fragen allesamt berechtigt.

  • NRW_Teufel mit welchem Geld? mit unserem Startkapital eventuell. Klar man muss vorsichtig damit sein, aber klar ist auch, dass wir momentan im vergleich zu vielen anderen Vereinen im deutschen Fußball eine Planinsolvenz und Eigenkapital haben. Bitte tue nicht so als ob wir vor der Pleite wieder stehen. Wir standen letztes Jahr und dieses Jahr vor der entgültigen Pleite uns hat dummerweise Corona geholfen. Ohne Corona würde es uns wahrscheinlich so nicht mehr geben im deutschen Fußball.


    Ich sehe unsere Aktuelle Situation als Chance eher an und die weichen wurden zum Teil gestellt auch gestellt Beispiel Uwe Scherr für das NLZ.

    Schalke hat Probleme im vergleich zu denen, kann man als FCK Jubeln. Die haben zwischen 200-250 Millionen schulden + einige Landeskrediten. Die werden schneller Lizenzverlieren als wir aufsteigen ;)


    Mich nervt dieses Himmel-hoch-jauchzend und Weltuntergang getue einfach.