Betze meets Taktik. Oder: "Taktik gewinnt keine Spiele"

  • Kick and Rush, hoch und weit. Raute, Doppel-6, flach und vertikal, gepflegter Angrifffußball, hängende Spitze vs. Libero. Oder um es in den Worten von Michael Frontzeck auszudrücken: "Taktik gewinnt keine Spiele". Was das hier soll? Ganz einfach. Mir persönlich fehlt bei all den Auseinandersetzungen und Postings im Netz einfach ein gepflegter "Taktischtisch". Im besten Fall finden sich hier User, die Bock auf "gute alte Analysen" haben. Passend dazu ist natürlich auch das Aufstellungstool meineaufstellung.de. Hier soll es bitte einmal explizit um taktische Analysen gehen. Einzeiler, Frustkommentare, sonstige Beiträge bitte in den dafür vorgesehen Threads posten.

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • SVWFCK:


    Durchaus interessant anzuschauen, was Antwerpen heute aufgeboten hat. Je nach Kameraführung waren die taktischen Feinheiten nicht immer erkennbar. Was mir jedoch aufgefallen ist:


    Defensive: In der Grundformation eine 4er Abwehrkette, die bei Offensivaktionen und bei Pressing der Mannheimer teils sogar zum 5er Kette wurde. In Anbetracht der eigentlich schnellen und guten Außenbahnspieler der Mannheimer eine richtige gute Waffe. Wartete Mannheim ab, agierte also ohne Pressing, rauschten Zimmer und Zuck nach vorne, die Abwehrreihe wurde zur 3er Kette. Dadurch schuf die Mannschaft durch seine gute Laufbewegung auf den Außen ein deutliches Übergewicht.


    Pressing: Ich habe keine Ahnung, wann ich beim FCK zuletzt ein solches Pressing gesehen habe. Redondo, Ouahim, Kleinsorge und Pourié besetzten konsequent das erste Drittel in der Mannheimer Hälfte. Dazu stellten Ciftci, Ouahim und teilweise auch Sickinger sämtliche Passwege zu. Die Hilflosigkeit der Mannheimer in Halbzeit eins erinnerte mich stark an den Großteil unserer Spiele in dieser Saison. Die Konsequenz: Mannheim schlug entweder weite Bälle, die prompt zurück kamen oder verlor den Ball in der Vorwärtsbewegung - wie beim 0:2.


    dirtdevil  Buggy  Cantona7  FCK-Aussenposten. Welche Beobachtungen konntet ihr machen?

    Florian Dick: "Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland."

    Hans Sarpei auf Twitter: Relegation 2013: Der Moment, wo ganz Deutschland zum Fan des 1. FC Kaiserslautern wird.

  • Defensive: In der Grundformation einer 4er Abwehrkette, die bei Offensivaktionen und bei Pressing der Mannheimer teils sogar zum 5er Kette wurde.

    so habe ich das auch gesehen und in der totalen konnte man bei eigenem angriff ,ne dreierkette erkennen.

  • Eigentlich hat Michael die Taktik gestern schon sehr gut zusammengefasst. ;)


    Ergänzen würde ich noch gerne dass Pourié gestern in der Offensive oft als "Zielspieler" fungiert hat, der sich im eigenen Spielaufbau immer sehr schön hat fallen lassen um die hohen Bälle in der gegnerischen Hälfte festzumachen.


    Generell stand unsere gesamte Mannschaft gestern deutlich höher und unser komplettes Spiel verlagerte sich im Gegensatz zu dem "eingeigelten" Fussball der letzten Zeit wieder mehr in die Hälfte des Gegners, was Mannheim wie Michael schon richtig sagt oft vor schwer lösbare Aufgaben gestellt hat da wir eigentlich in allen Bereichen des Platzes plötzlich ein personelles Übergewicht hatten und auch durch die aufrückenden AV's immer wieder Überzahlsituationen schaffen konnten.


    Natürlich forderte das auch eine enorm läuferische Leistung zu Tage und ich würde behaupten wollen dass wir an diesem Spieltag von allen Drittligamannschaften die meisten km abgespult haben (ohne die genauen Statistiken dazu zu kennen oder andere Spiele gesehen zu haben), daher rührte dann auch die zwangsläufige, taktische Marschroute in Halbzeit zwei wieder etwas tiefer zu stehen und das Spiel über eine Kontersituation zu entscheiden.


    Insbesondere herausheben möchte ich nochmal die tolle Vorstellung von Hikmet Cifti und (mit Abstrichen) auch von Carlo Sickinger die gestern die Zentrale gerade in der zweiten Hälfte bravourös zusammengehalten haben, gerade zum Zeitpunkt als der Waldhof mit Jurcher und Roczen noch zwei Stürmer eingewechselt hat und es uns trotzdem gelungen ist viele Angriffe bereits in der Entstehung bzw. im Mittelfeld zu unterbinden.

    `When the seagulls follow the trawler, it is because they think sardines will be thrown into the sea'

  • Für mich war das Entscheidende nicht so sehr die Taktik,als vielmehr die Tatsache, das Jeder für Jeden gearbeitet hat. Wenn einer den Ball verloren hat waren sofort Andere bereit ihn wieder zurück zu holen. So muss man spielen um Erfolg zu haben. Diese endlose Gegenwehr ohne Freiraum schafft jeden Gegner, weil er keinen Moment Luft holen kann und immer unter Druck steht. So soll es sein...:gutgemacht::schild:

    Wir kommen wieder....:schild:

  • Im Prinzip kann ich mich den vorherigen Posts bezüglich der Taktik nur anschließen. Über die Rolle von Pourié als Zielspieler will ich nur zusätzlich noch anmerken, dass wir mit ihm wohl auch endlich mal wieder einen Stürmer haben, der das auch wirklich spielen kann. Genau so jemanden habe ich die letzten Jahre oft vermisst: Einen Stürmer, der die Bälle auch mal vorne festmachen und halten kann. Seit Bödvarsson hatten wir eigentlich keinen mehr von der Sorte.


    Was den Gegner in meinen Augen auch massiv überrascht hat: Kleinsorge und Redondo spielten seitenverkehrt oder "invers" wie man heute so schön sagt. Bei Flügelspielern, die auch eher mal selbst den Abschluss suchen und für das ein oder andere Tor gut sind, ist das meiner Meinung nach auch am sinnvollsten. Siehe Kleinsorges Tor zum 2:0. Diese Ausrichtung passt auch sehr gut zu einem Zielspieler in der Spitze, der die Bälle gut nach außen ablegen kann. Spielt man hingegen mit einem Typ "Strafraumstürmer", der gefüttert werden muss, spielt man besser mit typischen Flankengebern auf den Außen.


    Zu unserem sehr guten Pressingspiel wollte ich auch noch anmerken, dass das meistens der Schlüssel zum Erfolg in der dritten Liga ist. Wenn man hoch presst und mit Tempo immer wieder anläuft, bekommt jede Abwehr in dieser Liga ihre Probleme, das ist mir schon häufiger aufgefallen. Natürlich wird es auch wieder zähere Spiele geben, in denen nicht alles so gut funktionieren wird, aber wenn sich die Möglichkeit bietet relativ früh zu pressen, sollte man das immer versuchen. Ganz generell gilt auch weiterhin in dieser Liga: Du musst jedem Gegner wirklich permanent auf den Senkel gehen, um zu bestehen.