Diskussionsthema zum Artikel: „Ein geiler Schuss vor den Bug“: FCK kassiert 2. Heimniederlage
„Ein geiler Schuss vor den Bug“: FCK kassiert 2. Heimniederlage
Nach sechs Remis in Folge verliert der 1. FC Kaiserslautern erstmals wieder ein Spiel. Der SSV Jahn Regensburg gewann auf dem Betze vor allem mit „FCK-Fußball“.
Die Bilanz der Lautrer vor dem Heimspiel gegen Jahn Regensburg las sich auf eine beeindruckende Art und Weise: In insgesamt acht Ligaspielen lagen die Roten Teufel in Rückstand und verloren nur ein einziges davon. Dieser Fakt unterstreicht die wahnsinnige Moral, die im Team von Trainer Dirk Schuster steckt. Aber leider auch die Tatsache, dass die Mannschaft in beinahe jeder Partie in Rückstand gerät. Auf die Dauer könnte dies zu einem Problem für eine ansonsten grandios kämpfende FCK-Mannschaft werden.
Mit eigenen Waffen geschlagen
Zuletzt standen sechs aufeinander folgende Unentschieden zu Buche - drei davon gegen Teams, die die ersten vier Plätze der Zweitligatabelle belegen. Nun ist die Remis-Serie gerissen, und zwar dank eines Gegners, der den FCK mit dessen eigenen Waffen schlug. Vom Anstoß weg spielte Jahn Regensburg das Spiel, dass die Lautrer normalerweise praktizieren: Die Räume zustellen, die Zentrale blockieren und den Gegner vorne attackieren und zu Fehlern zwingen. Die Hausherren fühlten sich in der Ballbesitz-Rolle merklich unwohl und kamen besonders in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht mit dem aggressiven Pressing der Gäste zurecht. 'Der Jahn' hingegen zeigte sich eiskalt und ging in der achten Spielminute mit 1:0 in Führung. Dabei hatten die Lautrer sogar noch Glück, dass Regensburgs Kaan Caliskaner in der 6. und 11. Spielminute nur das Aluminium traf. Die Roten Teufel rannten in den verbleibenden 75 Spielminuten gegen den Rückstand an, erspielten sich einige Torchancen, ohne jedoch zwingend genug zu werden. Kämpferisch war den Pfälzern auch in dieser Partie nichts vorzuwerfen. Trotzdem ging die Niederlage auch in der Höhe (0:3) vollkommen in Ordnung. Und sollte es eine Lehre aus dem Spiel geben, dann diejenige, dass die ständigen Rückstände aufhören müssen.
Schuster justiert die Defensive
FCK-Trainer Dirk Schuster sah die Niederlage als hochverdient an und bezeichnete sie gar als „einen geilen Schuss vor den Bug für uns“. Der 54-Jährige spielte damit unter anderem darauf an, dass man sich für eine Topleistung beim Spitzenreiter HSV in der darauffolgenden Woche gegen Außenseiter Regensburg einfach nichts kaufen kann.
Nun muss es dem Trainer in den kommenden Spieltagen gelingen, die Defensive zu stabilisieren. Denn dort haben die permanenten Rückstände zumeist ihren Ursprung. Das Anrennen gegen einen Rückstand ist nicht nur kraftraubend – es entspricht auch nicht Schusters Spielidee, welche auf das schnelle Umschaltspiel ausgelegt ist. Es ist zu erkennen, dass der ehemalige Nationalverteidiger bereits nach Veränderungen sucht. So stand Innenverteidiger Robin Bormuth auch aufgrund der taktischen Umstellung von der Vierer- auf die Dreierkette nun zum zweiten Mal hintereinander in der Startelf. Der Neuzugang aus Paderborn hinterließ jeweils einen sehr soliden Eindruck und könnte bei einer Rückkehr zur Viererkette durchaus den oftmals wackligen Kevin Kraus verdrängen. Boris Tomiak, gegen den Hamburger Sportverein noch bester Mann auf dem Platz, sah gegen Regensburg bei zwei der drei Gegentreffer richtig schlecht aus. Dennnoch dürfte der 24-Jährige seinen Stammplatz vorerst sicher haben. Außerdem scharren Flügelspieler Jean Zimmer und Sechser Hikmet Ciftci als Alternativen für Eric Durm und Julian Niehues mit den Hufen und brennen auf einen Startelfeinsatz.
Boyd mit Sturmkollegen
In der Offensive scheint sich zuletzt mit Terrence Boyd und Kenny Redondo ein Duo festgespielt zu haben. Redondo spielte am Sonntag eine sehr starke erste Hälfte, in der er gute Offensivaktionen hatte und mit beherzten Sprints auch defensiv mehrere Ballgewinne verbuchte. Im zweiten Durchgang gelang ihm merklich weniger, was auch daran lag, dass er immer wieder auf die Flügel ausweichen musste und dadurch körperlich abbaute. Alles in allem ist die Entwicklung beim ehemaligen Fürther sehr positiv - nicht zuletzt, da sich der sprintstarke Techniker hervorragend mit seinem kantigen Stürmerkollegen Boyd ergänzt. Der US-Amerikaner hatte am Sonntag keinen glücklichen Tag, bot aber eine mehr als ordentliche Leistung, obwohl ihm trotz mehrerer Chancen kein Treffer gelang. Boyd hatte es jedoch bei nahezu jedem Ballkontakt mit mindestens zwei Gegenspielern zu tun, gegen die er sich trotzdem stark behaupten konnte. Auch wenn der 31-Jährige in seiner Rolle als Mittelstürmer weiterhin unersetzbar bleibt, zeigten Aaron Opoku und Lex-Tyger Lobinger zuletzt, dass sie gute Alternativen in der Offensive sein können.
„Einfach“ mal in Führung gehen
Manchmal ist es nur eine Frage der Perspektive. Nachdem der FCK zuletzt sechs Mal in Folge ungeschlagen war, ist er nun seit sieben Spielen sieglos. Was sich dadurch geändert hat? Natürlich nichts. Die Lautrer sollten zukünftig einfach nur in Führung gehen. Dann erspart sich das Team eine kraftraubende Aufholjagd und kann ihrer Stärke entsprechend in Ruhe kontern. Das ist genau das Spiel, auf das Taktik und Personal beim 1. FC Kaiserslautern ausgelegt sind. Damit dies funktioniert, muss die Defensive unbedingt sattelfester werden, insbesondere bei Standardsituation und Flanken.
Was erwarten manche Fans?
Auch für manche FCK-Fans war dieser Dämpfer wohl dringend notwendig. So wurden ausgerechnet Torwart Andreas Luthe und Stürmer Terrence Boyd via social media bereits zur Pause mit jeder Menge vollkommen überzogener Kritik und Schmähungen bedacht. Da stellt sich die Frage, was manche Fans von der Mannschaft erwarten? Einen ungeschlagenen Durchmarsch in die Bundesliga etwa?
Auch im Stadion gab es zur Pause Pfiffe aus der West- und der Nordtribüne. Natürlich ist es jedem Zuschauer überlassen, seine Meinung zum Spiel wie auch immer kundzutun. Die Frage ist nur: Wie sehr hilft es einer tadellos kämpfenden Mannschaft, die in Rückstand liegt, von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden? Absolut stark hingegen war die Unterstützung von großen Teilen der Westtribüne im zweiten Durchgang trotz des klaren Rückstands. Ob Sportvorstand Thomas Hengen, Trainer Dirk Schuster oder jeder einzelne Spieler im Trikot der Roten Teufel: Alle sprechen seit Saisonbeginn von nichts anderem als dem Klassenerhalt. Spätestens seit dem Abpfiff am Sonntagnachmittag sollte eigentlich das gesamte FCK-Umfeld begriffen haben, dass die kein Understatement ist, sondern einfach nur die Realität wiedergibt.
Betze Inside: Daten zu #FCKSSV
Gegen Regensburg zeigte der FCK in dieser Spielzeit erstmals eine enttäuschende Vorstellung. Bei den Statistiken stechen vor allem die geringe Laufdistanz von nur 106 gelaufenen Kilometern und die lediglich zu 45 Prozent gewonnenen Zweikämpfe negativ heraus. Im bisherigen Saisonverlauf sind solche Werte eher untypisch für die Roten Teufel. Außerdem spricht es nicht für die spielerische Qualität des Auftritts, wenn in einer Partie, die man nach einem frühen Gegentor fast durchgehend selbst gestalten musste, mehr als jeden fünften Ball hoch und weit spielt.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze