Diskussionsthema zum Artikel: Weg vom 4-2-3-1: Die Dreierkette als Schlüssel zum Erfolg?
Weg vom 4-2-3-1: Die Dreierkette als Schlüssel zum Erfolg?
Der FCK hat in der Vorbereitung eine taktische Umstellung vorgenommen. Was sind die theoretischen Vorteile und welche positiven Änderungen sind dadurch möglich?
Dirk Schuster hat sich für die Saison 2023/24 etwas Neues einfallen lassen. Der 1. FC Kaiserslautern soll verstärkt in einer Dreier- bzw. Fünferkette auflaufen. Was das für die Defensive bedeutet, was der Unterschied zur letzten Saison ist und was noch fehlt, erklären wir in unserer Treffpunkt Betze-Analyse.
Neue Defensive Ausrichtung
Kurz vor der Abreise in die USA war Thomas Hengen im Podcast Nur der FCK zu Gast. Der Geschäftsführer sprach über die Ergebnisse der Saisonanalyse und an welchen Stellschrauben die Lautrer in der neuen Saison drehen wollen: Auf dem heimischen Betzenberg wollen die Roten Teufel dominanter auftreten. In zahlreichen Interviews sprachen Cheftrainer und Geschäftsführer zudem über die geplante Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünferkette. Für die neue Ausrichtung sprechen auch die Transfers, die die Pfälzer getätigt haben.
Unter anderem wurde mit Tymoteusz Puchacz ein klassischer Schienenspieler verpflichtet. „Pucha“ kann im neuen System seine Qualitäten im Offensivspiel und bei Flanken ausspielen. Zudem ist der Linksfuß extrem lauffreudig. Mit Jan Elvedi haben die Roten Teufel zudem einen spielstarken Innenverteidiger verpflichtet. In der Saison 2022/23 absolvierte er 32 Spiele für Regensburg. Der Schweizer hatte 48,1 Ballkontakte pro Spiel und brachte 82 Prozent seiner Pässe an den Mann. Zusammen mit Boris Tomiak und Kevin Kraus verfügt der FCK nun über einen weiteren Innenverteidiger mit Stärken im Spielaufbau.
Was spricht für die Dreier- bzw. Fünferkette?
In erster Linie der Kader. Hendrick Zuck und Tymoteusz Puchacz sind zwei Linksverteidiger, die ihre Stärken im Spiel nach vorne haben. In einem System mit 3er/5er-Kette könnten beide ihre Qualitäten besser ausspielen und ihre defensiven Schwächen könnten von der Innenverteidigung besser kompensiert werden. Für die rechte Seite sind Jean Zimmer, Erik Durm und Ben Zolinski, der als rechter Außenverteidiger ausgebildet wurde, vorgesehen. Für Zimmer bietet diese taktische Ausrichtung die Möglichkeit, sich offensiv stärker einzubringen. Seine Schwächen im Spielaufbau und die teilweise hohe Fehlpassquote könnten minimiert werden, da sich das Spiel auch auf andere Mitspieler verlagern würde. In der vergangenen Saison leistete sich der Kapitän 11,5 Ballverluste pro Spiel, was für einen Rechtsverteidiger in der zweiten Liga sehr viel ist.
Hinzu kommt, dass die Roten Teufel mehr Spielkontrolle gewinnen. Damit ist nicht mehr Ballbesitz gemeint, sondern die Möglichkeit, das Spiel zu beeinflussen. Seitenverlagerungen werden einfacher, da in der Innenverteidigung ein Spieler mehr zur Verfügung steht. Defensiv erhalten die Außenverteidiger durch den zusätzlichen Innenverteidiger mehr Unterstützung. In der vergangenen Saison war die Lautrer über die defensiven Außenbahnen relativ anfällig, dem kann nun entgegengewirkt werden. Letztlich verbessert sich auch der Spielaufbau, da die Mannschaft nun einen Spieler mehr in der Abwehr hat, um den herum aufgebaut werden kann. Die Passwege werden kürzer und damit verbessert sich auch das kontrollierte Spiel nach vorne, da die jeweiligen Aufbauspieler mehr Zeit haben und progressiver agieren können.
Mögliche Gewinner der Umstellung
Vor allem Jean Zimmer könnte von der Umstellung profitieren. Er kann sich offensiv besser in Szene setzen und so auch Scorerpunkte sammeln. Dies könnte seine sportliche Wahrnehmung bei vielen Fans positiv beeinflussen. Auch Klement würde von der Umstellung profitieren. Durch das neue Aufbauspiel müsste er sich nicht mehr so oft fallen lassen, um den Ball zu erobern. Dadurch hätte er mehr Freiheiten im Mittelfeld, könnte mehr Chancen kreieren und seine Kreativität ausspielen. Im Testspiel gegen Norwich bekamen die Zuschauer erste Ansätze davon zu sehen. Gegen das Team von David Wagner hinterließ Klement einen sehr guten Eindruck. Ein weiterer Gewinner könnte Lars Bünning werden. Er ist bislang der einzige Linksfuß in der Innenverteidigung. Dies und die Tatsache, dass der FCK auf dieser Position für sein System sehr dünn besetzt ist, könnte dem gebürtigen Hamburger zu mehr Spielzeit verhelfen. Ein Linksfuß in der Abwehrkette ist definitiv von Vorteil.
Chaos gegen die Kiezkicker
Gegen den FC St. Pauli spielten die Pfälzer mit jener 3er/5er-Kette. Zur Überraschung vieler Zuschauer begann Julian Niehues als zentraler Innenverteidiger. Ansätze, wie dieses System funktionieren sollte, waren in kurzen Phasen immer wieder zu sehen. Im Gegensatz zur Vorsaison hatte die Mannschaft von Dirk Schuster mehr Ballbesitz und spielte mehr Pässe. Das war sehr untypisch für den bekannten und oft kritisierten „Schusterball“. Das Aufbauspiel von Torwart Andreas Luthe bis ins Mittelfeld funktionierte ordentlich. Doch im Mittelfeld gelang es den Pfälzern nicht, Dominanz aufzubauen, die Offensive einzubinden und so gefährlich zu werden. Um in der Offensive Akzente zu setzen, versuchten es die Roten Teufel mit langen Bällen. Auch dies gelang nicht sonderlich gut. Insgesamt gab es zu viele Ballverluste, die es schwer machten, die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen und die Vorteile der neuen taktischen Ausrichtung entsprechend zu nutzen.
Wird die Kette durch einen Rückkehrer komplettiert?
Cheftrainer Dirk Schuster hat in mehreren Interviews keinen Hehl daraus gemacht, dass noch ein weiterer Innenverteidiger gesucht wird. Möglicherweise wird das Profil eines Linksfußes gesucht, der die Innenverteidigung auch mit seinen körperlichen und spielerischen Qualitäten verstärken kann. Letzteres wird am wichtigsten sein. Hartnäckig hält sich das Gerücht um eine Rückkehr des ehemaligen Publikumslieblings und Pfälzers Dominique Heintz. Heintz würde perfekt ins Profil passen und könnte vor allem mit seinen Qualitäten im Pass- und Aufbauspiel glänzen. Derzeit steht er im Kader von Union Berlin und absolviert dort die komplette Vorbereitung. In Interviews hat er immer wieder mit einer Rückkehr geliebäugelt, doch ob es noch in diesem Sommer klappt, ist fraglich. Es bleibt abzuwarten, was passiert und wen Thomas Hengen aus dem Hut zaubert.
Auch wenn die Auftaktniederlage gegen St. Pauli vermeidbar war, bleibt abzuwarten, wie sich Theorie und System im Ligabetrieb umsetzen lassen. Spannend wird sein, wie sich der FCK präsentieren wird und wer sich als Gewinner des Systemwechsels etablieren kann. Festzuhalten bleibt jedoch, dass sich die sportliche Leitung bei der Weiterentwicklung hin zur taktischen Variabilität etwas gedacht hat und eine neue Spielphilosophie etablieren will. In erster Linie sollen die Abläufe und die Einbindung der Offensive in den Spielaufbau verbessert werden, damit die Pfälzer unberechenbarer werden und auch gegen tiefstehende Mannschaften Lösungen finden können.
Quelle: Treffpunkt Betze
//
Du willst alle Neuigkeiten rund um den FCK einfach und direkt auf deinem Smartphone empfangen?
- Whatsapp-Nutzer klicken hier: https://bit.ly/whatsapp_TB
- Telegram-Nutzer klicken hier: https://t.me/treffpunktbetze
- Treffpunkt Betze in der Google News-App: https://bit.ly/TB_google_news