ZitatAlles anzeigenZweimal Vize-Weltmeister, Europameister, Meister und Pokalsieger in Italien, Fußballer des Jahres: Die FCK-Ikone Hans-Peter Briegel wird heute 60 Jahre alt .
Die Walz aus der Pfalz – ein verbales Gütesiegel für einen, der einen märchenhaften Aufstieg zum Weltklasse-Fußballer vollbrachte: Heute wird Hans-Peter Briegel 60.
„Ich war auch deutscher Meister – deutscher Jugendmeister im Weitsprung und im Dreisprung.“ Hans-Peter Briegel lacht laut, er lacht gerne. Auch bei diesem Interview. Als Fußballer nämlich hat er alle seine Titel in Italien gefeiert. So ist er 1980 mit Deutschland in Rom Europameister geworden. Nach dem sensationellen Meisterstück 1985 mit Hellas Verona wurde Briegel in Deutschland zum Fußballer des Jahres gekürt. 1988 holte er mit Sampdoria Genua den Pokal. Dabei hat er erst mit 17 beim SV Rodenbach mit dem Fußball begonnen, als Leichtathlet ist der Bauernsohn für den TV Rodenbach gestartet.
Seit sechs Jahren arbeitet der in Germersheim beheimatete Ex-Profi als Repräsentant für Lotto Rheinland-Pfalz, seit sieben Jahren ist das Ehepaar Briegel im Zusammenspiel mit der Egidius-Braun-Stiftung und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ für notleidende Menschen, die auf Müllhalden in Mexiko leben, engagiert. „Alles, was wir einnehmen, wird zu 100 Prozent für Lebensmittel eingesetzt“, betont Briegel.
Die Leichtathletik war die Basis zu seiner wunderbaren Fußballerkarriere. Mit seiner grandiosen Sprungkraft, seiner athletischen Urgewalt wurde der sprint- und willensstarke Spätstarter zu einem Phänomen seiner Zeit: „Die Gene wurden mir als Geschenk in die Wiege gelegt.“
„Ich vergleiche mich mit dem späten Einstieg im Fußball ein bisschen mit Miro Klose – der hat noch mehr erreicht, ist sogar Weltmeister geworden“, sagt Briegel, der es 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko „nur“ zum Vize-Weltmeister brachte.
Mit 19 kam Briegel zum 1. FC Kaiserslautern – bis heute seine große Fußballliebe: „Ich bin in Kaiserslautern geboren, das ist mein Verein. Schon immer, für immer!“ Er kam als Stürmer, den Durchbruch schaffte er als Verteidiger. „Erich Ribbeck hat mich umgeschult“, erinnert sich Briegel, der unter Kalli Feldkamp zu einem Weltklassespieler wurde. Briegels Fleiß wurde belohnt. Schon daheim hinterm Haus hatte er früh an seiner Technik gefeilt, mit seinem auf der anderen Seite eines gewaltigen Baumes postierten Bruder Karl geübt, den Ball um den Baum zu schlenzen. „So hab’ ich meine Bananenflanken gelernt.“ Übung macht den Meister.
Das Stürmerblut belegen 47 Tore in 240 Bundesligaspielen. „Von 1978 bis 1982 – das war für mich die schönste Zeit beim FCK, da haben wir das Optimum herausgeholt.“ In die Zeit fällt das legendäre 5:0 gegen Real Madrid. „Da hat mich Kalli Feldkamp ins Mittelfeld gestellt, er hatte das besondere Gespür für taktische Umstellungen.“
Ein Angebot von Real Madrid lehnte Briegel ab. „Ich war ein Bub vom Dorf, konnte mir damals nicht vorstellen, jemals vom FCK wegzugehen.“ Zwei Jahre später ging er. „Ich hatte ein schlechtes Jahr, wurde sogar ausgepfiffen. Der FCK war finanziell angeschlagen, mit der Ablöse konnten die Lücken geschlossen werden. Der Wechsel war für beide Seiten das Beste“, sagt Briegel beim Blick zurück. Mit dem Mercedes ohne Klimaanlage ist er damals über die Alpen in ein Abenteuer gestartet, das ihn auch als Persönlichkeit wachsen ließ. In Italien wurde er zum Top-Star. Trotz der Weltklassemannschaft des AC Mailand, trotz eines Diego Maradona in Neapel – Hellas Verona wurde mit einem 16-Mann-Kader Meister.
1988 war Schluss. „Ich habe mich leer gefühlt“, bekennt Briegel. Er war Trainer in Edenkoben, bei der SG Wattenscheid, nie in der Bundesliga. Erfolgreich war er bei Besiktas Istanbul und vor allem in den vier Jahren als Nationaltrainer Albaniens. Dort hat er viel bewegt, ist durch die Siege gegen Otto Rehhagels Griechen und die Russen überaus populär. Bei Besiktas und in Albanien nicht verlängert zu haben – „zwei Fehler“, weiß er heute.
Ein Fehler war auch 1997 die öffentliche Kritik des damaligen FCK-Sportdirektors Briegel an Cheftrainer Rehhagel, sagt Briegel heute, sieht sich nun aber mit „König Otto“ versöhnt. Konsequent 1997 der Rücktritt als FCK-Sportdirektor, denn mit Alleinherrscher Rehhagel war keine Zusammenarbeit möglich. Konsequent auch 2003 der Rückzug aus dem FCK-Aufsichtsrat, nachdem ihn der Verein, vom damaligen Klubchef Jäggi initiiert, für steuerrechtliche Verfehlungen in seiner Zeit im Management verantwortlich machen wollte. Briegel blieb standhaft, Briegel blieb sich treu – und ging rehabilitiert aus dieser Schmierenkomödie heraus. Mit dem FCK ist er längst wieder im Reinen. „Das ist immer mein Verein“, betont er.
Hans-Peter Briegel – ein Mann, der gerne gerade Wege geht. „Manche sagen stur, manche sagen konsequent.“ Wir gratulieren einem ganz großen Sportler!
Rheinpfalz am Sonntag