Freitod - letzter Ausweg oder feiger Rueckzug?


  • enke's frau hat ja auch nichts gemerkt, und die hat tag und nacht mit ihm verbracht! ich denke es gibt da einen ganz schmalen grat wenn jemand so dermassen fertig mit dem leben ist. deissler z.b. war wohl so ehrlich zu sich selbst und hat gemerkt dass er was tun muss. ihm war die karriere nicht so wichtig, die gesundheit ging ihm vor. enke hat ja in seinem brief selbst gesagt dass er wg der karriere keine therapie gemacht hat. naja, und wenn der schmale grat zwischen realisieren und zu tief drin stecken ueberschritten ist endet das wohl irgendwann im freitod...


    da kann man augen und ohren offen halte wie man will. wenn jmd nicht will dass man merkt wie schlimm es um ihn steht schafft er das auch, da kannst du aufmerksam sein wie du willst denke ich.


    komisch was in einem menschlichen gehirn alles vorgeht.... komisch und beaengstigend

    Einmal editiert, zuletzt von Wilde18 ()

  • Meist wird darüber geschwiegen, und die Eisenbahnunternehmen sind extrem zurückhaltend mit Informationen darüber. Sie fürchten den nach Goethes tragischen Helden benannten «Werther-Effekt»: eine Welle von Nachahmungstaten.
    Am Dienstagabend wählte Nationaltorwart Robert Enke diese Todesart und rückte sie damit ins Licht der Öffentlichkeit. Bereits Anfang Januar hatte sich ein Prominenter vor einen Zug geworfen, der Milliardär Adolf Merckle.
    Etwa 800 bis 1000 Fälle pro Jahr gibt es, die Tendenz ist wie bei Selbstmorden in Deutschland allgemein leicht rückläufig. In dieser Zahl sind die gescheiterten Fälle nicht mit eingerechnet, bei denen die Opfer zwar überleben, aber oft mit schwersten Verletzungen und Verstümmelungen. Immer aber ist es extrem grausam, auch für die Beteiligten, die Verstümmelungen oder Überreste sehen, gerichtsmedizinisch behandeln oder auch nur abtransportieren zu müssen. Jedes Mal ist neben dem Opfer auch mindestens ein Lokführer betroffen.
    Lokführer wird psychologisch betreut
    Die Bahn äusserte sich am Mittwoch erschüttert über das «tragische Ereignis» und sicherte zu, der Lokführer werde intensiv psychologisch betreut. Statistisch erlebt es jeder Lokführer drei Mal in seiner Berufslaufbahn, dass sich jemand in Selbstmordabsicht vor den Zug wirft. Wie sehr der Eisenbahner davon betroffen ist, hängt von den Umständen und von seiner psychischen Konstitution ab, aber zum Beispiel auch von dem Zugtyp.
    Bei strömungsgünstig gestalteten Zugfronten - etwa dem ICE - werden Gegenstände, die bei hoher Geschwindigkeit auf die Zugfront treffen, meist nach oben, also vor die Windschutzscheibe und weiter geschleudert. Bei Regionalzügen - wie in den Fällen Enke und Merckle - rutschen sie unter das Fahrzeug.
    Neuer Arbeitsplatz
    Der betroffene Lokführer wird anschliessend vom Dienst freigestellt und entsprechend seinen Bedürfnissen psychologisch betreut. Nach dieser Phase wird ebenfalls unter Berücksichtigung der Wünsche des Triebfahrzeugführers entschieden, ob er wieder im Führerstand arbeitet. Wenn nicht, stellt die Bahn eigenen Angaben zufolge sicher, dass er an einem anderen Arbeitsplatz tätig werden kann.
    Wie lange es nach einem Selbstmord dauert, bis die Strecke wieder freigegeben wird, hängt ebenfalls von den Umständen ab. In der Regel kann der fragliche Zug nach etwa einer Stunde seine Reise fortsetzen, wenn Staatsanwaltschaft und Spurensicherung ihre Arbeit beendet haben. Für derartige Verspätungen haftet die Bahn gegenüber den Fahrgästen nicht, weil die Ursache ausserhalb ihres Einflusses liegt.
    Nach Darstellung der Bahn gibt es, anders als bei Autos, keine Vorkehrungen an den Triebfahrzeugen oder Steuerwagen, die eigens dafür gedacht sind, bei Kollisionen mit Lebewesen deren Überlebenschancen zu erhöhen.


    3 "tödliche personenschäden" pro tag im schnitt.. und alles schön klein halten damit keiner den mut findet es nachzumachen... das zeigt mir, welch schreckliche konsequenzen das für die lokführer hat..


    wenn jemand unerwartet aus dem leben scheidet stellt sich immer (egal ob unfall oder selbsttötung) die frage nach dem warum.. und man kann noch so nach ursachen forschen, letztendlich weiß keiner die antwort. auch nicht derjenige der nun tod ist.


    ich finde es sehr gut, das wir hier über selbstmord diskutieren können,. das hier jeder seine meinung frei äußern kann.. :respekt:

    :schild: Danach wird alles besser...:schild:
    schade, scheiße, wie kann das passieren? WIR kommen zurück um uns zu revanchieren...

  • Mir fehlt bei aller Trauer , dass keiner und zwar absolut keiner an den Lokführer denkt.
    Dessen Leben hat Enke kaputt gemacht.
    Meine Trauer ist trotz allen groß

    Ich denke an Ihn!

    kennst du den lokführer so gut,oder schreibst du für die bild.

    Schreibt sie mit Sicherheit nicht! Aber vieleicht kennt sie jemanden dem so etwas ähnliches passiert ist.
    Aus Erzählungen weiß sie dann, dass der Lokführer mit Robert schlafen geht und das er wieder mit ihm aufwacht.
    Nicht nur ein paar Tage oder Wochen - nein Jahrzehnte, Tag für Tag!

    Ich lese immer nur "Lokführer"
    Was ist mit den gerufenen Polizisten, medizinischen Helfern bei der Bergung der Leiche und den vielen anderen Beteiligten am Fundort???
    Ich stelle mir das grausam vor und bin froh, mit so was nicht konfrontiert zu sein.

    Natürlich ist die Belastung für die Retter und Helfer auch enorm hoch und nicht wenige Feuerwehrleute oder Polizisten benötigen professionelle Hilfe.
    Aus meiner aktiven Zeit beim THW kann ich aber -ausschließlich für mich selbst- sagen, daß wenn der Alarmgeber losging man sich schon ein bisschen einstellen konnt auf das was einem gleich erwartet. Natürlich haben sich mir -wie allen anderen Kathastrophenschützern- auch Szenen in die Erinnerung gebrannt. Aber ich stelle es mir wie der blanke Horror vor in der Lokomotive zu sitzen und im Licht der Scheinwerfer eine Gestallt zu erblicken, die genau auf meinem Gleis steht und nur darauf wartet von meiner Lok zermahlen zu werden.
    Vor wenigen Wochen wurde in Ludwigshafen eine 16 jährige Schülerin von einem Zug erfasst, 300 Meter mitgeschleift und getötet.
    Der Lokführer war auch 2 Stunden nach dem Geschehen nicht in der Lage seine Zugmaschine zu verlassen.
    Auch glaube ich nicht, dass es ihm ein Trost ist zu wissen, dass das Mädchen selbst Schuld war, weil es die geschloßene Schranke umfahren hatte.

  • enke hat ja in seinem brief selbst gesagt dass er wg der karriere keine therapie gemacht hat. naja, und wenn der schmale grat zwischen realisieren und zu tief drin stecken ueberschritten ist endet das wohl irgendwann im freitod...


    Enke wollte keine stationäre Therapie machen, denn das fällt auf, wenn man Wochen oder Monate weg bist. Er hatte ja Kontakt zu einem Psychologen, bloss das reicht nicht immer aus. Nachdem seine Entscheidung für einen Selbstmord gefallen ist, hat er hier auch den Kontakt abgebrochen.

    Zitat

    Armer Mann trifft reichen Mann und sehn sich an. Da sprach der Arme zum Reichen: "Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich!"


    Bertolt Brecht

  • Selbstmord wie verzweifelt muss ein Mensch da sein? Es ist für einen gesunden Menschen nicht nachvollziehbar was da in einem kranken Menschen vorgeht! Definitiv ist es das Ende aller Probleme für die Person aber der Beginn viel gösserer Probleme für das familiäre Umfeld. Ob es nun einen Weg aus dieser MIsere gegeben hätte???

    When you're at the end of the road
    And you lost all sense of control
    And your thoughts have taken their toll
    When your mind breaks the spirit of your soul
    Your faith walks on broken glass
    And the hangover doesn't pass
    Nothing's ever built to last
    You're in ruins

  • Unser Ausbilder konnte heute nicht kommen, weil er als Notfallmanager der Bahn AG einen Suizid zu behandeln hatte....

  • In welchen Zeiten leben wir?

    wenn man den statistiken glauben darf, in zeiten mit historisch tiefen suizid-raten, tendenz weiter fallend.


    quelle u.a. KSTA/Statistisches Bundesamt


    auch im internationalen vergleich hebt sich Deutschland nicht sonderlich ab (quelle u.a. wiki), sodass es wohl weder ein zeit- noch ortstypisches phänomen ist.


    irgendwo hab ich mal gelesen, dass suizid in unfreien zeiten bzw. kulturen häufiger vorkommt, finde aber so schnell keine quelle. einleuchtend ist das für mich schon: je unterdrückter der mensch, umso öfter greift er zum ultimativen mittel der befreiung, weil ihm ja sonst nichts bleibt.

  • Unser Ausbilder konnte heute nicht kommen, weil er als Notfallmanager der Bahn AG einen Suizid zu behandeln hatte....


    Die Bahn hat 1000 Suizide pro Jahr. Das ergibt einen Tageschnitt von 3.

    Einmal editiert, zuletzt von Ellerbach ()

  • Das "Verhalten" der Vereinsführung macht mich sprachlos. Ähnlich sprachlos, wie diese Führung nach dem Waldhofspiel auftrat, aber das gehört hier nicht her.

    Die müssen denken: 'Scheiße, heute spielen wir gegen Kaiserslautern'. Die müssen wissen: Hier brennt die Bude." (C. Hemlein.)