Diskussionsthema zum Artikel: "Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"
"Vertrauen und Nachhaltigkeit im Handeln schaffen"
Aufsichtsratswahl: Valentin Helou kandidiert nach 2017 zum zweiten Mal. Für ihn sind es vor allem fünf konkrete Herausforderungen, für die es kurz- und mittelfristig nachhaltige Lösungen braucht.
Nur noch drei Tage bis zur Jahreshauptversammlung und der damit verbundenen Neuwahl des Aufsichtsrates für die kommenden drei Jahre. Heute stellen wir euch Valentin Helou vor. Der Projektentwickler kandidiert nach 2017 zum zweiten Mal für den Aufsichtsrat. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze spricht der 43-jährige über seine persönliche Bindung zum FCK, seinen '5-Punkte-Plan" und die Notwendigkeit, Fans und Mitglieder stärker am Verein partizipieren zu lassen.
Treffpunkt
Betze: Was
sollten die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern über Sie wissen?
Welche Kompetenzen bringen Sie ein, die den FCK in seiner
gegenwärtigen Situation wirksam unterstützen?
Valentin Helou: Ich
habe dies ja bereits in anderen Interviews zum Ausdruck gebracht.
Eigentlich geht es hier um den FCK und nicht so sehr um mich. Im
heutigen Zeitalter sind wir Menschen ja so transparent, dass alles
über meine Vita im Internet lesbar ist und wahrscheinlich die
Mitglieder auch schon gelesen haben. Als ich in der Saison 1990/1991
gegen Werder Bremen mein erstes Spiel des FCK besucht habe, haben mich
der Fußball und die Atmosphäre begeistert. Aber was mich wirklich
mitgerissen hat, war das Gefühl ein Teil einer unglaublichen Kraft
zu sein. Jedes Spiel, welches ich mehr besucht hatte, machte mich zum
Teil einer Familie. Man kannte die Menschen, die um einen im Block 7
standen, man feierte zusammen. Und als es mich dann irgendwann
auf die Nordtribüne verschlagen hatte, ging es mir genauso. Richtig
heftig wurde diese Erfahrung als ich in den USA lebte und teilweise
eben auch Monate oder auch mal ein Jahr nicht auf dem Betze war. Wenn ich jedoch zurückgekommen bin, war ich noch genau der Teil der
Familie, der ich vorher war. Aufsichtsrat wollte ich damals nie
werden. Irgendwie war zwar immer alles etwas chaotisch bei uns, aber
es führte ja zu sportlichen Erfolg und die Party ging weiter. Nur
das, was ich nun seit dem Ende der Ära Kuntz erlebe, ist für mich
nicht mehr diese Familie. Ich bin müde von diesen Querelen und
dieser unendlichen Saga, die manche als Standortnachteil oder
Abwärtsstrudel bezeichnet haben. Zum Teil kann ich überhaupt nicht
nachvollziehen, was bei meinem FCK da nun passiert.
"Es braucht keinen erneuten Neuanfang"
Mein
beruflicher Werdegang hat mich über Firmenberatung nun in die
Projektentwicklerbranche gebracht. Natürlich gibt es in beiden
Branchen Erfahrungen, die mir helfen werden eine Position im
Aufsichtsrat auszuführen. So habe ich nun bereits über 10 Jahre
Erfahrung im Akquirieren und Managen von internationalen
Großinvestoren in der Projektentwicklung. Auch hilft mir meine
Erfahrung im sogenannten Turnaround Management, also der
Restrukturierung von Firmen, die ich mir in den USA angeeignet habe.
Allerdings ist der FCK sicher eine ganz neue Erfahrung, die mit
einer hohen Lernkurve versehen ist.
Wenn
ich mir das Feld der neun Bewerber anschaue, so bin ich wirklich froh,
dass die Mitgliedschaft des FCK eine gute Wahl an qualifizierten
Kandidaten hat. Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser kritischen
Zeit die Kandidaten wählen, welche in den Augen der Mitglieder
dem FCK am besten helfen können. Diese Wahl zeigt hoffentlich,
dass wir gelernt haben einen Weg auch konsequent weiter zu
beschreiten und ich hoffe, dass der sich im Moment im Amt befindliche
Aufsichtsrat zum Großteil in der neuen Zusammensetzung wiederfindet.
Weiterbringen kann uns nur eine schrittweise Entwicklung und nicht
ein erneuter Neuanfang.
Treffpunkt
Betze: Das
Insolvenzverfahren ist abgeschlossen, die Aktiengesellschaft ist zwar
schuldenfrei, der e.V. jedoch mit mehreren Millionen Euro
verschuldet. Welche Weichen gilt es aus Ihrer Sicht in den kommenden
12 bis 24 Monaten unbedingt zu stellen? Welche strukturellen
Herausforderungen gehen damit einher? Und welche Ideen und Lösungen
werden Sie diesbezüglich einbringen?
Valentin Helou: Grundsätzlich
beschränkt sich Ihre Frage auf die nächsten zwei Jahre und
beschäftigt sich erst einmal nicht mit der langfristigen Vision für
den FCK. Deswegen möchte ich mich auch tatsächlich auf die kurz- und
mittelfristigen Notwendigkeiten beschränken.
Der
FCK ist in der Situation, dass er sich gerade in der Phase nach
Abschluss der notwendigen Sofortmaßnahmen befindet, welche uns
überhaupt erst überlebensfähig gemacht haben. Nach der
Ausgliederung, den sportlichen Misserfolgen, einer höchst tumultartigen
Investorensuche und dem Insolvenzverfahren der KGaA stehen wir
scheinbar in einem Zustand des Neustarts da. Allerdings ist das eine
recht trügerische Situation, denn wir sind weiterhin von Altlasten
bedroht. Hier steht erst einmal ein Verein als Muttergesellschaft,
welcher hohe Belastungen hat. Auch scheint der Verein weiterhin in
sich zerrissen. Es gibt keine klaren Leitbilder mehr, für die der FCK
überhaupt noch steht. Auch bei der Ausgliederung wurden sicherlich
Strukturen gewählt, welche nun optimiert werden müssen.
Grundsätzlich besteht das größte Problem allerdings darin, dass wir
weiterhin organisch nicht profitabel wirtschaften können und unsere
Ausgaben nicht im Vergleich zu den sportlichen Erträgen stehen.
"5-Punkte-Plan": Finanzen, Fans, Strukturen, Stadion, Stimmung
Meine
Überzeugung ist es, dass wenn wir über Leitbilder, Zerrissenheit oder
grundsätzlich die Basis des FCK sprechen, dass hier die nun gewählte
Struktur sicher ein ganz bedeutendes Problem darstellt. Wissen Sie,
mit der Rolle des Aufsichtsratsmitgliedes ist man gar nicht in der
Position die notwendigen Dinge anfassen zu dürfen. Diese anstehende
Wahl ist eine Wahl zum Aufsichtsrat des Vereins, welcher eigentlich
der Gesellschafter des Organs ist, in dem sich die eigentlich
relevanten wirtschaftlichen Prozesse abspielen. In der KGaA gibt es
einen Verwaltungsrat, der die eigentlich wichtigen Prozesse im Moment
beaufsichtigt und berät. Auch beschäftigt sich dieser mit der
langfristigen Weichenstellung, die sicher notwendig ist. Nun ist ein
Aufsichtsratsmitglied nicht zwingend auch im Verwaltungsrat. Ich will
hier nicht in alle Details gehen, allerdings kann man durch diese
Ausführungen sehen welche Probleme und Konfliktpotentiale in der
jetzigen Struktur liegen. Lassen
Sie mich aber nicht zu weit vorgreifen. In meinen Augen muss das
folgende grundsätzlich nun angegangen werden:
1. Die
Finanzen des e.V. müssen langfristig strukturiert werden
Uns
allen ist bewusst, dass der e.V. hohe Verbindlichkeiten hat. Diese
kommen aus der Betzeanleihe II und den Verbindlichkeiten gegenüber
Quattrex. Die Gesamthöhe der Verbindlichkeiten ist mit ca. 6,5
Millionen Euro beziffert und kann vom e.V. so nicht bedient werden. Dies
bringt den e.V. in eine sehr brenzlige Situation und bedroht im
Generellen alles, was über strukturelle Optimierungen verbessert
werden muss. Diese Finanzlage ist nur durch eine eventuelle Insolvenz
des e.V., durch einen Schuldenschnitt, durch Stundung von
Verpflichtungen, durch Ablöse der Verpflichtungen, durch Werte die
der e.V. im Besitz hat oder durch eine Umstrukturierung der Schulden
durch einen neuen Kreditgeber zu lösen.
Im
Grundsatz halte ich es für ausgeschlossen, dass wir mit Hilfe einer
Kreditanstalt eine langfristige Restrukturierung darstellen können,
es sei denn es gibt einen Bürgen. Sonst muss man wirklich ehrlich
sagen, dass alle beschriebenen Wege, wie im Falle der Insolvenz des
e.V. leider ein Weg sind. Hier müssen nun die notwendigen Gespräche
geführt werden, um eine Lösung zu finden. Unsere Investoren hier
nun als Hoffnungsträger hervorzuheben finde ich unfair, denn jemand
der dem FCK bereits großzügig geholfen hat, möchte ich nicht eine
weitere Bringschuld aufbürden. Allerdings sind diese sicher eine
Partei, die an diesen Gesprächen teilnehmen wird, um auch Ihre
eigenen Werte zu schützen.
Grundsätzlich
muss man natürlich so ehrlich sein und sagen, dass was auch immer
wir über die Struktur, über die Fansäule und über eigentlich jeden
Aspekt in der Optimierung der Situation des FCK sagen können davon abhängig ist, welchen Weg der e.V. geht.
2. Fansäule
Die
Fansäule ist für mich das Vehikel, wie ein Fan und ein Mitglied
direkt am Leben der KGaA teilhaben kann. Ja ich weiß, es klingt
manchmal etwas abgedroschen, aber der Fan und die Mitgliedschaft des
FCK sind deren Herz und Seele. Diese Basis hat den FCK erschaffen und
lebt den FCK. Für mich ist es ein Grundstein jeglicher Struktur,
dass diese nun auch die direkte Möglichkeit bekommt am Leben der
KGaA teilzunehmen. Es ist also notwendig die Fansäule zu öffnen. Wie genau das
funktionieren soll, muss man vorsichtig evaluieren, aber dies ist für
mich absolute Priorität.
Ich
bin in diesem Punkt bei dem „wie“ in meinen Ausführungen
sichtlich schwammig, da eben genau diese Fansäule auch gewisse
Komplikationen mit sich bringt. Der Schutz des Invests des Fans vor
einer eventuellen Insolvenz der e.V. ist sicher ein Punkt, den man
genau betrachten muss. Aber dies ist nur ein Punkt und meiner Meinung
nach ist dies auch ein Thema, was jeder Fan selber beantworten
sollte. Grundlage dafür ist allerdings, dass man dann auch über die
Situation transparent aufklärt und den Fan in die Lage versetzt eine
für sich vertretbare Entscheidung zu treffen. Ob die jetzigen
Vereinbarungen ein solch transparentes Vorgehen darstellen, muss evaluiert
werden.
Nichts
desto trotz sollte diese Säule im Organ, welches die KGaA
beaufsichtigt, durchaus vertreten sein. Mitglieder sind ein zweites
Mal indirekt über den Verein vertreten, welcher immer noch der
Gesellschafter der KGaA ist. Allerdings ist es schon ein Unterschied
ob ich wähle, dass ich mit Kapital direkt an der KGaA partizipiere - in dem Fall bin ich dann nicht mehr nur Fan, sondern auch Gesellschafter
und Teilhaber.
3. Generelle
Struktur
Aus
meiner Sicht bedeutet Struktur nicht nur die Anpassung der Funktionen und
Verteilung der jeweiligen Aufsichtsorgane, sondern auch die klare und
volle Formulierung von Grundsätzen, die sich der FCK auferlegt. Es
besteht ein sehr hohes Konfliktpotential in den Gremien, welches sich
alleine auf die Zusammensetzung derer begründet. Auch verschwimmen
Aufgaben des Verwaltungsrates und des Aufsichtsrates. Es ist doch
sehr wohl anzunehmen, dass die Aufsichtsratsmitglieder, welche nicht
im Verwaltungsrat sitzen, Einfluss über die verbleibenden
Aufsichtsratsmitglieder ausüben. Auch der Fakt, dass man überhaupt
eine Diskussion hierzu führen muss zeigt, dass eine Anpassung
zwingend notwendig ist. In meinen Augen sollte es keine zwei
Aufsichtsgremien geben, sondern einen Verwaltungsrat der KGaA, in dem
Vertreter des Gesellschafters (also des e.V.), Vertreter der
Fansäule und Vertreter der Investoren sitzen. In meinen Augen wählt
die Mitgliederversammlung des e.V. einen Vorstand, welcher dann seine
Vertretung im Verwaltungsrat bestimmt. Fans, die direkt in die KGaA
via Fansäule investieren, entsenden auch eine direkt gewählte
Vertretung in den Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat sollte dann zwei
sportliche Berater berufen, die beiwohnen und für alle sportlichen
Belange stimmberechtigt sind.
In
dieser Struktur wird das Mitglied über den e.V. indirekt im
Verwaltungsrat vertreten. Der gewählte Vorstand des e.V. als
Hauptgesellschafter kann dann gemäß seines Bedarfs Personen
entsenden, die auch das professionelle Wissen haben die
Notwendigkeiten des e.V. am besten zu vertreten. In meinen Augen
sollte der e.V. zwei Vertreter entsenden. Der Fan wählt seine
direkte Vertretung über die Fansäule. Er ist nun nicht mehr nur Fan
und Mitglied, sondern Mitgesellschafter. Die Fansäule sollte
ebenfalls mit dem e.V. zwei direkt gewählte Vertreter entsenden.
Schließlich sollten dann drei weitere Stühle im Verwaltungsrat für
Investoren freigehalten werden, welche nach der prozentualen
Verteilung der Anteile im Eigentum vergeben werden. Hier sollten
Investoren mit Minimum 20% Anteil eine direkte Stimme erhalten, alle
weiteren wählen eine direkte Vertretung des Pools. Zur
Entscheidungsfindung im Sportlichen wählt das Gremium dann zwei
sportliche Vertreter, welche ganz klare Qualifikationen aus dem
Bereich Profifußball haben müssen.
Eine
solche Verteilung sichert, dass alle Parteien in einem fairen Maße
in den strategischen Prozessen im Verein mit eingebunden sind. Die
direkte Vertretung des Fans bringt sich also auch direkt ein.
Ich
freue mich allerdings auch auf die Diskussion mit eventuellen
Kollegen im Aufsichts- und Verwaltungsrat. Eine gesunde Struktur im
Wohle des FCK zu entwickeln ist eine der Kernaufgaben. Wichtig ist
auch die Kultur dieser Arbeit, denn sie darf auf keinen Fall in einer
öffentlichen Zerreisprobe enden. Hier sind alle Teilnehmer gefordert
im Team für den FCK alle Aspekte offen zu reflektieren. Ich würde
mir wünschen, dass alle Vertreter, die an dieser Diskussion
teilnehmen am Anfang des Prozesses ganz klare Entscheidungskriterien
festlegen und diese auch transparent gemeinsam darstellen. An diesen
Entscheidungskriterien werden dann alle Lösungen gemessen. So kann
jeder in der FCK-Familie diese kritischen Themen und Bewertungen auch
nachvollziehen.
Allerdings
bedeutet Struktur für mich auch, wie man generelle Werte des
Vereinslebens manifestiert. Sicher ist das die Aufgabe des
Verwaltungsrates, der sich beratend in das Tagesgeschäft der KGaA
einbringt. Es gibt in jedem Unternehmen Grundregeln und
Grundwerte. Hier geht es für mich darum zu verankern, dass wir eben
ein FCK sind, der nicht Fans im eigentlichen Herzen des Konstruktes
ausgrenzt und in dem ein gewisses Leistungsbild existiert. Leitbilder
sind in Form von Managementrichtlinien festzuschreiben und sollten
von den Gremien überwacht werden. Auch sollten ganz klare
Budgetvorgaben und Grundstrukturen des Tagesgeschäftes festgelegt
sein und leitende Angestellte müssen an ihrer Leistung gemessen werden
können (Ausgaben versus Ertrag ist hier eine Bemessungsgrundlage).
Da
Gremien eine eklatante Rolle in der Auswahl des leitenden Personals
spielen, sollten genau diese Werte auch grundlegend kontrolliert und
vertraglich fixiert werden. Das gleiche gilt für Ausgabeverhalten,
wenn es gewisse Massen und den Schutz des
strategischen Kapitals überschreitet. Hier ein Beispiel: Ich sehe es schon so, dass
die Torwartschule des FCK strategisch ein Profitzentrum war, welches
uns lange mitgetragen hat. Als Gerry Ehrmann entlassen wurde, wurde zwar
der Torwarttrainer der 1. Mannschaft entlassen, aber gleichzeitig
auch die Werthaltigkeit der Torwartschule signifikant reduziert. Hier
obliegt es sehr wohl den Gremien (in der heutigen Struktur wäre es
der Verwaltungsrat) einzugreifen und Lösungen vorzuschlagen, die
zwar die Entscheidungsträger im Tagesgeschäft nicht diskreditieren,
aber auch nicht den strategischen Vorteil des FCK eliminieren. So hätte
Gerry Ehrmann beispielsweise Leiter eines Leistungszentrums Torwartschule
bleiben können, jedoch aus dem Tagesgeschäft und dem Training der 1.
Mannschaft sich zurückziehen können. Gezielte Gespräche und
proaktives Management hätten diese Situation verhindern können.
4. Stadion
In
meinen Augen ist das Fritz-Walter-Stadion die Heimat des FCK.
Allerdings wissen wir alle, dass das Stadion vor allem
durch die gewählte Finanzierungsstruktur in der Stadiongesellschaft
sehr teuer ist. Natürlich kann man auch die Fehler bei der
Errichtung des Stadions nicht außen vor lassen, aber heute plagt die
sicherlich nicht zeitgemäße Finanzierung. Ein Pachtvertrag
existiert mit einer signifikanten Mietminderungsvereinbarung bis zum
Sommer 2022. Man muss auch ganz klar sagen, dass ein Auszug aus dem
Fritz-Walter-Stadion nicht seriös in Betracht gezogen werden kann,
da eine Pachtverpflichtung existiert, welche nicht nutzungsabhängig
ist.
Zum
Thema Stadion muss frühzeitig mit den notwendigen Gesprächen
angefangen werden. Es gilt. diese Vereinbarung anzupassen und zu verlängern. Auch
muss man mit allen Vertretern evaluieren, wie die Zukunft des Fritz-Walter-Stadions aussehen wird. Das optimale Pachtmodel für mich ist
sicher eine erfolgsabhängige Pacht, die sich aus Ligazugehörigkeit,
Platzierung, Anzahl der Zuschauer, Nebeneinnahmen und nicht ligarelevanten Spielen berechnet. Nur diese würde in einem gewissen
Maße Planungssicherheit geben. Ob ein fixer Sockelbetrag bestehen
bleibt oder nicht ist in meinen Augen dann ein zusätzlicher Optimierungsschritt. Nur hat man
als Pächter mit einem abgeschlossenen Pachtvertrag auch erst
einmal nicht die Hebelwirkung Forderungen zu stellen. Es müssen
kontinuierliche Gespräche stattfinden, wie beide Parteien (FCK und
Stadt) gemeinsam einen Weg aus der auch hier prekären Lage finden.
Seriös
kann es nicht sein in solch einer Lage Versprechungen zu machen, was
hier erreicht werden kann. Es hängt tatsächlich am Willen der
einzelnen Parteien. Langfristig bin ich davon überzeugt, dass die
einzig sinnvolle Lösung sein kann, das Fritz-Walter-Stadion
samt sportlicher Einrichtungen wieder in den Besitz des FCK ist oder
einer FCK nahen Gesellschaft überfließen zu lassen.
5. Stimmung
rund um den FCK
Eines
der wichtigsten Themen die mir am Herzen liegen ist allerdings auch
das Vertrauen, dass sich Gremien bei Fans erarbeiten müssen, die
Nachhaltigkeit im Handeln und der ehrliche Ansatz sich wirklich nur
zum Wohle des FCK einzusetzen. Ja auch das klingt wie eine Floskel,
die wir alle schon gehört haben. Es ist halt schade, dass dieses
Prinzip in der Vergangenheit nicht oft genug gelebt wurde.
Es
ist ja mittlerweile so, dass wenn man sich nur dafür bewirbt eine
offizielle Position einzunehmen, Fans und Mitglieder skeptisch
werden. Und das ist nicht einmal die Schuld des Einzelnen, aber wir
alle sind seit Jahren durch immer wiederkehrende Querelen und auch
Selbstdarstellungen so enttäuscht worden, dass auch ich als Fan erst
einmal total skeptisch bin. Aber diese Skepsis ist eben ein Symptom,
was sich aus den letzten Jahrzehnten gebildet hat. Warum es sich
nicht eingebürgert hat, dass die Vertreter des Vereins offen
Beweggründe darlegen, wenn strategisch wichtige Entscheidungen
getroffen werden, finde ich bedenklich. Warum man oft nicht in der
Lage war eine gemeinsame Linie zu vertreten ist mir ein Rätsel.
Wir
müssen hart daran arbeiten, dass unsere Basis die handelnden
Personen wieder ernst nimmt und uns vertraut. Diese Unruhe ist
das Resultat von jahrelangen und andauernden Versprechen, die nicht
gehalten wurden. Wir
sind ein Traditionsverein und der FCK genießt ein gesteigertes
Interesse. Hier haben die Personen, die sich für offizielle Positionen
bewerben, die Verantwortung die Werte vorzuleben für die der FCK
steht - das ist eben auch die Bringschuld eines jeden
Gremienmitgliedes.
"Gremien sollen sich aus dem taktischen Tagesgeschäft raushalten"
Treffpunkt Betze: Nach
der Anstellung von Marco Antwerpen als neuen Cheftrainer ist eine
öffentliche Debatte entfacht worden, inwieweit der Aufsichtsrat
Einfluss auf das operative Geschäft nehmen darf. Welches
Selbstverständnis liegt dem Aufsichtsrat zugrunde? Und welche
Position vertreten Sie dabei?
Valentin Helou: Grundsätzlich
sehe ich die Funktion eines jeden Aufsichtsorganes darin, über das
tägliche Kerngeschäft Aufsicht zu führen, Standards und Ziele
zu setzen und mittel- bis langfristige Weichen für eine
Erfolgreiche Zukunft des FCK zu stellen. Für mich bedeutet das grundsätzlich, dass sich
Gremien aus dem taktischen Tagesgeschäft
raushalten und dies den von Ihnen eingesetzten handelnden Personen
überlassen. Sollte sich
jedoch im Alltag eine für den Verein strategische Entscheidung
ergeben, so sind die Gremien mit einzubeziehen. Die bereits oben
angesprochene Entscheidung zum Thema Gerry Ehrmann ist hier ein
Bespiel einer für den FCK strategischen Entscheidung, da die
Entlassung nicht nur die 1. Mannschaft betroffen hat, sondern dem FCK
auch ein zuverlässiges Profitzentrum genommen hat.
Die langfristige
Weichenstellung des FCK ist durch dessen Gremien zu leiten. Hier
spreche ich von der Entwicklung des eigentlichen strategischen
Planes, wie der FCK mit den einzelnen wichtigen Themen umgeht. Die
Umsetzung dieses Planes obliegt dem handelnden Management. In
Absprache mit dem handelnden Management kann jedoch das Gremium
entscheiden, einen Vertreter zur Unterstützung des Managements zu
entsenden. Ein Beispiel hierfür wären sicher eventuelle
Verhandlungen zur langfristigen Planung der Nutzung des Fritz-Walter-Stadions und eventuellen Verhandlungen, Gesprächen und Sondierungen
mit dem Stadioneigentümer.
Es ist allerdings
gar nicht meine Position hier nun Entscheidungen des jetzigen
Aufsichtsrats zu hinterfragen. Ich kenne gar nicht alle Beweggründe,
die zur Darstellung der Trainerfindung und der Art und Weise der
Präsentation geführt haben. Als Außenstehender ist es sicher
schade, dass Herr Voigt nicht an der Pressekonferenz teilgenommen
hat. Für mich ist dies eher ein Thema der Prinzipien, die wir als
FCK vorzuleben haben. Alle Parteien stehen in der Verantwortung, dass
der FCK erfolgreich ist. Der Cheftrainer ist sicher die
strategischste aller Personalentscheidungen, die ein Fußballverein
treffen kann und ist deswegen auch mit den Gremien abzustimmen.
Sollte die Entscheidung am Ende kontrovers sein, dann präsentiert
man diese zum Wohle des FCK gemeinsam und legt die Beweggründe für
die Entscheidung transparent dar. Warum dies in dieser Form nicht
geschehen ist, kann ich nicht beurteilen, finde ich allerdings sehr
schade.
Treffpunkt Betze: Wir bedanken uns für den offenen, konstruktiven und ehrlichen Austausch und wünschen Ihnen für die Wahl am 26. Februar alles Gute und viel Erfolg!
Quelle: Treffpunkt Betze
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