Beiträge von Raimund

    Diskussionsthema zum Artikel: Kaderanalyse: "No Picki, no Party!" in der Offensive


    Kaderanalyse: "No Picki, no Party!" in der Offensive

    Teil II unserer Kaderanalyse. Heute im Blickpunkt: Von Pick bis Kühlwetter - Die Offensivreihen in der Einzelbewertung. Treffsicherheit auch ohne "Knipsermentalität".


    59 Tore erzielten die Roten Teufel in der abgelaufenen Spielzeit. Damit belegten die Lautrer "nur" den zehnten Tabellenrang. Das Besondere an dieser Statistik ist jedoch, dass das Sturmtrio Pick, Kühlwetter und Thiele für 37 der insgesamt 59 erzielten Tore verantwortlich war. Damit gehörte die FCK-Offensive neben Viktoria Köln und dem MSV Duisburg zur Ligaspitze.


    Im gestrigen ersten Teil unserer Kaderanalyse blickte Wolfram Wuttke bereits auf die Defensivreihen. Im heutigen zweiten Teil dreht sich die Analyse um das offensive Mittelfeld und die torhungrige Sturmreihe. Zum Abschluss lässt es sich unser Redaktionsmitglied nicht nehmen, drei Gründe zu benennen, warum der FCK in der kommenden Spielzeit deutlich stärker sein wird.

    Mittelfeld: Wird ab jetzt auch Fußball „gespielt“?

    Manfred Starke: Ballsicher und immer anspielbar, so präsentierte sich Namibias Nationalsspieler in seinen ersten Auftritten für den FCK. Den - absolut unhaltbaren - Elfmeter im Pokal gegen Mainz nicht zu vergessen. Anschließend machte sich die fehlende Sommerpause, die Starke durch Namibias Teilnahme am Afrika-Cup nicht vergönnt war, immer mehr bemerkbar. Er baute von Spiel zu Spiel körperlich ab. Leider bot der ehemalige Rostocker sowohl nach der Winter- als auch nach der Coronapause weiterhin zumeist unerklärlich schwache Leistungen. Alles in allem blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ein Starke in Topform hingegen könnte im offensiven Mittelfeld als Ballverteiler fungieren. Die Defensivqualitäten für die Sechser-Position ließ der 29-jährige bisher vermissen.


    Hendrick Zuck: Unter Sascha Hildmann war der Saarländer noch ein lethargischer Außenbahnspieler ohne jeglichen Esprit. Als Boris Schommers das Traineramt übernahm, überraschte Zuck plötzlich als ballsicherer Passgeber in der Zentrale. Ein Torjäger wird er in diesem Leben wohl nicht mehr und seine mangelnde Schnelligkeit gepaart mit Defensivschwächen machen die Vorstellung, ihn kommende Saison regelmäßig in der Startelf zu sehen, eher unwahrscheinlich. Der Püttlinger kann halt nur „offensiv“ und die Konkurrenz mit Cifci, Bakhat, Sickinger, Skarlatidis, Starke und Morabet ist hier einfach laufstärker und vielseitiger.


    Mohamed Morabet: Morabet ist der dritte Nachwuchsspieler aus dem Lauterer Oberligateam, der sich am Saisonende bei den Profis empfehlen konnte. Im Gegensatz zum etwas vielseitigeren Bakhat liegen die Fähigkeiten des flinken Frankfurters rein in der Offensive, wo er sich nicht nur mit zwei Toren bei den Profis, sondern auch in der zweiten Mannschaft mit 11 Treffern in 14 Spielen als sehr treffsicher präsentierte. Es mag erstmal überzogen klingen, aber Morabet ist „schon“ 22 Jahre alt und hätte den Sprung ins Profiteam eigentlich bereits deutlich früher schaffen müssen. Woran genau es bisher gehapert hat, ist schwer zu sagen, aber die Entscheidung des Vereins die zweite Mannschaft nun enger mit den Profis zu verzahnen ist nicht nur richtig, sondern seit Jahren überfällig.


    Simon Skarlatidis: Der Würzburger Neuzugang verpasste verletzungsbedingt die ersten vier und die letzten elf Spiele. In der Zeit dazwischen reichte es ebenfalls nicht zu einem Stammplatz. Genauso wie Manni Starke könnte der dribbelstarke und torgefährliche Waiblinger nach einer absolut enttäuschenden Saison für die neue Spielzeit ein wichtiger Mann werden. Ebenfalls wie bei Starke könnte es aber auch zu einer Trennung kommen.


    Antonio Jonjic: Der 20-jährige ist mit einem unfassbaren Antritt gesegnet, körperlich robust und spielstark. Die Saison 2019-20 hätte eigentlich seine werden sollen. Eigentlich. Aber die mitunter unorthodoxen Laufwege, mangelnde taktische Disziplin sowie überoptimistische 1-gegen-1 Situationen verhinderten, dass der Rechtsaußen sich bei Ex-Trainer Sascha Hildmann durchsetzte. Auch Boris Schommers verlor irgendwann die Geduld und sortierte ihn gemeinsam mit Janek Sternberg und Christoph Hemlein aus. Von Schommers Seiten wurde zwar mehrfach betont, die Tür sei für Jonjic noch nicht zu. Andererseits stand er auch in der Rückrunde nicht ein einziges Mal im Kader. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass im Profibereich mit dem Ludwigshafener geplant wird. Ausschließlich für die Oberliga sollte er jedoch zu teuer sein.


    Fazit: Ciftci, Bachmann und Sickinger könnten in der nächsten Saison das Korsett des Lauterer Mittelfeldes bilden, sowohl spielerisch als auch von der Mentalität her. Allerdings wären auch die „Herausforderer“ Starke, Skarlatidis und Bakhat bei voller Leistungsfähigkeit heiße Stammelfkandidaten. Nicht zu vergessen Zuck und Morabet. Von diesem spielstarken Mittelfeld könnte man für die nächste Spielzeit tatsächlich auch ansehnlichen Fußball erwarten, statt wie bisher, fast ausschließlich auf Konter oder Einzelaktionen von Florian Pick zu bauen.

    Angriff: Treffsichere Offensive - Mehr Flexibilität mit Rückkehrer Huth

    Timmy Thiele: Der gebürtige Berliner ist sehr robust, aber kein kopfballstarker Strafraumstürmer. Erst recht ist Thiele kein Knipser, sondern ein Konterstürmer, der mit dem Ball am Fuß einen unglaublichen Antritt hat. Eigentlich hatte man in seinem zweiten Jahr auf dem Betzenberg den Durchbruch von „TT9“ erwartet. Seine Quote mit 10 Toren und 4 Vorlagen in der Liga (plus je 2 Tore und Vorlagen im Pokal) ist einigermaßen ok, aber ein wenig enttäuschend war seine Saison trotzdem. Zuviele 100-prozentige Torchancen ließ er in seinen 33 Einsätzen liegen. Zuletzt schien Boris Schommers ihm auch den einen oder anderen Denkzettel zu verpassen, was sich u.a. mit sinkenden Einsatzzeiten für den Berliner äußerte. Thiele kam im Sommer 2018 als Königstransfer und dürfte ein vergleichsweise hohes Gehalt beziehen. Möglich, dass sich die Wege nach dieser Saison trennen. Wahrscheinlich hängt dies allerdings auch vom Verbleib seines Sturmkollegen Christian Kühlwetter ab.


    Christian Kühlwetter: Schnell mit dem Ball am Fuß, kein Strafraum-, sondern ein Konterstürmer. Das klingt sehr nach? Richtig. Kühlwetter und Thiele sind sich nämlich vom Spielertyp her grundsätzlich ziemlich ähnlich. Kühlwetter ist kaltschnäuziger vor dem Tor, hat aber dafür technische Defizite und steigt für Kopfbälle normalerweise gar nicht erst richtig hoch. In seiner zweiten Profisaison ist er jedoch mit 14 Treffern und 9 Vorlagen (plus zwei Tore im Pokal) der treffsicherste Lauterer Torschütze. Ein klassischer Stürmer ist er dennoch nicht, dafür bleibt er gegen tiefstehende Gegner einfach zu harmlos, benötigt zuviel Raum und hat Schwächen bei der Ballannahme und -verarbeitung.


    Da Thiele und Kühlwetter beide weder „Wandspieler“ noch Knipser sind, sollte man einen von beiden abgeben. Bei Trainer Schommers - er bezeichnete den gebürtigen Bonner des öfteren als „Mentalitätsmonster“ - scheint Kühli hoch im Kurs zu stehen. Andererseits wäre Kühlwetter einer der wenigen Spieler, die eine akzeptable Ablösesumme einbringen könnten. Der 1. FC Heidenheim war vor längerer Zeit bereits an ihm interessiert.


    Florian Pick: No Picki, no Party! An fast allen FCK-Toren war der dribbelstarke Offensiv-Freestyler beteiligt und zudem der überragende Offensivspieler bei den Roten Teufeln. Als er zwischen Winter-und Coronapause sein persönliches Leistungstief durchlief, gewann das Team kein einziges Spiel mehr. Gegenüber der vorletzten Saison hat er einen unglaublichen Leistungssprung gemacht. Es gibt keine Zweifel, dass der Wittlicher sich auch in der 2. Liga durchsetzen könnte und dies auch vorhat. Die Verhandlungen mit Heidenheim laufen. Sollten sich beide Vereine allerdings nicht einigen, könnte Pick im schlimmsten Fall zum 1. Dezember kündigen und den Verein damit ablösefrei verlassen. Mit der Verpflichtung des Meppeners Marius Kleinsorge könnte bereits ein Ersatz für den Eifeler gefunden sein.


    Lucas Röser: Laut damaligem Vorstand Martin Bader konnte der Transfer des Ludwigshafeners "auch dank der Unterstützung von Flavio Becca realisiert werden". Es hat dann rund 15 Einsätze des „Phantoms“ benötigt, um ihn zumindest rudimentär als Spielertyp beschreiben zu können: Röser ist grundsätzlich ein beweglicher Stürmer mit guter Technik und (mitunter) hohem Tempo. Was dem ehemaligen Dresdner leider völlig zu fehlen scheint sind Biss und Kampfgeist. Zu oft bricht er den Sprint ab, nimmt am Ball das Tempo heraus oder bleibt einfach vorne stehen. Oder er spielt schlichtweg dermaßen unauffällig, dass er lediglich namentlich in der Mannschaftsaufstellung auftaucht. Trotz guter Ansätze in den letzten Wochen bleibt das Gastspiel Rösers bei den Roten Teufeln wie so vieles bei den Herren Bader und Becca, ein großes Mißverständnis. Aus der zweiten Liga kommend sollte der Mittelstürmer ein Top-Verdiener im Team sein, was ebenfalls gegen eine Weiterbeschäftigung spricht.


    Andri Runar Bjarnason: Woran ließ sich erkennen, dass die Saison nach der Coronapause weiterging? Richtig: Bjarnason war „rechtzeitig“ wieder verletzt. Irgendwie hat sich der arme Kerl von einer Verletzung in die nächste geschleppt, sodass er sich kaum auf dem Platz zeigen konnte. Der Isländer scheint ein Stürmer zu sein, der vorne die Bälle festmachen und verteilen kann, aber trotz seiner 1,93 ist auch er wie alle seiner Offensivkollegen kein überdurchschnittlicher Kopfballspieler. Viele Gründe ihn zu halten konnte er bisher nicht liefern. Der Vertrag des Mittelstürmers läuft noch bis Sommer 2021, ist jedoch - wie alle Spielerverträge durch die Insolvenz - zum 01. Dezember 2020 beidseitig kündbar.


    „Neuzugang“ Elias Huth: Trotz eines Mittelfußbruchs direkt nach der Winterpause erzielte die Lauterer Leihgabe 14 Tore und 4 Assists in 31 Ligaspielen für den FSV Zwickau. Damit hatte Huth einen beachtlichen großen Anteil am Klassenerhalt des FSV. Als kopfballstarker Strafraumstürmer ist der 23-jährige genau der Angreifertyp, der dem FCK in der abgelaufenen Saison fehlte. Nach Florian Pick (seinerzeit an Magdeburg verliehen) kann er der nächste Spieler sein, der nach einer Leihe als Leistungsträger zum Betzenberg zurückkehrt.


    Neuzugang Marius Kleinsorge: Auf sechs Tore und sieben Vorlagen brachte es die Lauterer Neuverpflichtung für seinen Ex-Verein, den SV Meppen, in der abgelaufenen Saison. Der 24-jährige Rechtsaußen ist ein laufstarker und wuseliger Spieler, der im Vergleich zu Florian Pick ein wenig mehr über die Dynamik kommt, dafür technisch nicht ganz so beschlagen wie sein „Vorgänger“ ist.


    Fazit: Nicht nur durch den zu erwartenden Abgang Florian Picks wird sich das Spiel der Lauterer Offensive grundlegend ändern: Mit Elias Huth hat der FCK endlich einen echten Mittelstürmer, den man mit hohen Flanken und Standards füttern kann. Kleinsorge, Thiele, Kühlwetter und Morabet kommen in einem 4-3-3 sowohl als Außenstürmer als auch als zweiter Angreifer neben Huth oder dem ausschließlich zentral einsetzbaren Bjarnason, z.B. in einem 4-4-2-System in Frage. Durch das mittlerweile große Angebot an spielstarken Mittelfeldakteuren und den nicht gerade universell einsetzbaren Stürmern könnte Trainer Schommers neue Systeme spielen lassen. Entweder mit zwei Stürmern plus hängender Spitze (z.B. Starke, Skarlatidis oder Morabet) oder einer Dreierreihe hinter Huth. Sollten mehr als zwei Stürmer abgegeben werden, müsste auch im Angriff noch einmal personell nachgelegt werden. Grundsätzlich muss jedoch jeder Offensivspieler mehr Verantwortung übernehmen, als dies in der letzten Saison der Fall war.

    Drei Gründe, warum der FCK in der kommenden Saison stärker sein wird

    1. Neuzugänge: Kaderplaner Boris Notzon scheint die richtigen Lehren aus den Fehlern der letzten Transferperioden gezogen zu haben: Alle Neuzugänge haben Drittligaerfahrung und waren Leistungsträger in ihren alten Clubs. Mit Alexander Winkler wurde endlich ein echter Führungsspieler verpflichtet. Und mit Elias Huth kehrt nun auch einen kopfballstarker Offensivmann zurück. Neuzugang Kleinsorge könnte Pick ersetzen. Die potentielle Verpflichtung von Sebastian Mai wäre ein weiterer Kracher.
    2. Entwicklungspotential: Das Gros der Spieler ist jünger als 25 Jahre, also noch in einem entwicklungsfähigen Alter. Die Chance, in der nächsten Saison einen weiteren Schritt nach vorne zu machen ist auf jeden Fall bei jedem einzelnen der „U25-Kicker“ als „sehr hoch“ einzuschätzen. Die sportlichen Enttäuschungen der letzten Saison wie Skarlatidis oder Starke haben ebenfalls ihr Können noch nicht annähernd gezeigt. Gerade die „Alten“, also die Spieler über 25 Jahre müssen in der neuen Saison endlich mehr Verantwortung übernehmen, statt sich wie zuletzt auf jüngere Spieler (Pick, Schad und Sickinger) zu verlassen.
    3. Trainer: Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit geht der Verein mit einem Trainer in die Saison, der weder „angeschossen“ noch völlig neu im Verein ist. Als Boris Schommers im September 2019 zum Betzenberg kam, musste er mit dem Spielermaterial Vorlieb nehmen, welches da war. Anschließend sortierte er Spieler aus, holte seinen ehemaligen Jugendspieler Hikmet Ciftci zum FCK und zog Nachwuchskicker aus dem Oberligateam hoch. Mit den Neuzugängen läuft ab der kommenden Saison nun so etwas wie „seine“ Mannschaft auf.

    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kaderanalyse: Gute Anlagen, wenig Konstanz, viel Potential


    Kaderanalyse: Gute Anlagen, wenig Konstanz, viel Potential

    Abseits des Rasens kämpft der FCK im Insolvenzverfahren ums Überleben. Doch wie sieht es eigentlich sportlich aus? Wir haben den Kader ausführlich unter die Lupe genommen.


    Während die Profis des 1. FC Kaiserslautern zumindest bis zum 05. August (Trainingsstart) im Urlaub verweilen, arbeiten FCK-Cheftrainer Boris Schommers und Sportdirektor Boris Notzon währenddessen an einem schlagfertigen Kader für die kommende Spielzeit. Die Marschrichtung dabei ist klar: Leistungsträger wie Florian Pick, Christian Kühlwetter und Carlo Sickinger sollen gehalten werden. Auch sollen 2-3 weitere Führungsspieler dazu kommen, um einerseits "die Schwäche bei Standards zu beheben", und andererseits besser mit Drucksituationen umgehen zu können. Im Fokus aller sportlichen Überlegungen stehen ein Außenverteidiger, ein zentraler Defensivspieler sowie ein offensiver Mittelfeldspieler. Darüber hinaus muss der FCK seine Kadergröße reduzieren. Denn trotz der Abgänge von Jan-Ole Sievers und Lennart Grill (beide Tor), Alexander Nandzik (Abwehr), Christoph Hemlein und Gino Fechner (beide Mittelfeld) stehen derzeit 32 Spieler (inklusive der beiden Neuzugänge Winkler und Kleinsorge) unter Vertrag. Ob die bereits ausgelaufenen Verträge mit Andre Hainault und Matheo Raab verlängert werden, ist noch nicht bekannt gegeben worden.

    Kaderanalyse: Stärken, Schwächen und Potenziale

    Ob die Mannschaft von Trainer Boris Schommers wirklich aufstiegsreif ist, welche Stärken und Schwächen sie hat und welche Potenziale noch im Verborgenen liegen, all das hat Treffpunkt Betze Redakteur Wolfram Wuttke analysiert und unter die Lupe genommen. Zu Beginn stellt er jedoch fest, dass ihm bei der Aussage, man wolle "die Leistungsträger halten", regelmäßig ein Schauer über den Rücken fährt. Er hat in der abgelaufenen Spielzeit nämlich kaum Leistungsträger in den Reihen der Roten Teufel erkennen können. Paradoxerweise sieht er den Kader für die kommende Saison trotzdem auf einem sehr guten Weg.

    Tor: Spahic und jede Menge Youngster

    Lennart Grill: Nach einer alles in allem starken Saison verlässt mit Lennart Grill der letzte voll ausgebildete Ehrmann-Schützling den FCK in Richtung Leverkusen. Ihn zeichnen die klassischen Merkmale eines Absolventen von „Gerrys Flugschule“ aus: Teilweise überragende Reflexe auf der Linie, aber auch Schwächen in der Strafraumbeherrschung. Der 21-jährige war anderthalb Jahre lang ein sicherer Rückhalt für die Roten Teufel. Aber, wie fast immer in den letzten Jahren, ist die „Planstelle Tor“ längst schon wieder adäquat besetzt.


    Avdo Spahic: Nach Grills Abgang wird der 23-jährige Bosnier die neue Nummer eins im Lauterer Tor. So sicher und reaktionsschnell wie er sich in den letzten Saisonspielen präsentiert hat, scheint auch niemand im Verein an der Richtigkeit dieser Entscheidung zu zweifeln. Einen echten Konkurrenzkampf um den Platz zwischen den Pfosten scheint es jedoch erstmal nicht zu geben. Hinter Spahic lauern mit Lorenz Otto, Jonas Weyand (beide 19), Matteo Raab (21) und dem letztjährigen A-Jugend-Keeper Elija Wohlgemuth (18) gleich vier Youngster mit viel Talent, aber ohne Drittligaerfahrung. Der Vertrag des erfahreneren Jan-Ole Sievers (25) wurde kürzlich erwartungsgemäß aufgelöst.


    Wird der Verein den jungen Nachwuchskeepern zutrauen, Avdo Spahic, zur Not auch über eine längere Zeit, vertreten zu können? Oder wird noch ein „alter Hase“ vom Typ „Wolfgang Hesl“ verpflichtet?

    Abwehr: Mindestens ein neuer Abwehrchef

    Kevin Kraus: In der Saison 2018-19 war der ehemalige Heidenheimer noch die Zuverlässigkeit in Person in der Lauterer Defensive. In der abgelaufenen Spielzeit präsentierte er sich mitunter deutlich weniger souverän. Zusammen mit Hainault bildete Kraus eine verwundbare, weil äußerst sprintschwache, Innenverteidigung. An der Seite von Carlo Sickinger stabilisierten sich seine Leistungen. Nach Dominik Schad verlängerte auch Kraus kürzlich seinen Vertrag. Er könnte nächste Saison zusammen mit dem Hachinger Neuzugang Alexander Winkler das Innenverteidigerduo bilden. Im worst case könnte sich der 27-jährige aber auch auf der Bank wiederfinden, z.B. dann, wenn Sickinger wieder in die Abwehr rückt oder der Hallenser Sebastian Mai noch verpflichtet wird.


    André Hainault: In seiner zweiten Saison beim FCK wurden die Schnelligkeitsdefizite des 34-jährigen Kanadiers noch deutlicher als bereits im Jahr zuvor. Dass die Abwehr viel zu oft - meist aufgrund mangelnder Zuordnung - ins Schwimmen geriet, geht zu einem Teil auch auf seine Kappe. Vom damaligen Zweitligisten Magdeburg kommend, wurde der kopfballstarke Innenverteidiger wohl als Leader im Defensivbereich geholt und wird auch dementsprechend entlohnt worden sein. Lediglich als Back-up für die Profis und erfahrener Mann für die U23 könnte man seinen Vertrag, zu allerdings deutlich reduzierten Bezügen, eventuell noch einmal verlängern. Allerdings wäre das natürlich auch ein deutliches Zeichen für die jungen Defensivspieler wie Lukas Gottwalt, Jonas Scholz oder Kevin Klein - und zwar kein positives.


    Jonas Scholz: Am ersten Spieltag gegen Unterhaching stand der 21-jährige überraschend in der Startelf, wo er gemeinsam mit Kevin Kraus das Innenverteidigerduo bildete. Im schwachen Spiel einer nervösen Lauterer Mannschaft war ausgerechnet er es, der durch einen kapitalen Schnitzer den Hachinger Ausgleich ermöglichte. Anschließend musste Scholz 33 Spieltage lang warten, ehe er wieder einen Kurzeinsatz beim Auswärtsspiel in Rostock bekam. Zum Saisonende hin konnte er sich dann gleich mehrfach als zuverlässiger Linksverteidiger präsentieren, was Trainer Boris Schommers für die kommende Saison eine weitere Alternative offeriert. In seinem dritten Jahr beim FCK könnte Scholz nun der dauerhafte Sprung in den Profikader gelingen.


    Lukas Gottwalt: Was für ein Seuchenjahr musste der 22-jährige erleben! In der vorangegangen Spielzeit noch so etwas wie der Senkrechstarter, begann die Saison 2019-20 für den Innenverteidiger bereits in der Vorbereitung mit einer Verletzung (Knochenödem). Anschließend durfte er nur dreimal über 90 Minuten ran (+120 Pokalminuten gegen Nürnberg), danach war er auch sportlich eher außen vor. Damit leider nicht genug: In der Vorbereitungsphase nach der Coronapause zog sich der Frankfurter einen Verrenkungsbruch des Sprunggelenks zu, was nicht nur die abgelaufene Saison für ihn beendete, sondern auch im Hinblick auf die neue Serie nicht gut aussieht.


    Sollte Sebastian Mai noch für die Innenverteidigung verpflichtet werden, wird der 1,93 Meter große Riese in der kommenden Saison kaum eine Chance auf regelmäßige Einsatzzeiten haben. Eine Leihe zu einem Dritt-oder Regionalligisten würde hier für alle Seiten Sinn machen. Der Zeitpunkt hierfür hängt in erster Linie mit seinem Heilungsverlauf zusammen.


    Dominik Schad: Im Kader der Roten Teufel war Dominik Schad in der abgelaufenen Saison der mit Abstand konstanteste Spieler. Immer zweikampfstark und stets mit hohem Laufpensum. Über seine rechte Abwehrseite ließ er wenig zu und suchte nach Ballgewinnen immer wieder den direkten Weg in die gegnerische Hälfte. Hut ab, dass FCK-Vorstand Soeren-Oliver Voigt den Vertrag mit dem 23-jährigen Leistungsträger ausgerechnet inmitten der Insolvenz verlängern konnte!


    Philipp Hercher: Nicht ganz so konstant wie Dominik Schad auf der rechten Seite, aber durchweg solide präsentierte sich der von der SG Sonnenhof Großaspach gekommene Linksverteidiger. Ab der nächsten Saison wird sein Job auch wieder etwas dankbarer: Mit Elias Huth wird sich endlich ein potentieller Abnehmer für hohe Flanken im gegnerischen Strafraum wiederfinden. Nirgendwo ist der Kader aktuell so zuverlässig aufgestellt wie auf den beiden Außenverteidigerpositionen. Es mangelt lediglich an Back-Ups. Jonas Scholz präsentierte sich zuletzt als brauchbare Option für die linke Seite, sollte Hercher selbst ausfallen oder den Kollegen Schad auf der rechten Seite vertreten müssen.


    Alexander Nandzik: Als Außenverteidiger für beide Seiten vertrat die Regensburger Leihgabe die beiden vorher genannten Außenbahnspieler ab der Winterpause. Weniger technisch beschlagen als Hercher, dafür mit mehr Körpereinsatz und Dynamik konnte er zunächst teilweise überzeugen, machte aber gegen Ende der Spielzeit gleich mehrere schwache Spiele. Die Kaufoption wurde seitens des FCK nicht gezogen und Nandzik wird den Verein wieder verlassen. Der ideale Nachfolger könnte ebenfalls auf beiden Seiten spielen. Vielleicht wird die neue Planstelle auch intern besetzt, etwa mit Jonas Scholz und Luca Jensen.


    Neuzugänge: Mit Alexander Winkler (28 Jahre alt, 1,90 Meter groß) von der SpVgg Unterhaching wurde für die neue Saison ein Abwehrchef für die Innenverteidigung verpflichtet, der bisher schmerzlich vermisst wurde. Der Hüne ist im besten Fußballeralter, hat reichlich Drittligaerfahrung und war sogar Mannschaftskapitän seines ehemaligenTeams.


    Gerüchten zufolge bemüht sich der FCK gerade auch um Sebastian Mai, der seinen Vertrag in Halle nicht verlängert hat. Die oben aufgeführten Attribute bzgl. Erfahrung, Körpergröße und Führungsqualität treffen allesamt auch auf den 26-jährigen Mai zu. Allerdings werden ihm auch Kontakte in seine Heimatstadt Dresden nachgesagt.


    Fazit: Mit Kevin Kraus und dem neuen Abwehrchef Alexander Winkler stehen aktuell zwei erfahrene und klassische Innenverteidiger zur Verfügung. Schad und Hercher sind auf den Außenpositionen ohnehin gesetzt, und mit Avdo Spahic steht ein sicherer Rückhalt im Tor. Scholz wäre ein Back-Up für die linke Seite oder die Zentrale. Mit Allzweckwaffe Carlo Sickinger und Lukas Gottwalt in der Hinterhand wäre die Defensive deutlich stärker als in der Vorsaison. Einzig ein rechter Außenverteidiger fehlt den Lautrern noch. Hier könnte der Verein durchaus auf einen Nachwuchsspieler setzen. Die Rückkehr von Josè Matuwila scheint aktuell eher ausgeschlossen. Mit einem möglichen Transfer von Sebastian Mai würde der FCK nochmals ein dickes Ausrufezeichen für die Defensive setzen.

    Defensives Mittelfeld: Mehr Stabilität in den Reihen des FCK?

    Hikmet Ciftci: Der Start des Winterpausenneuzugangs aus Aue hätte mit zwei Kurzeinsätzen und einer anschließenden Rotsperre kaum schlechter laufen können. Ab dem Derby in Mannheim entwickelte sich Ciftci dann aber zu einer festen Größe im Team und innerhalb der Startelf. Der in Neuss geborene Deutsch-Türke präsentierte sich sehr ballsicher und offensiv wie defensiv zweikampfstark. Seine Stärken kann dabei im zentralen Mittelfeld sowohl auf der Sechs als auch auf der Acht ausspielen. Gegen Saisonende kam der 22-jährige immer besser ins Spiel und fungierte dabei als Hauptanspielstation in der Zentrale. Zumeist war er schon knapp vor der eigenen Abwehrreihe für den Spielaufbau zuständig. Für die neue Saison sollte er ein Eckpfeiler für das Lauterer Spiel werden.


    Anas Bakhat: Erst gegen Ende der Saison kam er zu seinen ersten Einsätzen und spielte sich prompt in die Startelf. In einer fast durchweg enttäuschenden Saison ist der Mittelfeldmann die positivste Entdeckung der gesamten Spielzeit. Schnell, dribbelstark und bissig in der Defensive bietet sich der 20-jährige für beinahe jede Mittelfeldposition an. Der vielseitige Youngster ist für die neue Saison ein Stammelfkandidat im Mittelfeld.


    Carlo Sickinger: Seine Berufung zum Mannschaftskapitän kam für alle - ihn selber eingeschlossen - völlig überraschend. Der 22-jährige, eigentlich ein eher ruhiger Vertreter, bekam die Kapitänsbinde wohl weniger wegen herausragender Führungsqualitäten, sondern eher, weil es im Kader 2019-20 schlichtweg keine Führungsspieler gab.


    Seine Leistungen im Mittelfeld waren überwiegend gut, wenn auch etwas schwankend. Als Innenverteidiger gab er der wackligen Abwehr mit seiner Schnelligkeit, Technik und starken Spieleröffnung allerdings fast immer den nötigen Halt. Möglich, dass der Karlsruher sich ohne die Last der Binde, idealerweise an der Seite eines erfahrenen Leaders, noch ein stückweit besser entwickelt hätte. Sollten in der kommenden Saison auch andere Spieler Verantwortung übernehmen, könnte Sickinger einen weiteren Sprung machen. Dank seiner Vielseitigkeit ist die Frage nicht „ob“ sondern „wo“ er nächste Saison spielen wird, und zwar sowohl auf die Position als auch auf den Verein bezogen. Es soll höherklassige Clubs geben, die sich seine Dienste sichern wollen.


    Janik Bachmann: Gemeinsam mit Skarlatidis kam „Jay“ Bachmann im Sommer 2019 aus Würzburg zum Betzenberg und stand hier von Anfang an in der Startelf. Als robuster Balleroberer mit solidem Passspiel hatte er auf der Sechserposition lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal, über weite Teile spielte er eine ordentliche Saison. Gegen Saisonende tauchten mit Ciftci und Bakhat gleich zwei mögliche Konkurrenten für die neue Spielzeit auf. Beide sind dem 1,96 Mmeter großen Hünen zwar körperlich unterlegen, zeigen sich jedoch deutlich beweglicher und mit besseren Offensivqualitäten. Allerdings ist der 24-jährige Mittelfeldabräumer ein harter Knochen und wird seinen Platz im Team zu verteidigen wissen. „'Nen miese Bauchplatscher“ wird auch die nächste Saison nicht für ihn werden.


    Theodor Bergmann: Er ist technisch stark und wahrscheinlich der beste Freistoßschütze im Kader der Roten Teufel. Dennoch schaffte der ehemalige Erfurter in seinem ersten Jahr am Betze nicht den erhofften Durchbruch. Entgegen aller Erwartungen verlief seine zweite Saison sogar noch weitaus enttäuschender. Unverständlich, dass ein Spieler mit seinen Fähigkeiten sich in einem durchschnittlichen Drittligateam nicht durchzusetzen vermochte und in der Liga lediglich auf 83 Spielminuten kam. Obwohl Bergmanns Vertrag noch ein Jahr läuft, stehen die Zeichen hier auf eine vorzeitige Trennung.


    Gino Fechner: Defensives Mittelfeld, Innenverteider, Außenverteider – grundsätzlich kann der vielseitige Bochumer jede Position im Defensivbereich spielen. Trotzdem hat es in seinen drei Vertragsjahren am Betzenberg auch unter verschiedensten Trainertypen nie für einen Stammplatz gereicht. Sein Vertrag ist gerade ausgelaufen, Gino Fechner hat den FCK bereits verlassen. Schade, hier wäre für beide Seiten mehr drin gewesen.


    Das war der erste Teil unserer sommerlichen Kaderanalyse. Am morgigen Dienstag erscheint der zweite Teil. Darin blickt Wolfram Wuttke auf das offensive Mittelfeld und die torhungrige Sturmreihe. Und er bennent drei Gründe, warum der FCK in der kommenden Spielzeit deutlich stärker sein wird.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Die Roten Teufel duseln sich aus dem Tabellenkeller


    Kommentar: Die Roten Teufel duseln sich aus dem Tabellenkeller

    Der FCK hat noch 8 Spiele vor der Brust, steckt derzeit im Tabellenmittelfeld fest und holte zuletzt trotz schwacher Leistung 7 von 9 Punkten. Eine Analyse des Ist-Stands.


    Herausragende sieben Punkte holt der FCK in drei - ausnahmslos schlechten - Spielen nach der Coronapause. Punktemäßig stehen die Roten Teufel nun näher am Relegationsplatz als an den Abstiegsrängen. Leistungsmäßig gibt es allerdings nicht den geringsten Grund in der Tabelle nach oben zu schielen.


    Der FC Carl Zeiss Jena ist nicht nur abgeschlagener Tabellenletzter, sondern derzeit eine „heimatlose“ Mannschaft, die vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs kein einziges Mannschaftstraining absolvieren konnte. Sie ist permanent auf Achse um von Auswärtsspiel zu Auswärtsspiel zu reisen, da in der Thüringer Heimat nicht gespielt werden darf. Daher wurde das „Heimspiel“ gegen den FCK auf den Betzenberg verlegt. Nach dominantem ersten Durchgang „gelingt“ es lethargischen Lauterern, die - in der ersten Halbzeit mausetoten - Thüringer im zweiten Durchgang wieder zum Leben zu erwecken und den sicher geglaubten Sieg beinahe noch zu verspielen. In jeder Mannschaft gibt es normalerweise zumindest einen oder zwei Führungsspieler, die in solchen Situationen die Truppe lautstark wieder in die Spur bringen. Leider existiert dieser Spielertypus im aktuellen FCK-Kader nicht. Es bleibt ruhig auf dem Platz. Mit dem glücklichen Sieg gegen Jena und dem noch glücklicheren Unentschieden gegen 1860 München duselt sich der FCK weiter aus dem Tabellenkeller heraus.

    Mangelnde Laufbereitschaft oder fehlende Kondition?

    Schon im Spiel gegen überlegene Münchner Löwen fällt auf, dass kaum einmal über mehrere Stationen kombiniert wird. Das Mittelfeld kann keinerlei Akzente setzen. Ob gegen 1860 München (mit Zuck, Bachmann und Sickinger) oder gegen Jena (mit Zuck, Bakhat und Ciftci). Und das liegt sicher nicht an den fußballerischen Fähigkeiten der Akteure. Nein, der ballführende Spieler sieht sich einfach stets einer Überzahl an Gegenspielern ausgesetzt und findet kaum Anspielstationen. Zwei Beispiele aus dem Spiel vom Mittwoch:


    1. Außenverteidiger Philipp Hercher setzt sich gegen 1860 auf dem linken Flügel durch und könnte bzw. müsste von der Torauslinie nach innen flanken. Da niemand mitgelaufen ist muss er abbrechen und verliert schließlich gegen zwei Gegenspieler den Ball.


    2. Es sieht schon beinahe arrogant aus, wie Hikmet Ciftci seinen Münchner Gegenspieler nahe der Mittellinie kurz ausspielt um direkt noch ein Pirouette um den gleichen Mann zu drehen und ihn schließlich noch ein drittes Mal aussteigen zu lassen. Ohne jeden Raumgewinn versteht sich. Letztlich kann man ihm keinen Vorwurf machen, da sich einfach kein Mitspieler anbietet.


    Ob die Mannschaft nicht fit genug ist oder ihr einfach die Bereitschaft zu laufintensivem Spiel fehlt, ist schwer zu sagen. Fußball „spielen“ und, den Gegner dominieren kann sie so jedenfalls nicht, trotz mehrerer technisch begabter Spieler. Sie kann derzeit maximal auf Konter spielen oder auf Florian Pick hoffen, der zwar seit dem 18. Spieltag nicht mehr selbst getroffen hat, aber alle vier Tore nach der Coronapause vorbereitet hat.

    Königstransfer Alexander Winkler könnte die Abwehr stabilisieren

    Konnte 1860 die Schnelligkeitsdefizite der Lauterer Innenverteidigung noch eiskalt zum Ausgleichstor nutzen, so stellt Trainer Boris Schommers gegen Jena Carlo Sickinger nach längerer Zeit noch einmal in die Abwehrzentrale. Der 22-jährige Kapitän ist nicht nur deutlich schneller als Kraus und Hainault, sondern verfügt auch über ein deutlich besseres Aufbauspiel, was dem FCK-Spiel sichtbar gut tut. Für die neue Saison ist die Verpflichtung von Unterhachings Mannschaftskapitän Alexander Winkler für die Abwehrzentrale so etwas wie ein Königstransfer. Die auslaufenden Verträge von Kevin Kraus und André Hainault dürften zumindest nicht beide verlängert werden. Zudem sollte nach aktuellem Stand Joe Matuwila zum Betzenberg zurückkehren.


    Konstanz trotz Personalwechsel gab es in der Defensive zuletzt lediglich im Tor, wo sowohl Lennart Grill (Jena) als auch Avdo Spahic (1860) hervorragende Leistungen zeigten.

    Was bringt der Rest der Saison noch?

    Wenn die englischen Wochen ein Gutes haben, dann, dass nun sämtliche fitten Spieler aus dem Kader ihre Einsatzchance erhalten: Anis Bakhat, Hikmet Ciftci und Alexander Nandzik durften gegen Jena von Beginn an ran. Avdo Spahic konnte zeigen, warum er nächste Saison die neue Nummer eins wird. Und zuletzt bekam sogar Theodor Bergmann wieder etwas Einsatzzeit. Lediglich Simon Skarlatidis und Andri Runar Bjarnason laborieren noch an Verletzungen, sollten jedoch auch bald wieder zur Verfügung stehen.


    Unverbesserliche Optimisten im FCK-Anhang haben bereits den Kicker-Tabellenrechner bemüht, um zu kalkulieren wann genau die Roten Teufel den Relegationsplatz erreichen um sich dann mit dem KSC zu messen. Sofern man von den letzten drei Partien mehr als nur das nackte Ergebnis gesehen hat, hofft man dagegen lediglich darauf, den Klassenerhalt möglichst schnell zu sichern. Mehr dürfte mit diesem Kader leider nicht drin sein - so inkonstant die komplette Liga auch sein mag. Anschließend könnten endlich die Planungen für die neue Saison beginnen. Je früher desto besser.

    Die FCK-Sanierung in der entscheidenden Phase

    Vor den sportlichen Planungen steht allerdings noch ein „kleines“ Hindernis: Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 20 Mio. Euro. Dirk Eichelbaum, Fachanwalt für Insolvenzrecht steht dem Verein - so wurde im Laufe der vergangenen Woche bekannt - als Generalbevollmächtigter zur Verfügung und wird in dieser Funktion eng mit FCK-Geschäftsführer Soeren-Oliver Voigt zusammenarbeiten. Da ein Teil der Außenstände Ende Juni fällig wird, gehen die Gespräche mit Gläubigern und möglichen Investoren nun in die entscheidende Phase. Mögliche Ergebnisse können die Insolvenz des 1. FCK, eine (vorläufige) Rettung durch den Einstieg neuer Investoren oder auch ein Schuldenschnitt sein. Letzterer könnte den Gläubigern z.B. eine Umwandlung ihrer Forderungen in Vereinsanteile ermöglichen.

    Geistertickets: Eine gute, aber halbherzige Aktion

    Drei Tage vor dem Heimspiel gegen 1860 veröffentlichte der Verein eine knappe Meldung zur Geisterticket-Aktion, unterlegt mit einem Video, welches allerdings keinerlei direkten Bezug zu Geistertickets erkennen ließ. Letztlich wurden auf diese Weise immerhin 6.500 Tickets verkauft. Für die kommenden Aktionen hier noch ein paar ergänzende Hinweise und Ideen:

    • Eine solche Aktion braucht ein wenig mehr als drei nur Tage Vorlaufzeit
    • Sie könnte mit einem FCK-Angestellten oder Spieler und mit Hilfe einer direkten Ansprache per Video zusätzlich beworben werden
    • Neben Paypal sollte es auch die Möglichkeit der Kreditkartenzahlung geben
    • Angeboten werden sollte ein hochpreisiges "VIP-Ticket" für diejenigen, die den Verein zusätzlich unterstützen wollen
    • Eine Geisterticket-Dauerkarte: Damit könnten sich FCK-Anhänger für alle verbliebenen Heimspiele mit Geistertickets ausstatten. Einmal bezahlt, alles drin.

    Doch damit nicht genug: Das mit Abstand schlimmste Versäumnis dieser Aktion ist jedoch, dass es weder Geister-Weißweinschorle noch eine Geister-Pferdefrikadelle zu erwerben gab. Vollkommen unverzeihlich.


    Und bevor die Roten Teufel am kommenden Mittwoch (Anstoß: 20:30 Uhr) auf den Tabellenführer aus Duisburg treffen, gilt es nun, sich hier im Ticketshop des FCK noch schnell einen virtuellen Steh-oder Sitzplatz für das Match zu sichern.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Bild: Michael Schmitt

    Ich bring das mal kurz zurück auf den Punkt „zufrieden sein“.


    Mit den Ergebnissen der letzten beiden Spiele? Definitiv ja

    Mit den gebotenen Leistungen der letzten beiden Spiele? Wer da ja sagt, wäre besser nie Profi geworden. Niemals kann man damit zufrieden sein!

    Da hast Du Recht. Aber was man als Trainer oder Spieler intern bzw. nach außen sagt, sind oft zwei Paar Schuhe. Dass Avdo Spahic mit seiner Leistung beim Debüt zufrieden war, kann wohl jeder nachvollziehen. Und dann kann er sich ja schlecht hinstellen und sagen "Ich fand mich selber top, aber Mittelfeld und Sturm waren grottig" :)

    Was ist jetzt die bessere Haltung?

    Permanent zufrieden sein und alles schönreden? Das interpretiere ich dann so: Wie gut dass wir wenigstens für ein weiteres Jahr die dritte Liga halten!

    Permanent mit dem, was uns seit Jahrzehnten geboten wird, unzufrieden zu sein? Das erzeugt inneren Druck und Unmut und möglicherweise Magengeschwüre. Man könnte auch seine eigene Haltung reflektieren und trotz Missmut dennoch zufrieden sein. Dann würde man sich selbst anlügen. Deshalb bin ich für Klartext reden und seinen Unmut uneingeschränkt zu äußern! Das bringt zwar keine Punkte - aber staut auch keinen Druck an!

    Wer mit dem, was gegen Magdeburg und 1860 geboten wurde zufrieden ist, hat meines Erachtens keine Ansprüche.

    Ich möchte betonen, dass ich keine CL-Wünsche habe, aber ich möchte schon attraktivere Spiele sehen und auch Auswechslungen, wenn man selbst als Laie erkennt, dass einige auf dem Platz nicht einmal Drittliga-Niveau haben.

    Ich habe hier keinen Beitrag gelesen, der die Leistung gut fand und die Situation schönredet. Mit den beiden Leistungen sollte kein Lauterer zufrieden sein.

    Man muss allerdings sehr froh sein, dass die Mannschaft die 4 Punkte geholt hat, sonst wären wir jetzt knietief im Abstiegskampf.


    Du hast natürlich Recht, dass der Anspruch viel höher sein sollte, aber mehr als Klassenerhalt geht diese Saison leider nicht. Für die nächste Saison wird der Kader hoffentlich etwas anders aussehen. Ein Vorteil könnte sein, wenn wir rechtzeitig den Klassenerhalt sichern und planen können.

    Sorry, habe nach diesem Titel nicht weiter gelesen. Was soll man davon halten? Zufrieden mit einem Punkt den man auch nur wegen massig Glück bekommen hat? Da hätte ich als Profi aber andere Ansprüche an mein Team!

    Nach dem Spielverlauf müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein, weil 1860 einfach besser war. Ich hätte auch höhere Ansprüche, aber wir können scheinbar nur kontern. Nach einem Rückstand wären wir wohl nicht zurückgekommen. Insofern sind 4 Punkte, jeweils gegen überlegene Gegner schon top.

    Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Eine Woche der guten Nachrichten


    Kommentar: Eine Woche der guten Nachrichten

    Der 1. FC Kaiserslautern hat eine Woche voller positiver Nachrichten hinter sich. Damit lässt sich auch mal ein schlechtes Spiel vor Geisterkulisse ertragen.


    Zu Beginn der Woche teilte der DFB mit, dass - nach dem Saisonabbruch im Jugendfußball - die U17 des FCK in die höchste Spielklasse, die Bundesliga Südwest aufsteigt. Dort spielt bereits die U19, deren Klassenerhalt nun auch bestätigt wurde. Das sind richtig gute Nachrichten für den 1. FCK, der in Zukunft mehr denn je auf den eigenen Nachwuchs angewiesen ist. Kaum ein Drittligist kann auf einen solchen Unterbau verweisen.


    Die weiteren Positivmeldungen lieferte die Mannschaft. Zunächst erklärte sie sich geschlossen bereit, auf Teile Ihres Gehaltes zu verzichten, um damit zur finanziellen Rettung des Vereins beizutragen. Anschließend leistete das Team von Boris Schommers mit drei Punkten in Magdeburg einen wertvollen Beitrag zur sportlichen Rettung. Mehr kann man als Lauterer in einer Woche wohl nicht von seinem Club verlangen. Auch wenn die sportliche Leistung beim Auswärtssieg in Magdeburg noch sehr viel zu wünschen übrig ließ.

    Drohende Insolvenz? Wohl erstmal nicht

    Während andere Vereine das Thema „Gehaltsverzicht“ schon im März diskutieren, wartet man in der Pfalz erst einmal ab. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Merk hält sich im SWR-Podcast „Nur der FCK“ sehr bedeckt auf die Frage, ob Rettungsaktionen wie Geistertickets oder Mottoshirts geplant seien, deren Verkauf dem Verein zugugte kommen könnte. "Man werde erst einmal abwarten", gab er geheimnisvoll zu Protokoll. Der Hintergrund des zögerlichen Verhaltens ist wohl die zu diesem Zeitpunkt akut drohende Insolvenz des Vereins, die aktuell zumindest kurzfristig kein Thema mehr zu sein scheint. Darauf deuten neben dem Gehaltsverzicht auch die erfolgten Zinszahlungen von Kapilendo an die Zeichner der FCK-Anleihe II hin. Natürlich ist die finanzielle Lage des Clubs weiterhin prekär und eine neue Saison wird ohne neue Investoren, Sponsoren und die Hilfe der Fans sicher nicht zu finanzieren sein. Ein positiver Schritt in die richtige Richtung ist diese Woche aber allemal geglückt.

    Fußball kann ungerecht sein - zum Glück!

    Das Spiel vom Samstag ist schnell erzählt: André Hainault versenkt bereits nach fünf Spielminuten einen butterweichen Pick-Eckball mustergültig zur Führung der Roten Teufel im Magdeburger Tor. Lauterer Torchancen aus dem Spiel heraus gibt es anschließend noch genau drei, darunter ein überaus optimistischer Fallrückzieher von Thiele. Es ist ein Ball der mit 98%-iger Sicherheit auf die Tribüne fliegt und lediglich eine 2%-ige Chance besitzt, den Weg ins Tornetz zu finden, um später mit der Medaille für das Tor des Monats belohnt zu werden. In Thieles Fall siegt die Wahrscheinlichkeit und es bleibt beim 0:1. Erst in der 88. Spielminute bekommen die Männer in rot die nächste Torgelegenheit: Bei einem Konter wird Rösers Schuss kurz vor der Linie von einem Feldspieler zur Ecke geblockt. Aus dem darauffolgenden Lauterer Eckball ensteht jedoch nicht etwa eine Tormöglichkeit. Nein, sie landet über drei Stationen am Fuß von Torwart Lennart Grill - bezeichnend für die vollkommen uninspirierte Lauterer Offensive.


    Magdeburg hat deutlich mehr Spielanteile, gefühlte 20 Ecken mehr, bestimmt das Spiel und hat unter anderem mit einem Elfmeter sogar die besseren Torgelegenheiten. Der FCM hätte den Sieg durchaus verdient gehabt. Der FCK hat in der Defensive seine Mühen und findet nach vorne schlichtweg nicht statt. Spielerisch ist absolut nichts zu erkennen.

    Grill hält "nur" den Sieg fest

    Rechtsverteidiger Dominik Schad ist der einzige Feldspieler auf Lauterer Seite mit einer soliden Leistung. Der Matchwinner jedoch ist Torwart Lennart Grill. Zunächst fällt allerdings auf, dass er ungewöhnlich viele Bälle „auf Nummer sicher“ wegfaustet, obwohl er sie eigentlich auch fangen könnte. Normalerweise ist das ein Zeichen von Unsicherheit, was nach der langen Pause ohne Testspiele auch nicht wirklich überraschen würde. Auch in der 69. Spielminute kann er nur abwehren: Zunächst Gjasulas Elfmeter, anschließend dessen Nachschuss. Damit hält der beste Lauterer am Samstagnachmittag, der am Ende der Saison nach Leverkusen wechselt, zwar nicht den Ball, aber den Sieg fest.


    Wir könnten an dieser Stelle auf altbekannte Mängel wie die fehlende Hierarchie in der Mannschaft, die nicht sichtbare Spielidee, die Kopfballschwäche nahezu aller Spieler außer Hainault und Kraus eingehen. Aber wir wollen einfach nur die Spieltagsergebnisse genießen und nach vorne schauen. Neben dem Dreier im Sechs-Punkte-Spiel gegen Magdeburg sind auch die Niederlage von Viktoria Köln und das Unentschieden von Zwickau positive Resultate im Lauterer Abstiegskampf. Bei ungünstigem Verlauf hätte der FCK den Spieltag sogar auf einem Abstiegsrang beendet. Aktuell sind es nun vier Punkte Distanz zu Platz 17. Am kommenden Mittwoch gastiert bereits 1860 München auf dem leeren Betzenberg. Am darauffolgenden Samstag findet dann die Auswärtspartie gegen (aber wohl nicht in) Jena statt.

    Rotieren bitte!

    In den kommenden fünf - allesamt englischen Wochen - bestreiten die Lauterer sage und schreibe zehn Partien. Das bedeutet: Maximal drei Tage Pause zwischen den Spielen, dazu ein bis zwei Auswärtsreisen pro Woche und keine Zeit zur Regeneration. Um die Belastung zu steuern wird auch Trainer Schommers ordentlich rotieren lassen. Dank des großen und relativ ausgeglichenen Kaders sollte das kein Nachteil für die Lauterer sein. Wer das Spiel gegen Magdeburg gesehen hat, wird die Rotation geradezu herbeisehnen.


    Wenn Christian Kühlwetter und Timmy Thiele gleichzeitig vorne spielen, steht weder ein echter zentraler Stürmer auf dem Platz noch kann ein Kombinationsspiel aufgezogen werden. Hierfür fehlen vor allem Kühlwetter einfach die technischen Basics. Damit hängt offensiv absolut alles an Florian Pick. Gleichzeitig lässt sich die Lauterer Offensive dadurch sehr leicht ausrechnen und ausschalten, wie z.B. am Samstag in Magdeburg. Daher ist zu hoffen, dass spielstärkere Spieler wie Anis Bakhat, Manfred Starke und Simon Skarlatidis gegen 1860 den Weg in die Startelf finden werden. Auch Hikmet Cifci ist ein Spieler, der grundsätzlich mit dem Ball überdurchschnittlich gut umgehen kann. Gegen Magdeburg spielt er eine merkwürdige Rolle des Spielgestalters, der seine Bällle in der eigenen Abwehr holt. Damit fehlt er jedoch zumeist selber als Anspielstation im Mittelfeld, in dem es lediglich Carlo Sickinger ab und an gelingt, Struktur ins Spiel zu bringen. Auch Gino Fechner könnte für das Team noch sehr nützlich werden. Der Defensivallrounder, am Samstag noch für Dominik Schad als rechter Verteidiger eingewechselt, kann auch im defensiven Mittelfeld spielen oder die beiden Innenverteidiger Kraus und Hainault ersetzen. Hier fällt Lukas Gottwalt als mögliche Alternative für den Rest der Saison wegen einer Sprunggelenksfraktur definitiv aus.


    Schon am Mittwoch geht es im Duell gegen 1860 München weiter. Wird es eine weitere Woche der guten Nachrichten geben?


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Der Fußball in der Corona-Krise: Ein Modell zur Fortführung


    Der Fußball in der Corona-Krise: Ein Modell zur Fortführung

    Heute kehren die Roten Teufel nach fünf Wochen zurück in den Trainingsbetrieb. Doch wie geht es eigentlich in Sachen "Saisonfortführung" weiter? Eine Modellbeschreibung.


    Saisonabbruch und Aufstockung der Ligen: Ein simples Modell für die neue Saison im deutschen Profifussball


    Nach Informationen des Kicker-Magazins macht beim DFB momentan die Idee einer zweigleisigen dritten Liga für die neue Saison die Runde. Dabei würde der Vorschlag durchaus zum Deutschen Fußball Bund passen: Statt ein Problem zu lösen, schafft man einfach ein zusätzliches. Unser Autor Wolfram Wuttke sieht die Thematik hingegen wesentlich einfacher und verweist auf ein Modell für die ersten drei Ligen, welches keinen Verein sportlich benachteiligt und nebenbei sogar den Regionalligisten endlich direkte Aufsteiger ermöglicht.

    Grundannahmen für die aktuelle und kommende Saison

    Die aktuelle Saison wird abgebrochen. Dabei soll möglichst kein Verein durch Abstieg benachteiligt werden. Die jetzigen Tabellenstände gelten als Abschlusstabellen. Die ersten drei Ligen werden allesamt aufgestockt, jede spielt weiterhin mit einer geraden Anzahl an Klubs. Die zusätzlich benötigten Spieltermine werden durch Verkürzung bzw. Abschaffung der Winterpause aufgefangen. Die Aufstockung der Ligen wäre keine Übergangslösung, sondern sollte zukünftig genauso beibehalten werden. Zusammengefasst könnte die Aufteilung für die aktuelle und kommende Saison wie folgt aussehen:


    Aktuelle Saison:

    • Bundesliga: Kein Absteiger, zwei Aufsteiger aus der zweiten Liga
    • Zweite Liga: Kein Absteiger, vier Aufsteiger aus der dritten Liga, zwei Aufsteiger in die Bundesliga
    • Dritte Liga: Kein (ggf. ein, dazu später mehr) Absteiger, sechs bzw. fünf) Aufsteiger aus den Regionalligen, vier Aufsteiger in die zweite Liga
    • Regionalligen: Je ein direkter Aufsteiger (+ ein weiteres Team)

    Ab Saison 2020-21:

    • Bundesliga: 20 Vereine (3 direkte Absteiger)
    • Zweite Liga: 20 Vereine (3 direkte Aufsteiger, 3 direkte Absteiger)
    • Dritte Liga: 24 (22) Vereine (3 direkte Auf- und 5 direkte Absteiger)
    • Regionalligen: Je ein direkter Aufsteiger

    Folgen und Auswirkungen für die einzelnen Ligen

    Bundesliga: Aufstockung auf 20 Vereine

    Es gibt keinen Absteiger und die beiden Tabellenersten der zweiten Liga, der VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld steigen in die erste Liga auf. Meisterschaft und internationale Plätze werden gemäß der aktuellen (eingefrorenen) Tabelle vergeben.


    In die kommende Saison startet die Bundesliga mit 20 Teams, genauso wie es die anderen europäischen Topligen in England, Spanien, Frankreich und Italien ohnehin schon längst tun. Mit Blick auf den Terminkalender kann eine Verkürzung bzw. eine Abschaffung der Winterpause neuen Raum für Spieltermine schaffen. Die Winterpause ist ohnehin ein Relikt aus einer Zeit, als es im Dezember noch heftig zu schneien pflegte und Spiele witterungsbedingt ausfallen mussten. Dank Klimawandel, Rasenheizungen und nahezu komplett überdachten Tribünen sollte es im Dezember und Januar ohnehin nicht mehr zu Spielabsagen kommen. Englische Wochen könnten für weitere Entzerrung sorgen. Durch die Wiederabschaffung der Montagsspiele hätte man auch Termine am Dienstag und Mittwoch frei. Dies dürfte auch im Sinne der TV-Sender sein, die nun ohnehin mehr Spiele zu übertragen hätten.


    Zweite Liga: Aufstockung auf 20 Vereine

    Auch in der zweiten Liga sollte es in dieser Saison keinen Absteiger geben. Lediglich Stuttgart und Bielefeld verlassen die Liga Richtung Oberhaus, dafür kommen vier Aufsteiger aus der 3. Liga dazu. Das klingt zunächst einmal unverhältnismäßig viel, macht aber, spätestens mit Blick auf die 3. Liga und vor allem auf die Regionalligen, Sinn.


    In der nächsten Saison steigen dann drei Teams direkt auf und drei Teams direkt ab. Relegationspiele für den Tabellendritten bzw. -achtzehnten wären ebenfalls möglich. Auch hier der internationale Vergleich: Das Unterhaus in Frankreich und Italien beherbergt jeweils 20 Klubs, in Spanien sind es 22 und in England gar 24.


    Dritte Liga: Mehr Teams, mehr Spiele, mehr Zuschauereinnahmen

    In dieser Saison gibt es auch in der 3. Liga keine Absteiger sowie vier Aufsteiger in die 2. Liga. Somit wären der MSV Duisburg, der SV Waldhof, die SpVgg Unterhaching und der SV Meppen zweitklassig. Aus der Regionalliga steigen sechs Teams auf. Damit wäre die Anzahl der Drittligisten gerade (24) und erstmals könnte aus jeder Regionalliga der Meister direkt aufsteigen.


    In die nächste Saison geht die 3. Liga dann mit 24 Teams, von denen drei auf- und fünf absteigen. Damit wäre gewährleistet, dass weiterhin alle Regionalliga-Meister direkt aufsteigen.


    Alternative: Lässt man Jena als Tabellenletzen absteigen und fünf statt sechs Vereine aufsteigen, hätte man in der nächsten Saison 22 (statt 24) Mannschaften in der 3. Liga. Die Anzahl der Auf- und Absteiger (drei bzw. fünf) bliebe bestehen. Einerseits wäre die Lösung, Jena als einziges Team im deutschen Profifußball absteigen zu lassen sehr hart gegenüber den Thüringern. Andererseits sind sie aber auch die einzigen, die ohnehin nur noch rechnerische Chancen auf den Klassenerhalt gehabt hätten.


    Bei sechs (bzw. vier) zusätzlichen Spielen benötigt gerade die 3. Liga zusätzliche Spieltermine. Neben der bisherigen Winterpause bieten auch Länderspielwochenenden, englische Wochen, ein früherer Saisonstart oder ein späteres Saisonende ausreichend Spielraum, um diese zu absolvieren.


    Unter den Profiligen ist die dritte Liga diejenige, deren Budget deutlich mehr von Zuschauereinnahmen abhängt, als es - dank TV-Geldern - in 1. und 2. Liga der Fall ist. Die zusätzlichen Heimspiele wären also im Sinne der Drittligisten. Auch Magenta-TV als übertragendes Medium der Liga wäre sicher froh über zusätzliche Spieltage und Einnahmen. Wobei sich aus Zuschauersicht gleichzeitig die Frage stellt, ob sich der Sender dies auch mehr kosten lassen würde.


    Regionalliga: Alle Meister steigen endlich direkt auf

    Die ursprüngliche Aufstiegsregelung hätte einen Direktaufstieg der Meister aus den Ligen Nord, Südwest und Bayern vorgesehen. Die Meister aus den Staffeln West und Nordost hätten erst in die Relegation gemusst, um dort den vierten Aufsteiger zu ermitteln.


    Nun kann aus jeder Liga ein Team direkt aufsteigen und ein weiterer sechster Aufstiegsplatz wäre noch frei. Friert man also auch hier die Tabellen ein, so ergibt sich in vier von fünf Ligen ein klares Bild: Mit dem 1. FC Saarbrücken (Regionalliga Südwest) und dem VfB Lübeck (RL Nord) steigen zwei alte Traditionsvereine auf in die 3. Liga auf. Aus der RL Bayern kommt Türkgücü München hoch. Aus der RL West würde der Tabellenzweite SC Verl aufsteigen, da der Tabellenerste Rödinghausen aus Kostengründen sich erst gar nicht für die 3. Liga meldete. Knifflig ist die Situation einzig in der Regionalliga Nordost: Die VSG Altglienike ist hier mit besserer Tordifferenz vor Lok Leipzig punktgleich Tabellenerster. Allerdings haben die Leipziger zwei Spiele weniger absolviert. Lässt man hier beide Teams aufsteigen, wäre auch gleichzeitig die Frage beantwortet, aus welcher Liga der sechste Aufsteiger kommen soll. Bei nur fünf Regionalliga-Aufsteigern wäre die Entscheidung zwischen Altglienicke und Leipzig definitiv nicht leicht zu fällen.

    Auswirkungen für den FCK

    24 (bzw. wie Falle des Abstiegs von Jena: 22) Teams in der dritten Liga bedeuten 23 (bzw. 21) Heimspiele. Bei gleichbleibenden Dauerkartenpreisen könnte der Verein seinen Dauerkarteninhabern hier einen Bonus von vier (bzw. zwei) Spielen ohne Aufpreis bieten, was den Dauerkartenabsatz weiter stabil halten könnte. Gleichzeitig können bei den zusätzlichen Heimpartien weitere Tagestickets abgesetzt werden. Auf der Ausgabenseite stehen leicht erhöhte Reisekosten und Stadionnebenkosten (Ordner, Strom, Wasser, Rasenheizung, etc.) bei den zusätzlichen Spielen im Fritz-Walter-Stadion.


    Mehr Spiele erfordern einen größeren Kader. Hier sollte der FCK gegenüber vielen Ligakonkurrenten im Vorteil sein: Der Kader ist schon in der aktuellen Saison sehr breit. Zudem spielt die zweite Mannschaft in der Oberliga, was für einen Drittligisten das sportliche Maximum darstellt. Der Unterbau des Vereins hat u.a. mit Anis Bakhat, Mohamed Morabeth, Jonas Scholz, Leon Hotopp, Jonas Singer und nicht zuletzt Antonio Jonjic jede Menge Spieler, die bereits im Profikader standen und denen der Sprung nach oben durchaus zuzutrauen ist. Zuguterletzt spielt die A-Jugend in der U19-Bundesliga Süd/Südwest ebenfalls in der höchstmöglichen Spielklasse und rangiert dort oberhalb der Abstiegsplätze. Es sollten also genügend Youngster mit den Hufen scharren, im Profikader Einsatzzeiten zu bekommen.


    Für die Fans verspricht das Modell leider etwas weniger Emotion auf den Rängen: Kein Derby mehr gegen den SV Waldhof und auch der erwartbare Abstieg des Karlsruher SC, der mit zwei weiteren Prestigeduellen verbunden wäre, bleibt in der kommenden Saison ebenfalls aus. Die Auswärtsfahrten nach Meppen, Duisburg und in den Hachinger Sportpark entfallen leider außerdem. Dafür kann sich der FCK, nach mehr als 27 Jahren, noch einmal Ligaduelle mit dem 1. FC Saarbrücken liefern.

    Was gegen das Model spricht: Mangelnde Solidarität

    Das Modell ist einfach, nachvollziehbar und benachteiligt sportlich niemanden. Was spricht also dagegen? Hinsichtlich der sportlichen Fairness sicherlich nichts.


    Bekanntlich sind die TV-Gelder in der Bundesliga und zweiten Liga die Haupteinnahmequelle. Mehr Vereine pro Liga bedeuten weniger Fernsehgelder pro Verein. Die Vereine dort müssten sich also zunächst bereit erklären, dass ihr Stück vom 'TV-Geld Kuchen' zukünftig rund 10% kleiner ausfällt. Teilweise würde dies durch zusätzliche Zuschauereinnahmen wieder aufgefangen, aber wohl nicht ganz. Andererseits wären DAZN, Eurosport, Sky und Co., mit denen die DFL nun ohnehin noch verhandeln muss, sicherlich daran interessiert, ein wenig mehr der „Ware Fußball“ im Angebot zu haben. Gleiches sollte für Magenta-TV in der 3. Liga gelten. Ende März verkündeten Vertreter von Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig eine Solidaritätsaktion, im Rahmen derer sie Klubs der 1. und 2. Bundesliga mit 20 Millionen unterstützen wollen. Wir werden sehen wie weit ausgeprägt die Solidarität am Ende wirklich ist.


    Und zuguterletzt die entscheidende Frage, die vor allem alle Vereine abwärts der dritten Liga betifft: Wie sieht eigentlich der Beitrag des DFB in der Corona-Krise aus? Lediglich die Ankündigung für Drittligisten das Lizensierungsverfahren für ein Jahr auszusetzen, war aus der Otto-Fleck-Schneise zu vernehmen. Die Maßnahme ist ohnehin umumgänglich, sonst hätte der Fußball-Bund wohl einem Großteil der Drittligisten die Lizenz für die kommende Saison verweigern müssen. Geld hat die Entscheidung den Verband freilich nicht gekostet. In seinem letzten DFB-Finanzbericht vom 18. Juli 2019 weist der Deutsche Fußball Bund ein stattliches Eigenkapital von über 150 Millionen Euro sowie Gesamtrücklagen i.H.v. 132,3 Millionen Euro aus. Dass der DFB planen würde, auch nur einen geringen Teil seines Vermögens für die jenigen, die er eigentlich vertreten sollte zu verwenden, war bisher nicht zu vernehmen.


    Quelle: Treffpunkt Betze