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Herr Kuntz, was können die Mitglieder bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung morgen Abend im Fritz-Walter-Stadion vonseiten des FCK-Vorstands erwarten?
Wir nehmen zu dieser Saison Stellung in allen Bereichen. Als ich im April 2008 hier in der Zweiten Liga angetreten bin, hatte ich vier große Aufgabengebiete: den FCK wirtschaftlich auf gesündere Beine zu stellen, ihn sportlich weiterzuentwickeln, den Verein in der Verwaltung wettbewerbsfähig zu machen und Visionen zu entwickeln. Wir zeigen die Entwicklung auf. Wir versuchen, den Leuten, die sich Sorgen um den FCK machen, diese Ängste zu nehmen. Wir wollen zeigen: Unser System funktioniert nicht nur bei Sonnenschein.
Es kursieren Vorwürfe und Gerüchte, was Ihre Person und Ihre Familie angeht: persönliche Bereicherung der Familie Kuntz bei Spielertransfers, Vetternwirtschaft, Unregelmäßigkeiten in der Bilanz. Wie gehen Sie damit um?
Solche Gerüchte kommen immer dann auf, wenn es sportlich in einem Verein nicht läuft. Unsere 37 Lizenzspieler inklusive der Talente haben 25 verschiedene Berater, mit denen wir zusammenarbeiten. Da kann ich keine ungesunde Nähe zu irgendeinem Berater erkennen. Meine Schwägerin arbeitet nur wegen ihrer Qualifikation bei uns im Fanshop, verdient genau so viel wie alle anderen in vergleichbaren Positionen auch. Die Abläufe im Shop sind tadellos, das Erscheinungsbild ist immer picobello, die Umsätze sind stark gestiegen, das Ergebnis spricht für sich. Und meinen Vorstandskollegen Fritz Grünewalt würde ich in Fußballerdeutsch als Top-Transfer bezeichnen. Zu anderen Verdächtigungen werde ich am Mittwoch die passenden Antworten geben.
Es gibt also einiges zu erwarten am Mittwoch
Bei den aktuellen Zahlen werden wir die Tendenz darlegen, die Bilanzierungsperiode läuft ja noch. Ansonsten werden wir zu Vorwürfen und Verdächtigungen Stellung nehmen. Mit Fakten. Denn nur Fakten zählen.
Wie gut ist der Abstieg aus der Bundesliga wirtschaftlich verkraftbar?
Dass wir allein bei den TV-Geldern empfindliche Einschnitte haben werden, ist klar. Generell steht der Verein auf wesentlich gesünderen Füßen als 2008, als ich ihn übernommen habe. Wir befinden uns vom Etat her im Bereich unserer Konkurrenten um die vorderen Plätze in der Zweiten Liga.
Torwart Kevin Trapp wechselt zu Eintracht Frankfurt. Welche Abgänge wird es sonst noch geben?
Die Leihspieler Kouemaha, Wagner, Jörgensen und Petsos kehren zu ihren Klubs zurück. Mit Itay Shechter und Gil Vermouth wird es Gespräche darüber geben, wo ihre Zukunft liegt. Itay Shechter hat zumindest Gesprächsbedarf angedeutet. Aber da ist noch keine Entscheidung über eine Ausleihe oder einen Verkauf gefallen. Auch sein Verbleib beim FCK ist möglich.
Wie sieht es bei Kapitän Christian Tiffert aus?
Es war eine schwere Saison. Auch für Christian. Wir müssen gemeinsam überlegen, was das Beste für Christian und für den Verein ist. Tendenz: alles offen.
Mit welchen Torhütern geht der FCK in die Zweite Liga?
Der junge Marius Müller hat einen Profivertrag bekommen. Mit Tobias Sippel laufen Vertragsgespräche. Wir suchen dann noch einen weiteren Torwart. Marco Knaller ist noch verletzt, aber wir lassen ihn in dieser schweren Lage nicht hängen.
Bereuen Sie es, Kevin Trapp nicht vergangenen Sommer an Schalke 04 verkauft zu haben, um im Gegenzug Jan Moravek behalten zu können?
Nein, das bereue ich auch im Nachhinein nicht, weil die kolportierten Millionensummen nicht stimmen. Nochmal: Es gab niemals ein Angebot aus Schalke über sieben Millionen. Wer das behauptet, der lügt.
Wie weit sind die Verhandlungen mit Publikumsliebling und Kult-Torwarttrainer Gerry Ehrmann über einen neuen Vertrag gediehen - Sie sprachen zuletzt von positiven Signalen?
Nach der Mitgliederversammlung werden wir die Vertragsgespräche mit Gerry Ehrmann wahrscheinlich erfolgreich abschließen.
In Mittelfeldspieler Mimoun Azaouagh und Stürmer Albert Bunjaku stehen zwei Neuzugänge fest. Was erwarten Sie von ihnen?
Von Albert Tore und von Mimoun eine deutliche Belebung unseres Offensivspiels. Sie haben gewisse Erfahrungen und gehören zur gesunden Mischung, die wir brauchen. Rund ein Drittel unseres Kaders besteht ja aus der ganz jungen Garde. Wir brauchen Spieler auf dem Platz, die mit dem Druck umgehen können. Denn wir werden wieder Druck haben, weil die Erwartungshaltung ist, dass wir um den Aufstieg mitspielen.
Wie realistisch ist das Ziel direkter Wiederaufstieg?
Das werden wir seriös erst am Ende der Kaderplanung im Sommer sagen können. Die Trainer wollen ja ihren Kader möglichst am ersten Trainingstag beisammen haben. Aber das wird wohl nie komplett funktionieren, weil wir ja nicht in allen Fällen das Heft des Handelns in der Hand haben.
Es muss viel passieren.
Ja. Es kann ja in der Mannschaft nicht alles gestimmt haben. Sonst hätten wir nicht so eine katastrophale Saison gespielt. Deshalb halten wir einen großen Umbruch für nötig.
Es war die schlechteste FCK-Saison in der Bundesliga-Geschichte. Wie konnte das in der Personal- und Einkaufspolitik nach drei erfolgreichen Jahren unter Ihnen so danebengehen?
Vielleicht habe ich mich nicht intensiv oder nachhaltig genug mit unseren Transfers beschäftigt. Ich sehe die sportliche Verantwortung bei mir, beim Trainer und bei den Spielern. Bei vielen Transfers haben ja auch Unbeteiligte gedacht, das passt, bei Sandro Wagner zum Beispiel. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Spieler hier waren, ist einiges schiefgelaufen. Da analysiere ich noch.
Die Abgänge konnten bei weitem nicht kompensiert werden.
Allein die drei Leihspieler Moravek, Hoffer und Hlousek zu halten, hätte fast doppelt so viel gekostet wie die drei Millionen, die wir als Budget für Neuverpflichtungen zur Verfügung hatten. Aber wir haben am dringendsten einen Ersatz für Torjäger Lakic gebraucht. Unser Scout Andreas Fehse hatte Itay Shechter schon für Bayer Leverkusen beobachtet. Er war in Israel, ich war dort. Itay war zweimal hier in Deutschland. Aber du kannst einem Spieler ja nicht in den Kopf gucken. Und Itay brauchte eben Eingewöhnungszeit und braucht sie noch.
Er hat ja Ansätze gezeigt - würde es nicht Sinn ergeben, mit ihm in die Zweite Liga zu gehen?
Aber er muss es zu 100 Prozent auch wollen. Fakt ist, dass Itay bis zum zehnten Spieltag drei Tore gemacht hat. Danach hat er fast nicht mehr gespielt.
Da sind wir bei einem anderen Gerücht: Sie mischen sich also nicht in die Arbeit Ihrer Trainer ein?
Nein, überhaupt nicht. In die Trainingsarbeit, die taktische Ausrichtung und die Aufstellung mische ich mich nicht ein. Ich stehe dem Trainer zum Austausch zur Verfügung - mehr nicht.
Wie ist die Situation bei Ilian Micanski, der seit Januar an den FSV Frankfurt ausgeliehen war und dort ein Tor nach dem anderen erzielt hat - neun Treffer in der Rückrunde?
Dass er im Winter frustriert nach Frankfurt gegangen ist, ist uns klar. Aber er ist dort in den Rhythmus gekommen, hat sich Spielpraxis geholt und weiß, dass er jetzt zurückkommt.
Auch an der Arbeit des Nachwuchsleistungszentrums gibt es Kritik. Bei der Zertifizierung hat das NLZ des FCK alle Sterne wieder abgenommen bekommen. Und vielen ist die Durchlässigkeit vom Unterbau in den Profibereich nicht groß genug.
Bei allen Problemen mit personeller und baulicher Ausstattung, an denen wir zurzeit intensiv arbeiten: Wir haben als einziger Bundesligaverein mit Julian Derstroff einen Spieler aus der letztjährigen U19 direkt hochgeholt, der jetzt zwölf Erstliga-Einsätze hat. Und wir sind mit der U19 letztes Jahr trotz der schwierigen Ausgangslage deutscher Vizemeister geworden. Willi Orban, Steven Zellner und Dominique Heintz haben ihre Einsätze bekommen. Aber das Positive wollen die Leute in dieser zweifellos sportlich katastrophalen Saison nicht hören. Da ist dann plötzlich alles negativ.
Worauf dürfen sich die FCK-Fans ab dem 3. August freuen?
Unsere Fans dürfen sich auf ihren "alten FCK" freuen.
Die Rheinpfalz