ZitatAlles anzeigenEine gute und eine schlechte Halbzeit beim 1:1 des 1. FC Kaiserslautern in Braunschweig
Ein Tor, ein Gegentor, ein Punkt, eine gute und eine schlechtere Halbzeit. Nach dem 1:1 in Braunschweig bekommt der 1. FC Kaiserslautern Lob vom gegnerischen Trainer, trauert vergebenen Konterchancen nach und ist trotzdem nicht unglücklich.
Warum er so aufgedreht hat im Gastspiel bei der Eintracht? Mitchell Weiser zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Wir wollten zeigen, dass wir immer noch die beste Mannschaft in der Zweiten Liga sind. Wir wollten uns das auch selbst beweisen“, sagt er. Florian Dick spricht von „einem Schritt nach vorne“.Ein Schritt, der zeigte, dass die Roten Teufel Bälle erkämpfen können, dass das Flügelspiel doch funktioniert, dass Weiser ein Ausnahmetalent ist.
Der 18-Jährige weiß, wo die Kugel, die er seinem Gegenspieler abgenommen hat, hin muss. Aber auch, dass (noch) nicht alles klappt. Beispielsweise der Torabschluss, wie in der vierten Minute, als Kapitän Albert Bunjaku an Mohamadou Idrissou übergibt, der parallel zum Tor statt ins Tor köpft.
Oder fünf Minuten später, als Dick, Markus Karl und Weiser ein Dreieck bilden, sich Richtung Tor vorarbeiten, Karl den Ball mit der Sohle nach hinten rollen lässt zu Weiser; doch der steht nicht da, wo der Ball ist. Bunjakus Schüsse bleiben immer wieder in den Braunschweiger Abwehrreihen hängen. Karl nimmt einen der Abpraller, versucht es aus der Distanz (26.) und verfehlt den Kasten.
In dem auf der anderen Seite Tobias Sippel steht und hellwach sein muss. Denn Domi Kumbela ist scheinbar überall. Er holt sich die Bälle oder er kriegt sie. Wie in der 30. Minute. Der Angreifer startet durch, Sippel stürmt raus und hat seine Beute. Eine Minute später wird er wieder geprüft und pariert glänzend, bei einem Freistoß aus 20 Metern, den er über die Latte lenkt. Sippel: „Als Torwart muss man ein bisschen zocken.“
Vorläufige Entwarnung gibt es erst, als Weiser Chris Löwes Flanke ins Tor gezaubert hat (44.). Braunschweig versucht es weiter über Kumbela, Kaiserslautern kontert und scheitert. Abseits und vorbei (Idrissou, 59.), aus der Distanz und vorbei (Bunjaku, 62.). Jan Simunek köpft nach einer Ecke für Braunschweig auf Idrissou, der leitet den Ball mit dem Kopf an Jimmy Hoffer weiter, der in die Zange genommen wird und ihn kurz vor dem Tor verliert (77.).
Dank an die mitgereisten FCK-Fans – Marc Torrejón und Ariel Borysiuk
Dafür treffen die „Löwen“. Damir Vrancic schickt einen Pass Richtung Steffen Bohl, der bedient Kumbela, der am Pfosten lauert und die Kugel an die Lattenunterseite hämmert: 1:1 (78.). Chris Löwe hadert: „Ich muss mir das nochmal ansehen, ob ich da schlecht stehe oder Kosta geschlafen hat.“
Mitchell Weiser aber freut sich am Ende über sein Tor, das er nüchtern so beschreibt: „Ich habe gesehen, dass der erste Pfosten nicht besetzt war, habe den Ball mit links genommen und getroffen.“ Und dann gibt er doch zu, dass es für ihn ein besonderes Spiel war. Und dass es vielleicht einen Grund gegeben hat, warum er so aufgedreht hat. „Mein erster Trainer war im Stadion, auch ein Schulkamerad.
Ich habe ja mal hier um die Ecke gewohnt. Es ist schon was Besonderes, hier ein Tor zu schießen“, erzählt Weiser, der in Troisdorf geboren ist und sechs Jahre in Braunschweig lebte, als sein Vater Patrick Profi beim VfL Wolfsburg war. Weiser senior schoss in 215 Spielen für Wolfsburg und den 1. FC Köln sechs Tore. Das ist Ansporn für die Bayern-Leihgabe.
Torschütze Mitchell Weiser stürmt vor. Fotos: Kunz
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Kommentar
Torflaute und Abwehrstärke
Von Horst Konzok
Der FCK verspielte die Führung im Zweitliga-Gipfel, weil Bunjaku,Idrissou und Hoffer tollste Konterchancen verschluderten.
Franco Foda, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, gratulierte seinem Braunschweiger Kollegen Lieberknecht nach dem 1:1 „fast schon zum Aufstieg“ . Bei neun noch ausstehenden Spielen und elf Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Kaiserslautern auf Rang drei darf die Eintracht den Traum vom Wiederaufstieg nach 28 Jahren nicht mehr platzen lassen.
Sein FCK-Herz mochte Lieberknecht denn aber auch nicht leugnen. „Der FCK gehört in die Bundesliga, und du bist der richtige Trainer, der das auch schafft“, ermunterte Lieberknecht den sieben Jahre älteren Kollegen.
Foda durfte seine Mannschaft für eine Leistungssteigerung loben. Er sah eine Einheit, in der Laufbereitschaft, Einsatz und Strategie stimmten. Der Sieg aber wurde verspielt, weil die meist vom jungen Mitchell Weiser initiierten klasse Konter dilettantisch abgeschlossen wurden.
Sorge bereitet die Torarmut der Lauterer, die in sechs Spielen nach der Winterpause nur fünf Tore schossen – davon drei gegen Dynamo Dresden.
Hoffnung macht die stabile Defensive. In diesen sechs Spielen gab es nur zwei Gegentore. In Braunschweig zeigte Jan Simunek, der seinen Platz durch Verletzungen verloren hatte, als Vertreter des jungen Senkrechtstarters Dominique Heintz eine ansprechende Leistung. Drei der sechs Winterzugänge zählten in Braunschweig zur Startelf:
Chris Löwe, der das Führungstor vorbereitete, überzeugte als drahtiger Offensivverteidiger. Markus Karl gefiel im Kraftzentrum des Mittelfeldes mit Konsequenz und Passgenauigkeit. Die Bestnote verdiente sich Mitchell Weiser. Er schoss das Tor, war stark in der Balleroberung und gefiel mit tollem Umschaltspiel.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau