ZitatAlles anzeigenDer FCK startet mit verhaltenem Optimismus in die Vorbereitung auf die nächste Saison – Noch zwei Spieler sollen kommen
Von Christine Kamm
KAISERSLAUTERN. Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern hat voller Elan gestern mit dem Trainingsauftakt die nächste Mission Wiederaufstieg in Angriff genommen. Es herrschte ein wenig Aufbruchstimmung. Und es lag an einem wunderschönen Sommertag auch Traurigkeit in der Luft, weil FCK-Idol Ottmar Walter am Sonntag im Alter von 89 Jahren verstorben i
Der 16. und 17. Juni werden in der FCK-Historie zu besonderen Tagen werden, denn an ihnen werden in Zukunft die Fans der Walter-Brüder gedenken. Gestern war der Todestag von Fritz Walter, der vor elf Jahren in Enkenbach-Alsenborn verstorben war.Sowohl FCK-Boss Stefan Kuntz als auch Trainer Franco Foda haben Ottmar Walter als Wegbegleiter des FCK kennen- und schätzengelernt. „Wir sind sehr, sehr traurig“, erklärte Foda gestern, „Ottmar Walter war eine sehr große Spielerpersönlichkeit. Was ihn ausgezeichnet hat, war seine Bodenständigkeit.“ Dafür sei er von den Fans geliebt worden. „Ottmar Walter wird in bester Erinnerung bleiben. Das Wichtigste war, er war Mensch“, sagte der Coach, der – Stichwort Mensch sein – kaum Zeit hatte, das bittere Scheitern in der Aufstiegsrelegation zu verdauen.
Florian Dick, der nur in der Pfalz und in der badischen Heimat ein paar Tage Urlaub gemacht hat, erzählte, dass die Geschichte ihn, schon noch „beschäftigt habe“. Die tolle Stimmung nach dem verpassten Abstieg, als die Spieler trotz des verpassten Aufstiegs gefeiert wurden, das sei Gänsehautfeeling pur gewesen. Und das Gefühl will Dick mitnehmen ...
Abhaken lässt es sich auch schlecht, wie Stefan Kuntz so treffend auf den Punkt brachte. Denn: „Wir werden mit dem Ergebnis jeden Tag konfrontiert, weil wir in der 2. Liga sind.“ Aber immerhin seien die „Roten Teufel“ Dritter gewesen. „Es war ja nicht alles schlecht, sonst wären wir ja auch nicht Dritter geworden“, meinte Foda, der gemeinsam mit Kuntz eine Analyse der Spielzeit vorgenommen hat. Natürlich, um es beim nächsten Versuch besser zu machen. Aber Prognosen? Die wurden gestern aufgeschoben. Was ja auch richtig ist, da sich personell noch was tun soll.
Im Visier hat der FCK einen Mann für die rechte, offensive Seite und einen Stürmer. Andrew Wooten ist von Sandhausen zwar zurück, aber es darf ganz vorne noch ein Mann mehr sein. Aber vielleicht dauert es noch ein bisschen, bis sich was tut. Soll heißen, der FCK gehört zu den Vereinen, die eher warten müssen, bis sich der Markt verlaufen hat. „Wir müssen Geduld haben, um vielleicht zum Schluss einen Spieler zu verpflichten, der jetzt noch gar nicht auf dem Markt ist“, meinte Kuntz.
Nicht nur auf dem Markt, sondern schon da, ist ein Testspieler, der fürs offensive Mittelfeld in Frage kommt. Eine Woche lang wird Liban Abdi (24) mittrainieren, ein in Norwegen und England aufgewachsener Somalier, der seit einem Jahr in Portugal beim Erstligisten SC Olhanense spielt.
Nicht am Start waren gestern, als 17 Feldspieler und drei Torhüter samt Trainerstab mit Trommelwirbel und sehr herzlichem Applaus auf Platz vier zum ersten Training empfangen wurden, Marc Torrejon, der wegen seiner Schambein-Probleme geschont wurde, und die Nationalspieler, die noch eine Woche länger Urlaub haben.
Vor einer Einigung mit dem Ligakonkurrenten FC Ingolstadt steht der FCK hinsichtlich der Personalie Leon Jessen, der für zwei Jahre an den neuen Verein von Ex-FCK-Trainer Marco Kurz verliehen werden soll.
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Zur Sache: Marcel Gaus bringt Herzblut mit
Da ist einer gekommen, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen. Der gebürtige Düsseldorfer Marcel Gaus (23) hat bei der Fortuna in seiner Heimatstadt das erlebt, was viele junge Fußballer erleben. Es ging auf und ab. 2011 folgte der Wechsel zum anderen Verein. Und dort, beim FSV Frankfurt, hat der 1,80 Meter große Flügelflitzer auf der linken Seite in der Zweiten Liga den Durchbruch geschafft.
Am Bornheimer Hang ist er unter Trainer Benno Möhlmann zum Stammspieler geworden. Doch dann kam eine Zwangspause für den schnellen Mann. In der Hinrunde der vergangenen Spielzeit hat ihn eine Schambeinentzündung schachmatt gesetzt. Am 8. Februar stand er dann – gleich von Beginn an – erstmals wieder auf dem Platz. Und mit ihm gewann der FSV 2:0 in Aue.
Auch wenn sein alter Verein in der Tabelle einen Rang hinter dem FCK abschloss. Der Wechsel hat ihn gereizt. Zu sehen, wie die Fans im Relegationsrückspiel hinter dem FCK standen, das hat den Linksfuß fasziniert. Dass Kämpfer in der Pfalz geliebt werden, weiß er. Und vielleicht wird er nach Axel Bellinghausen – den er nicht persönlich kennt – der nächste Publikumsliebling aus Düsseldorf.
„Ob ich eine absolute Kampfsau bin, sollen andere beurteilen“, sagt Gaus, der sich selbst nicht der Abteilung Filigranes zuordnet, aber Herzblut mitzubringen scheint. „Hier auflaufen zu dürfen, darauf freue ich mich am meisten“, sagt der Profi, der eine Freundin, „aber noch keine Kinder hat“.
Obwohl er neu ist, spürt auch Marcel Gaus die Aufbruchstimmung in der Stadt. Dass er von den Mitarbeitern der Umzugsfirma erkannt wurde, hat ihm gefallen. Das gehöre zum Profigeschäft dazu. Sein erster Eindruck von der Mannschaft: „sehr homogene Truppe“, in der der Spaß nicht zu kurz komme. FCK-Trainer Foda ist froh, mit ihm einen jungen, deutschen Spieler für den FCK gewonnen zu haben: „Ich glaube, dass er uns verstärken wird.“
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung