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FCK in Aalen – Karl ist fit – Fragezeichen Orban – Simunek lädiert
Star-Trainer Pep Guardiola ließ die Seinen beim Bundesligastart erst im Mannschaftsbus wissen, wer die elf glücklichen Bayern sind, die 90 Minuten später auflaufen dürfen. Ähnlich taktiert Franco Foda, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Der Zweitligist gastiert heute (13 Uhr, Scholz-Arena) beim VfR Aalen
Die Lauterer Aufstellung – bis heute geheime Kommandosache. So steht ein Fragezeichen hinter dem Maskenmann: Willi Orban, der im Heimspiel gegen Aue einen Nasenbeinbruch erlitten hat, probt seit zwei Tagen mit Schutzmaske. Der Alternativkandidat für den Platz in der Innenverteidigung ist Jan Simunek. „Jan ist im Training umgeknickt, Einsatz fraglich“, meldete Trainer Foda gestern Abend nach dem Abschlusstraining.
Ein Sieg, ein Remis und zwei Niederlagen stehen für den VfR Aalen zu Buch. Macht vier Punkte. Das überzogene Torverhältnis (2:7) ist der 1:5-Schlappe letzten Sonntag in Cottbus geschuldet. So schlecht wie das Resultat besagt, war Aalen aber beileibe nicht, sagt Franco Foda: „Aalen konnte auch das 3:2 oder 3:3 machen “
Mit einem bravourösen neunten Platz hat der Klub von der schwäbischen Alb sein erstes Zweitligajahr beendet. Nach dem jähen Abschied von Trainer Ralph Hasenhüttl wurde Stefan Ruthenbeck (41), der Coach der zweiten Garnitur, zum Cheftrainer befördert. „Er trägt die Dinge mit, mit denen der Verein leben muss“, erklärt Sportdirektor Markus Schupp im RHEINPFALZ-Gespräch die Beförderung.
Er spricht von einem Jahr „der großen Herausforderung“. Wohl verlor der VfR mit Martin Dausch und Tom Kister nur zwei Stammspieler, die erste Elf steht auch gut im Saft. „Aber der Kader ist nicht mehr so stark in der Breite, der tägliche Konkurrenzkampf ist nicht mehr so stark“, relativiert Schupp. Der Etat musste reduziert werden.
Der FCK hat andere Voraussetzungen und hehre Ziele. Foda hat trotz des Fehlens von Hochkarätern wie Alushi, Torrejón und Bunjaku die Qual der Wahl. Markus Karl, letzten Samstag beim 2:1 gegen Aue nach einem Trainingsunfall mit einem Brummschädel auf der Tribüne, ist wieder fit. Eigentlich ist der Berliner Funkturm eine gesetzte Größe. Eigentlich
„Mit Borysiuk, Ring, Karl und Jenssen haben wir vier Spieler für diese Position“, verdeutlicht der Coach. Das weiß auch Karl, der „einen brutal gut besetzten Kader“ sieht. „Da kann jeder ersetzt werden.“ Die Rolle des Sechsers füllte gegen Aue Ariel Borysiuk bemerkenswert gut aus.
„Die Einstellung muss stimmen. Wenn du das Gras umpflügst, dann wirst du auch was holen, weil wir – bei allem Respekt vor Aalen – den besseren Kader haben“, betont Karl, der 1,91 Meter große Abräumer.
Lehren aus dem 1:2 von Fürth gelte es zu ziehen, äußert der 27-Jährige. „Wir haben die erste Halbzeit ein bisschen verpennt, der Ausgleich, das war eine unglückliche Situation. Als wir besser waren, haben wir das 2:1 bekommen. Es gilt, bis zur 90. Minute wach zu sein!“
So spielen sie
VfR Aalen: Fejzic - Traut, Barth, Hübner, Buballa - Hofmann, Leandro, Junglas - Lechleiter, Reichwein, Valenti
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Orban (Simunek), Heintz, Löwe - Matmour, Borysiuk (Karl), Ring, Gaus - Zoller, Idrissou – Ersatz: Hohs, Riedel, Jenssen, Fortounis, Stöger, Wooten, Occéan
Es fehlen: Alushi, Torrejón (beide Trainingsrückstand), Bunjaku (Knieoperation), Zellner (Knochenödem im Knie)
Schiedsrichter: Brand (Gerolzhofen).
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Ich bin der Meinung,...
… dass Mario Gomez Beifall statt Pfiffe verdient hatte.
Wenn ein deutscher Fußball-Nationalspieler in einem deutschen Stadion von deutschen Zuschauern bei der Einwechslung ausgepfiffen wir, dann stimmt was nicht. Geschehen ist es erneut in Kaiserslautern, und wieder war Mario Gomez das Opfer. Im Vorfeld der Partie gegen Paraguay im Fritz-Walter-Stadion hatte der Torjäger gehofft, dass ihm das Pfeifkonzert erspart bleiben würde, weil er nicht mehr bei den Bayern spielt. Weit gefehlt. Kein Bayern-Spieler wurde ausgepfiffen, nur der nun für AC Florenz stürmende Gomez. Die Vermutung, FCK-Fans, die den FC Bayern nicht mögen, steckten dahinter, ist naheliegend, aber nicht mehr wirklich stichhaltig.
Warum sollten sie Gomez auspfeifen, aber Manuel Neuer, Philipp Lahm, Thomas Müller und Jerome Boateng mit Beifall empfangen? Gleichwie, gleich wer: Das war nicht fair. Gomez ist ein tadelloser Sportsmann, ein herausragender Torjäger mit traumhafter Quote, ein internationaler Klassemann. Einer, der gerade auch in der Nationalmannschaft mit absoluter Professionalität auf seine Bankrolle reagiert. Er führt ein heißes Duell mit Miro Klose um den einen Startplatz in der Sturmspitze. Aber beide begegnen sich mit Respekt. Gomez, der Charakterspieler, einer, der keine Schwalben fliegt, hat keine Pfiffe verdient! Applaus, Applaus, würden die Sportfreunde Stiller sagen.
… dass FCK-Trainer Franco Foda oft
Unrecht getan wird.
Geht beim 1. FC Kaiserslautern was schief, ist – wie bei fast allen Vereinen – der Trainer schnell der Watschenmann. Seit Franco Foda beim FCK Cheftrainer ist, geht das noch ein bisschen schneller. Ob der Coach mit Weste, in Jeans oder wie auch immer an der Seitenlinie steht – Privatsache. Davon lässt sich doch die Qualität seiner Arbeit nicht ablesen.
Gut, Hände in den Hosentaschen muss nicht sein, klare Gestik ist sinnvoller. Klar ist: Foda hat sein Ziel, den Wiederaufstieg, im ersten Anlauf verpasst. Knapp vorbei, ist auch daneben. Auch er hat Fehler gemacht, hatte im zweiten Relegationsspiel mit der Aufstellung fürwahr keine glückliche Hand.
Aber er hat nach dem fatalen Abstieg einen Neuaufbau eingeleitet, er hat auch junge Leute aus dem eigenen Talentschuppen gefördert und eingebaut, und er hat schneller als man das erwarten darf eine Mannschaft auf die Wiese gebracht, die um den Wiederaufstieg spielte. Der Start in diese Saison ist nicht optimal, die Sterne haben seine Jungs auch noch nicht vom Himmel gespielt, aber mit neun Punkten aus vier Spielen hat sich Fodas Mannschaft eine respektable Ausgangsbasis geschaffen.
Des Trainers Kritiker übersehen auch, dass Foda ja kein Ensemble von Stars befehligt, sondern dass Profis wie Matmour und Ring von den Bundesliga-Ersatzbänken kamen, dass ein Stürmertalent wie Zoller in der Dritten Liga gekauft wurde. Klar, der FCK hat Tradition, der Zuschauer hat Ansprüche. Aber: Real Madrid, Barcelona und der Aufsteiger als deutscher Meister – glorreiche Vergangenheit.
Das Hier und Heute aber kennt keinen Sforza, keinen Kuntz, Marschall, Brehme, Kadlec, Kuka oder Wagner. Bescheidenheit, Geduld und Demut sind nötig, um die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen. Foda hat als Trainer in Österreich Meisterschaft und Pokal gewonnen. Er ist ein detailversessen arbeitender Trainer, der sich am wohlsten auf dem Übungsplatz fühlt. So unnahbar er oft erscheint, so kauzig er manchmal im Fernsehen rüberkommt – wenn Menschen ihn um etwas bitten, ist er nett.
Kurz vor dem Anpfiff gegen Aue gab er Kindern noch freundlich Autogramme. Entscheidend aber ist seine Arbeit. Foda wird am Erfolg gemessen. Er ist verantwortlich für Aufstellung und Einstellung. Er muss einen FCK auf den Rasen bringen, der mit Herz und Leidenschaft um Punkte kämpft. Auch heute in Aalen!
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung