ZitatAlles anzeigenFCK-Torwart freut sich auf „seinen Betze“ – Morgen Spitzenspiel gegen Braunschweig – Poker um Kapitän Torrejón läuft
VON OLIVER SPERK
Auf das Spitzenspiel morgen um 13.30 Uhr gegen Eintracht Braunschweig, darauf will Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern seine ganze Konzentration legen. Derweil sorgt das nahende Ende der Transferperiode für einige Nebengeräusche.
Ob diese Nebengeräusche stören, wird sich möglicherweise morgen auf dem Rasen des mit mehr als 30.000 Zuschauern gut besuchten Fritz-Walter-Stadions zeigen. Oder man wird rein sportlich nichts merken vom aufkommenden Wechselfieber. FCK-Kapitän Marc Torrejón wird von einem Bundesligisten heftigst umworben (wir informierten mehrfach). Die Verhandlungen laufen, ein Wechsel ist bei einer entsprechenden Millionen-Ablöse in die Kasse der Lauterer durchaus wahrscheinlich. Auch in RHEINPFALZ-Gesprächen hat Torrejón immer wieder betont, dass es sein großer Traum ist, ein Bundesliga-Profi zu sein. Und umsonst wird er auch nicht spielen müssen.
Perfekt ist die Ausleihe von Amin Younes. Der 21 Jahre alte Offensivmann, beim FCK vorwiegend als Flügelspieler gedacht, kommt für ein Jahr von Bundesligist Borussia Mönchengladbach (wir berichteten). „Mit Amin Younes bekommen wir einen technisch versierten, gut ausgebildeten und dribbelstarken Offensivspieler“, sagt Kaiserslauterns Trainer Kosta Runjaic. Weil alle Papiere trotz der Gladbacher Europa-League-Reise nach Sarajevo nun doch rechtzeitig unterzeichnet worden sind, gehört Younes für die Partie gegen Braunschweig zum FCK-Kader. Die Jokerrolle ist für den Anfang wahrscheinlicher als ein Startelf-Platz auf dem linken Flügel.
Im FCK-Tor steht morgen wieder Tobias Sippel. Der 26-Jährige ist die erklärte Nummer 1 von Trainer Runjaic. Der Torwart will aufholen, was die Spielpraxis in dieser Saison angeht. Bisher hat er in der Liga nur 20 Minuten gespielt, quittierte Mitte der ersten Hälfte in Heimpartie gegen 1860 München die Rote Karte für ein vermeintliches Handspiel außerhalb des Strafraums.
Beim zweiten Saisonspiel in Sandhausen saß er seine Mindestsperre von einer Begegnung ab. „Rund um dieses Spiel und danach habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich wieder ins Tor zurückkehren darf“, sagt Sippel angesichts der Tatsache, dass sein Vertreter Marius Müller seine Sache in Sandhausen gut machte. Nun aber steht Sippel wieder im Kasten. Aber er weiß, dass die Konkurrenz nicht schläft. Er will Gas geben, in jedem Training und in jedem Spiel extrem konzentriert sein. „Ich habe die ganze letzte Saison über keine großen Böcke geschossen, denke ich. Es ist nicht so, dass ich dem FCK fünf Spiele hintereinander verloren hätte“, sagt Sippel in Anspielung auf die zeitweise aufflammende Torwartdiskussion.
Trainer Runjaic vertraut seiner Nummer 1, deren Stärke vor allem die tollen Reflexe und die für einen 26-Jährigen schon große Erfahrung sind. Das Vertrauen tut Sippel sichtlich gut, lässt ihn strahlen, locker plaudern und scherzen. „Der Großteil unseres Kaders ist zwischen 20 und 25 – in diese Gruppe gehöre ich ja auch“, tat der Torwart schmunzelnd kund.
Zurück beim FCK ist Sascha Hildmann. Der Ex-Profi, Trainer des Oberligisten SC Hauenstein, hospitiert bei Runjaic und Kollegen. In mehreren Blöcken absolviert der 42-Jährige bei den Roten Teufeln sein Praktikum für die Fußballlehrer-Ausbildung.
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BETZE-GEFLÜSTER
Ruck und Zuck
Nein, langweilig wird es uns Fußballfreunden so schnell bestimmt nicht. Okay, zehn verschiedene deutsche Meister wird es in den nächsten zehn Bundesliga-Jahren ganz bestimmt nicht geben. Dafür ist die Dominanz der zwei Riesen im deutschen Fußball zu groß. Der FC Bayern München und Borussia Dortmund haben ihren Abstand auf die Konkurrenz in den vergangenen Jahren Million um Million ausgebaut.
Aber in den verschiedenen Fußballklassen tut sich bundesweit und regional Woche für Woche so viel, dass sich die Ereignisse manchmal überschlagen. Man registriert es, liest es, hört es, sieht es – und zwei Wochen später ist der große Coup schon wieder Alltag. Wer ist noch mal Weltmeister? Stimmt. „Wir“ sind’s ja. Super! Es tut gut, sich diese schönen WM-Momente mal wieder ins Gedächtnis zu rufen. Aber irgendwie ist die Sache mit dem Zauber von Maracanã gefühlt doch schon wieder länger her als gerade mal 41 Tage, oder? Ganz zu schweigen von dem legendären 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien.
Alles dreht sich immer schneller. Heute hier, morgen da. So hat es der Stürmer Mo Idrissou in den vergangenen Jahren immer wieder mal ausgedrückt. Immerhin zwei Spielzeiten trug der exzentrische Kameruner das Trikot des 1. FC Kaiserslautern. Nicht auf allen seinen vielen Profistationen hat es mit dem mittlerweile 34-Jährigen so „lange“ funktioniert. Wandervogel Idrissou verkörpert dieses moderne Profigeschäft in Extremform. Er nimmt mit, was geht – und das ist nicht böse gemeint. Angebot und Nachfrage machen die Musik, das hat Idrissou schnell begriffen, und das ist legitim. Nun spielt er in Haifa – in Israel, von hier betrachtet, ist dies nicht gerade der günstigste Augenblick für ein solches Gastspiel.
Unter großem Bedauern von noch mehr Fans hat auch Florian Dick den FCK verlassen, nachdem die Vertragsverhandlungen nicht in ein neues Papier in der Pfalz mündeten. Nun also Dritte Liga. Arminia Bielefeld. Weit weg von der Pfalz und von Dicks badischer Heimat. Daran waren wohl nicht nur rein marktwirtschaftliche Gründe schuld. Fernab von Geld und Gold wurde dem beliebten Dick im Nachhinein noch eine besondere Ehre zuteil. Einige FCK-Fanclubs wählten ihn zu ihrem „Spieler des Jahres“ (1. FCK Fanclub Fairplay) oder zum „Herzblut-Ass 2014“ (Fanclub Red Angels).
Im DFB-Pokal nun glänzte Dick für die Bielefelder. Er trug maßgeblich zum 4:1 über Sandhausen bei. Und wurde gefeiert. Nun von den Arminia-Fans. So schnell geht’s. Auch für Hendrick Zuck. Den Ex-Lauterer lockte die Bundesliga, beim SC Freiburg lief’s für ihn aber gar nicht. Morgen kommt er wieder auf den „Betze“ – im Trikot von Eintracht Braunschweig. Und Kapitän Marc Torrejón gibt womöglich sein Abschiedsspiel für den FCK. Ihn zieht’s in die Bundesliga. So schnell geht’s. Ruck. Zuck. Oliver Sperk
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung