Liebe FCK-Fans,
im Folgenden möchte ich mich als Fan-Betreuer des 1. FC Kaiserslautern zu den Geschehnissen in der Westkurve beim vergangenen Heimspiel gegen den 1. FC Köln und den zahlreichen Reaktionen äußern, die in den letzten Tagen aufkamen. Viele Reaktionen beruhen auf Missverständnissen und auf Vorurteilen. Die üblichen Klischees gegenüber bestimmten Fangruppen werden ebenso wieder gerne ausgepackt wie die bekannten Stammtischparolen. Da werden verschiedene Fangruppen in einen Topf geworfen und es wird pauschal verurteilt. Da kommen die üblichen „früher war alles besser“-Parolen, ohne zu bedenken, dass man frühere Zeiten und heutige Zeiten nicht miteinander vergleichen kann, da auch die Fankurve letztlich von den gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen abhängig ist.
Einen Stimmungs-Boykott, völlig egal ob sinnvoll oder nicht, so kurzfristig umzusetzen ist schwer möglich und hat dazu geführt, dass viele nicht wussten worum es genau ging. Viele dachten es richtet sich gegen die Mannschaft und viele konnten nicht verstehen, warum die Kurve schweigen sollte. Ich denke die inzwischen wohl bekannte Stellungnahme der betreffenden Gruppen hat hier inzwischen das ein oder andere Missverständnis aufgeklärt. Selbstverständlich sollte es immer jedem selbst überlassen werden, ob er die Mannschaft anfeuern will oder nicht. Niemand, kein Fan-Club, keine Person und keine Gruppierung hat das alleinige Sagen in einer Fankurve. Und selbstverständlich darf auch niemand wegen einer anderen Meinung bedroht oder beleidigt werden und Gewalt gegen andere Personen sollte sich unter den Fans des FCK natürlich sowieso verbieten. Hier kam es zu Fehlverhalten einzelner Personen, welche nicht zu tolerieren sind und welchen von Seiten des Vereins selbstverständlich nachgegangen wird. Es kann und darf nicht sein, dass der eine Fan dem anderen verbietet die Mannschaft anzufeuern. Hier kann man versuchen mit Argumenten den anderen davon zu überzeugen. Zusammenhalt und Solidarität können niemals mit Gewalt oder Androhung von Gewalt erzwungen werden.
Man muss sich natürlich im klaren sein, dass in einer solche großen Kurve wie der Westkurve grundsätzlich ein gewisses Konfliktpotenzial vorhanden ist. Dies ist völlig normal in einer Kurve, in der so viele verschiedene Arten von Fans stehen, mit verschiedenen Einstellungen und Vorstellungen, Ihr Fandasein auszuleben. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Kurve selbst, diese Probleme zu regeln. Eine Fankurve ist und war schon immer ein Ort, welcher sich selbst reguliert. Eine Hierarchie in der Kurve entsteht von selbst, entsteht durch Aktivität, Leidenschaft und Engagement. Aufgabe des Vereins ist es, diese Aktivität zu unterstützen und zu fördern; letztlich muss sich aber die Kurve selbst regulieren.
Die Einführung einer Megaphon-Anlage wurde damals auf einer von der Fan-Initiative „Stimmung Westkurve“ einberufenen Versammlung in der Nordtribüne einstimmig von allen anwesenden Fans beschlossen. Jeder FCK-Fan hatte die Möglichkeit, an Versammlung dieser Art teilzunehmen. Auch bei den Reisen zu den Auswärtsspielen, den Treffen der Fan-Clubs und Fan-Regionen hat jeder die Möglichkeit, seine Meinung kundzutun und andere davon zu überzeugen. Die Fanszene des 1. FC Kaiserslautern ist für jeden offen und jeder kann sich engagieren, kann versuchen andere von seiner Meinung zu überzeugen und Dinge zu ändern. Durch anonyme Einträge im Internet kann man nichts bewegen, dies kann und sollte hierfür nicht das richtige Medium sein.
Was nun die Aufarbeitung diese Themas betrifft, so wird es in den kommenden Wochen noch mehr Gespräche zwischen Verein und den verschiedenen Fangruppierungen geben. Auch die Einführung eines regelmäßigen runden Tisches mit Vertretern der Fanszene, des Fan-Beirates und des Vereins, sowie der Polizei und des Ordnungsdienstes ist angedacht, um solche Probleme in Zukunft bereits im Vorfeld auszuräumen. Ebenso sollten sich aber auch die Fans untereinander an einen Tisch setzen und das Geschehen aufarbeiten, um letztlich gestärkt und mit neuem Zusammenhalt aus dieser Situation herauszugehen. Denn eines muss jedem im klaren sein. Wir sind alle „Lautrer“ und haben alle das selbe Ziel: Jedes Wochenende unseren 1. FC Kaiserslautern im Stadion zu unterstützen und sich dabei unter Freunden und Gleichgesinnten wohl zu fühlen!
Pauschale Vorverurteilungen und Schuldzuweisungen sind jetzt nicht das richtige. Lasst uns aus Fehlern lernen, lasst uns gemeinsam versuchen das Beste aus der Kurve herauszuholen.
Mit freundlichen Grüßen vom Betzenberg,
Stefan Roßkopf
- Fan-Betreuer -