Puh, da wurde aber gestern noch ordentlich in die Tasten gehauen. Ich möchte mal zu ein paar Dingen meinen Senf abgeben.
@tja-heinz
Ich verstehe absolut was du ausdrücken willst bezüglich der forcierte Solidarität durch die Medien. Im Prinzip geht es mir ähnlich wie dir. Die Anschläge von Paris waren scheisse und grauenvoll, aber es hat mich nicht mehr berührt als Anschläge anderswo. Ich habe auch nicht geweint. Ich kann auch ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, weshalb den Franzosen so viel Solidarität entgegen gebracht wird und anderen Opfern nicht. Nur mal als Beispiel, weil es auch aktuell ist. Am Dienstag sind in Nigeria bei einem Bombenanschlag 31 Menschen getötet und 32 Menschen verletzt worden. Das habe ich "zufällig" mitbekommen, weil es beim Spiegel auf der Liste der täglichen Ereignisse nach allem, was man so über Ermittlungen in Paris berichtete, ganz am Schluss in 2 Sätzen stand. Ich habe mich dann noch weiter informiert und deren Geschichte ist nicht weniger traurig wie die in Paris. Es waren Menschen, die abends zum Beten in die Moschee gingen und danach etwas essen wollten. Auf dem Weg dahin wurden sie getötet. Das macht mich genauso betroffen wie die Anschläge in Paris. Warum also ist davon hier quasi nichts zu hören? Keinerlei Solidarität? Weil Nigeria keine "Freunde" sind? Weil es zu weit weg ist? Weil es weniger Opfer sind? Weil sie eine andere Religion haben? Die letzten Aussagen sind natürlich bewusst provokant formuliert.
Die einzige Erklärung die ich aktuell dazu habe ist die Nähe der Anschläge und die damit verbundene Angst. Und ja, ich muss zugeben, dass auch mich das beschäftigt. Ich habe keine Angst in dem Sinne, aber natürlich ist mir auch unwohl bei dem Gedanken, dass ein Anschlag zB in Karlsruhe verübt werden könnte. Allerdings hat das ja dann wieder überhaupt nichts mit Solidarität zu tun, die man andern gegenüber zeigt. Das sind für mich zwei paar Schuhe. Es schockt mich jedes Mal, wenn ich sehe/lese dass ein Anschlag wie in Nigera oder Frankreich verübt wurde.
@Jojo-Yoyo
Ich verstehe absolut, dass das für jemanden, der sowas bisher nicht kannte, eine traurige Erfahrung ist. Bei mir war es damals 9/11, da war ich aber noch ein gutes Stück jünger als du jetzt. Trotzdem, ich weiß noch wie ich als kleiner Pimpf von der Schule heim kam und der Fernseher schon lief, dort die Bilder vom WTC zu sehen waren. Im ersten Moment habe ich nicht realisiert was da los ist, ich war halt 11 und wollte meine Cartoons sehen. Aber als ich merkte wie ernst das war, hat es mir Angst gemacht und ich wurde traurig. Man sollte jedem auch seine Trauer zugestehen, auch wenn Leute wie @tja-heinz und ich aus verschiedensten Gründen (mittlerweile) an dieser Trauer nicht mehr aktiv Teil haben.
@NRW_Teufel
Ich hab jetzt mal ein paar direkte Zitate aus deinem Beitrag genommen, damit es klarer wird worauf ich mich beziehe.
Da gibt es die Gutmenschen, die versuchen mit Statistiken zu erklären, die die Ursachen ergründen wollen und was weiß ich noch. Da gibt es aber nichts zu erklären und auch nichts zu verstehen! Das ist Barbarei, das ist willkürlicher Terror, das ist menschenverachtend!
Ich verstehe ehrlich gesagt deine Haltung nicht. Es verlangt ja keiner, dass du dich an der Diskussion über die Missstände der Gesellschaft o.Ä. beteiligst. Nur, warum soll es da nichts zu verstehen geben? Glaubst du wirklich, dass jemand als Gotteskrieger auf die Welt kommt und nur darauf wartet sich nen Bombengürtel umlegen und losrennen zu können? Auch der IS hat Gründe für das was er tut und solange man diese nicht versteht, wird man nicht mehr machen können als mit Gewalt zu reagieren. Ist das der richtige Weg? Dazu noch folgendes Zitat von dir:
Diese Subjekte müssen dort vernichtend werden, wo sie ihre Wurzeln haben - denn dann werden sie ihren Terror nicht mehr verbreiten können!
Da ist doch die Frage WO sie ihre Wurzeln haben? Nehmen wir mal an, dass wir in den Nahen Osten ne Atombombe werfen (natürlich völlig überspitzt ausgedrückt). Sind damit die Probleme gelöst (ungeachtet dessen welche Probleme wir dann hätten)? Reicht es wirklich den Krieg dort zu führen und alle auszulöschen, die sich irgendwie zum IS bekennen? Ist es damit getan? Und viel wichtiger, wie können wir uns denn bitte sicher sein, dass wir alle kriegen? Gerade aus den Anschlägen in Paris sollte man doch mitnehmen, dass auch in Europa solche Menschen leben. Und da kann ich dir jetzt schon eine Prognose geben. Wenn wir den IS einfach nur bekämpfen, ohne die Ursachen zu verstehen weshalb diese Menschen zum IS gehen, dann wird es früher oder später eine andere Terrororganisation geben, die solche Menschen rekrutiert. Und dann noch zum letzten Punkt, auf den ich in den letzten Sätzen ja im Prinzip schon eingegangen bin:
Bleibt in der Realität - der Terror ist jetzt in Deutschland angekommen. Da suche ich keine Ursachen, denn das hilft niemandem im Jetzt und Hier weiter!
EIne kurzfristige Lösung mag sein den IS zu bekämpfen, ja. Das hilft möglicherweise im Hier und Jetzt. Und was kommt danach? Der IS ist ja schonmal bei Weitem nicht die einzige Terrororganisation. Die Al-Qaida, die auch den IS unterstützt hat, gibt es immer noch. Da gibt es noch einige weitere Gruppierungen, die dem Dschihad zuzuschreiben sind. Schon allein wenn ich auf Wikipedia schaue und den Informationen dort glaube, dann gibt es aktuell 11 Organisationen, die Deutschland als "terroristisch" einstuft (https://de.wikipedia.org/wiki/…ngestufter_Organisationen). Also muss doch die Frage erlaubt sein: Wie kann man diese Probleme lösen, ohne in den nächsten Jahrzehnten den Nahen Osten komplett zuzubomben. Denn das, und da gebe ich dir gerne eine weitere Prognose, wird nur noch mehr Aufstände und damit extreme sowie radikale Gruppierungen mit sich bringen.