Erik Jendrisek (07/2007 - 06/2010)

Hm. Auf der einen Seite kann ich natürlich nachvollziehn, wenn einige sagen, man sollte ehemaligen Spielern Respekt entgegenbringen. Ich denk is wie bei vielem, es kommt auch drauf an, welche Formen eine Sache annimmt. Aber ich möcht auch widersprechen, wenn ich z.b. das mit Rudi Völler lese.

Ich versuch einfach ma mit nem Link auszudrücken, der es ganz gut beschreibt:

Ich denk, da sollte man auch einfach in Betracht ziehn, das die Erinnerung an früher vielleicht auch bisle verblasst is und man einiges ausblendet. Nehm ich das Beispiel Labbadia. Wurde auch schon vor über 15 Jahren gnadenlos ausgepfiffen. Und warum? Teilweise nur weil er zu Bayern ging und man sich damals als Konkurrenz gesehn hat. Ohne ihn wären wir nie Meister geworden. Soviel Verdienst können sich die wenigsten ehemaligen FCK-Spieler auf die Fahne schreiben und hat trotzdem nix dran geändert. Bei allem Verständnis für die Kritik am Auspfeifen, aber die Begründung früher hätts sowas net gegeben und das jammern wie schlecht die Welt doch geworden is, wollt ich net unkommentiert stehn lassen. Auch früher gabs schon üble Fouls, wo sich dann der Foulende auch net umgedreht hat um nachm Gesundheitszustand zu fragen. Ich denk man kann das auf alle Bereiche des Lebens übertragen. Dieses früher war alles besser kommt meines Erachtens hauptsächlich durch die verzerrte Wahrnehmung aufgrund des zeitlichen Abstands. Und was is eigentlich früher? die 90er Jahre? was machen denn dann die Leute die direkt nachm 2. Weltkrieg hier aufgewachsen sind? Da hätte die Aussage früher war alles besser erst recht nen faden Beigeschmack. Wie gesagt Respekt ja, Anerkennung für Geleistetes auch ja, aber man sollte so etwas auch nicht überbewerten. Ich behaupt sogar den meisten, die gepfiffen haben, geht Jendrisek eigentlich sonst wo vorbei. Im Vordergrund stand wahrscheinlich sogar dadurch den FCK unterstützen zu wollen, auch wenn man natürlich sich drüber streiten kann, ob so etwas wirklich wirksame Unterstützung ist.

Edit: Achja. Das Album zum Lied erschien 1986. Scheinbar hat man auch damals schon solche Gedankengänge gehabt, auch wenns ja eigentlich das früher war, von dem wir reden.

Zitat von Gazza

Nein, defintiv nicht. Ich blende weder war aus, noch ist zwischenzeitlich was verblasst, ich fand diese Situation so bemerkenswert, die hat sich unauslöschlich eingebrannt.
Abgesehen davon, dass es heute kaum noch so "Lichtgestalten" in der Bundesliga gibt, aber wenn schon ehamalige Lauterer ausgepfiffen werden, denen man vor nicht allzu langer Zeit noch zujubelte, sieht man doch, dass sich das Verhalten der Zuschauer arg gewandelt hat.

Es ging mir net drum, dieses Erlebnis mit Völler anzuzweifeln, sondern zum Ausdruck zu bringen, das dies auch früher schon net die Regel war. Und das Verhalten der Zuschauer hat sich doch nur soweit geändert, das man jemand unterstützt hat, der beim FCK gespielt hat und dies nun eben nicht mehr tut, weil er halt woanders spielt. Aber das wär vor 15 Jahren net anders gewesen. Dort hat sich das Verhalten der Zuschauer auch arg gewandelt je nachdem welches Vereinstrikot ein bestimmter Spieler an hatte.

Und ich glaub einfach jede Generation die langsam altert, wird sagen, früher wars besser. Um das begründen zu können, muss man wahrscheinlich Psychologie studieren. Aber dieses Phänomen zieht sich denk ich durch jede Epoche. Ich denk mir auch wenn ich sowas wie Bushido sehe, omg, sowas primitives hätten wir uns nie angehört. Was is das nur für ne Jugend heute. Und genau das selbe haben vor x Jahren andere Generationen schon genauso gesehn. Vor 20 Jahren z.b wars halt wahrscheinlich eher Punkmusik, wo man so drüber geredet hat und vor was weiss ich wieviel Jahren wars der Tanzstil Twist oder das Marlene Dietrich sich so freizügig gezeigt hat und das obwohl sie nach heutigen Maßstäben im Wintermantel aufgetreten ist. Sind jetz nur beliebige Beispiele. Ich hab mich auch zu wenig mit Twist oder Marlene Dietrich beschäftigt um meine Aussage über das damalige Empfinden fundiert treffen zu können, aber ich hoffe einfach mal es reicht zur Veranschaulichung. Das kann man beliebig fortführen. Ich hab da einfach nen andren Sichtwinkel, glaub ich. Vielleicht auch bedingt durch mein Geschichtsstudium und die Erkenntnis, das die Menschheit viele ihrer grössten Fehler hätte vermeiden können, wenn man auf Erfahrungswerte zurückgegriffen hätte. Aber derjenige, der dran verdient, interessieren keine Erfahrungswerte. Nehmen wir doch das aktuelle. Japan und ihre AKWs. Da stellt sich die Merkel jetzt hin und labert was von einer umfassenden Prüfung ohne Tabus. Der Hauptzweck einer solchen Ansprache is doch nicht die Kernkraft noch sicherer machen zu wollen, sondern einfach nur um zu beruhigen. Jetzt sind wir alle wieder entsetzt und betroffen, in 3 Monaten interessiert sich kaum noch wer dafür. Die möglichen Gefahren der Kernkraft hat man spätestens bei Tschernobyl erkannt, dazu hätte man so einen Weckruf net gebraucht. Aber das hätt sich konträr zu den wirtschaftlichen Interessen ausgewirkt. Ich find das ehrlichgesagt genauso scheinheilig wie ein Bild zeichnen zu wollen, wie toll doch alles vor ein paar Jahren noch war. Aber ich belass es hierbei lieber, bin grad bisle abgeschweift vom Thema Jendrisek. Und ne Grundsatzdiskussion wollen wir hier ja sicher net führen.