Diskussionsthema zum Artikel: In die Sackgasse gekriselt
In die Sackgasse gekriselt
Der 1. FC Kaiserslautern wird seinen Ansprüchen nicht gerecht – Der Trainer ist der Buhmann – Bader erwartet Lösungen
Der Frust ist groß bei den Fans des 1. FC Kaiserslautern: Statt den Sprung in die Drittliga-Spitzengruppe zu schaffen, haben die Roten Teufel nur einen Punkt aus den drei jüngsten Partien geholt. Damit sind die Lauterer den Abstiegsplätzen wieder nähergekommen, die Tabellenspitze ist weit entfernt. Der Rückschritt schmerzt.
Nach dem trostlosen 0:0 am Sonntag gegen den gut organisierten SV Wehen Wiesbaden gab es heftige Pfiffe und Buhrufe für die mehr als dürftige Darbietung. Nicht wenige Anhänger forderten lautstark die Entlassung von Trainer Michael Frontzeck. „Frontzeck raus“-Rufe machten schon während der zweiten Halbzeit die Runde im Fritz-Walter-Stadion. Nach dem Abpfiff traf der Zorn der Anhänger die Mannschaft, die den obligatorischen Gang Richtung Westkurve antrat, diesmal mit besonders schweren Rucksäcken und bleiernen Füßen.
„Die Fans haben am Zaun gesagt, sie wollen Leistungen sehen, mit denen man Spiele gewinnen kann“, sagte der erneut glücklose, aber auch kaum vernünftig angespielte Angreifer Timmy Thiele. „Dafür haben wir natürlich Verständnis, aber es ist ja nicht so, dass wir diese Leistungen nicht selbst von uns sehen wollen.“
Es war ein glücklicher Punkt für den FCK. Die in der Tabelle drei Zähler besser stehenden Wiesbadener waren zwar nicht überragend, aber im Spiel nach vorne besser als die Lauterer. „Es war ein sehr biederes Spiel von uns“, gestand der gute FCK-Torwart Wolfgang Hesl. „Es war einfach nur schlecht“, bekannte der Kapitän. Innenverteidiger Kevin Kraus meinte: „In den letzten sechs, sieben Minuten hätte das Spiel in beide Richtungen kippen können. Unterm Strich steht ein glückliches 0:0.“ Dafür sorgte auch Kraus selbst, als er in der Nachspielzeit kurz vor der Linie klärte. „Die Fans wollen uns kämpfen sehen. Es ist verständlich, dass sie ihren Unmut äußern“, sagte Kraus nach den Gesprächen am Zaun, „aber es ist ja nicht so, dass wir extra schlecht spielen.“ Die fußballerischen Mittel aber, mit denen eine ordentlich organisiert und gestaffelt stehende Mannschaft zu knacken ist, waren auch am Sonntag nicht zu sehen. „Außer bei Standards hatten wir keine wirklich gute Torchance. Wir müssen schauen, dass wir defensiv ähnlich gut stehen wie gegen Wehen und offensiv deutlich mehr Chancen kreieren“, sagte Thiele mit Blick auf den nächsten Gegner aus der oberen Tabellenhälfte: Am Freitag (19 Uhr) spielen die Lauterer bei der SpVgg Unterhaching.
Die gewann am Samstag das Fußball-Spektakel beim FC Carl Zeiss Jena mit 5:4 und hat sechs Punkte mehr auf dem Konto als der FCK. Haching, von Ex-Nationalspieler Manni Schwabl als Präsident geführt, zeigt, wie ein kleiner Verein mit weniger Mitteln Großes erarbeitet. Der FCK schien nach Siegen in Braunschweig, gegen Lotte und Uerdingen und einem guten Auftritt beim 0:2 in Osnabrück entscheidende Fortschritte erarbeitet zu haben. Die Automatismen griffen, der Kader mit 18 Neuen harmonierte auch auf dem Platz immer besser. Davon aber war speziell bei den letzten beiden Fehlpassorgien daheim nichts mehr zu sehen. Vielen Fans platzte der Kragen. Zielscheibe Nummer eins: der Trainer.
„Es war das dritte Spiel in Folge ohne Sieg, da hat sich die Unzufriedenheit potenziert“, sagt Martin Bader, der Geschäftsführer Sport. „Ich werde die nächsten Tage nutzen, auch mit Michael Frontzeck zu sprechen und um in die Mannschaft hinein zu horchen“, kündigt Bader an, der bei seinem Trainer keine Resignation verspürt. Der Coach sei gestern in der Frühe schon mit den Gedanken bei möglichen Änderungen von System und Personal beim Spiel in Unterhaching gewesen. „Unbestritten ist, dass der FCK sich entwickeln muss“, fordert Bader. Er trägt die Verantwortung für die Kaderzusammenstellung. Er weiß: In dieser „Form“ wird der Wiederaufstieg verspielt! Das Argument „Wir brauchen Zeit“ sei keins mehr. „Wir haben einen guten Kader, der in der Breite durch den Einbau von Gottwalt und Kühlwetter dazugewonnen hat“, betont der Sportchef.
„Der Druck liegt nicht bei Haching, die können gewinnen, wir müssen“, sagt Bader, dem die Art und Weise der letzten Spiele missfiel. Er rätselt. Wo ist das Selbstbewusstsein geblieben? „Wir wollen am Freitag eine Mannschaft sehen, die stabil spielt, die gut und erfolgreich spielt“, fordert er. „Wir müssen Lösungen finden. Was ist das Beste für den FCK, für die Mannschaft und für Michael ...“, sagt Bader, dem in vielen Veranstaltungen klar wurde, dass Frontzeck in Fankreisen keinerlei Bonus besitzt.
„Wenn der Kopf des Trainers gefordert wird, damit habe ich kein Problem. Für mich ist wichtig, dass die Mannschaft den Support bekommt, den sie verdient“, sagte der Coach, an dem die massive Kritik seit Monaten zehrt. Er weiß, dass er Ergebnisse liefern muss. Sonst greifen die Automatismen der Branche.
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Quelle: Die Rheinpfalz