Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Kein Betze für Nazis!
Kommentar: Kein Betze für Nazis!
Im Umfeld der Roten Teufel tauchen Aufkleber mit antisemitischen, homophoben und nationalistischen Bildern und Parolen auf. Unser Autor Niklas hat dazu eine sehr eindeutige Meinung. Ein Kommentar.
An diesem Donnerstag bin ich stolz auf meinen Verein. Und das - trotz des wichtigen Heimsiegs - nicht aus sportlichen Gründen. Vielmehr wegen des offiziellen Statements des 1. FC Kaiserslautern, womit sich die Pfälzer deutlich zu den widerlichen Anti-Saarbrücken-Aufklebern äußerten, die offenbar aus der eigenen Fanszene stammen.
In der FCK-Mitteilung dazu heißt es, dass „bei Antisemitismus, Rassismus und Homophobie“ eine Grenze überschritten sei und man „solche Parolen“ nicht tolerieren wolle. Und was noch viel wichtiger ist: Der FCK werde dagegen „mit aller Härte vorgehen.“
Antisemitismus und Rassismus sind kein neues Phänomen
Worte, die selbstverständlich sein sollten, aber es alles andere als sind. Viel zu häufig erlebt man im Business-Profifußball noch Wischiwaschi-Aussagen, die in Zeiten des Rechtsrucks in Deutschland und Europa umso gefährlicher sind. Gerne wird dabei darauf verwiesen, dass Fußballvereine unpolitisch zu sein haben.
Ein absurdes Beispiel dafür lieferte der VfB Stuttgart in der Ära des Ex-Präsidenten Wolfgang Dietrich. Dieser ließ nämlich ein „FCK AfD“-T-Shirt zensieren, das ein VfB-Fan trug, der auf einem Bild einer Vereinspublikation zu sehen war. Damit wollte der Klub politische Neutralität vorgaukeln. Doch mit Neutralität haben solche Aktionen rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil. Vielmehr sind es Positionierungen gegen Links, wodurch sich Rechte bestärkt fühlen und man sich schlussendlich mit Nazis gemein macht.
Einen weiteren Grund, weshalb es im Fußball wichtig ist, sich gegen Nazis zu stellen, zeigen außerdem zahlreiche Erfahrungen, die ich damals noch als FCK-Dauerkarteninhaber miterlebte. So gehörte das bekannte U-Bahn-Lied, in dem die Opfer des KZ's in Auschwitz verhöhnt werden, bei der Anreise von meinem Heimatort Winden nach Kaiserslautern beinahe zum Alltag. Man wusste genau, wann die Neonazis, offenbar aus der Hooliganszene, in die Bahn zustiegen, was immer mit einer gewissen Angst verbunden war. Und ich bin wohlgemerkt, sowie meine Freundinnen und Freunde, die regelmäßig mit mir zum Betze fuhren, weiß. Kaum auszudenken, wie sich Menschen in solchen Situationen fühlen müssen, die zu einer marginalisierten und diskriminierten Gruppe gehören.
Dem Problem aus dem Weg zu gehen ist keine Option
Wie auch der Ex-Lautrer und Israeli Itay Shechter, der in der Abstiegssaison 2011-12, einen Tag nach der 0:4-Pleite gegen den 1. FSV Mainz 05, von den eigenen Fans beim Training antisemitisch beleidigt wurde. Einer der Zuschauer zeigte zudem den Hitler-Gruß. Ein Ereignis, das mich geschockt zurückließ und für mich immer noch - trotz der sportlichen Talfahrt - den Tiefpunkt meiner bisherigen Zeit als FCK-Fan markiert.
Auch das anschließende Lautrer Statement machte es nicht besser. Darin erklärte der Verein, man habe die „Personen aus der Hooliganszene“ nicht aus dem Stadion geführt, um einer „Eskalation“ aus dem Weg zu gehen. Beim nächsten Heimspiel gegen Hertha BSC stand ich dann mit meinen Freunden in der Westkurve. Wir hissten ein Plakat mit der Aufschrift „Solidarisch mit Shechter, solidarisch mit Israel“. Wohl fühlten wir uns dabei nicht. Die erste Reaktion eines Mannes: „Das traut ihr euch im Nazi-Block?“ Muss ja, denn Nazis aus dem Weg gehen ist eben keine Option.
Ich will einen Betzenberg, der ein Wohlfühlort für alle ist. Und solch ein Statement, wie heute gegen die Anti-Saarbrücken-Aufkleber, geben mir Anlass zur Hoffnung, dass dieser Wunsch irgendwann Realität werden kann.
Quelle: Treffpunkt Betze
Offener Brief der FCK-Gremien im Wortlaut:
Liebe FCK-Fans,
wir haben in den vergangenen Tagen davon Kenntnis erlangt, dass Aufkleber mit eindeutig antisemitischen, homophoben und nationalistischen Bildern und Parolen verbreitet werden, die durch die Nutzung unseres Vereinslogos einen Bezug zum 1. FC Kaiserslautern enthalten.
Wir – Ehrenrat, Aufsichtsrat, Vorstand sowie Beirat und Geschäftsführung des 1. FC Kaiserslautern – distanzieren uns ebenso wie der Fanbeirat des FCK ausdrücklich von solchen Darstellungen und möchten ein deutliches Signal setzen: NICHT MIT UNS! Solche Parolen werden wir nicht tolerieren und hiergegen werden wir mit aller Härte vorgehen.
Uns ist durchaus bewusst, dass es unter Fußballfans oftmals etwas emotionaler zugeht, dass Rivalitäten ausgelebt werden und es auch mal ein wenig derber und deutlicher in Bild und Sprache werden kann. Aber bei Antisemitismus, Rassismus und Homophobie ist für uns eine Grenze überschritten. Wer diese Aufkleber verbreitet, widerspricht allem, wofür unser Verein seit über 100 Jahren steht. Für so jemanden gibt es keinen Platz in der FCK-Familie. Wir haben bereits Strafanzeige erstattet und werden rechtlich gegen die unerlaubte Nutzung des FCK-Logos auf den entsprechenden Aufklebern vorgehen.
Wir haben vor wenigen Wochen das 100-jährige Jubiläum unseres Idols Fritz Walter gefeiert und dabei immer wieder von Werten gesprochen. Von Werten wie „Respekt“ und „Menschlichkeit“, die uns Fritz Walter hinterlassen hat und die für uns Verpflichtung und Ansporn zugleich sind.
Antisemitismus, Homophobie und Ausgrenzung aller Art hatten und haben am Betzenberg keinen Platz und stehen in keiner Weise für die vielfältige, bunte und offene Fangemeinde des 1. FC Kaiserslautern.
Alle Verantwortlichen des FCK möchten sich daher ausdrücklich von solchen beschämenden Aufklebern distanzieren. Wir hoffen zudem, dass sich auch die Fans der Roten Teufel von solchen Inhalten distanzieren und deutlich machen, dass für Hass und Ausgrenzung am Betze kein Platz ist.
Der Ehrenrat des 1. FC Kaiserslautern e.V.
Der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern e.V.
Der Vorstand des 1. FC Kaiserslautern e.V.
Die Geschäftsführung der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA
Der Fanbeirat des FCK