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Kommentar: Auswärts konstant schlecht
Der 1. FC Kaiserslautern bleibt auswärts ein zuverlässiger Punktelieferant. Kämpferisch ist dem Team nichts vorzuwerfen - spielerisch offenbaren sich große Mängel.
Marco Antwerpen ist ein Trainer, der sich den Gegebenheiten spontan anzupassen weiß. Das muss er auch, schließlich fallen Woche für Woche mehrere Spieler aus und zwingen den Cheftrainer zur Improvisation. Mit Götze, Ciftci, Kraus und Ritter fehlen dem Coach in Halle sämtliche Spieler, die in dieser Saison schon als defensive Sechser bzw. zentrale Innenverteidiger aufgelaufen sind. Daher steht Alexander Winkler erstmals in dieser Saison in der Startelf. Und zwar als Manndecker im Mittelfeld, zuständig für Halles Michael Eberwein.
Vier gefährliche Ecken in den ersten sechs Minuten
Die Anfangsphase gehört klar den Lauteren. Alleine vier Ecken erkämpfen sie sich in den ersten sechs Minuten, von denen tatsächlich auch jede einzelne für Gefahr sorgt. Dem Torerfolg am nächsten ist Philipp Hercher, der den Hallenser Terence Boyd auf der Torlinie regelrecht abschießt. Nach rund zehn Minuten wacht Halle dann auf. Als „Reaktion“ darauf stellt der FCK das Fußballspielen für den Rest des ersten Durchgangs ein und setzt vornehmlich auf lange Bälle.
Schon mit der gelben Karte für Winkler nach einer Viertelstunde ist die Lauterer Taktik arg in Frage gestellt. Vier Minuten später ist sie dann komplett hinfällig: In der 19. Minute geht Halle nach Klingenburgs Ballverlust in der Vorwärtsbewegung in Führung. Der FCK spielt fortan nur noch lange und hohe Bälle, die niemand verwerten kann – selbst wenn sie gut geschlagen wären. Das sind sie aber nicht.
Powerplay im zweiten Durchgang
Manchmal halten Überschriften nicht komplett das, was sie versprechen. Mit der Einwechslung von Nicolas Sessa für Alex Winkler fängt der FCK tatsächlich wieder an Fußball zu spielen - mit dem erhöhten Druck beginnt Halle sich zurückzuziehen. Die Pfälzer Gäste rennen fortan das Tor der Hausherren an, ohne jedoch allzuviel Gefahr zu versprühen. Positiv dabei ist, dass die Lauterer weitestgehend das Spiel dominieren ohne dem Gastgeber allzu gefährliche Kontergelegenheit zu gewähren. Drei gute Torchancen durch Hanslik, Zimmer und Wunderlich erspielen sich die Gäste schließlich noch. Das Gefühl, ein Tor läge „in der Luft“ kommt jedoch nie wirklich auf.
Antwerpen bereits mit „Saison 2020/21-Laune“
Marco Antwerpen bescheinigt seinem Team im Interview nach dem Spiel „in der letzten halben Stunde ein Powerplay“ sowie ein „Spiel auf ein Tor“. Allerdings hat er dabei bereits wieder diese gernervte Attitüde, die man noch aus der vergangenen Spielzeit kennt: Wenn der FCK in der letzten Saison kurz vor Schluß ein Tor kassierte, vermittelte Antwerpen anschließend das Gefühl, den nächsten Treffer kassiere der Field-Reporter oder irgendjemand anderes, der mit einer Frage aufwartet.
So wie in der vergangenen Saison scheint das Trainerteam auch jetzt damit beschäftigt zu sein, die Mannschaft mental wieder aufzubauen. Das geht letztlich nur mit Erfolgserlebnissen. Nimmt man die letzten beiden Partien, so hat man eine hochmotivierte, kampfstarke Lauterer Mannschaft gesehen. Aber eben auch ein Team, dass stark verunsichert ist. Daran wird nun gearbeitet. Draufhauen hilft hier aktuell nicht.
Die Abwehr wackelt, die Leistungsträger tauchen unter
Jean Zimmer und Mike Wunderlich sind meilenweit von ihrer Bestform entfernt, René Klingenburg verliert zuviele Bälle. Wenn also gleich drei offensive Leistungsträger nicht abliefern, sind Tore fast nur durch Standards zu erwarten. Wie erwähnt gab es in Halle durchaus Möglichkeiten früh in Führung zu gehen. Dann würde das Spiel anders laufen und Kenny-Prince Redondo hätte Raum und Möglichkeiten für ein schnelles Umschaltspiel. Ohne Konter bleibt der ehemalige Fürther allerdings eine Art "Usain Bolt im Stand-by-Modus". Ein unfassbar schneller Spieler, der aber meistens zu spät startet, den falschen Laufweg wählt oder die falsche Entscheidung trifft.
In der Innenverteidigung präsentieren sich Boris Tomiak und Marvin Senger kampfstark und bissig – allerdings auch mit unzählbar vielen Stockfehlern, Fehlpässen und langen Bällen ins Nirvana. Mit einem erfahrenen Defensivorganisator an ihrer Seite würden sie sicher ganz anders auftreten. Zudem erweisen sich die, normalerweise sehr zuverlässigen, Außenverteidiger Philipp Hercher und Dominik Schad am Dienstag als Totalausfälle.
„Heimspiel“ kann der FCK
Am Samstag empfangen die Roten Teufel den FSV Zwickau. Die Schwäne kassieren am Dienstagabend gegen Viktoria Berlin kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer und bleiben damit weiter sieglos. Die Roten Teufel treffen am Wochenende also auf ein Team, welches ähnlich wenig Selbstvertrauen haben dürfte – allerdings über deutlich weniger spielerische Mittel verfügt. Zudem gibt es auf dem Betzenberg in dieser Saison bisher ausnahmslos ordentliche Auftritte der Männer in Rot. Nicolas Sessa, in Halle der einzige Lichtblick auf Seiten der Lauterer, dürfte gegen die Sachsen den Platz von Alexander Winkler einnehmen und mehr spielerische Elemente in die Partie bringen.
"Absolutes" Expertentum
Wenn man das nur vorher gewusst hätte: Als Co-Kommentator hat Magentasport am Dienstagabend Sascha Pfeffer, einen ehemaligen Spieler von „Chemie“ Halle mit an Bord. Das klingt erstmal nicht spektakulär. Im Laufe des Abends bringt der "Experte" es dann fertig, exakt gleich viele interessante Statements zu liefern wie Bastian Schweinsteiger bei der Europameisterschaft (oder wie der FCK auswärts gepunktet hat). Wo ist eigentlich Sandro Wagner, wenn man ihn mal braucht? Hätte man sich für jedes „Absolut!“ des Herrn Pfeffer das gleichnamige schwedische Weizendestillat genehmigt - es wäre ein denkwürdiger Abend geworden. Für das Rückspiel sind wir vorbereitet, soviel ist sicher!
Quelle: Treffpunkt Betze