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Kommentar: Festung Betzenberg
Mit dem 2:0 Heimsieg gegen den VfL Osnabrück schafft es der FCK eine Horror-Bilanz zu durchbrechen und gleichzeitig zwei beeindruckende Serien auszubauen, die nicht von ungefähr kommen.
Bereits nach dem Auswärtsspiel gegen den SC Verl konnte der 1. FC Kaiserslautern eine Negativserie stoppen und seit längerer Zeit wieder einmal in der Fremde gewinnen. Dementsprechend motiviert ging die Mannschaft von Marco Antwerpen in die Partie. Dabei vertraute der Lautrer Cheftrainer der gleichen Elf wie beim souveränen Erfolg gegen Verl, um nach fast zwei Jahren endlich wieder zwei Siege in Folge zu feiern. Immer wieder wurde es in den Medien und auch in Fankreisen angesprochen, aber auch bei den Spielern war es immer wieder Thema: „Natürlich war es immer wieder ein Thema und im Kopf, wenn wir ein Spiel gewonnen haben, hat jeder darüber geredet, wir wollten das Ganze jetzt wieder etwas auffrischen“, so Philipp Hercher über das Ende der Horrorbilanz. Der Wille dieses Spiel zu gewinnen war nur ein kleines Puzzleteil, um nach exakt 651 Tagen die Serie zu durchbrechen.
Gnadenlos effektiv
Dass sich der FCK an diesem Tag viel vorgenommen hatte und die gleiche bärenstarke Leistung wie zuvor in Lotte abrufen wollte, war bereits in den ersten Minuten zu spüren. Schon nach sieben Minuten konnte René Klingenburg per Kopf eine butterweiche Flanke von Mike Wunderlich zur frühen Führung verwerten. Das spielte den Roten Teufeln in die Karten und ließ den Betze früh explodieren. Der FCK agierte dermaßen souverän und bot dem Gegner, der immerhin seit sechs Spielen ungeschlagen war, keinerlei Möglichkeit ins Spiel zu finden. Der FCK dominierte die Partie fortan und spielte auf den zweiten Treffer. Nach einer einstudierten Standardsituation erzielte Phillipp Hercher das 2:0, nachdem zuvor Kevin Kraus dem Ball am kurzen Pfosten verlängerte. Obwohl die Mannschaft noch vor nicht als zu langer Zeit als nicht drittligatauglich abgestempelt wurde, erzielt sie nun plötzlich auch Tore nach Standards. Eine der besten Lauterer Halbzeit seit langem, die dermaßen dominant runtergespielt wurde und dem Gegner aus Osnabrück nicht eine nennenswerte Aktion nach vorne bot. Besser kann man einen ersten Durchgang kaum spielen, fand auch der Torschütze zum 1:0, René Klingenburg: „Das tut einer Mannschaft extrem gut, wenn du mit zwei Toren Vorsprung in der Kabine sitzt und weißt: Du hast alles richtig gemacht“.
Im Stile einer Spitzenmannschaft
Auch im zweiten Durchgang zeigte sich der FCK zunächst sehr präsent, verpasste es aber für die vorzeitige Entscheidung zu sorgen. Im Anschluss zeigten sich die Roten Teufel etwas passiver, überließen den Gästen größtenteils das Spielgeschehen und versuchten dahingehend zu kontern. Dabei setzte die Mannschaft genau das um, gegen das der FCK seit Jahren kein Mittel findet, kompakt stehen und den Gegner zur Verzweiflung bringen. Die Hausherren ließen bis ein paar ungefährliche Distanzschüsse überhaupt nichts zu und sorgten wohl für einen der ruhigsten Nachmittage seit langem. Fast schon unheimlich war es, wie abgeklärt und souverän der FCK das Spiel bis zum Schluss runterspielte. Dabei bot man wie bereits in den letzten Spielen genau den Fußball, der in der 3. Liga überlebenswichtig ist. Einsatz, Laufbereitschaft und der Wille mehr als 100% zu geben. Zudem agierte der FCK wie eine echte Spitzenmannschaft, ließ kaum etwas zu und zeigte sich vor dem Tor unglaublich effektiv, zumal der Gegner keine Laufkundschaft war und als Tabellendritter zum Betze anreiste. Die starke Leistung konnte Trainer Marco Antwerpen wie folgt erklären: „Weil alle mitmachen, grätschen und fighten – dann kommen solche Spiele dabei heraus".
Eine Abwehr aus Granit
Seit drei Spielen und 351 Minuten ohne Gegentor. Mit acht Gegentreffern die beste Abwehr der Liga. Ein sicherer Rückhalt für die Roten Teufel dürfte sicherlich die Defensive sein. Besonders die Rückkehr von Kevin Kraus gibt der Mannschaft gegenwärtig einen zusätzlichen Schub. Auch Marco Antwerpen lobte den Innenverteidiger vor dem Spiel deutlich und hob besonders seine Rolle als Organisator hervor. Bemerkenswert ist auch, dass Boris Tomiak als Neuling in der 3. Liga dermaßen konstant performt und abgeklärt verteidigt, als ob er seit 20 Jahren nichts anderes gemacht hätte. An dieser Stelle muss jedoch auch Alexander Winkler lobenswert erwähnt werden, der eigentlich schon aussortiert wurde, in den letzten Spielen aber maßgeblichen Anteil an der Stabilität hatte und endlich das abruft, was man sich in Kaierslautern von seiner Verpflichtung erhoffte.
Natürlich lässt es sich auch besser verteidigen, wenn man einen sicheren Keeper zwischen den Pfosten stehen hat. Matheo Raab ist laut Kickernoten aktuell bester Torhüter in der 3. Liga. Der FCK scheint endlich eine funktionierende Defensive gefunden zu haben und diese könnte sich in den kommenden Wochen als großer Trumpf herausstellen. Immerhin kommt der Spruch, die Offensive gewinnt Spiele und die Defensive gewinnt Titel nicht von ungefähr.
Never change a running System!
Grund für den Aufschwung dürfte wohl die Rückkehr zur Dreierkette bzw. Fünferkette aus dem erfolgreichen Schlussspurt der vergangenen Saison sein, da hier im Besonderen die Stärken jedes einzelnen Spielers zur Geltung kommen. Auch scheint der Kader der Roten Teufel für dieses System prädestiniert zu sein. Gerade die beiden Schienenspieler Philipp Hercher und Hendrick Zuck profitieren ungemein von der zusätzlichen Absicherung und können so ihre geballte Offensivpower voll einbringen. Auch im Sturm profitiert Daniel Hanslik von der Umstellung. Während er zu Beginn der Saison in vorderster Front den Alleinunterhalter geben musste, bekommt er nun mit René Klingenburg deutlich mehr Unterstützung und kann die dadurch frei werdenden Räume optimal nutzen. Lediglich ein Erfolgserlebnis blieb ihm bisher noch verwehrt. Einen großen Einfluss auf das Spiel der Roten Teufel hat auch die Rückkehr des spiel- und laufstarken Marlon Ritter im defensiven Mittelfeld, der wieder einmal Dreh- und Angelpunkt des Spiels war.
Trainer Antwerpen hat mit seiner Umstellung zum alten System alles richtig gemacht und dürfte gut beraten sein, das Ganze beizubehalten. Zumal der FCK endlich auch die exakt gleiche Aufstellung aufs Feld bringen konnte. Dennoch dürfte es für das Trainerteam in den kommenden Wochen durchaus kompliziert werden. Schließlich kehren mit den beiden gesperrten Spielern Senger und Redondo und einigen wiedergenesenen Spielern wie Felix Götze Spieler zurück, die nur ungern auf der Ersatzbank Platz nehmen möchten. Ein gesunder Konkurrenzkampf könnte entfachen, der durchaus zusätzlich motivieren und pushen könnte.
Der FCK ist wieder da
Die Rückkehr der Fans in die Westkurve ließ seit längerer Zeit ein echtes Betze-Gefühl aufkommen. Das empfand auch Kapitän Hendrick Zuck: „Es war natürlich eine andere Stimmung und ein geiles Gefühl. Das ist Betze, wie man ihn haben möchte und ich hoffe, dass es so bleibt“. So wie VfL Co-Trainer De Souza die Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit erklärte, waren auch die Gäste aus Osnabrück ziemlich beeindruckt von der Kulisse auf dem Betzenberg.
Nicht umsonst entwickelt sich der FCK wieder zunehmend zu einer echten Heimmacht. Seit genau 13 Spielen ist der 1. FC Kaiserslautern zu Hause ungeschlagen und damit die komplette bisherige Amtszeit von Marco Antwerpen. Genau diese Heimstärke hat den FCK früher ausgezeichnet, und nun kommt sie endlich wieder neu auf. Aber nicht nur das. Auch der richtige Betze-Fußball, die so genannten Grundtugenden wie 90 Minuten Vollgas geben, sich in jeden Ball werfen und für den anderen kämpfen, werden endlich wieder von den Spielern gelebt. Besonders voran geht derzeit René Klingenburg, der sich mehr und mehr zu einem torgefährlichen Führungsspieler entwickelt, dabei immer wieder auf die Zähne beißt und an seine Grenzen geht.
Nach Abpfiff skandierte die Westkurve dann auch: „Der FCK ist wieder da“. Es scheint, als ob das besondere Spiel gegen Waldhof Mannheim tatsächlich eine Wendepunkt erzeugt und die Mannschaft zusammengeschweißt hat. Womöglich hat es sogar ein neues Wir-Gefühl entstehen lassen, um nach den bescheidenden Saisonbeginn die Wende einleiten zu können. Und im besten Fall wird die aktuelle Serie gegen Havelse weiter ausgebaut.
Quelle: Treffpunkt Betze