Diskussionsthema zum Artikel: Den Rivalen auf Distanz gehalten
Den Rivalen auf Distanz gehalten
"Waren nicht gut genug, um das Derby zu gewinnen". In einem ungewöhnlich sachlichem Derby lieferte der FCK eine der eher schlechteren Saisonleistungen ab.
Es war angerichtet. Die Behörden hatten die Zuschauerkapazitäten zum Südwest-Gipfel kurzfristig erhöht, sodass letzten Endes 19.000 Fans ins Carl-Benz-Stadion strömten, darunter auch rund 2.000 aus der Pfalz. Das im Vorfeld heiß erwartete Duell hatte nicht nur aufgrund der geringen Distanz zwischen den beiden Städten ihre Brisanz - auch sportlich und tabellarisch ging es um einiges. Der Waldhof hatte die Möglichkeit, mit einem Sieg bis auf einen Punkt an den FCK heranzurücken.
Marco Antwerpen veränderte seine erste Elf vom Spitzenspiel gegen den 1. FC Magdeburg nur auf einer Position. Für den gelb-gesperrten René Klingenburg startete Felix Götze auf der rechten Acht im Mittelfeld. Patrick Glöckner ließ dieselbe Mannschaft wie beim torlosen Unentschieden bei Türkgücü München auflaufen.
Zerfahrene erste Hälfte
Das Derby begann zwar äußerst intensiv mit vielen Zweikämpfen im Mittelfeld, blieb allerdings zunächst ohne nennenswerte Torraumszenen. Eine bedeutende Wendung bekam das Spiel dann nach knapp 20 Minuten, als Pechvogel Felix Götze umknickte und den Platz schließlich verlassen musste. Nach seinem Haarriss im Schädel und einer Gehirnerschütterung war es für ihn die nächste unglückliche Verletzung in dieser Saison. Gute Besserung an dieser Stelle!
Für Götze kam der nach Erkrankung wiedergenesene Daniel Hanslik ins Spiel, wodurch der schnelle Redondo auf die Acht zurückrutschte. Diese Umstellung tat dem FCK fortan nicht wirklich gut. Hanslik, der grundlegend sehr von seiner Laufbereitschaft lebt, wirkte noch nicht richtig fit, kam unaufgewärmt auf den Platz und fand nie wirklich ins Spiel, weshalb er in Hälfte zwei auch wieder vorzeitig ausgewechselt wurde. Redondo machte zwar wie immer weite Wege, konnte aber auf seiner neuen Position kaum noch schnelle Läufe in die Tiefe starten, welche ihn zuletzt so stark machten. Es scheint durchaus wahrscheinlich, dass in der nächsten Woche wieder Klingenburg auf dieser Position auflaufen könnte.
Die Partie blieb im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit weiter zerfahren und hektisch. „In so einem Spiel agieren beide Mannschaften erstmal etwas vorsichtiger, keiner will den ersten Fehler machen“, erklärte der abermals lauffreudige Mike Wunderlich nach der Partie. Die etwas dominanteren Hausherren kamen durch Pascal Sohm und Marc Schnatterer zu ersten Torannäherungen, auf der Gegenseite scheiterte Terrence Boyd das ein ums andere Mal an Torhüter Königsmann. Wirklich zwingend in ihren Aktionen wurde allerdings keine der beiden Mannschaften.
Die Geburt eines Derbyheldes blieb aus
Das sollte sich nach der Pause ändern. Sohm ließ in der 53. Minute die größte Mannheimer Chance der Partie liegen, sein Abschluss nach starker Vorarbeit über Martinovic rollte nur knapp am Pfosten vorbei. Nur wenige Momente später hätte sich auf der anderen Seite Mittelstürmer Boyd zum Lautrer Derbyhelden aufschwingen können. Dem US-Amerikaner gelang es allerdings nicht die Ruhe behalten, sodass er den Ball nach einem Konter aus acht Metern deutlich über den Kasten drosch. Es sollte die letzte Gelegenheit des FCK gewesen sein, denn die Männer in Rot überließen fortan den Mannheimern das Kommando und kamen phasenweise nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus. Eine letzte große Gelegenheit ließ Waldhof-Kapitän Seegert kurz vor Schluss ungenutzt, als Matheo Raab unter einer Ecke durchtauchte. Es wäre beinahe sein erster folgenschwerer Fehler als Stammtorhüter gewesen.
Anschließend pfiff FIFA-Schiedsrichter Aytekin das Spiel nach etwa 30-sekündiger Nachspielzeit ab. Es war nicht das erste Mal, dass die spannende Schlussphase eines Südwest-Derbys etwas verkürzt wurde. Auch am 7. Spieltag der Saison 2019/2020 beendete der damalige Schiedsrichter Robert Hartmann die Partie nach exakt 90 Minuten beim Stand von 1:1. Vermutlich steckt dahinter auch wenig das Kalkül, dass bei einem Unentschieden die Stimmung nach Abpfiff im Stadionumfeld etwas entspannter ist als nach einem möglichen Last-Minute-Sieg. Aytekin hatte das Spiel übrigens trotz einer großzügigen Linie durchaus im Griff und sah sich trotz vieler intensiver Zweikämpfe nur zu einer gelben Karte für Boris Tomiak genötigt. Es war dessen Zehnte, sodass er im kommenden Heimspiel gegen Verl auf der Tribüne Platz nehmen muss.
Positives mitnehmen
Auch wenn das Bollwerk wieder einmal hielt und der FCK somit bereits zum 16. Mal kein Gegentor kassierte, muss festgehalten werden: Die Mannschaft lieferte – ausgerechnet im für die meisten Fans wichtigsten Spiel des Jahres – eine der schlechteren Saisonleistungen ab und hatte nicht mehr als einen Punkt verdient. Dieser kann allerdings im weiteren Verlauf der Spielzeit noch viel wert sein. Da waren sich auch Mike Wunderlich und Hendrick Zuck einig: „In direkten Duellen kann man auswärts mit einem Punkt leben“. Zuck ergänzte zudem: „Es war kein gutes Spiel von uns. Wir haben heute viele lange Bälle gespielt, die nicht ankamen und waren heute einfach nicht gut genug, um das Ding zu gewinnen“.
Trotz allem können die Roten Teufel die nächsten Wochen mit einer guten Portion Selbstvertrauen angehen. Immerhin hat man nur eines der letzten 19 Ligaspiele verloren und steht in der Tabelle weiterhin auf Rang 2. Auch Mike Wunderlich blickt schon nach vorn zum nächsten Spiel, womit die Marschrichtung für die nächste Woche klar sein sollte: „Gegen Verl können wir den Punkt vergolden“.
Des Weiteren bleibt für die Fans die Roten Teufel noch die schöne Erkenntnis, dass ihre Mannschaft nun schon seit einiger Zeit „Derbys kann“. Seit dem Abstieg in die 3. Liga ging keines der verschiedenen Derbys verloren, weder gegen Saarbrücken, noch gegen Karlsruhe oder den SVW. Selbst das rheinland-pfälzische Pokalduell gegen die Mainzer konnte man für sich entscheiden. In diesem Sinne: Nur noch acht Wochen bis zum nächsten Derby!
Quelle: Treffpunkt Betze