Diskussionsthema zum Artikel: NeuAnfang am Betzenberg: Hengens letzte Chance?
NeuAnfang am Betzenberg: Hengens letzte Chance?
Markus Anfang übernimmt das Ruder beim FCK. Mit kontroversen Entscheidungen und der Hoffnung auf eine offensive Spielweise wird seine Amtszeit von Spannung und Skepsis begleitet.
Auf dem Betzenberg werden künftig Markus Anfang und sein Co-Trainer Florian Junge an der Seitenlinie stehen. Die Verpflichtung des 49-Jährigen lässt auf eine offensive Spielweise hoffen. Dennoch ist die Personalie umstritten und reiht sich auf den ersten Blick in die Liste der „unpopulären Entscheidungen” von Geschäftsführer Thomas Hengen ein. Die Besetzung des Cheftrainerpostens mit Markus Anfang könnte sich für Hengen als die letzte Chance erweisen, eine erfolgreiche Trainer-Entscheidung zu treffen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass der ehemalige Trainer von Dynamo Dresden über einen gewissen „Stallgeruch” verfügt. Sollte diese Entscheidung jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein, könnte Hengens Schicksal sehr eng mit dem von Markus Anfang verbunden sein.
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Ballbesitzfußball uffm Betze
Thomas Hengen hat mehrfach betont, dass ihm die Ausrichtung auf Offensivfußball ein besonderes Anliegen ist. Mit Markus Anfang hat der Geschäftsführer einen Trainer verpflichtet, der eine solche Spielweise befürwortet. Der gebürtige Kölner bevorzugt ein 4-3-3-System, in dem die Außenverteidiger eine offensivere Rolle einnehmen. Diese Spielweise ist in Deutschland vor allem durch Pep Guardiola populär geworden. In Dresden praktizierte Anfang ein 4-1-4-1, in Köln agierte er recht erfolgreich mit einer Dreierkette im 3-5-2.
Es lässt sich jedenfalls prognostizieren, dass sich die Anhänger des FCK auf attraktiven Ballbesitzfußball freuen dürfen. Diese taktische Ausrichtung hat es seit der Ära von Kosta Runjaic nicht mehr gegeben. Bei Anfangs letzter Station Dynamo Dresden fiel auf, dass seine Mannschaft im Ligavergleich deutlich mehr Torchancen kreierte, mehr Schüsse abfeuerte, mehr erfolgreiche Dribblings absolvierte und mehr Ballkontakte im gegnerischen 16er hatte. In allen statistischen Kategorien wies Dresden die höchsten Werte innerhalb der Liga auf. Des Weiteren fiel Dynamo mit durchschnittlich 55 Prozent Ballbesitz auf.
Kontroverse Person
Markus Anfang fiel bereits als Spieler durch kontroverse Handlungen auf. In der Saison 2003/2004 wurde er als Spieler des 1. FC Kaiserslautern zusammen mit Steffen Freund und Thomas Hengen suspendiert. Wenig später verließ Anfang den Verein. Bei Werder Bremen verlor Anfang zusammen mit seinem Co-Trainer Florian Junge wegen eines Skandals seinen Trainerjob. Beide hatten sich gefälschte Impfpässe ausstellen lassen. In der Folge verloren sie nicht nur ihren Job bei Werder Bremen, sondern wurden auch vom DFB für zwölf Monate vom aktiven Fußballgeschehen ausgeschlossen. Zudem sah sich Anfang einer strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt, die mit einer Geldstrafe in Höhe von 36.000 Euro durch das Amtsgericht Bremen endete.
Eine weitere unschöne Szene ereignete sich in Dresden und betraf Kyu-Hyun Park, der damals unter Markus Anfang spielte. Im Spiel gegen den FSV Zwickau wurde Park an der Seitenlinie gefoult und verletzte sich dabei so schwer. Während der Szene gestikulierte Anfang, dass Park sofort aufstehen und weiterspielen solle. Aufgrund der Verletzungen, die Park durch das Foul erlitten hatte, konnte er das Spiel nicht fortsetzen und wurde ausgewechselt. Insgesamt kann die Szene als äußerst unglücklich bezeichnet werden.
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Dennoch ist festzuhalten, dass sich Anfang in mehreren Interviews für zahlreiche Handlungen entschuldigte und Fehler einräumte. Letztendlich muss jeder Fan für sich selbst entscheiden, wie er mit dieser Situation umgeht. Die Tatsache, dass er nun einmal da ist, lässt sich nicht mehr ändern. Jedoch ist es unangemessen, dem eigenen Verein Misserfolg zu wünschen, nur weil man mit der Trainerpersonalie nicht zufrieden ist. Eine kritische Beobachtung des gebürtigen Kölners ist weiterhin erforderlich, wobei seine Amtszeit sportlich zu bewerten ist. Jegliche Kommunikation in sozialen Netzwerken, die über eine kritische Beobachtung und eine sachliche Diskussion hinausgeht, ist nicht zielführend und schadet letztlich dem Verein.
Die Sache mit dem Stallgeruch
Der FCK zeigt eine signifikante Tendenz zur Wiedereinstellung ehemaliger Spieler. Während es für den Verein sicherlich von Vorteil sein kann, Personen als Mitarbeiter zu beschäftigen, die den Verein in- und auswendig kennen, hat sich dies auf der Trainerebene nicht immer bewährt. In einigen Fällen kann der so genannte „Stallgeruch” zu einer erhöhten Erwartungshaltung und einem verstärkten Druck auf die betreffenden Personen führen. Zwei Beispiele aus der vergangenen Saison zeigen, welche Folgen der Einsatz ehemaliger Spieler haben kann: Auf der einen Seite ist da Dimitrios Grammozis, der unter dem Druck, dem Umfeld und der sportlichen Leistung scheiterte. Auf der anderen Seite steht da Friedhelm Funkel, der mit seiner Ruhe und Erfahrung - auch aus seiner Zeit als Spieler beim FCK - souverän den Klassenerhalt eintütete und im Umfeld des FCK hohes Ansehen genießt. Mit Dirk Schuster und Marco Antwerpen hat der FCK sportlich gute Erfahrungen gemacht. Beide waren Personen, die den Verein nicht von innen kannten und keinen Ruf zu verlieren hatten. Ob der „Stallgeruch” im Falle von Markus Anfang ein Problem oder ein Segen sein wird, bleibt abzuwarten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es für einen Verein nicht immer von Vorteil ist, wenn Trainer zuvor als Spieler im Verein aktiv waren.
Die Berufung von Markus Anfang zum neuen Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern ist zweifellos ein Schritt in Richtung eines attraktiven und offensiven Spielstils. Anfangs Vorliebe für ein 4-3-3-System und seine bewiesene taktische Vielseitigkeit versprechen eine erfrischende Änderung auf dem Betzenberg. Dennoch ist die Personalie Anfang nicht unumstritten, vor allem wegen seiner Skandale und unschönen Episoden in der Vergangenheit. Die Hoffnungen auf sportlichen Erfolg ruhen nun auf den Schultern des neuen Trainers. Und Geschäftsführer Thomas Hengen könnte mit dieser Entscheidung die letzte Chance erhalten, seine Position zu sichern. Die Diskussion um den "Stallgeruch" ehemaliger Spieler als Trainer erhöht zusätzlich den Druck auf Anfang, der nun unter besonderer Beobachtung stehen wird.