Politik & Wirtschaft

  • @apo,


    danke für Deine sachlichen Beiträge.


    Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, von denen Du zwei genannt hast. Privatisierung ist nicht immer erfolgreich - insbesondere, wenn Privatisiserungen schlecht verhandelt werden.
    Die Privatisierung der Bundesdruckerei ist auch so ein "schönes" Beispiel.
    Ich habe mich nur dagegen gewandt, zu argumentieren, dass Privatisierungen etwas Schlechtes sind, gegen die man massiv Widerstand leisten muss und öffentliche Unternehmen prinzipiell besser sind, weil sie - angeblich - nicht gewinnorientiert arbeiten.


    Die Wasserversorgung in Deutschland funktioniert ziemlich gut - der Großteil sind Gesellschaften öffentlichen Rechts. Hier kenne ich keine wichtigen Argumente, wieso eine Privatisierung vorteilhaft sein sollte. Ein guter Freund von mir arbeitet beim Wupperverband - von daher habe ich einen kleinen Einblick.


    Vielleicht erinnerst Du Dich aber auch noch an die 90er-Jahre, nach der Wiedervereinigung haben die öffentlichen Unternehmen in den neuen Ländern viel zu große Kapazitäten für die Wasserversorgung geschaffen, da wurden Milliarden verschleudert, die letztendlich von den Steuerzahlern aufgebracht werden mussten.
    Anderes schönes Beispiel: Schon mal nachgezählt, wieviel Flughäfen wir in Deutschland haben? Viel zu viele - alles von Politikern in Auftrag gegeben, die sich ein Denkmal schaffen wollten - gezahlt hat es der Steuerzahler.
    Und in unserem schönen Rheinland-Pfalz war doch auch gerade etwas mit einer Rennstrecke...


    Meine Argumentation ist, dass in privaten Unternehmen die Entscheidungen häufiger von Personen getroffen werden, die Know-How haben und dass die Besitzer eines Unternehmens schärfer darauf achten, dass mit ihrem Kapital keine Verschwendung erfolgt, als in öffentlichen Unternehmen. Leider klappt das nicht immer - gerade in großen Aktiengesellschaften erfüllen die Aufsichtsräte zu selten ihre eigentliche Aufgabe.


    Ich finde es nur sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Hauptursache, wieso es uns in Deutschland so viel besser als in den meisten Ländern geht, der Fleiß seiner Menschen und die Freiheit im wirtschaftlichen Handeln ist. Kapitalismus und wirtschaftliche Freiheit ist die Basis unseres Wohlstandes und unseres gesellschaftlichen Friedens.
    Kapitalismus braucht Kontrolle, das stimmt - aber ich möchte mich ganz bewusst dem Meinungstrend entgegenstellen, das Privatisierung und Kapitalismus etwas Negatives ist und alles viel besser wäre, wenn die guten öffentlichen Unternehmen die Wirtschaft kontrollieren würden.
    Aber da sind wir in Deutschland groß drin, auf den Gaul zu schimpfen und einzuprügeln, der den Karren zieht.

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    KEINE PFIFFE GEGEN UNSERE MANNSCHAFT IN DER WEST


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  • Walz, Walz, Walz ...
    der Kapitalismus ist die Basis unseres gesellschaftlichen Friedens ? Dann lass es uns noch ein paar Jahre so weiter machen und wir werden sehen wie friedlich es hier ist wenn sich immer weniger Menschen mit der Droge Dauerkonsum betäuben können. Die ersten Erscheinungen friedlichem Miteinanders gibt es ja schon in den Ballungsräumen.
    Ich bin ja durchaus bei dir wenn es um wirtschaftliche Freiheit und eine soziale Marktwirtschaft geht. Kaum ein vernünftiger Mensch will nochmal einen sozialistisch/kommunstischen Versuch mit Unterdrückung und millionen von Toten. Aber meiner Meinung nach müssen Infrastruktur (Eisenbahn, Straßen, Elektrizität, Wasser) in staatlichen also unser allem Besitz. Ebenso müssten Schlüsselindustrien staatlich überwacht und kontrolliert werden. Nach staatlicher Hilfe schreien sie ja auch sofort wenn es ihnen schlecht geht.
    Mal ein Beispiel aus den Anfang 90ern aus unserem Raum. Der BASF ging es damals nicht gut und sie bettelte beim Dicken aus O um Hilfe. Man einigte sich darauf, das Ende 50 jährige bei vollen Leistungsbezügen in den Voruhestand gehen konnten. Das alles unter massiver Hilfe der Arbeitslosen- und Rentenversicherung. Dies geschah nur unter der Auflage, das die BASF wieder Leute einstellt wenn es ihnen wirtschaftlich besser geht. Die Sozialversicherungen wurden gerne geplündert, aber nach jahrenlangen Rekordgewinnen wurden die Angestellten trotzdem immer weniger. Natürlich wurden auch die Beträge an unser aller Sozialsystem nicht zurückgezahlt. Toller Kapitalismus, das.
    Über die Banken hat lookaround alles Wissenswerte geschrieben, dazu nichts weiter von mir sonst wird mir speiübel. Aber du siehst diese Burschen ja selbst als Kriminelle, somit sind wir wieder einer Meinung.

  • Wasser ist Leben und Leben ist kein Gut dass einem Profitgedanken unterliegen sollte.

    So schön wie früher wirds nie werden, das gibt die Zukunft so nicht her...

  • Apo,


    Nun vielleicht sollte ich das konkretisieren: ist EINE nicht DIE notwendige Basis für ein friedliches Zusammenleben. Ich kenne keine wesentlichen Ausnahmen in der Menschheitsgeschichte...


    Zum Thema Infrastruktur in Staatsbesitzt gibt es viel für und wieder, kann schon verstehen, dass man da den Staatsbesitz fordert - leider gibt es viele, viele Beispiele, dass uns das teuer zu stehen gekommen ist.
    Bei Banken ist es in jedem Fall gründlich schief gegangen... Bei Flughäfen auch immer wieder... Und Griechenland ist ein abschreckendes Extrembeispiel.
    Beim Thema Post wäre es vermutlich für alle ohne Privatisierung besser gelaufen - was da mit den Mitarbeitern gemacht wird, ist ein Skandal. Von daher hat es mich sehr wenig gefreut, dass gerade Hermes jetzt Trikotsponsor ist... (kleine Randbemerkung).
    Und zur Bahn kann man sich ja selbst ein Urteil machen, da gibt es viel Licht und Schatten... Ob eine privatisierte Bahn besser wäre, ist Spekulation.


    Ja Kapitalismus muss kontrolliert werden - dringend sogar. Und hier sind in der Vergangenheit schwere Versäumnisse zu verzeichnen. Eine Art Glauben daran, dass der Markt schon alles selber regelt. Das ist natürlich Blödsinn.
    Aber auch der Straßenverkehr muss kontrolliert werden, weil sonst jeder macht was er will. Deshalb ist Autofahren ja auch nicht schlecht.
    Menschen sind nun mal so.


    Und zum Thema BASF. in den 90er Jahren war es in Politik und Wirtschaft sehr populär, Geschenke aus den Sozialversicherungen zu bezahlen. Dies geschah mit ausdrücklicher Billigung der Politik. Da wurden auch an Personen, die schon eine Superrente hatten - und die gab es viele - schöne Aufschläge aus der Rentenkasse bezahlt. Ich selber lebe in einer Region in der viele gut betuchte Frührentner aus dieser Zeit leben. Die spielen jetzt Golf auf Kosten der Leute, die heute noch arbeiten. Da muss der Kleinverdiener jetzt dafür zahlen, dass die Leute 4000 statt 3500 Euro Rente haben. Aber das ist doch eher auf eine Selbstbedienungsmentalität als auf den Kapitalismus an sich zurückzuführen.


    Hat da jetzt mehr das Unternehmen versagt, dass so ein schönes Angebot angenommen hat oder die Politik, die solche Angebote macht, um wiedergewählt zu werden - obwohl auch damals schon klar war, dass es eine zutiefst unfaire und unwirtschaftliche Regelung ist?


    Maggo,
    gilt das nicht auch für Essen und das Gesundheitssystem?
    Was sind die Alternativszenarien?
    LPGs?
    Oder vielleicht die supertollen staatlichen Gesundheitssysteme in England oder Frankreich?


    lookaround,
    die Themen in Indien kenne ichnicht, kann ich nichts zu sagen.
    Aber wenn Du tatsächlich behauptest, in Deutschland hätten nicht die staatlichen Banken den mit Abstand größten Schaden in der Finanzkrise angerichtet, dann empfehle ich Dir, Dich noch mal schlau zu machen. Der Fall ist mehr als eindeutig.


    Und zu behaupten, dass die hohen Telefonkosten nicht primär an der Monopolsituation der Post/Telekom gelegen haben, sondern an der Technik ist auch völlig unhaltbar. Klar war telefonieren früher auch aus technischen Gründen teurer, aber 42 Mark für eine Stunde Ferngespräch? Da kann ich nur müde drüber lächeln.
    Die Post hat mit den damaligen Telefongebühren ihren extremen Wasserkopf, ihre irre Bürokratie finanziert. Und konnte als Monopolist die Preise durchsetzen, die sie wollte.


    Und zum Thema Stuttgart 21: Hier haben ein staatliches Unternehmen zusammen mit Politikern ein tolles Projekt auf die Beine gestellt. Sicher kein Beweis, dass es besser läuft, wenn staatliche Unternehmen was planen (siehe Flughafen Berlin, Elbphilharmonie Hamburg, Hockenheim, ...)

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    2 Mal editiert, zuletzt von Walz aus der Pfalz ()

  • Wenn man das mal betriebswirtschaftlich bzw ökonomisch betrachtet, macht das ja schon Sinn ( insofern ich jetzt nicht völlig daneben liege ) . Durch das Aufteilen auf mehrere große private Unternehmen kann man zunehmende Skalenerträge generieren, muss aber durch eine mögliche Monopolmachtstellung regulierend eingreifen. So wie zB beim Strom, wo das hinführt hab ich erst vor kurzem an meiner steigenden Stromrechnung gesehen :thumbdown: Hat alles so seine Vor und Nachteile, wobei die Armen nur ärmer und die Reichen nur reicher werden....

    Moderator a.D. - Nervt die Anderen :)


    Ihr seid laut, doch wir sind Lautrer !

  • Ich bin im Wesentlichen bei Apo, mit kleinen Ergänzungen/Änderungen:
    Die Infrastruktur sollte staatlich bleiben. Das heißt die Strom-, Schienen-, Wasser-, Gas-, TelefonleitungNETZE. Die Betreiber können dann gerne konkurrierente Privatfirmen sein.
    Ich begründe es mit Beispielen:
    Beim Stromnetz sieht man, dass pirvate Konzerne dies nur in der Art ausbauen wie es ihnen nutzt. Der jetzt prognotizierte Engpaß ist jahrelang bekannt und nicht ausschließlich auf das Abschalten der AKWs zurückzuführen. Vor einigen Jahren sind im Winter in NRW massenweise Masten gefallen - zum Teil wegen Frost, zum größeren Teil wegen schlechter Wartung (wie später nachgewiesen wurde). Als abschreckendes Beispiel nenne ich hier nur die USA. Die Stromleitungen laufen z.B. in Kalifornien auf alten Holzmasten, wie wir sie aus den 70er Jahren für unser Telefon kannten. Die Folge sind hhäufige Stromausfälle. Auch die wochenlangen Stromausfälle nach dem Hurricane sind teilweise diesem System geschuldet.
    Momentan haben sich 4 Monoplisten Deutschland aufgeteilt, was das Leitungsnetz betrifft. Ich nenne es Monopl und nicht Oligapol, weil diese in jeder Region das Netz exklusiv betreiben.
    Die Bahn pflegt ihr Schienennetz nur soweit, wie es ihr selbst nutzt. An Refgionalbahnen in strukrschwächeren Gebieten hat sie kein Interesse. Dies geht nur, wenn es unter staatlicher Regie erfolgt. Die Nutzung sollte dann zu gleichen Konditionen für alle erfolgen.
    Wenn ich das Wassernetz privatisiere wird es Stück um Stück verrotten - Beispiele wurden bereits genannt. Außerdem werde in abgelegenen Gebieten dann sehr schnell horrende Kosten für Infrastrukturaufbau und -erhalt gefordert.


    Übrigens noch eine Grundsatzkritik von mir an dem jetzigen Wirtschaftssystem - auch wenn ich keine Alternative habe, müßte die Politik sich hier grundsätzlich Gedanken machen:
    Dieses System benötigt Wachstum. Die Ressourcen der Erde sind endlich und wir stoßen bereits jetzt an die Grenzen - egal ob es ökologisch ist (Plastikmüll au fdem Meer und überall ist ein gigantisches Problem) oder phsikalisch (es gibt nicht genug Rohstoffe ffür ein weiteres Wachstum). Die Klimaforscher korrigieren den Anstieg der Meere auf immer größere Pegel in immer kürzeren Zeiten. Die Prognosen belaufen sich inzwoischen auf 14.15 Metern. Der Zeitraum schwankt zwischen 2050 und 2100 - es könnte auch deutlich schneller gehen. Dies bedezutet, dass u.a. New York, das gesamte Shanghai Becken, aber auch Bremen, Hamburg und größere Teile Norddeutschlands absaufen. Die neue Hamburger Oper wird dann ein Wasserfestspielhaus
    Unser weltweites Wirtschaftssystem beruht afu Wachstum. Es werden immer mehr unsinnige Einwegprodukte entwickelt. Alles wird kurzlebiger - Ich kann mich erinnern, dass früher ein TV repariert wurde. Heute wird er weggeworfen. Unter dem Aspekt der Vernunft müßten wir Autos bauen die 40-50 Jahre halten. Hier stehen die notwendigen Schritte um die Erde zu erhalten den Wirtschaftsinteressen diametral gegenüber..

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
    ...
    Die schützt kein Programm. Die sind Melodie. So aufrecht zu gehen lerne ich nie

  • wow - finde ich spitzenklasse, dass sich hier so eine sachliche Diskussion entwickelt hat.


    Zum Thema Infrastruktur weiß ich auch nicht, ob inkompetente Politiker oder kurzfristig gewinnoptimierende Wirtschaftsunternehmen das kleinere Übel sind. Beides kommt leider viel zu häufig vor...


    Zum Thema Wirtschaftssystem: Hier möchte ich auch noch meinen Senf dazu geben, weil ich mich hier schon so häufig drüber geärgert habe, wie dazu in den Medien berichtet wird.
    Problematisch ist nicht, dass wir ein Wirtschaftssystem haben, was auf Wachstum ausgerichtet ist, sondern die Tatsache, dass es bis jetzt noch nicht gelungen ist, den Ressourcenverbrauch vom Wachstum ausreichend abzukoppeln. Durch eine geeignete Energiegewinnung und sinnvolles Recycling ist es nämlich absolut möglich, Wirtschaftswachstum bei sinkendem Ressourcenverbrauch zu erzeugen.
    Hauptproblem ist dabei die ständig wachsende Bevölkerungszahl auf der Erde.
    Wenn man das Problem in den Griff kriegt, halte ich es für sehr wahrscheinlich dass der technische Fortschritt dazu ausreicht, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig zu wachsen - zumindest so wie Wachstum definiert wird. Dienstleistungen sind im Wachstum auch enthalten.


    Und auch wenn ich die Klimaprognosen für völligen Blödsinn halte - kein Mensch kann auch nur annähernd simulieren, wie sich die Temperatur entwicklen wird - aber der, der die schlimmsten Szenarien verbreitet, liegt im Rennen um Medieninteresse und Forschungsgelder weit vorne - so ist es für uns als Menschheit potentiell existenzbedrohend, wenn wir bezüglich Naturraumvernichtung und Ressourcenverbrauch so weitermachen wie bisher.


    Übrigens, der Grund wieso man Fernseher nicht mehr repariert liegt nur daran, dass dort wo man sie baut, der Stundenlohn 1 Euro beträgt und hier über 20 Euro. Bis hier einer den Fehler gefunden hat, kostet das viel zu viel Geld. Ist krank, aber wer gibt für die Reparatur eines alten Fernsehers schon gerne mehr aus als für den Kauf eines neuen...

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  • Ich verfolge diese Diskussion hier gerade mit großer Freude.
    Schön, dass es auch hier im Forum anscheinend eine Reihe von Leuten gibt, die sich nicht nur mit Fußball beschäftigen.
    Viele Gedanken und Argumente sind prima und sprechen mir aus der Seele.
    Danke!