Das Problem bei großen Traditionsvereinen ist, dass viele Fans zuviel erwarten und dass deswegen ein ruhiger und strukturierter Neuanfang oft in die Hose geht. Leider muss man hier im Forum beobachten, dass wir uns wieder - ohne Not - beginnen unser eigenes Grab zu schaufeln, indem unnötig Druck aufgebaut wird, Ungeduld und Unzufriedenheit zunimmt. Noch ist es ein leichtes Rumoren, man mag sich nicht ausmalen, was passiert, wenn in den nächsten Spielen weiter nicht gewonnen wird.
Ohne wirklich die Zusammenhänge zu kennen, wird spekuliert. Gemeckert wird über alles: Darüber, dass Bello spielt, darüber, dass er nicht spielt, darüber, dass man nichts öffentlich sagt, darüber, dass man sich dazu öffentlich äußert - egal. Einen Fehler findet man immer.
Nicht Sasic oder die sportliche Leitung machen Anlass zur Sorge, sondern die Fans, die immer noch meinen, sie leben in alten Zeiten und alles wäre sofort wieder machbar. Von den finanziellen Möglichkeiten her sind wir aber ein Zweitligaverein unteren Durchschnitts! Manche Drittligisten können größere Sprünge wagen.
Ich denke, es gibt sehr viele Indizien dafür, dass Kuntz und Sasic, wenn sie in Ruhe arbeiten können, die Chance haben, den FCK wieder zurück in die Erfolgsspur zu führen. Und selbst wenn nicht, wenn wir realistisch sind, hätte sich das sonst keiner mehr angetan. Man muss schon ein bisschen verrückt sein, dies bei 7 Punkten Rückstand in der 2. Liga zu beginnen, im nächsten Jahr um den Aufstieg mitzuspielen und trotzdem Verschmähungen zu erdulden - in dem Wissen, wieviele Leute in den letzten 10 Jahren hier schon vom Berg gejagt wurden, weil sie den Ansprüchen nicht gerecht wurden. Die Möglichkeiten wurden dabei immer kleiner, die Ansprüche anscheinend leider nicht.
Was der FCK braucht, ist Ruhe, Stabilität und Geduld - das haben Beispiele wie Hoffenheim oder Köln gezeigt.
Aber es gibt sie auch, die Fans, die dies verstehen und hinter der jetzigen sportlichen Leitung stehen, die, die dankbar sind für das Erreichte und auch mal einen Fehler hinnehmen, ohne direkt alles in Frage zu stellen - denn nur durch Fehler kann man lernen und sich weiterentwickeln. Gott sei Dank, denn sonst müsste man Angst bekommen um diesen Verein. Die Euphorie unter den Fans, der bedingungslose Zusammenhalt - das gemeinsame Marschieren durch schlechte Zeiten - das war es, was diesen Verein für mich immer ausgemacht hat - deswegen habe ich ihn schätzen und lieben gelernt. Ich hoffe, dass das auch in der Gegenwart so bleibt.
Viele Grüße