Vorbericht: 12. Spieltag - 05. November 2011: 1899 Hoffenheim - 1. FC Kaiserslautern

Stanislawski im Interview:

Zitat

Trainer Holger Stanislawski über die junge Zukunft von 1899, Kuntz, Kurz und den Kulturschock

Seit Sommer ist Holger Stanislawski (42) Trainer bei der TSG 1899 Hoffenheim. 18 Jahre lang war er in verschiedenen Funktionen beim FC St. Pauli tätig. Wie seine erste Zwischenbilanz aussieht, verriet er Udo Schöpfer.

Herr Stanislawski, wir müssen uns über die schwankenden Leistungen Ihrer Mannschaft unterhalten. Jüngst gab es drei Niederlagen auswärts. Warum ist die Mannschaft noch nicht so weit, wie Sie sie gerne hätten?

Der Trainer hofft immer, dass die Mannschaft ein Stück weiter ist, als sie in Wirklichkeit ist. Gute Ergebnisse zu erzielen, fällt meiner Mannschaft im Moment zu Hause leichter. Auch im Spiel bei Schalke 04 war es einfach so, dass wir eine zu hohe Fehlerquote hatten. Auch da war es so, dass die gegnerische Mannschaft uns nicht dominiert hat, sondern wir für eigene Fehler bestraft wurden. Aber wir wussten: Die junge Mannschaft zu entwickeln, ist ein Prozess, das braucht Zeit.

Welche Ansätze gibt es von Ihrer Seite, Abhilfe zu schaffen?

Nun, am Donnerstag im Training beispielsweise haben wir wieder die Laufwege-Schulung aufgefrischt. Unsere Basis ist das schnelle Pass-Spiel, das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Den eroberten Ball haben wir gegen Schalke zu schnell wieder verloren.

Nach der Niederlage in Gelsenkirchen wurde wieder über die Wohlfühloase Hoffenheim diskutiert. Es wurde wieder die Frage in den Raum gestellt, ob es den Hoffenheimer Spielern zu gut geht? Ärgert Sie das?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wie gesagt, die Mannschaft ist in einem Lernprozess, es fehlt ihr noch an Konstanz. Sie zeigt zu schwankende Leistungen. Wir wissen, dass wir Geduld haben müssen.

Nicht konstant agierte auch Marvin Compper. Er war zuletzt schuld an zwei Gegentoren. Wie beurteilen Sie das?

Das ist schade für ihn, denn er spielt bislang eine sehr gute Saison. Er hat das bisher sehr gut gemacht. Ich hoffe, dass er nun nicht zu wackeln anfängt.

Die TSG 1899 noch nicht konstant, in einem Lernprozess – was ist mit Blick auf die Entwicklungen diese Saison bei den anderen Mannschaften möglich am Ende der Saison? Sie hatten vor der Saison davon gesprochen, oben rein zu pieksen.

Was auffällt ist die Tatsache, dass einige der Mannschaften, die letzte Saison oben stehen, nun unten rein gerutscht sind wie der Hamburger SV. Andere sind oben, wie Borussia Mönchengladbach. Das zeigt uns, dass auch andere Mannschaften auf der Suche nach Konstanz sind. Und das hat nicht unbedingt etwas mit der Etatgröße der jeweiligen Klubs zu tun, den FC Bayern München und ja, Schalke 04, mal ausgenommen. Das Ziel bleibt, an den oberen Rängen irgendwann mal zu kratzen.

Die TSG 1899 hat zu Beginn des Jahres eine Kurskorrektur vorgenommen. Große Transfers sind fortan tabu, der eigene Nachwuchs soll verstärkt eingebaut werden. Wie zufrieden sind Sie auch mit dem Imagewechsel?

Wir haben uns entschlossen, das Geld nicht mit der Schubkarre aus dem Fenster zu werfen. Die Spieler müssen erkennen, dass die fetten Jahre hier vorbei sind. Das muss jeder wissen. Wir haben den Weg eingeschlagen und schauen uns nun verstärkt im eigenen Stall um. Und wir sind davon überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Es kann nicht sein, dass der Verein ein riesiges Defizit erwirtschaftet und Herr Hopp am Ende dafür gerade steht.

Am Samstag geht es gegen den 1. FC Kaiserslautern. Ihre Berührungspunkte mit dem Verein?

Ich verstehe mich mit Trainer Marco Kurz und Vorstandschef Stefan Kuntz sehr gut. Ich schätze beide sehr. Es tut dem Verein und der Region gut, dass nun an den handelnden Personen über einen längeren Zeitraum festgehalten wird. Das war ja nicht immer so. Ich habe das FCK-Spiel in Hamburg gesehen. Der FCK steht gut, steht tief, das wird eine richtig schwere Aufgabe für uns.

Holger Stanislawski und die TSG Hoffenheim, eine Frage, die Ihnen schon zig Mal gestellt wurde …

… die nach dem Kulturschock?

Genau? Also …

Nein, die Umstellung von Hamburg war kein Problem für mich. Ich fühle mich hier sehr wohl. Wir versuchen, viel anzukurbeln, die eine oder andere Struktur aufzubrechen, das eine oder andere auf die Beine zu stellen. Das hat zur Folge, dass auch Mitarbeiter mehr aus sich herausgehen.

Was vermissen Sie am meisten?

Die Familie natürlich. Aber wir pendeln. Vergangene Woche waren mein Bruder und meine Schwester hier, das geht schon. Ich ziehe in Kürze nun vom Hotel in eine feste Wohnung unweit des Traininzentrums, Ich bin ja sowieso den ganzen Tag hier, von daher war das naheliegend. Das wird mein neuer Ruhepunkt.

Was haben Sie außer Heidelberg schon gesehen?

Ich habe noch nicht einmal Heidelberg richtig gesehen. Nur als ich wegen meines Muskelrisses in die Klinik musste, bin ich durchgefahren. Die Leute verstehe ich auch immer besser, ich gewöhne mich daran, der eine oder andere versucht sich auch im Hochdeutschen.

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Quelle: Rheinpfalz