ZitatAlles anzeigenFCK plant Neuaufbau - Trainer Krassimir Balakov soll das Projekt Wiederaufstieg realisieren
Nach dem fatalen Einbruch steht beim Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern ein „sehr großer Umbruch bevor”. Der Abstieg ist nur theoretisch noch vermeidbar.
Die Drohung, dass der „personelle Schnitt” je nach Auftreten groß oder sehr groß ausfallen wird, hatte der leitende (leidende) Angestellte den Angestellten in kurzen Hosen schon vor dem 0:2 (0:1) gegen den 1. FC Nürnberg als Botschaft im Stadionmagazin übermittelt. Dem erneuten Desaster folgte das Scherbengericht.
Bevor der Chef die Keule auspackte, schlug den Spielern von den Fans in der Westkurve ein „Außer Sippel könnt ihr alle geh'n” entgegen.
Nach dem Rückstand durch David Didavis Sonntagsschuss (43.) und Tomas Pekharts 2:0 (73.) brach der FCK auseinander. Wieder hatten die Lauterer drei hundertprozentige Chancen durch Richard Sukuta-Pasu (18.), Mathias Abel (22.) und Sandro Wagner (66.) vermasselt, wieder lagen sie trotz des Chancenplus zur Pause zurück. Dann warfen sie das Handtuch. Der Klubchef zürnte, sah die Ideale des Vereins verraten. Nach Saisonschluss will er auch Profis mit laufenden Verträgen die Trennung nahelegen, um einen Neuaufbau mit unverbrauchten Gesichtern zu gewährleisten. „Wir brauchen Aufbruchstimmung”, sagte Kuntz gestern.
„Es war zu bitter”, klagte der FCK-Vorstandsvorsitzende nach der zehnten Niederlage im 14. Rückrundenspiel, „das Auftreten der Mannschaft und die dazu passende Stimmung. Es war ganz furchtbar. Dabei wussten alle, was unsere Fans erwarten; aber wir haben es nicht geschafft, unsere Kampfbereitschaft und die Leidenschaft deutlich nach außenhin zu zeigen. Wir waren nicht in der Lage, das, was wir fühlen, als Signal und Botschaft auszusenden - dass wir uns zerreißen wollen.”
Zur Frage nach dem Graben zwischen Fans und Mannschaft, die sich inzwischen kaum noch Richtung Kurve wagt, weil das Pfeifkonzert mit jedem ihrer Schritte Richtung Publikum lauter wird, meinte Kuntz: „Diese Kluft hat durch die schlechten Ergebnisse angefangen zu entstehen.”
In der Hinserie hat der FCK zu wenige Treffer erzielt: 13 in 17 Partien. Und jetzt? Nach 14 von 17 Rückrundenspielen stehen gar nur sechs kümmerliche Treffer zu Buche. Der neue Trainer Krassimir Balakov hat die Horrorbilanz von fünf Niederlagen in seinen bisher fünf Spielen aufzuweisen. „Krassimir ist außen vor”, betonte Kuntz jedoch. Er will Balakov, dessen Vertrag auch für Liga zwei gilt, das Projekt Wiederaufstieg übertragen. „Ich erwarte von meinen Spielern etwas mehr Stolz, Wut, um ein Spiel zu gewinnen. Die sehe ich nicht in den Gesichtern meiner Spieler”, sagte der Trainer, dessen Rettungsmission gescheitert ist.
Beim Wiederaufstieg gerne helfen würde Christian Tiffert. Das Arbeitspapier des Kapitäns ist bis 2013 gültig. Ob auch er nach der rasanten Talfahrt dem großen Umbruch zum Opfer fällt, vermochte der 30-Jährige nicht zu sagen. Sein Tief hatte den FCK-Spieler der Saison 2010/2011 mehr und mehr auch hausintern in die Kritik gebracht. „Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken, der Verein hat mir auch etwas zu verdanken, wenn auch nicht so viel”, sagte Tiffert und erinnerte an sein tolles letztes Jahr. Diese Saison zu Ende bringen, dann alles in Ruhe analysieren und Rückschlüsse ziehen, rät der Mittelfeldmann. „Ich bin überzeugt, dass man hier aufsteigen kann. Das muss auch das Ziel sein, denn dieser Verein gehört in die Bundesliga!”
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Kommentar
Tasmania Kaiserslautern
Im Abstiegskampf sieht es für den 1. FC „Chaos” Köln ganz schlimm aus. Selbst der Relegationsplatz ist in Gefahr. Bei Hertha BSC Berlin ist nach dem für die Moral so wichtigen 3:3 in Leverkusen neue Hoffnung eingekehrt. Zumal der nächste Gegner der zur Lachnummer der Liga verkommene 1. FC Kaiserslautern ist. Der hat seit 21 Spielen nicht mehr gewonnen - die schlechteste Mannschaft seit Tasmania Berlin 1965/66 (8:60 Punkte, 15:108 Tore).
Die letzte Patrone wollte Stefan Kuntz mit dem Wechsel auf der Trainerbank nutzen - ein Schuss ins Knie. Krassimir Balakov ist sicher unschuldig an der Verfassung des Kaders, den Kuntz und Marco Kurz mit ihrer kopflosen Winter-Panik-Transferpolitik schwächer machten, anstatt ihn zu verstärken. Der Frust der Fans entlädt sich nun speziell auf Sandro Wagner. Der lange Stürmer kam als Hoffnungsträger, startete gut - und ist nun ein Problemfall. Am Samstag kam er für den jungen Julian Derstroff - und wurde mit Pfiffen empfangen und gedemütigt. Übel!
Der Trainer hätte Wagner für den glücklosen Richard Sukuta-Pasu bringen sollen und Andrew Wooten als Zugabe (für Totalausfall Olcay Sahan).
Was Regionalliga-Torjäger Wooten wirklich kann, weiß keiner. Vielleicht zeigt er's uns - in der neuen Saison im Dress des FSV Irgendwie ...
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Verbitterter Betzenberg
Enttäuschung, Wut, Entsetzen - die Begegnung des 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Nürnberg am Samstagnachmittag im Fritz-Walter-Stadion begründete aus Lauterer Sicht einen neuen Tiefpunkt auf dem Betzenberg in dieser Saison.
Mit Pfiffen und Beschimpfungen verabschiedete die Westkurve den FCK nach der 0:2-Pleite gegen die Franken. Es war das 21. Spiel in Folge ohne Sieg. Die Mannschaft brach den Gang zur Westkurve auf halbem Weg ab.
„Versager!” Das auf der Westtribüne entrollte Transparent war die herbe Abrechnung der Fans mit der Truppe, die überfordert und leidenschaftslos auch gegen die „Clubberer” unterging und dem Abstieg aus der Ersten Fußball-Bundesliga geweiht ist.
Hohn und Spott: Mit den weißen Taschentüchern, mit denen die Anhänger der Roten Teufel einst reihenweise die Gegner nach Hause schickten, verabschiedeten sie nun die eigenen Spieler aus dem Spiel - und aus der Ersten Liga. Ein verbitterter Betzenberg.
Krassimir Balakov, der neue Trainer („Ich kann unsere Fans voll verstehen. Für mich ist das auch nicht einfach.”), hat nach fünf Niederlagen den Vorschusslorbeer aufgebraucht: Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete die Auswechslung von Publikumsliebling Julian Derstroff gegen Sandro Wagner, den aus Bremen gekommenen, bisher restlos enttäuschenden Stürmer.
„Mit Kurz zurück in die Erste Liga” Das Transparent auf der Westtribüne huldigte dem früheren, wenn auch erfolglosen Coach der Betzenberger - und demütigte schon den neuen.
Verkehrte Betzenberg-Welt während des Spiels: Der Gästeblock feierte den Klassenerhalt, die Westkurve verstummte im Frust. FCK-Stadionsprecher Horst Schömbs versuchte nach dem Abpfiff zu trösten: „Wir sind alle traurig. Das hat weh getan. Wir geben nicht auf. Wir kommen zurück.”
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung