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Fussball: Der 46 Jahre alte Franco Foda hat einen Zweijahresvertrag als Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern unterschrieben. Mit dem Ex-FCK-Profi kommt Thomas Kristl als Assistenzcoach. Torwarttrainer Gerry Ehrmann hat seinen Vertrag bis 2015 verlängert.
Franco Foda will auch künftig seine ganze Energie einer „Kampfmannschaft” widmen. In Österreich, wo der neue Chefcoach des Fußball-Bundesliga-Absteigers 1. FC Kaiserslautern bis 12. April 15 Jahre lang als Spieler und Trainer erfolgreich bei Sturm Graz gearbeitet hat, ist das die Bezeichnung für die erste Mannschaft eines Klubs.
Am 18. Juni wird der 46 Jahre alte ehemalige FCK-Spieler das erste Training seiner neuen Kampfmannschaft leiten. Nach Fodas Empfinden ist die österreichische Bezeichnung - zumal für ein Profiteam - völlig logisch. „Leidenschaft und Einstellung, da brauchen wir eigentlich gar nicht drüber zu reden”, sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler gestern bei seiner Vorstellung, „das sind Grundvoraussetzungen, dafür werden wir bezahlt.” Schnellen und attraktiven Fußball will er seine Kämpfer „mit Charakter” in der am ersten August-Wochenende beginnenden Zweitliga-Saison spielen lassen. Am Freitag hat FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz seinen ehemaligen Mannschaftskameraden und Kaiserslauterer Dauer-Trainerkandidaten nach der Entlassung Krassimir Balakovs kontaktiert. Am Sonntag trafen sich die beiden am Frankfurter Flughafen, seit Dienstag ist alles klar.
Foda, mit Graz, wo er von 2006 bis April 2012 Cheftrainer war, Meister und Pokalsieger, schlug ein Angebot von Austria Wien aus und entschied sich für einen Wechsel nach Deutschland in die Zweite Liga. „Der nächste Schritt”, sagte er. „Ich bin über die Bundesliga und die Zweite Liga, über die Mannschaften und die Spieler, gut informiert, weil man in Österreich immer nach Deutschland schaut”, betonte der 46-Jährige, der einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat und der seinen ehemaligen Grazer Assistenten Thomas Kristl mitbringt. „Franco muss man nicht erklären, was beim FCK erwartet wird”, betonte Vereinschef Kuntz mit Blick auf die in der abgelaufenen Abstiegssaison zu oft fehlenden Grundtugenden. „Der angestrebte Wiederaufstieg wird kein Selbstläufer”, sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef Ottmar Frenger. Viel Arbeit für Kuntz und Foda.
Für Torwarttrainer Gerry Ehrmann, seit 1984 beim FCK, saß der Schock nach dem sang- und klanglosen Abstieg zu tief. Er habe erst etwas Abstand von dieser schlimmen Saison gebraucht. So kommentierte er gestern die Verzögerungen bei den Verhandlungen um seinen neuen Vertrag. Der ist nun unterschrieben und gilt bis 2015.
Foda sei der einzige Cheftrainer, den der FCK nun noch bezahle, betonte Kuntz auf die Frage, ob der Verein gegenüber den abgefundenen Ex-Trainern Krassimir Balakov und Marco Kurz noch finanzielle Verpflichtungen habe.
Bis 2015 unterschrieben hat beim FCK gestern der 1,85 Meter große Torwart David Hohs (24). Er kommt ablösefrei von Zweitliga-Absteiger Alemannia Aachen als Herausforderer Tobias Sippels. Hohs absolvierte 39 Zweitligapartien für Alemannia Aachen. 2007 wurde er mit der U19 von Bayer 04 Leverkusen deutscher A-Jugend-Meister.
Heute soll Mittelfeldspieler Enis Alushi (wir berichteten), der vom Zweitligisten SC Paderborn kommt, in Kaiserslautern seine Arbeitspapiere unterschreiben. Albert Bunjaku und Mimoun Azaouagh stehen bereits als Neuverpflichtungen fest.
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Der Trainer aus dem Alpenland
Franco Foda ist der neue Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern. Gut 50 Journalisten, Fotografen und Kameraleute sind gestern auf den Betzenberg gekommen, um den 46-Jährigen in Augenschein zu nehmen, der nach vielen Jahren in Österreich in die Pfalz zurückgekehrt ist.
Franco Foda im Fokus. Im Blitzlichtgewitter der Fotografen macht Foda, der in den vergangenen 15 Jahren in der beschaulichen Alpenrepublik Österreich als Spieler und Trainer in Diensten des Erstligaklubs Sturm Graz gestanden hat, eine gute Figur. Er wirkt ruhig bei seinem ersten Auftritt als neuer Coach des aus der Bundesliga abgestiegenen 1. FC Kaiserslautern.
Die Jahre Österreich scheinen an Franco Foda ziemlich spurlos vorübergegangen zu sein. Ernst und gefasst, sehr deutsch , sitzt der 46-Jährige mit der militärisch kurzen Haartracht auf dem Podium des Presseraums und lauscht den Worten des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz. „Dem Franco muss man nicht erklären, was vom FCK auf dem Platz erwartet wird.” So charakterisiert der FCK-Boss den neuen leitenden Angestellten des Vereins und spielt damit auf dessen teuflische Vergangenheit an. Foda ist wie Kuntz Mitglied der legendären Mannschaft des FCK gewesen, die 1990 in Berlin den Pokal gewonnen hat. Als ehemaliger FCK-Spieler besitzt Foda den richtigen Stallgeruch, der seinem Vorgänger, dem glücklosen 57-Tage-Trainer Krassimir Balakov, fehlte.
Stefan Kuntz weiß die richtigen Akzente zu setzen. Und so teilt er ganz nebenbei noch mit, dass der FCK den Torwarttrainer Gerry Ehrmann „für drei weitere Jahre gewinnen konnte”. Dass sich die Verhandlungen mit Ehrmann, der wie kein Zweiter die Kampfkraft des FCK personifiziert, etwas in die Länge gezogen haben, sei aber nicht, versichert Kuntz, auf Unstimmigkeiten zwischen dem Klub und seinem verdienten Ausbilder zurückzuführen. Nachdem dann noch der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Ottmar Frenger die Verpflichtung des neuen Cheftrainers „nach dem unrühmlichen Abstieg” mit einem „Silberstreif am Horizont” verglichen hat, kommt der Vielgelobte selbst zu Wort.
Dabei lässt er dann doch ein wenig kakanischen Charme blitzen. „Es ist schön, wieder hier zu sein”. So eröffnet Foda seine Rede und schiebt dann aber gleich pflichtschuldig die Beteuerung nach, dass er sich auf die Aufgabe beim FCK freue. Welchen Stellenwert der pfälzische Traditionsklub für ihn besitzt, unterstreicht Foda mit dem Hinweis, dass er ein Angebot von Austria Wien ausgeschlagen und sich stattdessen für die Roten Teufel entschieden habe.
Auf die Frage eines Journalisten, ob er denn überhaupt im fernen Österreich das Fußballgeschehen in Deutschland wahrgenommen habe, antwortet Foda schnell und präzise: „Ich bin bestens informiert über die Erste und die Zweite Bundesliga.”
Auch wenn die lange Zeit im kleinen Nachbarland den gebürtigen Mainzer nicht zu einem Österreicher mutieren ließ, so hat sie doch seinen Wortschatz erweitert. So erzählt Foda, dass er 2009 das erste Angebot des FCK abgelehnt habe, weil sein Sohn da noch nicht die Matura (Abitur) abgelegt hatte. Nachdem nun der Filius maturiert hat, steht dem Engagement des Vaters in der Pfalz nichts mehr im Wege.
Mit einem weiteren, in bundesdeutschen Fußballkreisen ungewöhnlichen Begriff setzt Franco Foda die Runde in Erstaunen, als er von einer „Kampfmannschaft” spricht. Damit beeindruckt er besonders Stefan Kuntz, der das Wort sogleich anerkennend wiederholt. Es ist ein gutes neues Wort auf dem Betzenberg, auf dem die Fans von ihrer Mannschaft Kampf erwarten.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung