ZitatAlles anzeigenTatort Stadion?
Als Kind ist Jochen mit seiner Mutter zum Fußball gegangen, die Eintracht spielte gegen den 1. FC Köln. Als sie um die Tribüne bogen, gab es plötzlich Zoff, verfeindete Fans gingen aufeinander los. Seine Mutter fand das fürchterlich, und so sagte sie ihrem Sohn, dass er nicht mehr ins Stadion darf. Jochen spielte nun nur noch selbst Fußball, die Bundesliga schaute er im Fernsehen. Das genügte ihm. Als die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland kam, lockte das Ereignis auch Jochen. Er lebte mittlerweile in Kaiserslautern, sah sich dort ein WM-Spiel an, und weil es ihm gefiel, ging er kurz darauf wieder auf den Betzenberg. Bundesliga gucken. Seitdem hat es Jochen gepackt. Er hat kein Heimspiel mehr von Kaiserslautern versäumt, nur bei zwei Auswärtsspielen war er nicht dabei. Jochen ist 55 Jahre alt und selbständiger IT-Berater. Die ganze Woche über denke er in seinem Job analytisch, sagt Jochen, aber wenn der FCK spielt, sind plötzlich die Emotionen da.
Jochen ist einer der Zuschauer, denen die Bundesliga ihren Boom verdankt. Jochen gehört keinem Fanklub an, er geht immer nur mit seinen Kumpels auf den „Betze“. Er engagiert sich in der Initiative „Perspektive FCK“. Jochen ist auch einer der Zuschauer, um die sich die Politik und die Verbände derzeit Sorgen machen. Jochen soll sich in deutschen Stadien sicher fühlen, deswegen hat die Deutsche Fußball-Liga nach Beratungen mit der Sicherheits- und Innenministerkonferenz ein Konzept erstellt, das sich „Sicheres Stadionerlebnis“ nennt. Es fliegt der DFL gerade um die Ohren. Und Jochen, für den das Papier eigentlich gemacht ist, sagt: „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Fans.“
Quelle: FAZ