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Nach Roter Karte von Florian Dick feiert der FCK Wiederauferstehung – Gegen Energie Cottbus zwei Rückstände wettgemacht
Von Maria Huber und Horst Konzok
Tatort Betzenberg: Nach dem 2:2 (1:2) im Montagskrimi gegen Energie Cottbus wurde die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern wie nach einem grandiosen Sieg gefeiert. 83 Minuten hatten die Roten Teufel nach Florian Dicks Roter Karte großartig in Unterzahl gekämpft. Ein Sieg wäre verdient gewesen.
Das Spiel eins nach Franco Foda sah einen auf zwei Positionen veränderten FCK: Für den gesperrten Mo Idrissou stürmte Olivier Occéan, Simon Zoller durfte anstelle von Kostas Fortounis ran. Oliver Schäfer, bis auf weiteres der Trainer nach Foda, setzte wie in den letzten drei Trainingstagen auf eine 4-4-2-Formation.
Nach sieben Minuten war das alles nur noch Makulatur.Florian Dick, der geschätzte Kämpfer, führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Sieben Minuten später sah er nach einem Schnellangriff des FC Energie Rot. Im Laufduell hatte Dick den schnellen André Fomitschow umgestoßen, Schiedsrichter Sascha Stegemann sah den Lauterer als letzten Mann, gab Rot und Elfmeter. Tobias Sippel war noch dran, doch der von Banovic getretene Ball rutschte ins Netz: 0:1.
Die Roten Teufel, nach dem Debakel von Aalen um Wiedergutmachung kämpfend, waren geschockt. Ein elfmeterreifes Foul am schnellen Marcel Gaus blieb ungesühnt (11.), dann parierte Sippel großartig gegen den frei vor ihm auftauchenden Uwe Möhrle. Glück, dass Kruskas Distanzschuss an der Latte landete (20.).
Der FCK fing sich. Auch ein Verdienst des spielstarken Karim Matmour, der Dicks Rolle in der Vierer-Abwehrkette übernahm. Der kampfstarke Alexander Ring, der mit Löwenmut ackernde Chris Löwe und vor allem Simon Zoller setzten die Impulse. Nach Foul an Occéan servierte Löwe den Freistoß von halbrechts mit links, Markus Karl schraubte sich hoch und drehte den Ball per Kopf in die Maschen: 1:1 (23.).
Die Wende war machbar, Marcel Gaus hätte für die FCK-Führung sorgen müssen. Aber er vergab zwei tolle Möglichkeiten. Nach klasse Pass Occéans verfehlte der linke Außenbahn-Turbo das Ziel (36.). Vier Minuten später war Gaus nach Doppelpass mit Ring frei, er traf wieder nicht.
Die kalte Dusche kurz vor dem Halbzeitpfiff: Energie kontert, Marco Stiepermann, der Pfeil von der Lausitz, düpiert die Lauterer Abwehr und trifft ins lange Eck: 1:2.
Dann ging’s Richtung Westen. Die Unterstützung war erstklassig. Wieder verhaspelt sich Gaus, dieses Mal nach Karl-Vorarbeit (57.). Dann klärt Börner nach Gaus-Zuarbeit vor dem nun energischeren Occéan (48.). In der 57. Minute der Lohn für die couragierte Leistung: Gaus verlängert, Ring spielt sich durch, bedient Zoller – 2:2. Es ist der vierte Saisontreffer des jungen Vollblutstürmers, der weite Wege ging, klasse spielte.
Energie setzte auf Konter, Takyi verfehlte knapp, auch Erik Jendrisek, der Ex-Lauterer, war nah dran. Dominant der FCK, aber Gaus vergab auch nach Riedels toller Vorlage (83.). Gaus war präsent, ungemein dynamisch – aber ein Tor hätte er machen müssen!
Am Ende aber wurden die Roten Teufel gefeiert. Die Einstellung stimmte, auch in Unterzahl ging es vorwärts. Applaus, Applaus!
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Orban, Heintz, Löwe - Matmour, Karl (86. Simunek), Ring, Gaus - Zoller (66. Riedel), Occéan (86. Wooten)
Energie Cottbus: Almer - Schulze, Möhrle, Börner, Svab - Susic (59. Takyi), Kruska, Banovic, Fomitschow (82. Rivic) - Stiepermann, Jendrisek
Tore: 0:1 Banovic (8., Foul-Elfmeter), 1:1 Karl (23.), 1:2 Stiepermann (45.), 2:2 Zoller (57.) - Gelbe Karten: Börner (3), Kruska (3), Fomitschow - Rote Karte: Dick (7.) - Beste Spieler: Zoller, Ring, Matmour - Stiepermann, Kruska - Zuschauer: 25.420 - Schiedsrichter: Stegemann (Niederkessel).
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Kommentar
Lust auf mehr
von Horst Konzok
Der Auftritt des FCK gestern Abend machte Lust auf mehr. Oliver Schäfer hat auch Lust auf mehr. Die Interimslösung taugt zur Dauerlösung.
Oliver Schäfer, seit 1991 mit kurzer Unterbrechung beim 1. FC Kaiserslautern als Spieler am Ball, Co-Trainer der zweiten Mannschaft, Fitness- und Co-Trainer der Profis, ist beliebt, sympathisch und als Fachmann geschätzt.
Der 44-Jährige ist ein engagierter Mitarbeiter mit Bodenhaftung, einer, der gerne ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen trägt. Schäfer ist rhetorisch stark, sein mitunter englischer Humor kann auch trockene Trainingsübungen auflockern.
Die neue Rolle, die Chefrolle, hat er nach 90-minütiger Bedenkzeit unverkrampft angenommen. In den ersten Tagen hat der Mann, der Franco Foda zumindest vorübergehend beerbt, locker, frisch und unverbraucht, aber auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit angenommen. Schäfer hat Lust auf mehr!
Lust auf mehr machte gestern Abend auch die Mannschaft. Sie war geschockt nach dem Platzverweis, sie lag zweimal zurück – aber sie zeigte, dass der Wiedergutmachungswille kein Lippenbekenntnis war. In Unterzahl wurde diesmal geackert, gerackert. Alle für einen, einer für alle. Das ist Schäfers Handschrift.
Oliver Schäfer weiß aber auch, dass Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des FCK, den Trainermarkt sondiert. Fällt die Entscheidung für einen Fußball-Lehrer mit Erst- oder Zweitligaerfahrung weiß Oliver Schäfer um seine Jobgarantie.
Aber: So wie er die Mannschaft beseelt, belebt hat, so wie er sie auch gestern nach dem 0:1 und 1:2 nach vorne trieb, ist Oliver Schäfer ein Trainer, den man sich langfristig als Cheftrainer der Roten Teufel vorstellen kann.
Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie dem Interimstrainer vorbehaltlos folgt. Die Mannschaft muss aber auch zeigen, dass das keine Eintagsfliege war. Stefan Kuntz hat Zeit, die Trainerfrage in Ruhe zu beantworten.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau